Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.Dächer. Selbst aus den mit Gemälden gezierten Hallen der großen Palast Die Feuersbrünste, die in dem heutigen, fast durchgehends massiv gebau¬ Auch zerstörenden Naturereignissen war Rom im hohen Grade ausgesetzt. *) Letzterer, da die Gewässer vermuthlich große Getreidcvorrcithe vernichteten, indem tels
Emporium und die Hauptmagazine ihnen ganz besonders ausgesetzt waren. Dächer. Selbst aus den mit Gemälden gezierten Hallen der großen Palast Die Feuersbrünste, die in dem heutigen, fast durchgehends massiv gebau¬ Auch zerstörenden Naturereignissen war Rom im hohen Grade ausgesetzt. *) Letzterer, da die Gewässer vermuthlich große Getreidcvorrcithe vernichteten, indem tels
Emporium und die Hauptmagazine ihnen ganz besonders ausgesetzt waren. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0378" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114158"/> <p xml:id="ID_1216" prev="#ID_1215"> Dächer. Selbst aus den mit Gemälden gezierten Hallen der großen Palast<lb/> floh man entsetzt, sobald sich ein Knistern vernehmen ließ. Ein großer Theil<lb/> der Miethhäuser war baufällig und gestützt, die nothwendigsten Ausbesserungen<lb/> unterblieben entweder ganz oder wurden nachlässig ausgeführt. Einstürze ge¬<lb/> hörten daher neben den Bränden zu den häufigsten Vorkommnissen in Rom, und<lb/> Strabo nennt beide Arten von Ungiücksfcillen sogar unaufhörlich.</p><lb/> <p xml:id="ID_1217"> Die Feuersbrünste, die in dem heutigen, fast durchgehends massiv gebau¬<lb/> ten Rom fast unerhört sind, waren im alten Rom nicht blos außerordentlich<lb/> zahlreich, sondern, wegen der Höhe der Häuser, der Enge der Straßen und der<lb/> Masse von hölzernen An- und Vorhanden, welche die Muth vorzugsweise nähr¬<lb/> ten und rasch verbreiteten, auch dreifach gefährlich. Durch die Stadtgeschichte<lb/> Roms zieht sich, außer fast unablässigen kleinern Bränden, eine Reihe großer<lb/> Feuersbrünste, die denen, welche von Zeit zu Zeit aus dem heutigen Konstantinopel<lb/> berichtet werden, an Ausdehnung nichts nachgeben. In die Regierung Tibers fallen<lb/> zwei dieser furchtbaren Ereignisse: im Jahr 27 brannte der Cälius, im Jahr<lb/> 38 der Aventin und der anstoßende Theil des großen Circus ab, beim letzteren<lb/> Fall betrug der Schaden 100 Millionen Sesterzen, d. h. über 7 Millionen<lb/> Thaler. Auf den Neronischen Brand folgte unter Titus eine Feuersbrunst,<lb/> die drei Tage und drei Nächte im Marsfeld wüthete. Eine andere unter An-<lb/> toninus Pius vernichtete 340 Wohngebäude. Wieder eine andere, die unter<lb/> Commodus ausbrach, zerstörte zunächst den großen Basar ägyptischer und ara¬<lb/> bischer Waaren, der sich beim Friedenstempel befand, und zog sich dann nach<lb/> dem Palatin hinüber. Alle Anstrengungen, ihr Einhalt zu thun, waren um¬<lb/> sonst, sie erlosch nicht eher, als bis sie einen sehr bedeutenden Theil der Stadt<lb/> in Asche gelegt und unermeßliche Reichthümer verschlungen hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1218" next="#ID_1219"> Auch zerstörenden Naturereignissen war Rom im hohen Grade ausgesetzt.<lb/> Wiederholt werden von den Geschichtschreibern Erdbeben erwähnt, noch öfterer<lb/> Überschwemmungen. Der Tiber trat nirgends so weit aus als in der Stadt.<lb/> Trotz aller Vorkehrungen überflutheten seine gelben Gewässer im Frühling oder<lb/> Herbst, von Stürmen gestaut, von Regengüssen geschwellt, immer aufs Neue<lb/> die Niederung um Roms Hügel. Tagelang standen dann ganze Stadttheile<lb/> unter Wasser, so daß nur die höher gebauten Häuser herausragten, und die<lb/> Straßen mit Kähnen befahren werden konnten. Sank dann der Strom wie¬<lb/> der in sein Bett zurück, so folgten Einstürze der unterwühlten Gebäude,<lb/> Seuchen und Hunger.*) Seit Augustus kamen in den beiden ersten Jahrhun¬<lb/> derten, namentlich in den Jahren 27, 23 und 22 v. Chr. dann 5, 15. 36 und<lb/> 69 n. Chr., ferner unter Nerva, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius und Marc Aurel</p><lb/> <note xml:id="FID_34" place="foot"> *) Letzterer, da die Gewässer vermuthlich große Getreidcvorrcithe vernichteten, indem tels<lb/> Emporium und die Hauptmagazine ihnen ganz besonders ausgesetzt waren.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0378]
Dächer. Selbst aus den mit Gemälden gezierten Hallen der großen Palast
floh man entsetzt, sobald sich ein Knistern vernehmen ließ. Ein großer Theil
der Miethhäuser war baufällig und gestützt, die nothwendigsten Ausbesserungen
unterblieben entweder ganz oder wurden nachlässig ausgeführt. Einstürze ge¬
hörten daher neben den Bränden zu den häufigsten Vorkommnissen in Rom, und
Strabo nennt beide Arten von Ungiücksfcillen sogar unaufhörlich.
