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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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dort oft zu Markte gebracht und ist zu "zu Saucen besonders beliebt." Er
findet sich von Thüringen an bis Oberitalien, fehlt ober in Frankreich. Ueber
den Geschmack läßt sich nicht streiten. Der Duft des Schwammes ist unleug¬
bar ein seur starker; aber der Monograph der trüffelartigcn Pilze, der Mai¬
länder Viltadini, dessen Geruchsinn a" der piemontesischen Trüffel geschult
sein mochte, nennt dessen Geruch geradezu ekelerregend, und wir möchte" ihm
nicht Midersprcche". -- Der weißen Trüffel einigermaßen ähnlich ist die im
Alterthum hochbcrühmie irdische; ebenfalls der Gattung 'lubsr nicht angehörig,
die 'IvrkLAS. I^poris. Sie ist hänfig in ganz Nordafrika; ihre Verbreitung
erstreckt sich einerseits bis Damaskus, andererseits durch Spanien "ach Süd¬
frankreich, durch Sardinien bis zur Küste der Terra ti Lavoro, bis Terracina.
Sachverständige, die Gelegenheit hatten, sie frisch zu genießen, schildern ihr
Arom als zwar angenehm, aber sehr schwach. Die höchst anerkennenden
Aeußerungen Plinius' und Juvenal's über sie können sich unmöglich auf ihre
Verwendung als Gewürz, sondern nur auf ihre Verspeisung nach Art unserer
Hutschwnmme bezogen haben.

Die schwarzen Trüffeln mit facettirter, von vier- bis sechsseitigen pyra¬
midalen Erhöhungen besetzter Außenfläche sind die weitaus am häusigsten
verwendeten. Vier veischirdene Arten werden zur Speise benutzt; je zwei und
zwei derselben sind einander sehr ähnlich, vielleicht nur als Varietäten ver¬
schieden. Das eine Formenpnar, die echten Perigord-Trüffeln, drunurle
und mölimvLxcu'um, hat einen mehr südlichen Wohnbezirk. Sie, die aro¬
matischsten und darum werthvollsten, unterscheiden sich von den weiter nörd¬
lich vorkommenden auch in den kleinsten Fragmenten leicht dadurch, daß die
Außenfläche der Samen mit kurzen schlanken Stacheln bedeckt ist, während
die Samen der deutschen Trüffeln ein Netz weit vorspringender, in fünf bis
sechseckige Maschen geordneter Leisten tragen. brumalö, im Innern von
ins Graue ziehender Farbe, einem Gerüche, dem eine angenehme Herbe und
Säure beigemengt ist, geht minder weit nach Nordost, als das ihm nahe
verwandte tuber rQLliZ.ne>Lxmum. Jenes findet sich in Frankreich nur jenseits
der Loire, ferner durch die Provene verbreitet, häusig in Norditalien. Die
Verbreitungsgrenze des Inder melauosporum, der im Immer" violettbraunen
Perigord-Trüffel, im Geruch mit einer Beimengung vom Dufte der Erdbeeren,
wird durch eine Linie dargestellt, welche vom südwestlichen England über
Paris und Lyon nach dem Fuße der Alpe" der Dauphins, und jenseits des
Gebirges der Nordgrenze des norditalienischen Hügel- und Tieflandes entlang
geht. Die nordost-französischen und deutschen eßbaren schwarzen Trüffeln,
meist der Art I'üben' g,6Le,lonen, seltener dem kleineren tuber inesönteriemn zuge¬
hörig , flehen an Intensität des Aromes, wennauch nicht eben an Annehm¬
lichkeit desselben, hinter ihren südwestlichen Verwandten zurück. Sie kommen


dort oft zu Markte gebracht und ist zu „zu Saucen besonders beliebt." Er
findet sich von Thüringen an bis Oberitalien, fehlt ober in Frankreich. Ueber
den Geschmack läßt sich nicht streiten. Der Duft des Schwammes ist unleug¬
bar ein seur starker; aber der Monograph der trüffelartigcn Pilze, der Mai¬
länder Viltadini, dessen Geruchsinn a» der piemontesischen Trüffel geschult
sein mochte, nennt dessen Geruch geradezu ekelerregend, und wir möchte» ihm
nicht Midersprcche». — Der weißen Trüffel einigermaßen ähnlich ist die im
Alterthum hochbcrühmie irdische; ebenfalls der Gattung 'lubsr nicht angehörig,
die 'IvrkLAS. I^poris. Sie ist hänfig in ganz Nordafrika; ihre Verbreitung
erstreckt sich einerseits bis Damaskus, andererseits durch Spanien »ach Süd¬
frankreich, durch Sardinien bis zur Küste der Terra ti Lavoro, bis Terracina.
Sachverständige, die Gelegenheit hatten, sie frisch zu genießen, schildern ihr
Arom als zwar angenehm, aber sehr schwach. Die höchst anerkennenden
Aeußerungen Plinius' und Juvenal's über sie können sich unmöglich auf ihre
Verwendung als Gewürz, sondern nur auf ihre Verspeisung nach Art unserer
Hutschwnmme bezogen haben.

