Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

zu gestatten. Zum Kommando der Schraubenbootc können zum Theil in¬
telligente Capitäne der Handelsmanne verwandt werden, zum Theil müssen
wirkliche Seeoffiziere namentlich für Divisionscommandos angestellt werden.

Die Herstellung der gedachten Schraubenflotille von 40 Booten für die
Nordsee und 10 für Mecklenburg laßt sich in etwa einem halben Jahre be¬
wirken, diese Boote können überall auf Privatwerften gebaut werden. Die
Einübung der Mannschaft zur Bedienung der Geschütze erfordert ungefähr die
gleiche Zeit, kann aber bis' zu einem gewissen Grade auch während des Baues
am Lande oder auf anderen Fahrzeugen geschehen.

Wenn in diesem Sommer der Entschluß zur Herstellung einer Schrauben-
bootflotille Seitens der deutschen Küstenstaaten gesaßt würde, so könnte die¬
selbe im nächsten Frühjahre segelfertig und kampffähig dastehen und diese
Küsten wären damit gegen die Calamitäten eines dänischen Seekrieges ge¬
schützt. .

Wenn sich für die sämmtlichen deutschen Küstenstaaten außer Preußen et-
wa 50 Schraubenboote mit einem Kostenaufwande von gegen 3 Millionen
nothwendig machten, so drängt sich die Frage auf, wer diese Flotille herstellen
und diese Kosten der Herstellung tragen soll?

Bei den Regierungen der Nordseestaaten und Mecklenburgs scheint man
diese Frage dahin beantworten zu wollen, daß der deutsche Bund für die Ver¬
theidigung der Küsten zu sorgen habe.

Als im vorigen Jahre Preußen eine Küstenvertheidig-ung zu Stande zu
bringen suchte, dachte es zunächst an eine freie Vereinigung der Küstcnstaaten.
sofort aber traten die Würzburger Regierungen auf und wurden von einem
tiefen Interesse für die Küstenvertheidigung ergriffen, sie wiesen aus den deut¬
schen Bund hin. der Alles in Ordnung bringen werde. Diese Regierungen
glaubten, daß eine solche Vereinigung für maritime Zwecke Preußen einen Zu¬
wachs an Einfluß und Macht geben könne und nach der Theorie derselben
ist es eine Schwächung Deutschlands, d. h. der rheinbündlerischen Souveräne-
tät. wenn Preußen stärker wird.

Die Bestrebungen der Würzburger wurden vor Allem von Hannover ge¬
theilt. Dasselbe schloß sich sogar von den berliner Berathungen der übrigen
Küstenstaaten aus. obgleich diese Berathungen nur den Zweck hatten, die Mittel
der Vertheidigung im Einzelnen zu Präcisiren. Mecklenburg sonst mit Han¬
nover in gleicher Richtung, hatte seine Mitwirkung zu jenen Berathungen mahl
versagt.

Die Verweisung an den Bund fand aber auch bei den übrigen Küsten-
ftaaten einen, und zwar an pecnniüre Interessen anknüpfenden. Beifall. So
war es ja möglich, daß dieselben der Opfer überhoben wurden, welche nun
leider einmal mit jeder Vertheidigungsrüstung verbunden sind. Das Resul-


zu gestatten. Zum Kommando der Schraubenbootc können zum Theil in¬
telligente Capitäne der Handelsmanne verwandt werden, zum Theil müssen
wirkliche Seeoffiziere namentlich für Divisionscommandos angestellt werden.

Die Herstellung der gedachten Schraubenflotille von 40 Booten für die
Nordsee und 10 für Mecklenburg laßt sich in etwa einem halben Jahre be¬
wirken, diese Boote können überall auf Privatwerften gebaut werden. Die
Einübung der Mannschaft zur Bedienung der Geschütze erfordert ungefähr die
gleiche Zeit, kann aber bis' zu einem gewissen Grade auch während des Baues
am Lande oder auf anderen Fahrzeugen geschehen.

Wenn in diesem Sommer der Entschluß zur Herstellung einer Schrauben-
bootflotille Seitens der deutschen Küstenstaaten gesaßt würde, so könnte die¬
selbe im nächsten Frühjahre segelfertig und kampffähig dastehen und diese
Küsten wären damit gegen die Calamitäten eines dänischen Seekrieges ge¬
schützt. .

Wenn sich für die sämmtlichen deutschen Küstenstaaten außer Preußen et-
wa 50 Schraubenboote mit einem Kostenaufwande von gegen 3 Millionen
nothwendig machten, so drängt sich die Frage auf, wer diese Flotille herstellen
und diese Kosten der Herstellung tragen soll?

