Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.lockeren Dame: "Während des Festes begab sie sich in den PirSus hinab zu Eine große Anzahl der attischen Sclaven bearbeitete nun wohl auch unter Grcnzlwtcii. 11, 18K2. 2
lockeren Dame: „Während des Festes begab sie sich in den PirSus hinab zu Eine große Anzahl der attischen Sclaven bearbeitete nun wohl auch unter Grcnzlwtcii. 11, 18K2. 2
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0017" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/113797"/> <p xml:id="ID_11" prev="#ID_10"> lockeren Dame: „Während des Festes begab sie sich in den PirSus hinab zu<lb/> einem fremden Kaufmanne, in ärmlichem Aufzug, auf einem Maulesel mit drei<lb/> Eselchen, drei Dienerinnen und einer jungen Amme." In den kleinasiatischen<lb/> Städten und während der Römerherrschaft auch in Griechenland war die Zahl<lb/> der begleitenden Zofen und Eunuchen eine noch viel bedeutendere. Für be¬<lb/> sondere Geschäfte in größeren Häusern waren ferner als Diener angestellt: erstens<lb/> der Haushofmeister, zuweilen auch eine Schaffnerin. Sie hatten den ganzen Haus¬<lb/> halt unter sich, gaben das Nöthige aus den Vorratskammern her und hielten<lb/> die Thüren derselben nach griechischer Sitte unter Siegel. Dann gab es noch<lb/> besondere Einkäufer für den Markt, da es sich für die Hausfrau keineswegs<lb/> ziemte, zum Krämer oder Victualienhändler zu geben. Doch fand sich das<lb/> Amt des Einkäufers nur in wenigen Häusern von Sklaven besehe: im Allge¬<lb/> meinen galt es als Negel, daß der Mann selbst einkaufte, und ein gewisser<lb/> Lynkeus von Scunos hatte sogar eine Anleitung für Herren geschrieben, wie man<lb/> sich beim Einkäufe vorSchaden schützen könnte! Endlich bediente man sich natürlich der<lb/> Sklaven als Mundschenke, Pädagogen, Wasserträger, Thürhüter, auch Weber,<lb/> Sticker u. s. w. Zu der männlichen Dienerschaft kam ein ansehnliches Per¬<lb/> sonal von Sklavinnen hinzu, das zum Reinhalten des Hauses, zur Wartung der<lb/> Kinder, zur Fertigung vieler häuslichen Bedürfnisse, die wir fertig zu taufen<lb/> Pflegen, zum Mahlen und endlich zur speciellen Bedienung der Hausfrau nöthig<lb/> war. An der Spitze der Zofen stand die eigentliche Kammerjungfer, gewöhnlich<lb/> eine im Hause geborene und auferzvgene jüngere Sklavin. Eigentliche Luxns-<lb/> stlavcn, Musiker, Tänzer und Schauspieler singen die Griechen erst an sich zu<lb/> halten, als römische Sitte bei ihnen Eingang gefunden hatte. Wohl aber<lb/> kauften sich reichere Leute zum Staate Neger und Eunuchen. Theophrast rech¬<lb/> net es zu den charakteristischen Merkmalen eines in kleinlichen Dingen ehrsüch¬<lb/> tigen Menschen, wenn Jemand Sorge dafür trage, baß ihn ein Schwarzer aus<lb/> der Straße begleite, und im Eunuchen des Terenz sagt der Liebhaber zu der<lb/> Buhlerin: „Hast Du je bemerkt, daß meine Freigebigkeit Grenzen habe? Habe<lb/> ich Dir nicht sofort auf Deinen Wunsch ein Mädchen aus Aethiopien geschafft?<lb/> Dann wolltest Du einen Eunuchen haben, weil blos große Herrschaften solche<lb/> halten: ich habe einen gefunden und gestern für beide 20 Minen gezahlt." —</p><lb/> <p xml:id="ID_12" next="#ID_13"> Eine große Anzahl der attischen Sclaven bearbeitete nun wohl auch unter<lb/> Aufsehern, die ebenfalls Sklaven waren, die Landgrundstücke ihrer Herren.<lb/> Aber dennoch würden alle die genannten Verrichtungen nicht hinreichen, die<lb/> große Sklaveusumme im Ganzen zu erklären, wenn nicht der größere Theil als<lb/> Handwerker und Taglöhner beschäftigt gewesen wäre. Die Griechen waren eben<lb/> als Sklavenhalter mehr auf den Nutzen bedacht und auf die Zinsen, die der<lb/> Kaufschilling tragen mußte, als die Römer, für welche die Sklaven größtentheils<lb/> der Eitelkeit und Bequemlichkeit wegen da waren. Deutlich spricht dies Athc-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grcnzlwtcii. 11, 18K2. 2</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0017]
