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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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Schiff aus Holz. Der Grund hierfür besteht darin, daß man, indem das
Holz gewachsen, die Stücke, aus denen das erstere zusammengesetzt ist, nicht
verhältnißmäßig größer erhalten kann, als das Schiff größer ist. Es können
also die Planken eines kleinen Schiffes 1 Fuß breit und 30 Fuß lang sein;
man wird aber für ein Schiff, welches drei Mal so groß ist, keine Planken
finden können, die 90 Fuß lang und 3 Fuß breit wären, und so geht dieses
Verhältniß durch das ganze Schiff; die Stücke, aus denen es besteht, sind
eine Menge kleiner Stücke, deren Anzahl zunimmt und deren Größe im Ver¬
hältnisse abnimmt, so wie das Schiff größer ist. Es'bildet dies eine Haupt¬
ursache der Schwäche bei einem großen Schiffe. Die eisernen Platten eines
eisernen Schiffes hingegen können von einer der Größe des Schiffes ange¬
messenen Größe verfertigt werden; da nun die Stärke eines Stückes Eisen
gegen ein Stück Holz in einem hohen Verhältnisse mit dessen Größe zunimmt,
so besteht das eiserne Schiff aus einer vergleichsweise geringen Anzahl sehr
starker Stücke, während das hölzerne Schiff aus sehr vielen, sehr Minen und
schwachen Stücken zusammengesetzt ist.

Zweites Vorurtheil: Daß ein eisernes Schiff tiefer in das Wasser ein¬
taucht, als ein hölzernes'.

Genau das Gegentheil hiervon ist die Wahrheit. Man nehme z. B. die
größte Fregatte der englischen Kriegsmarine an, nämlich die neue "Orlando"
Klasse. Das Gewicht ihres Rumpfes ist 2500 Tonnen; das Gewicht eines
eisernen Schiffes von demselben Tonnengehalle beträgt aber nur 1500 Tonnen.
Wir wollen nun gleiches Gewicht in beide Schisse geben, also angenommen
eine Ausrüstung von 2000. Das Totalgewicht des eisernen Schiffes ist nun
3500 und jenes des hölzernen 4500 Tannen.

Es ist aber der Grundsatz, nach welchem Schiffe schwimmen, folgender:
Sind zwei Körper von gleicher Größe, so verhält sich die Tiefe, in welcher
sie in das Wasser eintauchen oder sinken, genau wie ihre Gewichte. Taucht
nun die hölzerne Fregatte mit ihrer Ausrüstung bis auf 21 Fuß in das
Wasser, so wird die eiserne Fregatte nur bis 17 Fuß tauchen und dieser
Unterschied von 17 und 21 das eiserne Schiff u, Stand setzen, entweder
1000 Tonnen Kohlen oder sonst irgend etwas einzuschiffen, um auf den näm¬
lichen Tiefgang des hölzernen Schiffes zu kommen, welches noch gar keine
derartigen Sachen eingenommen hat. Geben wir nun 1000 weitere Tonnen
Kohlen in jedes Schiff, so würden beide, der "Orlando" wie die eiserne Fre¬
gatte. 23 Fuß tief gehen und die letztere 2000 Tonnen Kohlen gegen 1000 in
der ersteren an Bord haben.

Der Schluß hieraus oder die sich ergebenden Thatsachen sind, daß bei
gleicher Größe die eiserne Fregatte weniger tief geht und bei doppeltem Feue¬
rungsvorrathe eben so tief taucht als die hölzerne.


Schiff aus Holz. Der Grund hierfür besteht darin, daß man, indem das
Holz gewachsen, die Stücke, aus denen das erstere zusammengesetzt ist, nicht
verhältnißmäßig größer erhalten kann, als das Schiff größer ist. Es können
also die Planken eines kleinen Schiffes 1 Fuß breit und 30 Fuß lang sein;
man wird aber für ein Schiff, welches drei Mal so groß ist, keine Planken
finden können, die 90 Fuß lang und 3 Fuß breit wären, und so geht dieses
Verhältniß durch das ganze Schiff; die Stücke, aus denen es besteht, sind
eine Menge kleiner Stücke, deren Anzahl zunimmt und deren Größe im Ver¬
hältnisse abnimmt, so wie das Schiff größer ist. Es'bildet dies eine Haupt¬
ursache der Schwäche bei einem großen Schiffe. Die eisernen Platten eines
eisernen Schiffes hingegen können von einer der Größe des Schiffes ange¬
messenen Größe verfertigt werden; da nun die Stärke eines Stückes Eisen
gegen ein Stück Holz in einem hohen Verhältnisse mit dessen Größe zunimmt,
so besteht das eiserne Schiff aus einer vergleichsweise geringen Anzahl sehr
starker Stücke, während das hölzerne Schiff aus sehr vielen, sehr Minen und
schwachen Stücken zusammengesetzt ist.

Zweites Vorurtheil: Daß ein eisernes Schiff tiefer in das Wasser ein¬
taucht, als ein hölzernes'.

