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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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einst schwelgten. Dublin hat seine Powldoodies of Burran und seine süper¬
ben Carlmgfords, Die letzte Art von Austern gilt für die beste auf der ganzen
Smarngdinsel. Sie hat einen sehr dunkeln, fast schwarzen Bart und ist sehr
zart und wohlschmeckend, so daß ein echter Hibernier nicht ohne einigen Schein
des Rechts sie über alle Austern der Welt erhebt und selbst die Natives der
Sachseninsel dagegen zurücksetzt. Er hat Recht mit seinem Patnotismus, aber
Unrecht mit seiner Behauptung.

Ein sehr gefährlicher Nebenbuhler Englands dagegen im Punkte der
Austernerzeugung ist Frankreich. Es bezieht seine berühmtesten Austern von
Marennes in der Bai von Biscaya, von Cancale in der Bucht von Mont
Samt Michel, ferner von Samt Vaast, Courseul, Etrctat. Dieppe und Tre-
port an der Küste der Normandie. endlich von Dünkirchen und Saint Malo.
Die Gestade des Mittelmeeres aber liefern nichts der Art, was der Erwäh¬
nung werth wäre.

Die grüne Auster ist eine Eigenthümlichkeit Frankreichs. und zwar kommt
sie von den Bänken der Bretagne. Indeß läßt sich die Farbe und der Wohl¬
geschmack dieser Gattung auch andern Sorten auf künstlichem Wege mittheilen.
Man legt sie in den Salzmarschen in Gruben, wo das Wasser etwa drei
Fuß tief ist, und wo in Folge dessen die Sonne große Gewalt hat. In
diesen Gruben werden sie -- nach Borg de Se. Vincent durch die Einwirkung
der Sonnenstrahlen -- im Laufe von drei bis vier Tagen so grün, als man
sie nur wünschen kann.

Die Hauptniederlage unsres von den Franzosen höher wie von irgend
einer Nation geschätzten Secthiers ist natürlich Paris und hier wieder die Rue
Montorgueil, die für die Metropole an der Seine das ist. was Billingsgate
dem reisenden Austernfrcund in dem großen Babel an der Themse bietet.
Eine Berechnung zeigt, daß hier im Jahre 1860 nicht weniger als für eine
Million sechsmalhundert und einundvierzigtausend Francs Austern verkauft
wurden, und da der Marktpreis für das Gros damals durchschnittlich vier
und ein halb Franken war. so muß Paris in der genannten Zeit über zwei-
undfunfzigMillionen und fünfmalhunderttausend Austern verzehrt oder wenigstens
auf dem Markte gehabt haben. Natürlich essen die Pariser jetzt, wo sie mit
den Austernstädten des Nordens durch Eisenbahnen verbunden sind, weit
mehr von ihrem Lieblingsgericht, als früher. Daß sie aber schon vor dieser
Zeit in dem Fache Bedeutendes leisteten, zeigt eine Stelle in dem Almanach
der Feinschmecker, dessen Herausgeber der frühergenannte Grimod de la Reyniere
war. Es heißt daselbst: "Begehen wir uns in die Rue Mandar (dieselbe
mündet in die Rue Montorgueil). so befinden wir uns vor zwer berühmten
Felsen, gegen welche täglich die Geldbeutel der Liebhaber grüner und weißer
Austern wogen und Schiffbruch erleiden, wir meinen die Koeosrs 6e Oaoeals


einst schwelgten. Dublin hat seine Powldoodies of Burran und seine süper¬
ben Carlmgfords, Die letzte Art von Austern gilt für die beste auf der ganzen
Smarngdinsel. Sie hat einen sehr dunkeln, fast schwarzen Bart und ist sehr
zart und wohlschmeckend, so daß ein echter Hibernier nicht ohne einigen Schein
des Rechts sie über alle Austern der Welt erhebt und selbst die Natives der
Sachseninsel dagegen zurücksetzt. Er hat Recht mit seinem Patnotismus, aber
Unrecht mit seiner Behauptung.

Ein sehr gefährlicher Nebenbuhler Englands dagegen im Punkte der
Austernerzeugung ist Frankreich. Es bezieht seine berühmtesten Austern von
Marennes in der Bai von Biscaya, von Cancale in der Bucht von Mont
Samt Michel, ferner von Samt Vaast, Courseul, Etrctat. Dieppe und Tre-
port an der Küste der Normandie. endlich von Dünkirchen und Saint Malo.
Die Gestade des Mittelmeeres aber liefern nichts der Art, was der Erwäh¬
nung werth wäre.

Die grüne Auster ist eine Eigenthümlichkeit Frankreichs. und zwar kommt
sie von den Bänken der Bretagne. Indeß läßt sich die Farbe und der Wohl¬
geschmack dieser Gattung auch andern Sorten auf künstlichem Wege mittheilen.
Man legt sie in den Salzmarschen in Gruben, wo das Wasser etwa drei
Fuß tief ist, und wo in Folge dessen die Sonne große Gewalt hat. In
diesen Gruben werden sie — nach Borg de Se. Vincent durch die Einwirkung
der Sonnenstrahlen — im Laufe von drei bis vier Tagen so grün, als man
sie nur wünschen kann.