lockeren Dame: „Während des Festes begab sie sich in den PirSus hinab zu
einem fremden Kaufmanne, in ärmlichem Aufzug, auf einem Maulesel mit drei
Eselchen, drei Dienerinnen und einer jungen Amme." In den kleinasiatischen
Städten und während der Römerherrschaft auch in Griechenland war die Zahl
der begleitenden Zofen und Eunuchen eine noch viel bedeutendere. Für be¬
sondere Geschäfte in größeren Häusern waren ferner als Diener angestellt: erstens
der Haushofmeister, zuweilen auch eine Schaffnerin. Sie hatten den ganzen Haus¬
halt unter sich, gaben das Nöthige aus den Vorratskammern her und hielten
die Thüren derselben nach griechischer Sitte unter Siegel. Dann gab es noch
besondere Einkäufer für den Markt, da es sich für die Hausfrau keineswegs
ziemte, zum Krämer oder Victualienhändler zu geben. Doch fand sich das
Amt des Einkäufers nur in wenigen Häusern von Sklaven besehe: im Allge¬
meinen galt es als Negel, daß der Mann selbst einkaufte, und ein gewisser
Lynkeus von Scunos hatte sogar eine Anleitung für Herren geschrieben, wie man
sich beim Einkäufe vorSchaden schützen könnte! Endlich bediente man sich natürlich der
Sklaven als Mundschenke, Pädagogen, Wasserträger, Thürhüter, auch Weber,
Sticker u. s. w. Zu der männlichen Dienerschaft kam ein ansehnliches Per¬
sonal von Sklavinnen hinzu, das zum Reinhalten des Hauses, zur Wartung der
Kinder, zur Fertigung vieler häuslichen Bedürfnisse, die wir fertig zu taufen
Pflegen, zum Mahlen und endlich zur speciellen Bedienung der Hausfrau nöthig
war. An der Spitze der Zofen stand die eigentliche Kammerjungfer, gewöhnlich
eine im Hause geborene und auferzvgene jüngere Sklavin. Eigentliche Luxns-
stlavcn, Musiker, Tänzer und Schauspieler singen die Griechen erst an sich zu
halten, als römische Sitte bei ihnen Eingang gefunden hatte. Wohl aber
kauften sich reichere Leute zum Staate Neger und Eunuchen. Theophrast rech¬
net es zu den charakteristischen Merkmalen eines in kleinlichen Dingen ehrsüch¬
tigen Menschen, wenn Jemand Sorge dafür trage, baß ihn ein Schwarzer aus
der Straße begleite, und im Eunuchen des Terenz sagt der Liebhaber zu der
Buhlerin: „Hast Du je bemerkt, daß meine Freigebigkeit Grenzen habe? Habe
ich Dir nicht sofort auf Deinen Wunsch ein Mädchen aus Aethiopien geschafft?
Dann wolltest Du einen Eunuchen haben, weil blos große Herrschaften solche
halten: ich habe einen gefunden und gestern für beide 20 Minen gezahlt." —
Eine große Anzahl der attischen Sclaven bearbeitete nun wohl auch unter
Aufsehern, die ebenfalls Sklaven waren, die Landgrundstücke ihrer Herren.
Aber dennoch würden alle die genannten Verrichtungen nicht hinreichen, die
große Sklaveusumme im Ganzen zu erklären, wenn nicht der größere Theil als
Handwerker und Taglöhner beschäftigt gewesen wäre. Die Griechen waren eben
als Sklavenhalter mehr auf den Nutzen bedacht und auf die Zinsen, die der
Kaufschilling tragen mußte, als die Römer, für welche die Sklaven größtentheils
der Eitelkeit und Bequemlichkeit wegen da waren. Deutlich spricht dies Athc-
Grcnzlwtcii. 11, 18K2. 2
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