Genau das Gegentheil hiervon ist die Wahrheit. Man nehme z. B. die
größte Fregatte der englischen Kriegsmarine an, nämlich die neue „Orlando"
Klasse. Das Gewicht ihres Rumpfes ist 2500 Tonnen; das Gewicht eines
eisernen Schiffes von demselben Tonnengehalle beträgt aber nur 1500 Tonnen.
Wir wollen nun gleiches Gewicht in beide Schisse geben, also angenommen
eine Ausrüstung von 2000. Das Totalgewicht des eisernen Schiffes ist nun
3500 und jenes des hölzernen 4500 Tannen.

Es ist aber der Grundsatz, nach welchem Schiffe schwimmen, folgender:
Sind zwei Körper von gleicher Größe, so verhält sich die Tiefe, in welcher
sie in das Wasser eintauchen oder sinken, genau wie ihre Gewichte. Taucht
nun die hölzerne Fregatte mit ihrer Ausrüstung bis auf 21 Fuß in das
Wasser, so wird die eiserne Fregatte nur bis 17 Fuß tauchen und dieser
Unterschied von 17 und 21 das eiserne Schiff u, Stand setzen, entweder
1000 Tonnen Kohlen oder sonst irgend etwas einzuschiffen, um auf den näm¬
lichen Tiefgang des hölzernen Schiffes zu kommen, welches noch gar keine
derartigen Sachen eingenommen hat. Geben wir nun 1000 weitere Tonnen
Kohlen in jedes Schiff, so würden beide, der „Orlando" wie die eiserne Fre¬
gatte. 23 Fuß tief gehen und die letztere 2000 Tonnen Kohlen gegen 1000 in
der ersteren an Bord haben.

Der Schluß hieraus oder die sich ergebenden Thatsachen sind, daß bei
gleicher Größe die eiserne Fregatte weniger tief geht und bei doppeltem Feue¬
rungsvorrathe eben so tief taucht als die hölzerne.


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[0440] Schiff aus Holz. Der Grund hierfür besteht darin, daß man, indem das Holz gewachsen, die Stücke, aus denen das erstere zusammengesetzt ist, nicht verhältnißmäßig größer erhalten kann, als das Schiff größer ist. Es können also die Planken eines kleinen Schiffes 1 Fuß breit und 30 Fuß lang sein; man wird aber für ein Schiff, welches drei Mal so groß ist, keine Planken finden können, die 90 Fuß lang und 3 Fuß breit wären, und so geht dieses Verhältniß durch das ganze Schiff; die Stücke, aus denen es besteht, sind eine Menge kleiner Stücke, deren Anzahl zunimmt und deren Größe im Ver¬ hältnisse abnimmt, so wie das Schiff größer ist. Es'bildet dies eine Haupt¬ ursache der Schwäche bei einem großen Schiffe. Die eisernen Platten eines eisernen Schiffes hingegen können von einer der Größe des Schiffes ange¬ messenen Größe verfertigt werden; da nun die Stärke eines Stückes Eisen gegen ein Stück Holz in einem hohen Verhältnisse mit dessen Größe zunimmt, so besteht das eiserne Schiff aus einer vergleichsweise geringen Anzahl sehr starker Stücke, während das hölzerne Schiff aus sehr vielen, sehr Minen und schwachen Stücken zusammengesetzt ist. Zweites Vorurtheil: Daß ein eisernes Schiff tiefer in das Wasser ein¬ taucht, als ein hölzernes'. Genau das Gegentheil hiervon ist die Wahrheit. Man nehme z. B. die größte Fregatte der englischen Kriegsmarine an, nämlich die neue „Orlando" Klasse. Das Gewicht ihres Rumpfes ist 2500 Tonnen; das Gewicht eines eisernen Schiffes von demselben Tonnengehalle beträgt aber nur 1500 Tonnen. Wir wollen nun gleiches Gewicht in beide Schisse geben, also angenommen eine Ausrüstung von 2000. Das Totalgewicht des eisernen Schiffes ist nun 3500 und jenes des hölzernen 4500 Tannen. Es ist aber der Grundsatz, nach welchem Schiffe schwimmen, folgender: Sind zwei Körper von gleicher Größe, so verhält sich die Tiefe, in welcher sie in das Wasser eintauchen oder sinken, genau wie ihre Gewichte. Taucht nun die hölzerne Fregatte mit ihrer Ausrüstung bis auf 21 Fuß in das Wasser, so wird die eiserne Fregatte nur bis 17 Fuß tauchen und dieser Unterschied von 17 und 21 das eiserne Schiff u, Stand setzen, entweder 1000 Tonnen Kohlen oder sonst irgend etwas einzuschiffen, um auf den näm¬ lichen Tiefgang des hölzernen Schiffes zu kommen, welches noch gar keine derartigen Sachen eingenommen hat. Geben wir nun 1000 weitere Tonnen Kohlen in jedes Schiff, so würden beide, der „Orlando" wie die eiserne Fre¬ gatte. 23 Fuß tief gehen und die letztere 2000 Tonnen Kohlen gegen 1000 in der ersteren an Bord haben. Der Schluß hieraus oder die sich ergebenden Thatsachen sind, daß bei gleicher Größe die eiserne Fregatte weniger tief geht und bei doppeltem Feue¬ rungsvorrathe eben so tief taucht als die hölzerne.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/440>, abgerufen am 28.12.2024.