Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

zeiten zu beträchtlicher Größe und zur Eiform anschwellen, und in ihrem
Immer" die Samen der Trüffeln erzeugen. Solcher Samen bilden sich u> jedem
der eiförmigen Fruchtschläuche mehrere; bis zu sieben, meistens vier. Die
mannigfaltige, zierliche Gestaltung der sehr entwickelten äußeren ihrer beiden
Häute gibt ein bequemes Mittel an die Hand, selbst kleine Bruchstücke von
Trüffeln, wie sie etwa in zugerichteten Speisen vorkommen, mit großer Sicher¬
heit auf die Stannnart zurückzuführen.

Es gibt außer den Trüffeln noch zahlreiche andere unterirdisch lebende
Pilze, im äußeren Ansehen den Trüffeln zum Theil sehr ähnlich, im inneren
Baue aber auffällig -- die meisten durch die Anwesenheit lufterfüllter Hohl-
räume -- von ihnen unterschieden; sämmtlich ungenießbar oder doch ohne
irgend hervorstechenden Geruch und Geschmack. Auch die Zahl der wirklichen
Trüffeln ist nicht klein: viele Arten aber sind fade; andere von unangenehmem
Arom, das ihnen wenig schmeichelhafte Beinamen verschafft hat, wie z. B. die
rübenduftende, die übelriechend",- Trüffel. Für die Küche, und dadurch mittelbar
für den Handel von Werth sind nur wenige Formen: die weihe Trüffel Pie-
monts (I'udei' Nagimtu,in), die Pengord-Trüffeln ('lubizr nwlanvspoi-um und
drumiz.to); die deutschen schwarzen Trüffeln (lnder ".si-divum und mvL-m-
ein-ieum).

Bei einer Besprechung der Verdienste verschiedener Trüffelsorten gebührt
dem Ug-MÄtum billig der Borrang. Das Arom der weißen' piemon-
tesisch en Trüffel ist nicht nur ungleich stärker, sonder" auch seiner und ange¬
nehmer, als das ihrer Verwandten. Es gereicht ihr nicht zum Nachtheil,
daß ihrem Dufte ein ziemlich ausgeprägter Zwiebelgeruch beigemengt ist; um
so weniger, als dieser lini der Erwärmung bis zum Siedepunkte verschwindet,
während das eigenthümliche Trüffelarom zurückbleibt. Der Wohnbezirk der
echten weißen Trüffel ist eng begrenzt; sie wächst in der westlichen Lombardei,
häufig im piemontesischen Hügellande, selten und vereinzelt im östlichen Süd¬
frankreich bis zur Rhonemündung. Für gewöhnlich nicht gesellig, wie dies
die schwarzen Trüffeln sind, findet sie sich unter Pappeln, Ulmen, Eichen,
bisweilen selbst in Weinbergen und Ackerfeldern. Sie kommt mitunter selbst
im Norddeutschland frisch im Handel vor, aber zu hohem Preise, der etwa
das Dreifache von dem frischer schwarzer Trüffeln zu betragen pflegt.

Was Deutschland an weißen Trüffeln liefert, verdient wenig Lob. Es
ist ein Pilz, der selbst im Aeußeren der piemontesischen weißen Trüffel nur
wenig ähnelt (unregelmäßig knollenförmig, während die piemontcsische Art
abgeplattet-rundlich zu sein pflegt), die Farbe der Außenfläche mehr ins Gelbe,
minder ins Graue ziehend; auf Durchschnitten von grund.verschiedenen Ader¬
verlaufe, von den Botanikern in eine andere Gattung als die Trüffeln ver¬
wiesen, und OKoerom^ekis benannt. In Böhmen kommt er häusig vor, wird


zeiten zu beträchtlicher Größe und zur Eiform anschwellen, und in ihrem
Immer» die Samen der Trüffeln erzeugen. Solcher Samen bilden sich u> jedem
der eiförmigen Fruchtschläuche mehrere; bis zu sieben, meistens vier. Die
mannigfaltige, zierliche Gestaltung der sehr entwickelten äußeren ihrer beiden
Häute gibt ein bequemes Mittel an die Hand, selbst kleine Bruchstücke von
Trüffeln, wie sie etwa in zugerichteten Speisen vorkommen, mit großer Sicher¬
heit auf die Stannnart zurückzuführen.

Es gibt außer den Trüffeln noch zahlreiche andere unterirdisch lebende
Pilze, im äußeren Ansehen den Trüffeln zum Theil sehr ähnlich, im inneren
Baue aber auffällig — die meisten durch die Anwesenheit lufterfüllter Hohl-
räume — von ihnen unterschieden; sämmtlich ungenießbar oder doch ohne
irgend hervorstechenden Geruch und Geschmack. Auch die Zahl der wirklichen
Trüffeln ist nicht klein: viele Arten aber sind fade; andere von unangenehmem
Arom, das ihnen wenig schmeichelhafte Beinamen verschafft hat, wie z. B. die
rübenduftende, die übelriechend«,- Trüffel. Für die Küche, und dadurch mittelbar
für den Handel von Werth sind nur wenige Formen: die weihe Trüffel Pie-
monts (I'udei' Nagimtu,in), die Pengord-Trüffeln ('lubizr nwlanvspoi-um und
drumiz.to); die deutschen schwarzen Trüffeln (lnder «.si-divum und mvL-m-
ein-ieum).

