Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.den, die Samier dagegen den Athenern ein! Schiff, In einigen, durch das Staats¬ den, die Samier dagegen den Athenern ein! Schiff, In einigen, durch das Staats¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0014" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/113794"/> <p xml:id="ID_8" prev="#ID_7" next="#ID_9"> den, die Samier dagegen den Athenern ein! Schiff, In einigen, durch das Staats¬<lb/> oder Privatrecht bedingten Fällen konnte freilich in Athen selbst der Freigeborenc<lb/> leibeigen werden, z> B. der aus der Kriegsgefangenschaft Losgekaufte, wenn er seinem<lb/> Befreier das Lösegeld nicht zurückzahlte, der Fremde, der sich ins Bürgerrecht<lb/> eingeschlichen hatte, der Schutzgenosse, wenn er die Abgaben nicht zahlte, der<lb/> Freigelassene, wenn er die seinem Patrone schuldigen PietätSpflicbten verletzte.<lb/> Die Knechtung und der Verkauf des armen und verschuldeten Volkes von Sei¬<lb/> ten der reichen, vornehmen Gläubiger war durch die solonische Gesetzgebung<lb/> gründlich beseitigt worden. Außer den genannten Fällen wurden in der histo¬<lb/> rischen Zeit alle Sklaven, die außer den im Lande geborenen nöthig waren, um<lb/> das Bedürfniß zu decken, aus barbarischen Ländern importirt. Die Insel Chios<lb/> 'hatte im Alterthume den zweifelhaften Nuhm, am frühesten regelmäßigen Skla¬<lb/> venhandel getrieben zu haben. Dort wurden auch die Güter von gekauften<lb/> Barbaren bestellt, und die üppigen und reichen Insulaner hatten ihren Ueberfluß<lb/> an solcher Bevölkerung später schwer zu bereuen. Schon während des pelopon-<lb/> nesischen Krieges gingen die chiischcn Sklaven zahlreich zu den Athenern über<lb/> und thaten ihren Herrn besonders wegen ihrer Ortskenntnis) großen Schaden.<lb/> Auch später brauchte der ätherische Söldnerführer Jphitratcö nur im benachbar¬<lb/> ten Mitylene zu äußern: er müsse eine Menge Schilde anfertigen lassen, um<lb/> sie den Sklaven der Chier zu senden, als die Insulaner in Furcht geriethen,<lb/> ihm Geld schickten und ein Bündniß schlössen. Die von den Chicrn aber längst<lb/> gefürchtete Gefahr einer allgemeinen Empörung erschien endlich nach der Zeit<lb/> Alexanders des Großen. Damals stellte sich ein gewisser Drimatos an die<lb/> Spitze der entlaufener Sklaven und spielte die Rolle eines Toussaint-Lvuver-<lb/> ture mit vielem Glücke. Die Chier wurden in allen Gefechten geschlagen und<lb/> mußten sich endlich vertragsweise gefallen lassen, daß der Stlavenhauptmann<lb/> aus den Magazinen so viel, als er brauchte, entnahm, wogegen er versprach, alle<lb/> Sklaven, die ohne triftigen Grund entlaufen würden, ihren Herren zurückzusen¬<lb/> den. Unter seinen Leuten hielt er die strengste Zucht. Als er aber alt wurde,<lb/> ließ er sich von einem Günstling das Haupt abschlagen, um ihm den auf dasselbe<lb/> gesetzten Preis zuzuwenden. Nach seinem romantischen Ende litten die Chier<lb/> wieder schweren Schaden von den Sklaven und verehrten schließlich den verkann¬<lb/> ten Drimakvs als einen gegen Sklavenhinterlist schützenden Halbgott. Nach<lb/> Nikolaus aus Damaskus und Posidonius wurden die Chier endlich von Mithri-<lb/> dat dem Großen alle zu Sklaven gemacht und gebunden ihren eigenen Sklaven<lb/> überliefert, um nach Kaukasien (Kolchis) transportirt zu werden. Athenäus sieht<lb/> darin nur eine göttliche Vergeltung für die abscheuliche Erfindung des Sklaven¬<lb/> handels. In der Zeit des gesunkenen Hellas erhob sich außerdem das heilige<lb/> Eiland Delos zu einem Hauptstapelplatze des Sklavenhandels. Strabo erzählt,<lb/> daß durch die Sorglosigkeit der klinischen und syrischen Könige in jenen Ge-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0014]
den, die Samier dagegen den Athenern ein! Schiff, In einigen, durch das Staats¬
oder Privatrecht bedingten Fällen konnte freilich in Athen selbst der Freigeborenc
leibeigen werden, z> B. der aus der Kriegsgefangenschaft Losgekaufte, wenn er seinem
Befreier das Lösegeld nicht zurückzahlte, der Fremde, der sich ins Bürgerrecht
eingeschlichen hatte, der Schutzgenosse, wenn er die Abgaben nicht zahlte, der
Freigelassene, wenn er die seinem Patrone schuldigen PietätSpflicbten verletzte.
