Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.Reichthum, Bewegung, Verbrauch. -- nothwendig muß der Ackerbau hiervon Die vielfach hervortretenden Bedenken, daß die Abgaben in Frankreich Bei der Darstellung und Anpreisung aller dieser Vortheile, welche die An¬ Reichthum, Bewegung, Verbrauch. — nothwendig muß der Ackerbau hiervon Die vielfach hervortretenden Bedenken, daß die Abgaben in Frankreich Bei der Darstellung und Anpreisung aller dieser Vortheile, welche die An¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0264" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114044"/> <p xml:id="ID_767" prev="#ID_766"> Reichthum, Bewegung, Verbrauch. — nothwendig muß der Ackerbau hiervon<lb/> einen bedeutenden Vortheil ziehen. Und die Viehzucht würde sich ebenfalls an¬<lb/> sehnlich vermehren, wenn die Bewohner der höher gelegenen Landestheile dar¬<lb/> auf verzichteten Korn zu bauen, weil sie dasselbe zollfrei aus Frankreich erhal¬<lb/> ten, und dafür die Heerden vergrößerten, denen die französischen Märkte dann<lb/> offen stehen. Schon seither ward, trotz der Zollgrenze, mit Vortheil Vieh nach<lb/> Frankreich eingeführt; dieser Handel muß außerordentlich sich steigern, sobald<lb/> das Hinderniß des Zolls hinwegfällt.</p><lb/> <p xml:id="ID_768"> Die vielfach hervortretenden Bedenken, daß die Abgaben in Frankreich<lb/> reichlich das Doppelte von den seither in Savoyen bezahlten Abgaben betrügen,<lb/> wurden mit der Behauptung beseitigt, daß diese Berechnung auf einem Irr¬<lb/> thum beruhe. Es ward vielmehr als nachweisbar ausgeführt, daß die directen<lb/> Abgaben in Savoyen höher seien als in Frankreich, und wenn die Vertheilung<lb/> der Steuern auf den einzelnen Kopf der Bevölkerung dennoch in Frankreich sich<lb/> bedeutend höher stelle, so falle diese Vermehrung ausschließlich aus dle indirec-<lb/> ten Abgaben. Diese Vermehrung beweise aber grade den Reichthum des Lan¬<lb/> des, denn die indirecten Abgaben ruhen auf dem öffentlichen Reichthum, auf<lb/> dem regen Verkehr, auf dem starken Verbrauch. In einem armen Lande tra¬<lb/> gen die indirecten Steuern gar Nichts em, wett dort kein Geschäftsverkehr statt¬<lb/> finde. Ueberdem set ja die Steuer nur eine relative Last, und nur dann drü¬<lb/> ckend, wenn sie acht durch öffentliche Ausgaben wieder dahin zurückkehrt, von<lb/> woher sie gekommen; daß aver u» entgegengesetzten Falle sie eine Umlaufsbe¬<lb/> wegung erzeuge, welche der Kraftentwicklung der Steuerpflichtigen und folge¬<lb/> richtig ihrer Vermögenszunahme nur günstig sei. Was die öffentlichen Lasten<lb/> in Savoyen seither so drückend gemacht habe, sei nicht die Ziffer von 10 Mil¬<lb/> lionen, welche jährlich an die Staatskasse gezahlt werden,, sondern die enorme<lb/> Summe von 7 Millionen, die nicht wieder in das Land zurückgeflossen sei. In<lb/> Frankreich finde eine ganz andere, ungleich billigere Ausgleichung statt; dort<lb/> gelte das verständige und gerechte Princip, daß die ärmeren Landstriche von den<lb/> begünstigtercn unterstützt würden; es gebe Departements, welche jährlich vorn<lb/> Staate größere Summen erhielten, als sie in die Staatskasse zahlten. — Ueber¬<lb/> dem falle in Zukunft die für Savoyen sehr drückende Zollstcuer hinweg, welche<lb/> für die aus Frankreich bezogenen Artikel gezahlt werden müsse, und die sich<lb/> auf eine ungeheure Summe belaufe, da eine ansehnliche Anzahl Waaren aller<lb/> Art, namentlich von Manufaclurenarbeiten, von dorther bezogen werde. (Wie dieser<lb/> Vortheil mit der früher hervorgehobenen Aussicht auf unberechenbare Vermeh¬<lb/> rung der Fabriken u. f. w. in Einklang zu setzen, ist freilich nicht zur Sprache<lb/> gebracht.) — ,</p><lb/> <p xml:id="ID_769" next="#ID_770"> Bei der Darstellung und Anpreisung aller dieser Vortheile, welche die An¬<lb/> nexion mit Frankreich in Gefolge haben soll, und von denen ein Theil wohl</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0264]