Bei den Regierungen der Nordseestaaten und Mecklenburgs scheint man
diese Frage dahin beantworten zu wollen, daß der deutsche Bund für die Ver¬
theidigung der Küsten zu sorgen habe.

Als im vorigen Jahre Preußen eine Küstenvertheidig-ung zu Stande zu
bringen suchte, dachte es zunächst an eine freie Vereinigung der Küstcnstaaten.
sofort aber traten die Würzburger Regierungen auf und wurden von einem
tiefen Interesse für die Küstenvertheidigung ergriffen, sie wiesen aus den deut¬
schen Bund hin. der Alles in Ordnung bringen werde. Diese Regierungen
glaubten, daß eine solche Vereinigung für maritime Zwecke Preußen einen Zu¬
wachs an Einfluß und Macht geben könne und nach der Theorie derselben
ist es eine Schwächung Deutschlands, d. h. der rheinbündlerischen Souveräne-
tät. wenn Preußen stärker wird.

Die Bestrebungen der Würzburger wurden vor Allem von Hannover ge¬
theilt. Dasselbe schloß sich sogar von den berliner Berathungen der übrigen
Küstenstaaten aus. obgleich diese Berathungen nur den Zweck hatten, die Mittel
der Vertheidigung im Einzelnen zu Präcisiren. Mecklenburg sonst mit Han¬
nover in gleicher Richtung, hatte seine Mitwirkung zu jenen Berathungen mahl
versagt.