Die Knechtung und der Verkauf des armen und verschuldeten Volkes von Sei¬
ten der reichen, vornehmen Gläubiger war durch die solonische Gesetzgebung
gründlich beseitigt worden. Außer den genannten Fällen wurden in der histo¬
rischen Zeit alle Sklaven, die außer den im Lande geborenen nöthig waren, um
das Bedürfniß zu decken, aus barbarischen Ländern importirt. Die Insel Chios
'hatte im Alterthume den zweifelhaften Nuhm, am frühesten regelmäßigen Skla¬
venhandel getrieben zu haben. Dort wurden auch die Güter von gekauften
Barbaren bestellt, und die üppigen und reichen Insulaner hatten ihren Ueberfluß
an solcher Bevölkerung später schwer zu bereuen. Schon während des pelopon-
nesischen Krieges gingen die chiischcn Sklaven zahlreich zu den Athenern über
und thaten ihren Herrn besonders wegen ihrer Ortskenntnis) großen Schaden.
Auch später brauchte der ätherische Söldnerführer Jphitratcö nur im benachbar¬
ten Mitylene zu äußern: er müsse eine Menge Schilde anfertigen lassen, um
sie den Sklaven der Chier zu senden, als die Insulaner in Furcht geriethen,
ihm Geld schickten und ein Bündniß schlössen. Die von den Chicrn aber längst
gefürchtete Gefahr einer allgemeinen Empörung erschien endlich nach der Zeit
Alexanders des Großen. Damals stellte sich ein gewisser Drimatos an die
Spitze der entlaufener Sklaven und spielte die Rolle eines Toussaint-Lvuver-
ture mit vielem Glücke. Die Chier wurden in allen Gefechten geschlagen und
mußten sich endlich vertragsweise gefallen lassen, daß der Stlavenhauptmann
aus den Magazinen so viel, als er brauchte, entnahm, wogegen er versprach, alle
Sklaven, die ohne triftigen Grund entlaufen würden, ihren Herren zurückzusen¬
den. Unter seinen Leuten hielt er die strengste Zucht. Als er aber alt wurde,
ließ er sich von einem Günstling das Haupt abschlagen, um ihm den auf dasselbe
gesetzten Preis zuzuwenden. Nach seinem romantischen Ende litten die Chier
wieder schweren Schaden von den Sklaven und verehrten schließlich den verkann¬
ten Drimakvs als einen gegen Sklavenhinterlist schützenden Halbgott. Nach
Nikolaus aus Damaskus und Posidonius wurden die Chier endlich von Mithri-
dat dem Großen alle zu Sklaven gemacht und gebunden ihren eigenen Sklaven
überliefert, um nach Kaukasien (Kolchis) transportirt zu werden. Athenäus sieht
darin nur eine göttliche Vergeltung für die abscheuliche Erfindung des Sklaven¬
handels. In der Zeit des gesunkenen Hellas erhob sich außerdem das heilige
Eiland Delos zu einem Hauptstapelplatze des Sklavenhandels. Strabo erzählt,
daß durch die Sorglosigkeit der klinischen und syrischen Könige in jenen Ge-
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