Die Feuersbrünste, die in dem heutigen, fast durchgehends massiv gebau¬
ten Rom fast unerhört sind, waren im alten Rom nicht blos außerordentlich
zahlreich, sondern, wegen der Höhe der Häuser, der Enge der Straßen und der
Masse von hölzernen An- und Vorhanden, welche die Muth vorzugsweise nähr¬
ten und rasch verbreiteten, auch dreifach gefährlich. Durch die Stadtgeschichte
Roms zieht sich, außer fast unablässigen kleinern Bränden, eine Reihe großer
Feuersbrünste, die denen, welche von Zeit zu Zeit aus dem heutigen Konstantinopel
berichtet werden, an Ausdehnung nichts nachgeben. In die Regierung Tibers fallen
zwei dieser furchtbaren Ereignisse: im Jahr 27 brannte der Cälius, im Jahr
38 der Aventin und der anstoßende Theil des großen Circus ab, beim letzteren
Fall betrug der Schaden 100 Millionen Sesterzen, d. h. über 7 Millionen
Thaler. Auf den Neronischen Brand folgte unter Titus eine Feuersbrunst,
die drei Tage und drei Nächte im Marsfeld wüthete. Eine andere unter An-
toninus Pius vernichtete 340 Wohngebäude. Wieder eine andere, die unter
Commodus ausbrach, zerstörte zunächst den großen Basar ägyptischer und ara¬
bischer Waaren, der sich beim Friedenstempel befand, und zog sich dann nach
dem Palatin hinüber. Alle Anstrengungen, ihr Einhalt zu thun, waren um¬
sonst, sie erlosch nicht eher, als bis sie einen sehr bedeutenden Theil der Stadt
in Asche gelegt und unermeßliche Reichthümer verschlungen hatte.
Auch zerstörenden Naturereignissen war Rom im hohen Grade ausgesetzt.
Wiederholt werden von den Geschichtschreibern Erdbeben erwähnt, noch öfterer
Überschwemmungen. Der Tiber trat nirgends so weit aus als in der Stadt.
Trotz aller Vorkehrungen überflutheten seine gelben Gewässer im Frühling oder
Herbst, von Stürmen gestaut, von Regengüssen geschwellt, immer aufs Neue
die Niederung um Roms Hügel. Tagelang standen dann ganze Stadttheile
unter Wasser, so daß nur die höher gebauten Häuser herausragten, und die
Straßen mit Kähnen befahren werden konnten. Sank dann der Strom wie¬
der in sein Bett zurück, so folgten Einstürze der unterwühlten Gebäude,
Seuchen und Hunger.*) Seit Augustus kamen in den beiden ersten Jahrhun¬
derten, namentlich in den Jahren 27, 23 und 22 v. Chr. dann 5, 15. 36 und
69 n. Chr., ferner unter Nerva, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius und Marc Aurel
*) Letzterer, da die Gewässer vermuthlich große Getreidcvorrcithe vernichteten, indem tels
Emporium und die Hauptmagazine ihnen ganz besonders ausgesetzt waren.
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