Die Hauptniederlage unsres von den Franzosen höher wie von irgend
einer Nation geschätzten Secthiers ist natürlich Paris und hier wieder die Rue
Montorgueil, die für die Metropole an der Seine das ist. was Billingsgate
dem reisenden Austernfrcund in dem großen Babel an der Themse bietet.
Eine Berechnung zeigt, daß hier im Jahre 1860 nicht weniger als für eine
Million sechsmalhundert und einundvierzigtausend Francs Austern verkauft
wurden, und da der Marktpreis für das Gros damals durchschnittlich vier
und ein halb Franken war. so muß Paris in der genannten Zeit über zwei-
undfunfzigMillionen und fünfmalhunderttausend Austern verzehrt oder wenigstens
auf dem Markte gehabt haben. Natürlich essen die Pariser jetzt, wo sie mit
den Austernstädten des Nordens durch Eisenbahnen verbunden sind, weit
mehr von ihrem Lieblingsgericht, als früher. Daß sie aber schon vor dieser
Zeit in dem Fache Bedeutendes leisteten, zeigt eine Stelle in dem Almanach
der Feinschmecker, dessen Herausgeber der frühergenannte Grimod de la Reyniere
war. Es heißt daselbst: „Begehen wir uns in die Rue Mandar (dieselbe
mündet in die Rue Montorgueil). so befinden wir uns vor zwer berühmten
Felsen, gegen welche täglich die Geldbeutel der Liebhaber grüner und weißer
Austern wogen und Schiffbruch erleiden, wir meinen die Koeosrs 6e Oaoeals


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[0471] einst schwelgten. Dublin hat seine Powldoodies of Burran und seine süper¬ ben Carlmgfords, Die letzte Art von Austern gilt für die beste auf der ganzen Smarngdinsel. Sie hat einen sehr dunkeln, fast schwarzen Bart und ist sehr zart und wohlschmeckend, so daß ein echter Hibernier nicht ohne einigen Schein des Rechts sie über alle Austern der Welt erhebt und selbst die Natives der Sachseninsel dagegen zurücksetzt. Er hat Recht mit seinem Patnotismus, aber Unrecht mit seiner Behauptung. Ein sehr gefährlicher Nebenbuhler Englands dagegen im Punkte der Austernerzeugung ist Frankreich. Es bezieht seine berühmtesten Austern von Marennes in der Bai von Biscaya, von Cancale in der Bucht von Mont Samt Michel, ferner von Samt Vaast, Courseul, Etrctat. Dieppe und Tre- port an der Küste der Normandie. endlich von Dünkirchen und Saint Malo. Die Gestade des Mittelmeeres aber liefern nichts der Art, was der Erwäh¬ nung werth wäre. Die grüne Auster ist eine Eigenthümlichkeit Frankreichs. und zwar kommt sie von den Bänken der Bretagne. Indeß läßt sich die Farbe und der Wohl¬ geschmack dieser Gattung auch andern Sorten auf künstlichem Wege mittheilen. Man legt sie in den Salzmarschen in Gruben, wo das Wasser etwa drei Fuß tief ist, und wo in Folge dessen die Sonne große Gewalt hat. In diesen Gruben werden sie — nach Borg de Se. Vincent durch die Einwirkung der Sonnenstrahlen — im Laufe von drei bis vier Tagen so grün, als man sie nur wünschen kann. Die Hauptniederlage unsres von den Franzosen höher wie von irgend einer Nation geschätzten Secthiers ist natürlich Paris und hier wieder die Rue Montorgueil, die für die Metropole an der Seine das ist. was Billingsgate dem reisenden Austernfrcund in dem großen Babel an der Themse bietet. Eine Berechnung zeigt, daß hier im Jahre 1860 nicht weniger als für eine Million sechsmalhundert und einundvierzigtausend Francs Austern verkauft wurden, und da der Marktpreis für das Gros damals durchschnittlich vier und ein halb Franken war. so muß Paris in der genannten Zeit über zwei- undfunfzigMillionen und fünfmalhunderttausend Austern verzehrt oder wenigstens auf dem Markte gehabt haben. Natürlich essen die Pariser jetzt, wo sie mit den Austernstädten des Nordens durch Eisenbahnen verbunden sind, weit mehr von ihrem Lieblingsgericht, als früher. Daß sie aber schon vor dieser Zeit in dem Fache Bedeutendes leisteten, zeigt eine Stelle in dem Almanach der Feinschmecker, dessen Herausgeber der frühergenannte Grimod de la Reyniere war. Es heißt daselbst: „Begehen wir uns in die Rue Mandar (dieselbe mündet in die Rue Montorgueil). so befinden wir uns vor zwer berühmten Felsen, gegen welche täglich die Geldbeutel der Liebhaber grüner und weißer Austern wogen und Schiffbruch erleiden, wir meinen die Koeosrs 6e Oaoeals

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/471>, abgerufen am 29.12.2024.