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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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von einem Feinde wie Dänemark blockirt werden, so müssen dieselben durch
Schraubenkanonenbovte vertheidigt werden.

Es werden zu diesem Zweck etwa 10 Schraubenboote für die Bucht von
Wismcir nöthig sein, die zugleich zum Schutze der Travemündung oder
Warnemündung dienen können; ferner etwa 10 Schraubenboote von 2--3
Geschützen für die Elbe, 15 für die Jahde und Weser und 5 für die Ems-
mündung.

Die Eigenthümlichkeit der Nordseeküste, deren wir soeben gedachten, ge¬
stattet, daß die Schraubenboote derselben nach Bedürfniß getrennt oder ver¬
einigt handeln. Der Feind, der die Küste blockiren oder angreifen will, ist
nicht ini Stande zu verhindern, daß die Schraubenboote, welche im Dotiert
liegen, sich nach der Elbemündung und umgekehrt die der Elbemündung sich
noch dem Dollert begeben. Die weit vorgehenden Watten erlauben solche
Operationen mit vollkommner Sicherheit auszuführen.

Will man die große Gunst dieser seichten Gewässer der Nordsee voll¬
ständig ausbeuten, so wird sich außer den gedachten Schraubenbooten zu 2
und 3 Geschützen noch eine Anzahl von etwa 10 Booten zu einem Geschütze
mit einem Tiefgang von 4 Fuß erforderlich machen.

Wenn die Nordseeküste von 40 Schraubenbooten mit 80 Geschützen ver¬
theidigt würde, so wäre dadurch uicht nur jede Blockade durch dänische Segel¬
schiffe, sondern zugleich für jeden Krieg, selbst für den Krieg gegen eine Macht,
welche über eine Schraubenflotte zu gebieten hat, die Landung unmöglich ge¬
macht. Es beruht letzteres auf der Eigenthümlichkeit, daß zu den wenigen
Landungspunkten der Nordseeküste nur jene engen Fahrwasser führen, welche
von geringen Streitkräften, die eine vollständige Freiheit der Bewegung haben,
leicht vertheidigt werden können.

Das im Sommer 1860 von ausgezeichneten Offizieren der Marine und
der Landarmee Preußens und verschiedener deutscher Küstenstaaten auf Grund
örtlicher Untersuchungen abgefaßte Gutachten über die Küstenvcitheidigung er¬
achtet für diesen Zweck, soweit derselbe sich durch maritime Streitmittel er¬
reichen läßt, in der Nordsee mir 10 Schraubenkanoncnboote zu 3 Geschützen,
20 Schraubenkanonenboote zu 2 Geschützen, 10 Schraubenkanonenboote zu
1 Geschütz erforderlich und bestimmt für die Wismarer Bucht 10 Schrauben¬
boote.

Es würde für die Leser dieser Blätter ermüdend sein, wenn wir auf die
Einzelnheiten der Localitäten, welche diese Streitkräfte bedingen, eingehen
wollten. Indeß erfordert die Ansicht, daß eine Flotille von etwa 8 Schrauben¬
booten zur Verhinderung aller Nordseeblockadcn hinreichen würde, einige Be¬
merkungen. Diese Ansicht übersieht, daß eine Blockade nicht durch ein Schiff
ausgeübt wird und daß die Segelschiffe vorn und hinten nicht ganz ver-


von einem Feinde wie Dänemark blockirt werden, so müssen dieselben durch
Schraubenkanonenbovte vertheidigt werden.

Es werden zu diesem Zweck etwa 10 Schraubenboote für die Bucht von
Wismcir nöthig sein, die zugleich zum Schutze der Travemündung oder
Warnemündung dienen können; ferner etwa 10 Schraubenboote von 2—3
Geschützen für die Elbe, 15 für die Jahde und Weser und 5 für die Ems-
mündung.

Die Eigenthümlichkeit der Nordseeküste, deren wir soeben gedachten, ge¬
stattet, daß die Schraubenboote derselben nach Bedürfniß getrennt oder ver¬
einigt handeln. Der Feind, der die Küste blockiren oder angreifen will, ist
nicht ini Stande zu verhindern, daß die Schraubenboote, welche im Dotiert
liegen, sich nach der Elbemündung und umgekehrt die der Elbemündung sich
noch dem Dollert begeben. Die weit vorgehenden Watten erlauben solche
Operationen mit vollkommner Sicherheit auszuführen.

Will man die große Gunst dieser seichten Gewässer der Nordsee voll¬
ständig ausbeuten, so wird sich außer den gedachten Schraubenbooten zu 2
und 3 Geschützen noch eine Anzahl von etwa 10 Booten zu einem Geschütze
mit einem Tiefgang von 4 Fuß erforderlich machen.

