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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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theidigungslos sind, sie beachtet überdies nicht, daß denselben Schleppschiffe
beigegeben werden können und daß sie im Nothfälle selbst von. wenn auch
roch so schlecht bewaffneten Handelsdampfern begleitet sein können.

Allen diesen ungünstigen Eventualitäten, selbst der. daß Dänemark einige
seiner Räderkriegsschiffe zur Blockade verwenden sollte, begegnet die oben von
uns geforderte Zahl der Schraubenbvote. Dieselbe ist ebensowol für die Be¬
schützung des Seehandels gegen Dänemark, als für die Vertheidigung der
Küste ausreichend, aber auch erforderlich.

Sicherheit vor einer Blockade in einem dänischen. Sicherheit vor einer
Landung in jedem Kriege läßt sich demnach mit sehr geringen Mitteln er¬
kaufen, und es gehört ein großer Mangel an Einsicht bei den kleinen Regie¬
rungen oder ein seltner Mangel an Patriotismus dazu, daß, da die Pläne
seit einem Jahre festgestellt sind, diese Mittel bis jetzt noch nicht hergestellt
wurden.

Es beruht dies vielleicht zum Theil auf einem in den Hansestädten nicht
ganz seltenen Glauben, daß Schraubenboote gleich Ruderbooten nur zur Kü¬
stenvertheidigung und zur Abwehr von Blockaden verwendbar seien, während
die Rhederei der Hansestädte den Schutz ihrer Schiffe auf hoher See fordere.

Zunächst würden wir der Ansicht sein, daß es doch einigen Werth für
die großen Emporien Deutschlands habe, wenn sie von dänischen Schiffen
nicht blockirt werden, d. h. nicht vom Welthandel überhaupt abgesperrt werden
können, und daß es ein. wenn auch bedeutendes, aber doch secundäres In¬
teresse sei. daß dieser Handel auf eigenen Schiffen getrieben werden könne,
daß die eigene Rhederei geschützt werde.

Aber dieser Schutz wird denselben durch eine Schraubenbootflotille auch
wirklich zu Theil, ja diese Flotille würde zu gleicher Zeit im Stande sein, die
dünische Handelsschiffscchrt in der Nordsee zu zerstören.

Dies zu verkennen beruht auf einer Verwechslung der alten Ruderkanonen,
boote und der Schraubcnboote.

Englische Schraubenboote von 2-3 Kanonen (wir kennen das Nähere
über die neueren und allem Anschein nach verbesserten preußischen nicht) sind
Schiffe von 110 bis 120 Fuß Länge. 220 bis 240 Tonnen Tragfähigkeit. 60
bis 80 Pferdekraft und haben bis zu ?'/. Fuß Tiefgang. Die Besatzung be¬
trägt etwa 40 Mann, die Geschütze schweren Kalibers ruhen auf Drehscheiben,
so daß stets alle gleichzeitig nach einer Seite gebraucht werden können.

Diese Schraubenboote sind wirkliche Schiffe mit voller Beseglung und
von einer bedeutenden Größe. Selbst kleinere Kausfahrteisegelschiffe gehen in
die entferntesten Weltgegenden. In der That sind auch die englischen Schrau¬
benbvote im russischen Kriege nicht nur in die Ostsee und das Schwarze Meer
gefahren, noch heute begeben sich dieselben häusig von England aus an die


Grenzboten III. 1361.

theidigungslos sind, sie beachtet überdies nicht, daß denselben Schleppschiffe
beigegeben werden können und daß sie im Nothfälle selbst von. wenn auch
roch so schlecht bewaffneten Handelsdampfern begleitet sein können.

Allen diesen ungünstigen Eventualitäten, selbst der. daß Dänemark einige
seiner Räderkriegsschiffe zur Blockade verwenden sollte, begegnet die oben von
uns geforderte Zahl der Schraubenbvote. Dieselbe ist ebensowol für die Be¬
schützung des Seehandels gegen Dänemark, als für die Vertheidigung der
Küste ausreichend, aber auch erforderlich.

Sicherheit vor einer Blockade in einem dänischen. Sicherheit vor einer
Landung in jedem Kriege läßt sich demnach mit sehr geringen Mitteln er¬
kaufen, und es gehört ein großer Mangel an Einsicht bei den kleinen Regie¬
rungen oder ein seltner Mangel an Patriotismus dazu, daß, da die Pläne
seit einem Jahre festgestellt sind, diese Mittel bis jetzt noch nicht hergestellt
wurden.

Es beruht dies vielleicht zum Theil auf einem in den Hansestädten nicht
ganz seltenen Glauben, daß Schraubenboote gleich Ruderbooten nur zur Kü¬
stenvertheidigung und zur Abwehr von Blockaden verwendbar seien, während
die Rhederei der Hansestädte den Schutz ihrer Schiffe auf hoher See fordere.

Zunächst würden wir der Ansicht sein, daß es doch einigen Werth für
die großen Emporien Deutschlands habe, wenn sie von dänischen Schiffen
nicht blockirt werden, d. h. nicht vom Welthandel überhaupt abgesperrt werden
können, und daß es ein. wenn auch bedeutendes, aber doch secundäres In¬
teresse sei. daß dieser Handel auf eigenen Schiffen getrieben werden könne,
daß die eigene Rhederei geschützt werde.

Aber dieser Schutz wird denselben durch eine Schraubenbootflotille auch
wirklich zu Theil, ja diese Flotille würde zu gleicher Zeit im Stande sein, die
dünische Handelsschiffscchrt in der Nordsee zu zerstören.

Dies zu verkennen beruht auf einer Verwechslung der alten Ruderkanonen,
boote und der Schraubcnboote.

Englische Schraubenboote von 2-3 Kanonen (wir kennen das Nähere
über die neueren und allem Anschein nach verbesserten preußischen nicht) sind
Schiffe von 110 bis 120 Fuß Länge. 220 bis 240 Tonnen Tragfähigkeit. 60
bis 80 Pferdekraft und haben bis zu ?'/. Fuß Tiefgang. Die Besatzung be¬
trägt etwa 40 Mann, die Geschütze schweren Kalibers ruhen auf Drehscheiben,
so daß stets alle gleichzeitig nach einer Seite gebraucht werden können.

Diese Schraubenboote sind wirkliche Schiffe mit voller Beseglung und
von einer bedeutenden Größe. Selbst kleinere Kausfahrteisegelschiffe gehen in
die entferntesten Weltgegenden. In der That sind auch die englischen Schrau¬
benbvote im russischen Kriege nicht nur in die Ostsee und das Schwarze Meer
gefahren, noch heute begeben sich dieselben häusig von England aus an die


Grenzboten III. 1361.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/35>, abgerufen am 22.12.2024.