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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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ostasiatischen Küsten; im letzten chinesischen Kriege wurden sie mit Vortheil
verwandt. Nach den letzten Nachrichten liegt noch gegenwärtig eine Division
russischer Schraubenboote in einem japanischen Hafen. Die Schraubenkanonen¬
boote als eine ausschließliche Dcfensivwaffe zu betrachten, ist besonders deshalb
verwunderlich, weil dieselben bis jetzt nur zur Offensive verwandt worden sind.
Die Ruderkanonenbovte sind dagegen ein bloßes Defensiousmittel und von
höchst beschränkter Verwendbarkeit. Dieselben können sich ohne Gefahr nicht
weit von der Küste entfernen, sie können die hohe See nicht halten und die
Menschenkräfte, welche sie bewegen, reichen nicht aus, um sie auf längere
Strecken vom Winde unabhängig zu machen. Die Schraubenboote, welche,
wenn sie 2--3 Geschütze führen, auf hoher See vollständig verwendbar sind,
eignen sich dagegen vorzüglich sowol die eigene Handelsschifffahrt zu schützen,
als die seindliche zu zerstören.

Würden in der Nordsee 40 deutsche Schraubenboote liegen, so würde ein
Theil derselben auszulaufen haben, um auf hoher See zur Offensive überzu¬
gehen. W>e wir gesehen haben, hat Dänemark, wenn es nicht der preußischen
Flotte die Herrschaft über die Ostsee einräumen will, für die Nordsee keine
Schraubcnschiffe zur Verfügung. Dünischen Näderschiffen würden die Schrnuben-
boote nicht bloß an Manövnrfähigkeit, sondern auch meistens an Bewaffnung
überlegen sein; dünische Segelschiffe würden namentlich dann, wenn sich die
Schraubenboote in Divisionen vereinigen, selbst ohne die Gunst einer Wind¬
stille, sehr gefährdet sein. Es würden daher die deutschen Schraubenboote in
einem Kriege gegen Dänemark die Nordsee beherrschen und damit auch die
dänische Handelsschifffahrt auf derselben auf ein Minimum beschränken. Sie
würden sogar die dänischen Küsten beunruhigen können.

Die Kosten eurer Flotille von 40 Schraubenbooten lassen sich leicht be¬
rechnen, wenn man davon ausgeht, daß ein preußisches Schraubenboot von
2 Geschützen segelfertig mit voller Armirung 55.000 Thlr., eines von 3 Ge¬
schützen 66.000 Thlr. kostet.

Die Herstellungskosten belaufen sich demnach für jene 40 Boote auf etwa
2,300,000 Thlr. wozu noch etwa 200,000 Thlr. für die nöthigen Schuppen
und Vorrichtungen zur Aufbewahrung der Fahrzeuge in Friedenszeit kommen
können. Jeder der deutschen Nordseestaaten hat Häfen zur Stationirung dieser
Schiffe. Ebenso Mecklenburg für 10 Schraubenboote, die etwas über eine
halbe Million kosten würden. Die Unterhaltungskosten sind der Natur der
Sache nach in Friedenszeit sehr gering und bestehen im Wesentlichen in Ge¬
halten.

Die Handelsflotte der Nordseestaaten und Mecklenburgs ist reich genug,
um eine Aushebung für die Besatzung von etwa 2000 Mann oder, was sich
namentlich für die Hansestädte empfehlen würde, eine Häuerung von Matrosen


ostasiatischen Küsten; im letzten chinesischen Kriege wurden sie mit Vortheil
verwandt. Nach den letzten Nachrichten liegt noch gegenwärtig eine Division
russischer Schraubenboote in einem japanischen Hafen. Die Schraubenkanonen¬
boote als eine ausschließliche Dcfensivwaffe zu betrachten, ist besonders deshalb
verwunderlich, weil dieselben bis jetzt nur zur Offensive verwandt worden sind.
Die Ruderkanonenbovte sind dagegen ein bloßes Defensiousmittel und von
höchst beschränkter Verwendbarkeit. Dieselben können sich ohne Gefahr nicht
weit von der Küste entfernen, sie können die hohe See nicht halten und die
Menschenkräfte, welche sie bewegen, reichen nicht aus, um sie auf längere
Strecken vom Winde unabhängig zu machen. Die Schraubenboote, welche,
wenn sie 2—3 Geschütze führen, auf hoher See vollständig verwendbar sind,
eignen sich dagegen vorzüglich sowol die eigene Handelsschifffahrt zu schützen,
als die seindliche zu zerstören.

Würden in der Nordsee 40 deutsche Schraubenboote liegen, so würde ein
Theil derselben auszulaufen haben, um auf hoher See zur Offensive überzu¬
gehen. W>e wir gesehen haben, hat Dänemark, wenn es nicht der preußischen
Flotte die Herrschaft über die Ostsee einräumen will, für die Nordsee keine
Schraubcnschiffe zur Verfügung. Dünischen Näderschiffen würden die Schrnuben-
boote nicht bloß an Manövnrfähigkeit, sondern auch meistens an Bewaffnung
überlegen sein; dünische Segelschiffe würden namentlich dann, wenn sich die
Schraubenboote in Divisionen vereinigen, selbst ohne die Gunst einer Wind¬
stille, sehr gefährdet sein. Es würden daher die deutschen Schraubenboote in
einem Kriege gegen Dänemark die Nordsee beherrschen und damit auch die
dänische Handelsschifffahrt auf derselben auf ein Minimum beschränken. Sie
würden sogar die dänischen Küsten beunruhigen können.