Die Verweisung an den Bund fand aber auch bei den übrigen Küsten-
ftaaten einen, und zwar an pecnniüre Interessen anknüpfenden. Beifall. So
war es ja möglich, daß dieselben der Opfer überhoben wurden, welche nun
leider einmal mit jeder Vertheidigungsrüstung verbunden sind. Das Resul-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0037" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112007"/>
            <p xml:id="ID_129" prev="#ID_128"> zu gestatten. Zum Kommando der Schraubenbootc können zum Theil in¬<lb/>
telligente Capitäne der Handelsmanne verwandt werden, zum Theil müssen<lb/>
wirkliche Seeoffiziere namentlich für Divisionscommandos angestellt werden.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_130"> Die Herstellung der gedachten Schraubenflotille von 40 Booten für die<lb/>
Nordsee und 10 für Mecklenburg laßt sich in etwa einem halben Jahre be¬<lb/>
wirken, diese Boote können überall auf Privatwerften gebaut werden. Die<lb/>
Einübung der Mannschaft zur Bedienung der Geschütze erfordert ungefähr die<lb/>
gleiche Zeit, kann aber bis' zu einem gewissen Grade auch während des Baues<lb/>
am Lande oder auf anderen Fahrzeugen geschehen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_131"> Wenn in diesem Sommer der Entschluß zur Herstellung einer Schrauben-<lb/>
bootflotille Seitens der deutschen Küstenstaaten gesaßt würde, so könnte die¬<lb/>
selbe im nächsten Frühjahre segelfertig und kampffähig dastehen und diese<lb/>
Küsten wären damit gegen die Calamitäten eines dänischen Seekrieges ge¬<lb/>
schützt. .</p><lb/>
            <p xml:id="ID_132"> Wenn sich für die sämmtlichen deutschen Küstenstaaten außer Preußen et-<lb/>
wa 50 Schraubenboote mit einem Kostenaufwande von gegen 3 Millionen<lb/>
nothwendig machten, so drängt sich die Frage auf, wer diese Flotille herstellen<lb/>
und diese Kosten der Herstellung tragen soll?</p><lb/>
            <p xml:id="ID_133"> Bei den Regierungen der Nordseestaaten und Mecklenburgs scheint man<lb/>
diese Frage dahin beantworten zu wollen, daß der deutsche Bund für die Ver¬<lb/>
theidigung der Küsten zu sorgen habe.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_134"> Als im vorigen Jahre Preußen eine Küstenvertheidig-ung zu Stande zu<lb/>
bringen suchte, dachte es zunächst an eine freie Vereinigung der Küstcnstaaten.<lb/>
sofort aber traten die Würzburger Regierungen auf und wurden von einem<lb/>
tiefen Interesse für die Küstenvertheidigung ergriffen, sie wiesen aus den deut¬<lb/>
schen Bund hin. der Alles in Ordnung bringen werde. Diese Regierungen<lb/>
glaubten, daß eine solche Vereinigung für maritime Zwecke Preußen einen Zu¬<lb/>
wachs an Einfluß und Macht geben könne und nach der Theorie derselben<lb/>
ist es eine Schwächung Deutschlands, d. h. der rheinbündlerischen Souveräne-<lb/>
tät. wenn Preußen stärker wird.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_135"> Die Bestrebungen der Würzburger wurden vor Allem von Hannover ge¬<lb/>
theilt. Dasselbe schloß sich sogar von den berliner Berathungen der übrigen<lb/>
Küstenstaaten aus. obgleich diese Berathungen nur den Zweck hatten, die Mittel<lb/>
der Vertheidigung im Einzelnen zu Präcisiren. Mecklenburg sonst mit Han¬<lb/>
nover in gleicher Richtung, hatte seine Mitwirkung zu jenen Berathungen mahl<lb/>
versagt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_136" next="#ID_137"> Die Verweisung an den Bund fand aber auch bei den übrigen Küsten-<lb/>
ftaaten einen, und zwar an pecnniüre Interessen anknüpfenden. Beifall. So<lb/>
war es ja möglich, daß dieselben der Opfer überhoben wurden, welche nun<lb/>
leider einmal mit jeder Vertheidigungsrüstung verbunden sind. Das Resul-</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0037] zu gestatten. Zum Kommando der Schraubenbootc können zum Theil in¬ telligente Capitäne der Handelsmanne verwandt werden, zum Theil müssen wirkliche Seeoffiziere namentlich für Divisionscommandos angestellt werden. Die Herstellung der gedachten Schraubenflotille von 40 Booten für die Nordsee und 10 für Mecklenburg laßt sich in etwa einem halben Jahre be¬ wirken, diese Boote können überall auf Privatwerften gebaut werden. Die Einübung der Mannschaft zur Bedienung der Geschütze erfordert ungefähr die gleiche Zeit, kann aber bis' zu einem gewissen Grade auch während des Baues am Lande oder auf anderen Fahrzeugen geschehen. Wenn in diesem Sommer der Entschluß zur Herstellung einer Schrauben- bootflotille Seitens der deutschen Küstenstaaten gesaßt würde, so könnte die¬ selbe im nächsten Frühjahre segelfertig und kampffähig dastehen und diese Küsten wären damit gegen die Calamitäten eines dänischen Seekrieges ge¬ schützt. . Wenn sich für die sämmtlichen deutschen Küstenstaaten außer Preußen et- wa 50 Schraubenboote mit einem Kostenaufwande von gegen 3 Millionen nothwendig machten, so drängt sich die Frage auf, wer diese Flotille herstellen und diese Kosten der Herstellung tragen soll? Bei den Regierungen der Nordseestaaten und Mecklenburgs scheint man diese Frage dahin beantworten zu wollen, daß der deutsche Bund für die Ver¬ theidigung der Küsten zu sorgen habe. Als im vorigen Jahre Preußen eine Küstenvertheidig-ung zu Stande zu bringen suchte, dachte es zunächst an eine freie Vereinigung der Küstcnstaaten. sofort aber traten die Würzburger Regierungen auf und wurden von einem tiefen Interesse für die Küstenvertheidigung ergriffen, sie wiesen aus den deut¬ schen Bund hin. der Alles in Ordnung bringen werde. Diese Regierungen glaubten, daß eine solche Vereinigung für maritime Zwecke Preußen einen Zu¬ wachs an Einfluß und Macht geben könne und nach der Theorie derselben ist es eine Schwächung Deutschlands, d. h. der rheinbündlerischen Souveräne- tät. wenn Preußen stärker wird. Die Bestrebungen der Würzburger wurden vor Allem von Hannover ge¬ theilt. Dasselbe schloß sich sogar von den berliner Berathungen der übrigen Küstenstaaten aus. obgleich diese Berathungen nur den Zweck hatten, die Mittel der Vertheidigung im Einzelnen zu Präcisiren. Mecklenburg sonst mit Han¬ nover in gleicher Richtung, hatte seine Mitwirkung zu jenen Berathungen mahl versagt. Die Verweisung an den Bund fand aber auch bei den übrigen Küsten- ftaaten einen, und zwar an pecnniüre Interessen anknüpfenden. Beifall. So war es ja möglich, daß dieselben der Opfer überhoben wurden, welche nun leider einmal mit jeder Vertheidigungsrüstung verbunden sind. Das Resul-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/37
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/37>, abgerufen am 22.12.2024.