Reichthum, Bewegung, Verbrauch. — nothwendig muß der Ackerbau hiervon
einen bedeutenden Vortheil ziehen. Und die Viehzucht würde sich ebenfalls an¬
sehnlich vermehren, wenn die Bewohner der höher gelegenen Landestheile dar¬
auf verzichteten Korn zu bauen, weil sie dasselbe zollfrei aus Frankreich erhal¬
ten, und dafür die Heerden vergrößerten, denen die französischen Märkte dann
offen stehen. Schon seither ward, trotz der Zollgrenze, mit Vortheil Vieh nach
Frankreich eingeführt; dieser Handel muß außerordentlich sich steigern, sobald
das Hinderniß des Zolls hinwegfällt.
Die vielfach hervortretenden Bedenken, daß die Abgaben in Frankreich
reichlich das Doppelte von den seither in Savoyen bezahlten Abgaben betrügen,
wurden mit der Behauptung beseitigt, daß diese Berechnung auf einem Irr¬
thum beruhe. Es ward vielmehr als nachweisbar ausgeführt, daß die directen
Abgaben in Savoyen höher seien als in Frankreich, und wenn die Vertheilung
der Steuern auf den einzelnen Kopf der Bevölkerung dennoch in Frankreich sich
bedeutend höher stelle, so falle diese Vermehrung ausschließlich aus dle indirec-
ten Abgaben. Diese Vermehrung beweise aber grade den Reichthum des Lan¬
des, denn die indirecten Abgaben ruhen auf dem öffentlichen Reichthum, auf
dem regen Verkehr, auf dem starken Verbrauch. In einem armen Lande tra¬
gen die indirecten Steuern gar Nichts em, wett dort kein Geschäftsverkehr statt¬
finde. Ueberdem set ja die Steuer nur eine relative Last, und nur dann drü¬
ckend, wenn sie acht durch öffentliche Ausgaben wieder dahin zurückkehrt, von
woher sie gekommen; daß aver u» entgegengesetzten Falle sie eine Umlaufsbe¬
wegung erzeuge, welche der Kraftentwicklung der Steuerpflichtigen und folge¬
richtig ihrer Vermögenszunahme nur günstig sei. Was die öffentlichen Lasten
in Savoyen seither so drückend gemacht habe, sei nicht die Ziffer von 10 Mil¬
lionen, welche jährlich an die Staatskasse gezahlt werden,, sondern die enorme
Summe von 7 Millionen, die nicht wieder in das Land zurückgeflossen sei. In
Frankreich finde eine ganz andere, ungleich billigere Ausgleichung statt; dort
gelte das verständige und gerechte Princip, daß die ärmeren Landstriche von den
begünstigtercn unterstützt würden; es gebe Departements, welche jährlich vorn
Staate größere Summen erhielten, als sie in die Staatskasse zahlten. — Ueber¬
dem falle in Zukunft die für Savoyen sehr drückende Zollstcuer hinweg, welche
für die aus Frankreich bezogenen Artikel gezahlt werden müsse, und die sich
auf eine ungeheure Summe belaufe, da eine ansehnliche Anzahl Waaren aller
Art, namentlich von Manufaclurenarbeiten, von dorther bezogen werde. (Wie dieser
Vortheil mit der früher hervorgehobenen Aussicht auf unberechenbare Vermeh¬
rung der Fabriken u. f. w. in Einklang zu setzen, ist freilich nicht zur Sprache
gebracht.) — ,
Bei der Darstellung und Anpreisung aller dieser Vortheile, welche die An¬
nexion mit Frankreich in Gefolge haben soll, und von denen ein Theil wohl
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