Wenn die Nordseeküste von 40 Schraubenbooten mit 80 Geschützen ver¬
theidigt würde, so wäre dadurch uicht nur jede Blockade durch dänische Segel¬
schiffe, sondern zugleich für jeden Krieg, selbst für den Krieg gegen eine Macht,
welche über eine Schraubenflotte zu gebieten hat, die Landung unmöglich ge¬
macht. Es beruht letzteres auf der Eigenthümlichkeit, daß zu den wenigen
Landungspunkten der Nordseeküste nur jene engen Fahrwasser führen, welche
von geringen Streitkräften, die eine vollständige Freiheit der Bewegung haben,
leicht vertheidigt werden können.

Das im Sommer 1860 von ausgezeichneten Offizieren der Marine und
der Landarmee Preußens und verschiedener deutscher Küstenstaaten auf Grund
örtlicher Untersuchungen abgefaßte Gutachten über die Küstenvcitheidigung er¬
achtet für diesen Zweck, soweit derselbe sich durch maritime Streitmittel er¬
reichen läßt, in der Nordsee mir 10 Schraubenkanoncnboote zu 3 Geschützen,
20 Schraubenkanonenboote zu 2 Geschützen, 10 Schraubenkanonenboote zu
1 Geschütz erforderlich und bestimmt für die Wismarer Bucht 10 Schrauben¬
boote.

Es würde für die Leser dieser Blätter ermüdend sein, wenn wir auf die
Einzelnheiten der Localitäten, welche diese Streitkräfte bedingen, eingehen
wollten. Indeß erfordert die Ansicht, daß eine Flotille von etwa 8 Schrauben¬
booten zur Verhinderung aller Nordseeblockadcn hinreichen würde, einige Be¬
merkungen. Diese Ansicht übersieht, daß eine Blockade nicht durch ein Schiff
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[0034] von einem Feinde wie Dänemark blockirt werden, so müssen dieselben durch Schraubenkanonenbovte vertheidigt werden. Es werden zu diesem Zweck etwa 10 Schraubenboote für die Bucht von Wismcir nöthig sein, die zugleich zum Schutze der Travemündung oder Warnemündung dienen können; ferner etwa 10 Schraubenboote von 2—3 Geschützen für die Elbe, 15 für die Jahde und Weser und 5 für die Ems- mündung. Die Eigenthümlichkeit der Nordseeküste, deren wir soeben gedachten, ge¬ stattet, daß die Schraubenboote derselben nach Bedürfniß getrennt oder ver¬ einigt handeln. Der Feind, der die Küste blockiren oder angreifen will, ist nicht ini Stande zu verhindern, daß die Schraubenboote, welche im Dotiert liegen, sich nach der Elbemündung und umgekehrt die der Elbemündung sich noch dem Dollert begeben. Die weit vorgehenden Watten erlauben solche Operationen mit vollkommner Sicherheit auszuführen. Will man die große Gunst dieser seichten Gewässer der Nordsee voll¬ ständig ausbeuten, so wird sich außer den gedachten Schraubenbooten zu 2 und 3 Geschützen noch eine Anzahl von etwa 10 Booten zu einem Geschütze mit einem Tiefgang von 4 Fuß erforderlich machen. Wenn die Nordseeküste von 40 Schraubenbooten mit 80 Geschützen ver¬ theidigt würde, so wäre dadurch uicht nur jede Blockade durch dänische Segel¬ schiffe, sondern zugleich für jeden Krieg, selbst für den Krieg gegen eine Macht, welche über eine Schraubenflotte zu gebieten hat, die Landung unmöglich ge¬ macht. Es beruht letzteres auf der Eigenthümlichkeit, daß zu den wenigen Landungspunkten der Nordseeküste nur jene engen Fahrwasser führen, welche von geringen Streitkräften, die eine vollständige Freiheit der Bewegung haben, leicht vertheidigt werden können. Das im Sommer 1860 von ausgezeichneten Offizieren der Marine und der Landarmee Preußens und verschiedener deutscher Küstenstaaten auf Grund örtlicher Untersuchungen abgefaßte Gutachten über die Küstenvcitheidigung er¬ achtet für diesen Zweck, soweit derselbe sich durch maritime Streitmittel er¬ reichen läßt, in der Nordsee mir 10 Schraubenkanoncnboote zu 3 Geschützen, 20 Schraubenkanonenboote zu 2 Geschützen, 10 Schraubenkanonenboote zu 1 Geschütz erforderlich und bestimmt für die Wismarer Bucht 10 Schrauben¬ boote. Es würde für die Leser dieser Blätter ermüdend sein, wenn wir auf die Einzelnheiten der Localitäten, welche diese Streitkräfte bedingen, eingehen wollten. Indeß erfordert die Ansicht, daß eine Flotille von etwa 8 Schrauben¬ booten zur Verhinderung aller Nordseeblockadcn hinreichen würde, einige Be¬ merkungen. Diese Ansicht übersieht, daß eine Blockade nicht durch ein Schiff ausgeübt wird und daß die Segelschiffe vorn und hinten nicht ganz ver-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/34>, abgerufen am 22.07.2024.