Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.lieb untertauchend. -- Anstatt der Hypothese einer Reihe üampfhafter Um¬ Aehnliche Vorstellungen fanden Anwendung auf die Auffassung des Herganges Schon seit lange war die Identität eines sehr großen Theiles der Organismen 56*
lieb untertauchend. — Anstatt der Hypothese einer Reihe üampfhafter Um¬ Aehnliche Vorstellungen fanden Anwendung auf die Auffassung des Herganges Schon seit lange war die Identität eines sehr großen Theiles der Organismen 56*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0451" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114231"/> <p xml:id="ID_1443" prev="#ID_1442"> lieb untertauchend. — Anstatt der Hypothese einer Reihe üampfhafter Um¬<lb/> wälzungen, die mit-langen Pausen der Ruhe wechselten, ist die während un¬<lb/> endlich langer Zeiten wirkender kleiner Ursachen in Gunst. An Stelle der An¬<lb/> nahme über alles bekannte Maß hinaus gehender Kraftäußerungen der berge¬<lb/> bildenden Thätigkeit der Erdrinde ist die einer alle Vorstellung übersteigenden<lb/> Zeitdauer getreten, innerhalb deren die Erdoberfläche allmälig ihre jetzige Ge¬<lb/> stalt erhielt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1444"> Aehnliche Vorstellungen fanden Anwendung auf die Auffassung des Herganges<lb/> der im Laufe der geologischen Perioden erfolgten Wandelungen der Bevölkerung<lb/> der Erde durch Pflanzen und Thiere. Man überzeugt sich in immer zahlreichern<lb/> Fällen davon, daß die innerhalb einer bestimmten Formation von Flötzgebirgen<lb/> vorhandenen Reste von Organismen in der nächstjüngeren Schicht nicht voll¬<lb/> ständig fehlen. Eine beträchtliche Zahl von Pflanzen und Konchylien gehen<lb/> durch ganze Reihen von Schichten hindurch. Derartige Fälle mehren sich, je<lb/> jüngere, der Gegenwart nähere Schichten untersucht werden. Gewisse Nadel¬<lb/> hölzer, Kampherbäume, Lvrbeerarten finden sich in den ältesten wie in den jüng¬<lb/> sten Schichten der Braunkohlcnformativn, und die wohl erhaltenen Reste dieser<lb/> Arten sind jetzt noch — wenn auch weit von den Fundstätten jener — lebenden<lb/> so ähnlich, daß der Zweifel an der völligen Gleichartigkeit beider kaum ge¬<lb/> rechtfertigt erscheint. Zwischen Moosen und Pilzen der Vrauntohlenzeit und<lb/> solchen der Gegenwart sind geradezu keine Unterschiede aufzufinden. Unter den<lb/> Süßwasserkonchylien der Braunkohlensormation ist das Verhältniß der heut noch<lb/> lebenden Arten zu den ausgestorbenen in den untersten Schichten wie i zu 30,<lb/> in den mittleren wie 1 zu 5, in den obersten wie l zu 3, selbst 1 zu 2 und<lb/> 9 zu 10. Es war nur consequente Verfolgung des von Lyell eingeschlagenen<lb/> Gedankenganges, daß Darwin neuerdings die Durchführung der Hypothese<lb/> der Entstehung alter Arten von Pflanzen und Thieren aus schrittweiser Ab¬<lb/> änderung weniger verloren gegangener Urformen versuchte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1445" next="#ID_1446"> Schon seit lange war die Identität eines sehr großen Theiles der Organismen<lb/> der D'luvialperiode mit solchen der Jetztzeit bekannt. Unter den uns erhaltenen<lb/> Pflanzenresten jener Epoche finden sich kaum irgend welche von heute lebenden<lb/> verschiedene Arten. Die Süßwassertuffe, welchen der größte Theil der gewal¬<lb/> tigen Masse des Aetna aufgelagert ist, enthalten keine andren Pflanzen und<lb/> Konchylien, als noch jetzt in der Nachbarschaft lebende. So auch die Tuffe<lb/> von Canstadt u. v. A. Zwar die Säugethierknochen > des Diluvium sind<lb/> großenteils von auffallender Eigenthümlichkeit. Die Skelette des Mammuths,<lb/> des zweihörnigen Rhinoceros in Europa und Nordasien, des den Mammuth an<lb/> Körpermasse noch übertreffenden Mastodon Nordamerika's, der Riesenfaulthiere<lb/> Südamerika'« stehen fremdartig genug neben jetztlebenden Thieren dieser Länder.<lb/> Aber nut jenen Ungeheuern gleichzeitig lebten bereits andere Säugethiere, die in</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 56*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0451]
lieb untertauchend. — Anstatt der Hypothese einer Reihe üampfhafter Um¬
wälzungen, die mit-langen Pausen der Ruhe wechselten, ist die während un¬
endlich langer Zeiten wirkender kleiner Ursachen in Gunst. An Stelle der An¬
nahme über alles bekannte Maß hinaus gehender Kraftäußerungen der berge¬
bildenden Thätigkeit der Erdrinde ist die einer alle Vorstellung übersteigenden
Zeitdauer getreten, innerhalb deren die Erdoberfläche allmälig ihre jetzige Ge¬
stalt erhielt.