Bei einer Besprechung der Verdienste verschiedener Trüffelsorten gebührt
dem Ug-MÄtum billig der Borrang. Das Arom der weißen' piemon-
tesisch en Trüffel ist nicht nur ungleich stärker, sonder» auch seiner und ange¬
nehmer, als das ihrer Verwandten. Es gereicht ihr nicht zum Nachtheil,
daß ihrem Dufte ein ziemlich ausgeprägter Zwiebelgeruch beigemengt ist; um
so weniger, als dieser lini der Erwärmung bis zum Siedepunkte verschwindet,
während das eigenthümliche Trüffelarom zurückbleibt. Der Wohnbezirk der
echten weißen Trüffel ist eng begrenzt; sie wächst in der westlichen Lombardei,
häufig im piemontesischen Hügellande, selten und vereinzelt im östlichen Süd¬
frankreich bis zur Rhonemündung. Für gewöhnlich nicht gesellig, wie dies
die schwarzen Trüffeln sind, findet sie sich unter Pappeln, Ulmen, Eichen,
bisweilen selbst in Weinbergen und Ackerfeldern. Sie kommt mitunter selbst
im Norddeutschland frisch im Handel vor, aber zu hohem Preise, der etwa
das Dreifache von dem frischer schwarzer Trüffeln zu betragen pflegt.

Was Deutschland an weißen Trüffeln liefert, verdient wenig Lob. Es
ist ein Pilz, der selbst im Aeußeren der piemontesischen weißen Trüffel nur
wenig ähnelt (unregelmäßig knollenförmig, während die piemontcsische Art
abgeplattet-rundlich zu sein pflegt), die Farbe der Außenfläche mehr ins Gelbe,
minder ins Graue ziehend; auf Durchschnitten von grund.verschiedenen Ader¬
verlaufe, von den Botanikern in eine andere Gattung als die Trüffeln ver¬
wiesen, und OKoerom^ekis benannt. In Böhmen kommt er häusig vor, wird


