Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.die Sache eine schlimme Wendung durch den Einfluß des berühmten Aeneas 31*
die Sache eine schlimme Wendung durch den Einfluß des berühmten Aeneas 31*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0251" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114031"/> <p xml:id="ID_728" prev="#ID_727" next="#ID_729"> die Sache eine schlimme Wendung durch den Einfluß des berühmten Aeneas<lb/> Sylvius, später Papst Pius der Zweite, welcher damals als Geheimschreiber<lb/> des Kaisers Friedrich des Dritten diesen vollständig beherrschte und ihn im<lb/> Sinne und zu Gunsten des römischen Stuhles zu lenken wußte. Die deutschen<lb/> Kurfürsten huldigten aufs Neue dem schon aus dem Sterbebette liegenden<lb/> Eugen, und als nach dessen Tode der Papst Nicolaus der Fünfte in Rom er¬<lb/> wählt wurde, kündigte der Kaiser der Baseler Kirchenversammlung das Geleit<lb/> aus. Felix sah sich ^uf Gens, Basel und Lausanne beschränkt und sehr bald<lb/> in der Nothwendigkeit seiner Würde zu entsagen. Er zog sich als Cardinal-<lb/> Legat nach Nipaille zurück und starb dort wenige Jahre darauf 1451. — Unter<lb/> seinen Nachfolgern erwarb Karl der Erste im I. 1487 durch Erbschaft von<lb/> Charlotte von Lusignan die Titel: König von Cypern und Jerusalem, und<lb/> damit das Prädicat Königl. Hoheit, — aber ein Unglück nach dem andern<lb/> häufte sich über die Fürsten des Hauses. Innere Zerwürfnisse und Unruhen<lb/> schwachem die Macht der Regenten und arteten mitunter in förmliche Anarchie<lb/> aus, und als Herzog Karl der Dritte sich der Liga von Cambray anschloß, um<lb/> Cypern wieder zu erhalten, gerieth er in Feindseligkeiten mit der Schweiz,<lb/> welche von Franz dem Ersten unterstützt wurde. Im Jahre 1535 fiel ganz<lb/> Savoyen in die Hände der Schweizer und Franzosen, und der Herzog behielt<lb/> nur das .feste Schloß von Nizza; ein Friedensschluß gab ihm zwar die Civil¬<lb/> verwaltung zurück, aber das Land blieb von Franzosen und Kaiserlichen besetzt,<lb/> und neue Feindseligkeiten führten im Jahre 1551 die völlige Vertreibung des<lb/> Regentenhauses und den Tod des unglücklichen Karl des Dritten herbei. Das<lb/> einzige überlebende seiner neun Kinder, Philibert Emmanuel, folgte ihm in der<lb/> Negierung, die Anfangs nur eine nominelle war. Der junge Mann, so schwäch¬<lb/> lich von Körper, daß er von Kindheit an für die Kirche bestimmt war, schien<lb/> nur dazu ausersehen, das Maaß des Ruins seiner Familie voll zu machen.<lb/> Aber man kannte noch nicht den Eisenkopf mit hundert Augen, wie man ihn<lb/> später bezeichnete. Aus der Dunkelheit eines Klosters trat er hervor, um ein<lb/> mächtiger Herrführer zu werden; ein glänzender Herrscher, ein Freund der Künste<lb/> und des Luxus. Anfangs ohne allen Besitz, ein Fürst ohne Land, trat<lb/> er in die Dienste Kaiser Karls des Fünften; aber die Thronentsagung des<lb/> Kaisers machte dem persönlichen Verhältniß bald ein Ende, und der Waffen¬<lb/> stillstand von Vaucellcs lieh ihn enterbe wie vorher. Sein klarer Blick be¬<lb/> stimmte ihn jedoch, der kaiserlichen Fahne auch fernerhin zu Ager, und am<lb/> Tage von Se. Quentin verdiente er sich ruhmvoll seine Sporen im Kampfe<lb/> gegen Frankreich. Der Friede von Chateau Cambresis im Jahre 1559 gab<lb/> endlich dem Hause Savoyen den größten Theil seiner Staaten zurück; nur<lb/> einige feste Plätze blieben im Besitz Frankreichs und Spaniens. Auch diese<lb/> wieder in seine Gewalt zu bekommen, war nun die nächste Ausgabe Emmanuel</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 31*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0251]
