Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.1817 malte er aus Bestellung der Regierung Ludwig den Sechzehnten, wie Dagegen ließ es Couder eine Reihe von Jahren hindurch an mancherlei 5) Couder machte im Jahre 1333 einen Aufenthalt in München, um sich die Technik der Freskomalerei anzueignen. Möglich, daß in dieser Beziehung Deutschland ihm hat etwa" lehren können, obwohl seine monumentalen Gemälde keine Fresken sind: was die Kunst selber betrifft, so wird er sich bei uns wenig Raths erholt haben. 4"
1817 malte er aus Bestellung der Regierung Ludwig den Sechzehnten, wie Dagegen ließ es Couder eine Reihe von Jahren hindurch an mancherlei 5) Couder machte im Jahre 1333 einen Aufenthalt in München, um sich die Technik der Freskomalerei anzueignen. Möglich, daß in dieser Beziehung Deutschland ihm hat etwa« lehren können, obwohl seine monumentalen Gemälde keine Fresken sind: was die Kunst selber betrifft, so wird er sich bei uns wenig Raths erholt haben. 4"
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1817 malte er aus Bestellung der Regierung Ludwig den Sechzehnten, wie
er im Winter des Jahres 1788 unter die armen Landleute Geld vertheilt
(Copie im Museum von Versailles). Man sieht wohl, wie der Maler sich be¬
mühte, die einfache Erscheinung eines seiner Zeit noch naheliegenden Vorganges
mit malerischem Reiz wiederzugeben; aber dieser erste Versuch, die gewöhnliche
Realität in die Kunst hereinzunehmen, erscheint unserer Anschauung beinahe
kindisch. Seinen eigentlichen Ruf erlangte Hersent erst im Jahre 1819 mit
dem Bilde: „Der alte Gustav Wasa steigt von seinen Söhnen gestützt den
Thron herab und gibt den versammelten Ständen seinen Segen." Das
Gemälde, für den Herzog von Orleans ausgeführt, ging im Jahre 1848 im
Palais royal zu Grunde, doch existirt ein vortrefflicher Kupferstich. Das Werk
galt als eines der ersten der Ausstellung, die Zeitgenossen rühmten außer der
tüchtigen Arbeit die Wahrheit der Charaktere und die Würde des Ausdrucks;
doch scheinen die Bewegungen ungeschickt und übertrieben. Wie dem auch
sein mag, mit diesem'Werke schien der Maler sich vollständig ausgegeben zu
haben; was er nach demselben hervorbrachte, ist ohne jede Bedeutung, und so
beruht sein Name auf diesem einzigen Wurf.
Dagegen ließ es Couder eine Reihe von Jahren hindurch an mancherlei
Werken nicht fehlen; aber auch er hielt nicht, was er am Beginn seiner Lauf¬
bahn versprochen. Gleich sein erstes Wert „1«z Isolde ä'NpKrg>im" (in der Galerie
des Luxemburg) — ebenfalls von 1817 — erregte Aufsehen: man fand bei
stimmungsvoller Lichtwirkung eine ungewohnte Tiefe des Ausdrucks, doch hat
sich auch hier die theatralische Manier der Droit'schen Schule nicht verleug¬
net. Couder versuchte sich dann in allen Gebieten; zunächst in der Kunst¬
geschichte (Masaccio und Michel Angelo), dann in mythologischen Darstellungen
(im Louvre, sie sind bei hastigen Bewegungen kalt und leblos), endlich in
gleichzeitigen Stoffen (Louis Philipp als Lehrer) und in der religiösen Kunst.
Seine Hauptwerke fallen in die Julidynastie und sind meistens Arbeiten für
das Museum in Versailles.*) Von seinen religiösen Bildern sei nur das
Gastwahl bei dem Pharisäer (Magdalena zu Christi Füßen) in der Madeleine
erwähnt; die moderne Auffassung zeigt sich hier in der Aufführung des Bei¬
werks, in dem Triclinium und in der ganz weltlichen Lebendigkeit der Figuren,
das Ganze ist ohne rechte Empfindung. Von seinen geschichtlichen Werken
hat seine Versammlung der De^s F<in6raux im Jahre 1789 selbst Kugler zu
großem Lobe angeregt, und allerdings war hier der nahe und bedeutsame
Stoff dem Maler günstig. Aber doch war Couder zu einer Erneuerung der
5) Couder machte im Jahre 1333 einen Aufenthalt in München, um sich die Technik der
Freskomalerei anzueignen. Möglich, daß in dieser Beziehung Deutschland ihm hat etwa«
lehren können, obwohl seine monumentalen Gemälde keine Fresken sind: was die Kunst selber
betrifft, so wird er sich bei uns wenig Raths erholt haben.
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