Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.Episode der Schlacht auf der Insel Psyttaleia. In der Mitte und mehr im Ihr Endurtheil über das Werk dritt die Kritik billig zurück, bis es voll¬ ") Auch diesen Zug, eine Zuthat des Künstlers, hat die Kritik historisch zu rechtfertigen gesucht und zwar aus den Persern des Aeschylos. Als dort der Bote berichtet, daß die Leichen der Gefallenen die Küsten von Salamis und das benachbarte Land bedecken, rufen die persi¬ schen Greise wehklagend aus y^al^ <<>it<)^^" ?-v^/Zu,,H --"rS"-^?"! ^^ax <f^--- sSal u, s. w. Mau hat dieses ^Sta^ auf die Frnne" bezogen, da doch offenbar der Chor die Freunde, seine Landsleute, meint. Um die Kunst wo möglich zum historischen Compendium zu machen, versteht man sich sogar zu falschen Interpretationen. 22"
Episode der Schlacht auf der Insel Psyttaleia. In der Mitte und mehr im Ihr Endurtheil über das Werk dritt die Kritik billig zurück, bis es voll¬ ") Auch diesen Zug, eine Zuthat des Künstlers, hat die Kritik historisch zu rechtfertigen gesucht und zwar aus den Persern des Aeschylos. Als dort der Bote berichtet, daß die Leichen der Gefallenen die Küsten von Salamis und das benachbarte Land bedecken, rufen die persi¬ schen Greise wehklagend aus y^al^ <<>it<)^^« ?-v^/Zu,,H --«rS«-^?»! ^^ax <f^--- sSal u, s. w. Mau hat dieses ^Sta^ auf die Frnne» bezogen, da doch offenbar der Chor die Freunde, seine Landsleute, meint. Um die Kunst wo möglich zum historischen Compendium zu machen, versteht man sich sogar zu falschen Interpretationen. 22"
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Episode der Schlacht auf der Insel Psyttaleia. In der Mitte und mehr im
Mittelgrunde Themistokles, in der vbendcmcrtten Situativ!, aufgefaßt, — auf
dem Fcldherrnschiff. das eben ein persisches Fahrzeug anrennt; um ihn strei¬
tende, darunter Aeschylos. Im Hintergrunde Getümmel kämpfender und unter¬
gehender Schiffe, Mehr nach links Artemisia auf ihrem Boote, kühn den Bogen
spannend. Dann links im Vordergründe ein gescheitertes, persisches Prachtschiff,
im Wasser eine Anzahl nackter und halbbekleideter, theils todter, theils an's
Ufer flüchtender jugendlich üppiger Frauen-, wohl die Begleitung des asiati¬
schen Herrschers.*) Ueber dieser Gruppe ist der letztere — der von einem Vor¬
sprunge des Berges Algaleos dem Kampfe zugesehen — in der hilflosen Wuth
der Verzweiflung aufgesprungen, während ihn sein entsetztes Gefolge — die be¬
kannten Kauibachkvpse — umsonst zu beruhigen sucht. Rechts in der" Höhe
schweben schützend und schirmend die Aeakidcn daher, deren Bilder nach Herodot
als sichtbare Zeichen ihres Beistandes von Aegina herübergeholt waren: die
bekannte und oft genug besprochene Weise des Malers, was als innere Macht
die erscheinenden Personen antreibt, oder was als wesentlich' poetisches Motiv
in den sichtbaren Vorgang nicht eingeht, als transcendente Gestalten in der
Luft schweben zu lassen. Schon ein Beweis, daß es ihm mit der Behandlung
der Historie der Ernst nicht ist, den die Aesthetik voraussetzt, und daß er seinen
Stoff nicht mit der Fülle des Lebens durchdringen, acht mit der malerischen
Anschauung in sich abrunden kann, welche die Kunst verlangt. Wie anders
die Auffassung eines Rubens, der fröhlich und frei die mythischen Figuren als
die schönen Kinder der Kunst unter die historischen mischte, dem zudem sein
Zeitalter diese nimmer noch naive Verbindung erlaubte!
Ihr Endurtheil über das Werk dritt die Kritik billig zurück, bis es voll¬
endet der Oeffentlichkeit übergeben Ist; indessen über die Komposition läßt sich
jetzt schon reden, und diese ist bei Kaulbach immer das Wesentliche. Der Künst¬
ler hat den Moment nach der Entscheidung in seiner möglichst vollständigen
Mannigfaltigkeit darzustellen versucht; die Episode des Aristides tritt sogar
auf der einen Seite in den Vordergrund, die stolze Artemisia fehlt nicht; auch
nicht die beiden Tragiker. Man ist von Kaulbach diesen Reichthum, diesen,
man möchte sagen, strömenden Ueberfluß von Motiven und Beziehungen ge¬
wohnt. Gut. wenn nur nicht darunter die einheitliche Anordnung, die Har-
") Auch diesen Zug, eine Zuthat des Künstlers, hat die Kritik historisch zu rechtfertigen
gesucht und zwar aus den Persern des Aeschylos. Als dort der Bote berichtet, daß die Leichen
der Gefallenen die Küsten von Salamis und das benachbarte Land bedecken, rufen die persi¬
schen Greise wehklagend aus y^al^ <<>it<)^^« ?-v^/Zu,,H --«rS«-^?»! ^^ax <f^---
sSal u, s. w. Mau hat dieses ^Sta^ auf die Frnne» bezogen, da doch offenbar der Chor die
Freunde, seine Landsleute, meint. Um die Kunst wo möglich zum historischen Compendium
zu machen, versteht man sich sogar zu falschen Interpretationen.
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