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0269" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/113511"/>
          <p xml:id="ID_806" prev="#ID_805"> zeiten zu beträchtlicher Größe und zur Eiform anschwellen, und in ihrem<lb/>
Immer» die Samen der Trüffeln erzeugen. Solcher Samen bilden sich u&gt; jedem<lb/>
der eiförmigen Fruchtschläuche mehrere; bis zu sieben, meistens vier. Die<lb/>
mannigfaltige, zierliche Gestaltung der sehr entwickelten äußeren ihrer beiden<lb/>
Häute gibt ein bequemes Mittel an die Hand, selbst kleine Bruchstücke von<lb/>
Trüffeln, wie sie etwa in zugerichteten Speisen vorkommen, mit großer Sicher¬<lb/>
heit auf die Stannnart zurückzuführen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_807"> Es gibt außer den Trüffeln noch zahlreiche andere unterirdisch lebende<lb/>
Pilze, im äußeren Ansehen den Trüffeln zum Theil sehr ähnlich, im inneren<lb/>
Baue aber auffällig &#x2014; die meisten durch die Anwesenheit lufterfüllter Hohl-<lb/>
räume &#x2014; von ihnen unterschieden; sämmtlich ungenießbar oder doch ohne<lb/>
irgend hervorstechenden Geruch und Geschmack. Auch die Zahl der wirklichen<lb/>
Trüffeln ist nicht klein: viele Arten aber sind fade; andere von unangenehmem<lb/>
Arom, das ihnen wenig schmeichelhafte Beinamen verschafft hat, wie z. B. die<lb/>
rübenduftende, die übelriechend«,- Trüffel. Für die Küche, und dadurch mittelbar<lb/>
für den Handel von Werth sind nur wenige Formen: die weihe Trüffel Pie-<lb/>
monts (I'udei' Nagimtu,in), die Pengord-Trüffeln ('lubizr nwlanvspoi-um und<lb/>
drumiz.to); die deutschen schwarzen Trüffeln (lnder «.si-divum und mvL-m-<lb/>
ein-ieum).</p><lb/>
          <p xml:id="ID_808"> Bei einer Besprechung der Verdienste verschiedener Trüffelsorten gebührt<lb/>
dem Ug-MÄtum billig der Borrang.  Das Arom der weißen' piemon-<lb/>
tesisch en Trüffel ist nicht nur ungleich stärker, sonder» auch seiner und ange¬<lb/>
nehmer, als das ihrer Verwandten. Es gereicht ihr nicht zum Nachtheil,<lb/>
daß ihrem Dufte ein ziemlich ausgeprägter Zwiebelgeruch beigemengt ist; um<lb/>
so weniger, als dieser lini der Erwärmung bis zum Siedepunkte verschwindet,<lb/>
während das eigenthümliche Trüffelarom zurückbleibt. Der Wohnbezirk der<lb/>
echten weißen Trüffel ist eng begrenzt; sie wächst in der westlichen Lombardei,<lb/>
häufig im piemontesischen Hügellande, selten und vereinzelt im östlichen Süd¬<lb/>
frankreich bis zur Rhonemündung. Für gewöhnlich nicht gesellig, wie dies<lb/>
die schwarzen Trüffeln sind, findet sie sich unter Pappeln, Ulmen, Eichen,<lb/>
bisweilen selbst in Weinbergen und Ackerfeldern. Sie kommt mitunter selbst<lb/>
im Norddeutschland frisch im Handel vor, aber zu hohem Preise, der etwa<lb/>
das Dreifache von dem frischer schwarzer Trüffeln zu betragen pflegt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_809" next="#ID_810"> Was Deutschland an weißen Trüffeln liefert, verdient wenig Lob. Es<lb/>
ist ein Pilz, der selbst im Aeußeren der piemontesischen weißen Trüffel nur<lb/>
wenig ähnelt (unregelmäßig knollenförmig, während die piemontcsische Art<lb/>
abgeplattet-rundlich zu sein pflegt), die Farbe der Außenfläche mehr ins Gelbe,<lb/>
minder ins Graue ziehend; auf Durchschnitten von grund.verschiedenen Ader¬<lb/>
verlaufe, von den Botanikern in eine andere Gattung als die Trüffeln ver¬<lb/>
wiesen, und OKoerom^ekis benannt. In Böhmen kommt er häusig vor, wird</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0269] zeiten zu beträchtlicher Größe und zur Eiform anschwellen, und in ihrem Immer» die Samen der Trüffeln erzeugen. Solcher Samen bilden sich u> jedem der eiförmigen Fruchtschläuche mehrere; bis zu sieben, meistens vier. Die mannigfaltige, zierliche Gestaltung der sehr entwickelten äußeren ihrer beiden Häute gibt ein bequemes Mittel an die Hand, selbst kleine Bruchstücke von Trüffeln, wie sie etwa in zugerichteten Speisen vorkommen, mit großer Sicher¬ heit auf die Stannnart zurückzuführen. Es gibt außer den Trüffeln noch zahlreiche andere unterirdisch lebende Pilze, im äußeren Ansehen den Trüffeln zum Theil sehr ähnlich, im inneren Baue aber auffällig — die meisten durch die Anwesenheit lufterfüllter Hohl- räume — von ihnen unterschieden; sämmtlich ungenießbar oder doch ohne irgend hervorstechenden Geruch und Geschmack. Auch die Zahl der wirklichen Trüffeln ist nicht klein: viele Arten aber sind fade; andere von unangenehmem Arom, das ihnen wenig schmeichelhafte Beinamen verschafft hat, wie z. B. die rübenduftende, die übelriechend«,- Trüffel. Für die Küche, und dadurch mittelbar für den Handel von Werth sind nur wenige Formen: die weihe Trüffel Pie- monts (I'udei' Nagimtu,in), die Pengord-Trüffeln ('lubizr nwlanvspoi-um und drumiz.to); die deutschen schwarzen Trüffeln (lnder «.si-divum und mvL-m- ein-ieum). Bei einer Besprechung der Verdienste verschiedener Trüffelsorten gebührt dem Ug-MÄtum billig der Borrang. Das Arom der weißen' piemon- tesisch en Trüffel ist nicht nur ungleich stärker, sonder» auch seiner und ange¬ nehmer, als das ihrer Verwandten. Es gereicht ihr nicht zum Nachtheil, daß ihrem Dufte ein ziemlich ausgeprägter Zwiebelgeruch beigemengt ist; um so weniger, als dieser lini der Erwärmung bis zum Siedepunkte verschwindet, während das eigenthümliche Trüffelarom zurückbleibt. Der Wohnbezirk der echten weißen Trüffel ist eng begrenzt; sie wächst in der westlichen Lombardei, häufig im piemontesischen Hügellande, selten und vereinzelt im östlichen Süd¬ frankreich bis zur Rhonemündung. Für gewöhnlich nicht gesellig, wie dies die schwarzen Trüffeln sind, findet sie sich unter Pappeln, Ulmen, Eichen, bisweilen selbst in Weinbergen und Ackerfeldern. Sie kommt mitunter selbst im Norddeutschland frisch im Handel vor, aber zu hohem Preise, der etwa das Dreifache von dem frischer schwarzer Trüffeln zu betragen pflegt. Was Deutschland an weißen Trüffeln liefert, verdient wenig Lob. Es ist ein Pilz, der selbst im Aeußeren der piemontesischen weißen Trüffel nur wenig ähnelt (unregelmäßig knollenförmig, während die piemontcsische Art abgeplattet-rundlich zu sein pflegt), die Farbe der Außenfläche mehr ins Gelbe, minder ins Graue ziehend; auf Durchschnitten von grund.verschiedenen Ader¬ verlaufe, von den Botanikern in eine andere Gattung als die Trüffeln ver¬ wiesen, und OKoerom^ekis benannt. In Böhmen kommt er häusig vor, wird

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/269
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/269>, abgerufen am 28.12.2024.