die Sache eine schlimme Wendung durch den Einfluß des berühmten Aeneas
Sylvius, später Papst Pius der Zweite, welcher damals als Geheimschreiber
des Kaisers Friedrich des Dritten diesen vollständig beherrschte und ihn im
Sinne und zu Gunsten des römischen Stuhles zu lenken wußte. Die deutschen
Kurfürsten huldigten aufs Neue dem schon aus dem Sterbebette liegenden
Eugen, und als nach dessen Tode der Papst Nicolaus der Fünfte in Rom er¬
wählt wurde, kündigte der Kaiser der Baseler Kirchenversammlung das Geleit
aus. Felix sah sich ^uf Gens, Basel und Lausanne beschränkt und sehr bald
in der Nothwendigkeit seiner Würde zu entsagen. Er zog sich als Cardinal-
Legat nach Nipaille zurück und starb dort wenige Jahre darauf 1451. — Unter
seinen Nachfolgern erwarb Karl der Erste im I. 1487 durch Erbschaft von
Charlotte von Lusignan die Titel: König von Cypern und Jerusalem, und
damit das Prädicat Königl. Hoheit, — aber ein Unglück nach dem andern
häufte sich über die Fürsten des Hauses. Innere Zerwürfnisse und Unruhen
schwachem die Macht der Regenten und arteten mitunter in förmliche Anarchie
aus, und als Herzog Karl der Dritte sich der Liga von Cambray anschloß, um
Cypern wieder zu erhalten, gerieth er in Feindseligkeiten mit der Schweiz,
welche von Franz dem Ersten unterstützt wurde. Im Jahre 1535 fiel ganz
Savoyen in die Hände der Schweizer und Franzosen, und der Herzog behielt
nur das .feste Schloß von Nizza; ein Friedensschluß gab ihm zwar die Civil¬
verwaltung zurück, aber das Land blieb von Franzosen und Kaiserlichen besetzt,
und neue Feindseligkeiten führten im Jahre 1551 die völlige Vertreibung des
Regentenhauses und den Tod des unglücklichen Karl des Dritten herbei. Das
einzige überlebende seiner neun Kinder, Philibert Emmanuel, folgte ihm in der
Negierung, die Anfangs nur eine nominelle war. Der junge Mann, so schwäch¬
lich von Körper, daß er von Kindheit an für die Kirche bestimmt war, schien
nur dazu ausersehen, das Maaß des Ruins seiner Familie voll zu machen.
Aber man kannte noch nicht den Eisenkopf mit hundert Augen, wie man ihn
später bezeichnete. Aus der Dunkelheit eines Klosters trat er hervor, um ein
mächtiger Herrführer zu werden; ein glänzender Herrscher, ein Freund der Künste
und des Luxus. Anfangs ohne allen Besitz, ein Fürst ohne Land, trat
er in die Dienste Kaiser Karls des Fünften; aber die Thronentsagung des
Kaisers machte dem persönlichen Verhältniß bald ein Ende, und der Waffen¬
stillstand von Vaucellcs lieh ihn enterbe wie vorher. Sein klarer Blick be¬
stimmte ihn jedoch, der kaiserlichen Fahne auch fernerhin zu Ager, und am
Tage von Se. Quentin verdiente er sich ruhmvoll seine Sporen im Kampfe
gegen Frankreich. Der Friede von Chateau Cambresis im Jahre 1559 gab
endlich dem Hause Savoyen den größten Theil seiner Staaten zurück; nur
einige feste Plätze blieben im Besitz Frankreichs und Spaniens. Auch diese
wieder in seine Gewalt zu bekommen, war nun die nächste Ausgabe Emmanuel
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