Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.Garküchen nahmen die stanze Breite einer Gasse ein, und Prätoren waren ge¬ Aber trotz dieser Mängel war Rom mit dem verwirrenden und berau¬ Unter den öffentlichen Anlagen übertrafen die des Marsfeldes alle übrigen Was von dieser großentheils durch Augustus geschaffenen Herrlichkeit in den 46*
Garküchen nahmen die stanze Breite einer Gasse ein, und Prätoren waren ge¬ Aber trotz dieser Mängel war Rom mit dem verwirrenden und berau¬ Unter den öffentlichen Anlagen übertrafen die des Marsfeldes alle übrigen Was von dieser großentheils durch Augustus geschaffenen Herrlichkeit in den 46*
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Garküchen nahmen die stanze Breite einer Gasse ein, und Prätoren waren ge¬
nöthigt, durch den Koth des Fahrdammes zu wandeln.
Aber trotz dieser Mängel war Rom mit dem verwirrenden und berau¬
schenden Treiben eines aus allen Ländern der Welt zusammenströmenden Ver¬
kehrs, mit der Großartigfeit, Pracht und Menge der öffentlichen Bauten und
Anlagen und mit seiner unermeßlichen Ausdehnung eine Stadt ohne Gleichen.
Wer damals von der Höhe des Capitals herabschaute, dessen Blick verlor sich
in einem Gewirr von Prachtgebäuden und Denkmälern jeder Art, das zu seinen
Füßen sich meilenweit über Thal und Hügel in unabsehbare Ferne hinbreitete.
Ueberall griffen die Ausläufer der Stadt in die Campagna hinaus und ver¬
schlangen allmälig die zahlreichen umliegenden Flecken und Ortschaften, und ihre
Vorstädte verloren sich in neuen Anlagen prachtvoller Landhäuser, Tempel
und Monumente, deren marmorne Zinnen. Giebel und Kuppeln aus dem dun¬
keln Grün von Hainen und Gärten hervorleuchteten.
Unter den öffentlichen Anlagen übertrafen die des Marsfeldes alle übrigen
an Ausdehnung, während sie an Pracht und Großartigkeit keinen nachstanden.
Die weite, auf drei Seiten von der Mündung des Stromes umschlossene Ebene,
deren ungeheure immergrüne Grasfläche dem Gewühl der Wagen und Reiter und
daneben einer unzähligen Menge Raum bot, die sich in Leibesübungen tummelte,
die Prachtgebäude und Denkmäler ringsum, ein Labyrinth säulengetragener
Hallen. Kuppeln und Giebeldächer, unterbrochen von dem Grün der Lusthaine
und Baumgänge, als Begrenzung die Kuppen der jenseits über dem Flusse
im Halbkreis aufsteigenden Hügel — das war ein Anblick, der die übrige Stadt
wie einen Anhang erscheinen ließ. Betrat man aber diese letztere und erblickte
nun die Form eines neben dem andern ausgebreitet, von Säulengängen und
Tempeln eingefaßt, und das Capitol mit seinen Bauwerken und den Palatin und
die Colonnade der Livia, so mochte man leicht das außerhalb Gesehene
vergessen.
Was von dieser großentheils durch Augustus geschaffenen Herrlichkeit in den
Bränden unter Nero und Titus verloren ging, wurde wiederhergestellt und
durch neue Prachtbauten vermehrt. In dem halben Jahrhundert von Vespa-
sian bis Hadrian erreichte Rom seinen höchsten Glanz, aber auch unter den An¬
tonium und später noch geschah Vieles zu seiner Verschönerung. Als der Kaiser
Constantius im Jahr 357 zum ersten Mal nach Rom kam und das Forum,
die berühmte Stätte der alten Macht betrat, war er. wie Ammian er¬
zählt, stumm vor Bewunderung, und indem er sodann allmälig die einzelnen
Theile der Stadt musterte, auf den Höhen der sieben Hügel, auf deren Ab¬
hängen und in der Ebene, meinte er immer das, was er zuerst gesehen, werde
unter allem Uebrigen das Größte sein. „Der Jupiterstempel auf dem Tarpeji-
schen Felsen strahlt wie Göttliches vor Menschlichem. Die Bäder sind in der
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