Die schwarzen Trüffeln mit facettirter, von vier- bis sechsseitigen pyra¬
midalen Erhöhungen besetzter Außenfläche sind die weitaus am häusigsten
verwendeten. Vier veischirdene Arten werden zur Speise benutzt; je zwei und
zwei derselben sind einander sehr ähnlich, vielleicht nur als Varietäten ver¬
schieden. Das eine Formenpnar, die echten Perigord-Trüffeln, drunurle
und mölimvLxcu'um, hat einen mehr südlichen Wohnbezirk. Sie, die aro¬
matischsten und darum werthvollsten, unterscheiden sich von den weiter nörd¬
lich vorkommenden auch in den kleinsten Fragmenten leicht dadurch, daß die
Außenfläche der Samen mit kurzen schlanken Stacheln bedeckt ist, während
die Samen der deutschen Trüffeln ein Netz weit vorspringender, in fünf bis
sechseckige Maschen geordneter Leisten tragen. brumalö, im Innern von
ins Graue ziehender Farbe, einem Gerüche, dem eine angenehme Herbe und
Säure beigemengt ist, geht minder weit nach Nordost, als das ihm nahe
verwandte tuber rQLliZ.ne>Lxmum. Jenes findet sich in Frankreich nur jenseits
der Loire, ferner durch die Provene verbreitet, häusig in Norditalien. Die
Verbreitungsgrenze des Inder melauosporum, der im Immer» violettbraunen
Perigord-Trüffel, im Geruch mit einer Beimengung vom Dufte der Erdbeeren,
wird durch eine Linie dargestellt, welche vom südwestlichen England über
Paris und Lyon nach dem Fuße der Alpe» der Dauphins, und jenseits des
Gebirges der Nordgrenze des norditalienischen Hügel- und Tieflandes entlang
geht. Die nordost-französischen und deutschen eßbaren schwarzen Trüffeln,
meist der Art I'üben' g,6Le,lonen, seltener dem kleineren tuber inesönteriemn zuge¬
hörig , flehen an Intensität des Aromes, wennauch nicht eben an Annehm¬
lichkeit desselben, hinter ihren südwestlichen Verwandten zurück. Sie kommen


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[0270] dort oft zu Markte gebracht und ist zu „zu Saucen besonders beliebt." Er findet sich von Thüringen an bis Oberitalien, fehlt ober in Frankreich. Ueber den Geschmack läßt sich nicht streiten. Der Duft des Schwammes ist unleug¬ bar ein seur starker; aber der Monograph der trüffelartigcn Pilze, der Mai¬ länder Viltadini, dessen Geruchsinn a» der piemontesischen Trüffel geschult sein mochte, nennt dessen Geruch geradezu ekelerregend, und wir möchte» ihm nicht Midersprcche». — Der weißen Trüffel einigermaßen ähnlich ist die im Alterthum hochbcrühmie irdische; ebenfalls der Gattung 'lubsr nicht angehörig, die 'IvrkLAS. I^poris. Sie ist hänfig in ganz Nordafrika; ihre Verbreitung erstreckt sich einerseits bis Damaskus, andererseits durch Spanien »ach Süd¬ frankreich, durch Sardinien bis zur Küste der Terra ti Lavoro, bis Terracina. Sachverständige, die Gelegenheit hatten, sie frisch zu genießen, schildern ihr Arom als zwar angenehm, aber sehr schwach. Die höchst anerkennenden Aeußerungen Plinius' und Juvenal's über sie können sich unmöglich auf ihre Verwendung als Gewürz, sondern nur auf ihre Verspeisung nach Art unserer Hutschwnmme bezogen haben. Die schwarzen Trüffeln mit facettirter, von vier- bis sechsseitigen pyra¬ midalen Erhöhungen besetzter Außenfläche sind die weitaus am häusigsten verwendeten. Vier veischirdene Arten werden zur Speise benutzt; je zwei und zwei derselben sind einander sehr ähnlich, vielleicht nur als Varietäten ver¬ schieden. Das eine Formenpnar, die echten Perigord-Trüffeln, drunurle und mölimvLxcu'um, hat einen mehr südlichen Wohnbezirk. Sie, die aro¬ matischsten und darum werthvollsten, unterscheiden sich von den weiter nörd¬ lich vorkommenden auch in den kleinsten Fragmenten leicht dadurch, daß die Außenfläche der Samen mit kurzen schlanken Stacheln bedeckt ist, während die Samen der deutschen Trüffeln ein Netz weit vorspringender, in fünf bis sechseckige Maschen geordneter Leisten tragen. brumalö, im Innern von ins Graue ziehender Farbe, einem Gerüche, dem eine angenehme Herbe und Säure beigemengt ist, geht minder weit nach Nordost, als das ihm nahe verwandte tuber rQLliZ.ne>Lxmum. Jenes findet sich in Frankreich nur jenseits der Loire, ferner durch die Provene verbreitet, häusig in Norditalien. Die Verbreitungsgrenze des Inder melauosporum, der im Immer» violettbraunen Perigord-Trüffel, im Geruch mit einer Beimengung vom Dufte der Erdbeeren, wird durch eine Linie dargestellt, welche vom südwestlichen England über Paris und Lyon nach dem Fuße der Alpe» der Dauphins, und jenseits des Gebirges der Nordgrenze des norditalienischen Hügel- und Tieflandes entlang geht. Die nordost-französischen und deutschen eßbaren schwarzen Trüffeln, meist der Art I'üben' g,6Le,lonen, seltener dem kleineren tuber inesönteriemn zuge¬ hörig , flehen an Intensität des Aromes, wennauch nicht eben an Annehm¬ lichkeit desselben, hinter ihren südwestlichen Verwandten zurück. Sie kommen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/270>, abgerufen am 23.07.2024.