Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.unter General Hahn führte über die Hochebene von Klconä, reich welcher man zunächst Mit Kanonen ist dieser Weg so wenig wie der weitere bis Argos zu Passiren, Die Hochebene, auf welche die Schlucht des Longvpotamos führt, ist nur zum Auf dem Weitermarsche nach Argos hat das kleine Heer der Negicrungstruppcn unter General Hahn führte über die Hochebene von Klconä, reich welcher man zunächst Mit Kanonen ist dieser Weg so wenig wie der weitere bis Argos zu Passiren, Die Hochebene, auf welche die Schlucht des Longvpotamos führt, ist nur zum Auf dem Weitermarsche nach Argos hat das kleine Heer der Negicrungstruppcn <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0444" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/113686"/> <p xml:id="ID_1406" prev="#ID_1405"> unter General Hahn führte über die Hochebene von Klconä, reich welcher man zunächst<lb/> am südwestlichen Fuße des Burgbergs von Korinth hinzieht und dann durch eine<lb/> etwa zwei Stunden lange, ziemlich tieft Schlucht emporsteigt. Die Wände diese«<lb/> Bergpasses bestehen aus einer Art graugelbem lockern Sandstein und sind vielfach<lb/> von breiten Regenrinnen durchfurcht und nur mit Gestrüpp bewachsen. Im Grunde<lb/> unten murmelt zwischen Oleandern, Lentiscus und einzelnen wilden Birnbäumen der<lb/> Longvpotamos, ein kleines Gebirgswasser, welches sich ein tiefes schroffabstürzcndes<lb/> Bett in das Erdreich gewühlt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1407"> Mit Kanonen ist dieser Weg so wenig wie der weitere bis Argos zu Passiren,<lb/> und wenn in den Zeitungen von zwei Batterien die Rede war, die General Hahn<lb/> mitgenommen habe, so ist das geradezu lächerlich. Erstens besitzt die gesammte<lb/> hellenische Armee nicht viel mehr als zwei Batterien Feldgeschütze, und sicher keine<lb/> zwei bespannten Batterien mit dem nöthigen Zubehör von Pulverkarren u. d. in.<lb/> Dann aber kann man in Griechenland bei der Beschaffenheit des Terrains und der<lb/> Erbärmlichkeit der meisten Straßen mit unserer Artillerie nur an sehr wenigen<lb/> Punkten operiren. Es gibt eine leidliche Chaussee vom Piräus nach Athen, eine<lb/> andere von Athen nach Megara und! eine dritte von Athen nach Theben; dann<lb/> eine von Argos nach Nauplia, endlich eine sehr gute von Argos nach Tripolitza im<lb/> Herzen des Peloponnes. Auf andern Wegen, der von Korinth nach Sikyon etwa<lb/> ausgenommen, ist nicht einmal mit leichten Wagen fortzukommen, und wenn General<lb/> Hahn ein paar Geschütze mit sich führte, so werden es lciäite Gcbirgskanoncn gewesen<lb/> sein, die sich auf Maulthieren transportiren lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1408"> Die Hochebene, auf welche die Schlucht des Longvpotamos führt, ist nur zum<lb/> kleinsten Theil angebaut. An dem einen der kahlen Berge, die sie im Süden über¬<lb/> ragen, zieht sich mit grauen Mauern und rothen Dächern das ansehnliche Dorf<lb/> Hagios Basilios hin, und nicht weit von hier erhebt sich in sanfter Steigung ein<lb/> Hügel mit einer weiten Trümmcrstätte. Es ist das „wohlgebaute Klconä" Homer's.</p><lb/> <p xml:id="ID_1409" next="#ID_1410"> Auf dem Weitermarsche nach Argos hat das kleine Heer der Negicrungstruppcn<lb/> zunächst das freundlich in einer Senkung der Ebene gelegene von Bäumen umgebene<lb/> Oertchen Kurtcssa passirt, dann die Mühle von Dcrbenaki und hierauf den so¬<lb/> genannten Tretonpaß, eine wilde, von einem Bach durchströmte Schlucht, die über<lb/> die Wasserscheide zwischen dem korinthischen und dem argolischen Meerbusen führt.<lb/> An beiden Enden derselben, gegen Klconä sowie gegen Argos hin, erblickt man<lb/> Spuren alter Befestigungen zur Sperrung des Engpasses, und ungefähr auf der<lb/> Höhe des Joches stehen rechts und links vom Wege niedrige Wachthäuser aus der<lb/> Türkcnzeit. Etwa in der Mitte zwischen diesen finden sich die Fundamente eines<lb/> Thurmes, welcher Hellenon Lidari, der Hellcncnstein heißt und vielleicht mit dem<lb/> Thurm des Polygnot identisch ist, bet dem Aratos von Sikyon mit seinen Freunden<lb/> sich traf, als er von Argos zur Befreiung seiner Vaterstadt ausgezogen war. Der<lb/> Paß würde, wenn die Insurgenten zahlreich genug gewesen wären, ihn zu besetzen,<lb/> ohne Nauplia zu entblößen, ein schweres Stück Arbeit für die Ncgierungstruppen<lb/> gewesen sein, und vielleicht eine Niederlage derselben gesehen haben. Im Bcfreiungs-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0444]
unter General Hahn führte über die Hochebene von Klconä, reich welcher man zunächst
am südwestlichen Fuße des Burgbergs von Korinth hinzieht und dann durch eine
etwa zwei Stunden lange, ziemlich tieft Schlucht emporsteigt. Die Wände diese«
Bergpasses bestehen aus einer Art graugelbem lockern Sandstein und sind vielfach
von breiten Regenrinnen durchfurcht und nur mit Gestrüpp bewachsen. Im Grunde
unten murmelt zwischen Oleandern, Lentiscus und einzelnen wilden Birnbäumen der
Longvpotamos, ein kleines Gebirgswasser, welches sich ein tiefes schroffabstürzcndes
Bett in das Erdreich gewühlt hat.