Die Kosten eurer Flotille von 40 Schraubenbooten lassen sich leicht be¬
rechnen, wenn man davon ausgeht, daß ein preußisches Schraubenboot von
2 Geschützen segelfertig mit voller Armirung 55.000 Thlr., eines von 3 Ge¬
schützen 66.000 Thlr. kostet.

Die Herstellungskosten belaufen sich demnach für jene 40 Boote auf etwa
2,300,000 Thlr. wozu noch etwa 200,000 Thlr. für die nöthigen Schuppen
und Vorrichtungen zur Aufbewahrung der Fahrzeuge in Friedenszeit kommen
können. Jeder der deutschen Nordseestaaten hat Häfen zur Stationirung dieser
Schiffe. Ebenso Mecklenburg für 10 Schraubenboote, die etwas über eine
halbe Million kosten würden. Die Unterhaltungskosten sind der Natur der
Sache nach in Friedenszeit sehr gering und bestehen im Wesentlichen in Ge¬
halten.

Die Handelsflotte der Nordseestaaten und Mecklenburgs ist reich genug,
um eine Aushebung für die Besatzung von etwa 2000 Mann oder, was sich
namentlich für die Hansestädte empfehlen würde, eine Häuerung von Matrosen


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[0036] ostasiatischen Küsten; im letzten chinesischen Kriege wurden sie mit Vortheil verwandt. Nach den letzten Nachrichten liegt noch gegenwärtig eine Division russischer Schraubenboote in einem japanischen Hafen. Die Schraubenkanonen¬ boote als eine ausschließliche Dcfensivwaffe zu betrachten, ist besonders deshalb verwunderlich, weil dieselben bis jetzt nur zur Offensive verwandt worden sind. Die Ruderkanonenbovte sind dagegen ein bloßes Defensiousmittel und von höchst beschränkter Verwendbarkeit. Dieselben können sich ohne Gefahr nicht weit von der Küste entfernen, sie können die hohe See nicht halten und die Menschenkräfte, welche sie bewegen, reichen nicht aus, um sie auf längere Strecken vom Winde unabhängig zu machen. Die Schraubenboote, welche, wenn sie 2—3 Geschütze führen, auf hoher See vollständig verwendbar sind, eignen sich dagegen vorzüglich sowol die eigene Handelsschifffahrt zu schützen, als die seindliche zu zerstören. Würden in der Nordsee 40 deutsche Schraubenboote liegen, so würde ein Theil derselben auszulaufen haben, um auf hoher See zur Offensive überzu¬ gehen. W>e wir gesehen haben, hat Dänemark, wenn es nicht der preußischen Flotte die Herrschaft über die Ostsee einräumen will, für die Nordsee keine Schraubcnschiffe zur Verfügung. Dünischen Näderschiffen würden die Schrnuben- boote nicht bloß an Manövnrfähigkeit, sondern auch meistens an Bewaffnung überlegen sein; dünische Segelschiffe würden namentlich dann, wenn sich die Schraubenboote in Divisionen vereinigen, selbst ohne die Gunst einer Wind¬ stille, sehr gefährdet sein. Es würden daher die deutschen Schraubenboote in einem Kriege gegen Dänemark die Nordsee beherrschen und damit auch die dänische Handelsschifffahrt auf derselben auf ein Minimum beschränken. Sie würden sogar die dänischen Küsten beunruhigen können. Die Kosten eurer Flotille von 40 Schraubenbooten lassen sich leicht be¬ rechnen, wenn man davon ausgeht, daß ein preußisches Schraubenboot von 2 Geschützen segelfertig mit voller Armirung 55.000 Thlr., eines von 3 Ge¬ schützen 66.000 Thlr. kostet. Die Herstellungskosten belaufen sich demnach für jene 40 Boote auf etwa 2,300,000 Thlr. wozu noch etwa 200,000 Thlr. für die nöthigen Schuppen und Vorrichtungen zur Aufbewahrung der Fahrzeuge in Friedenszeit kommen können. Jeder der deutschen Nordseestaaten hat Häfen zur Stationirung dieser Schiffe. Ebenso Mecklenburg für 10 Schraubenboote, die etwas über eine halbe Million kosten würden. Die Unterhaltungskosten sind der Natur der Sache nach in Friedenszeit sehr gering und bestehen im Wesentlichen in Ge¬ halten. Die Handelsflotte der Nordseestaaten und Mecklenburgs ist reich genug, um eine Aushebung für die Besatzung von etwa 2000 Mann oder, was sich namentlich für die Hansestädte empfehlen würde, eine Häuerung von Matrosen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/36>, abgerufen am 22.12.2024.