Aehnliche Vorstellungen fanden Anwendung auf die Auffassung des Herganges
der im Laufe der geologischen Perioden erfolgten Wandelungen der Bevölkerung
der Erde durch Pflanzen und Thiere. Man überzeugt sich in immer zahlreichern
Fällen davon, daß die innerhalb einer bestimmten Formation von Flötzgebirgen
vorhandenen Reste von Organismen in der nächstjüngeren Schicht nicht voll¬
ständig fehlen. Eine beträchtliche Zahl von Pflanzen und Konchylien gehen
durch ganze Reihen von Schichten hindurch. Derartige Fälle mehren sich, je
jüngere, der Gegenwart nähere Schichten untersucht werden. Gewisse Nadel¬
hölzer, Kampherbäume, Lvrbeerarten finden sich in den ältesten wie in den jüng¬
sten Schichten der Braunkohlcnformativn, und die wohl erhaltenen Reste dieser
Arten sind jetzt noch — wenn auch weit von den Fundstätten jener — lebenden
so ähnlich, daß der Zweifel an der völligen Gleichartigkeit beider kaum ge¬
rechtfertigt erscheint. Zwischen Moosen und Pilzen der Vrauntohlenzeit und
solchen der Gegenwart sind geradezu keine Unterschiede aufzufinden. Unter den
Süßwasserkonchylien der Braunkohlensormation ist das Verhältniß der heut noch
lebenden Arten zu den ausgestorbenen in den untersten Schichten wie i zu 30,
in den mittleren wie 1 zu 5, in den obersten wie l zu 3, selbst 1 zu 2 und
9 zu 10. Es war nur consequente Verfolgung des von Lyell eingeschlagenen
Gedankenganges, daß Darwin neuerdings die Durchführung der Hypothese
der Entstehung alter Arten von Pflanzen und Thieren aus schrittweiser Ab¬
änderung weniger verloren gegangener Urformen versuchte.
Schon seit lange war die Identität eines sehr großen Theiles der Organismen
der D'luvialperiode mit solchen der Jetztzeit bekannt. Unter den uns erhaltenen
Pflanzenresten jener Epoche finden sich kaum irgend welche von heute lebenden
verschiedene Arten. Die Süßwassertuffe, welchen der größte Theil der gewal¬
tigen Masse des Aetna aufgelagert ist, enthalten keine andren Pflanzen und
Konchylien, als noch jetzt in der Nachbarschaft lebende. So auch die Tuffe
von Canstadt u. v. A. Zwar die Säugethierknochen > des Diluvium sind
großenteils von auffallender Eigenthümlichkeit. Die Skelette des Mammuths,
des zweihörnigen Rhinoceros in Europa und Nordasien, des den Mammuth an
Körpermasse noch übertreffenden Mastodon Nordamerika's, der Riesenfaulthiere
Südamerika'« stehen fremdartig genug neben jetztlebenden Thieren dieser Länder.
Aber nut jenen Ungeheuern gleichzeitig lebten bereits andere Säugethiere, die in
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