Mit Kanonen ist dieser Weg so wenig wie der weitere bis Argos zu Passiren,
und wenn in den Zeitungen von zwei Batterien die Rede war, die General Hahn
mitgenommen habe, so ist das geradezu lächerlich. Erstens besitzt die gesammte
hellenische Armee nicht viel mehr als zwei Batterien Feldgeschütze, und sicher keine
zwei bespannten Batterien mit dem nöthigen Zubehör von Pulverkarren u. d. in.
Dann aber kann man in Griechenland bei der Beschaffenheit des Terrains und der
Erbärmlichkeit der meisten Straßen mit unserer Artillerie nur an sehr wenigen
Punkten operiren. Es gibt eine leidliche Chaussee vom Piräus nach Athen, eine
andere von Athen nach Megara und! eine dritte von Athen nach Theben; dann
eine von Argos nach Nauplia, endlich eine sehr gute von Argos nach Tripolitza im
Herzen des Peloponnes. Auf andern Wegen, der von Korinth nach Sikyon etwa
ausgenommen, ist nicht einmal mit leichten Wagen fortzukommen, und wenn General
Hahn ein paar Geschütze mit sich führte, so werden es lciäite Gcbirgskanoncn gewesen
sein, die sich auf Maulthieren transportiren lassen.
Die Hochebene, auf welche die Schlucht des Longvpotamos führt, ist nur zum
kleinsten Theil angebaut. An dem einen der kahlen Berge, die sie im Süden über¬
ragen, zieht sich mit grauen Mauern und rothen Dächern das ansehnliche Dorf
Hagios Basilios hin, und nicht weit von hier erhebt sich in sanfter Steigung ein
Hügel mit einer weiten Trümmcrstätte. Es ist das „wohlgebaute Klconä" Homer's.
Auf dem Weitermarsche nach Argos hat das kleine Heer der Negicrungstruppcn
zunächst das freundlich in einer Senkung der Ebene gelegene von Bäumen umgebene
Oertchen Kurtcssa passirt, dann die Mühle von Dcrbenaki und hierauf den so¬
genannten Tretonpaß, eine wilde, von einem Bach durchströmte Schlucht, die über
die Wasserscheide zwischen dem korinthischen und dem argolischen Meerbusen führt.
An beiden Enden derselben, gegen Klconä sowie gegen Argos hin, erblickt man
Spuren alter Befestigungen zur Sperrung des Engpasses, und ungefähr auf der
Höhe des Joches stehen rechts und links vom Wege niedrige Wachthäuser aus der
Türkcnzeit. Etwa in der Mitte zwischen diesen finden sich die Fundamente eines
Thurmes, welcher Hellenon Lidari, der Hellcncnstein heißt und vielleicht mit dem
Thurm des Polygnot identisch ist, bet dem Aratos von Sikyon mit seinen Freunden
sich traf, als er von Argos zur Befreiung seiner Vaterstadt ausgezogen war. Der
Paß würde, wenn die Insurgenten zahlreich genug gewesen wären, ihn zu besetzen,
ohne Nauplia zu entblößen, ein schweres Stück Arbeit für die Ncgierungstruppen
gewesen sein, und vielleicht eine Niederlage derselben gesehen haben. Im Bcfreiungs-
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