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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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geblieben, so hätte man wenigstens hoffen können, daß mit dem Sturz der
Mandschudynastie gesicherte Zustände allmälig zurückkehren würden, so aber
ging Hong aus einer Reihe innerer Kämpfe zwar siegreich, aber doch geschwächt
hervor, er verlor wieder Terrain gegen die Mandschu, und zur Stunde noch
ist kein Ende des unsäglichsten Elendes abzusehen").

Zu der gewaltsamen Eröffnung Chinas durch die Engländer bildet das
friedliche Gegenstück die Erschließung Japans durch die Vereinigten Staaten,
welche 1853 eine Flotte dahin sandten, um einen Handelsvertrag mit dem
Inselreich zu Stande zu bringen. Dies gibt dem Verfasser Veranlassung, in
einigen Capiteln, die Niemand ohne großes Interesse lesen wird, von den
Bewegungen und Veränderungen an den Küsten der Südsee, seit die spanischen
Ansprüche, welche allen anderen Nationen die Schifffahrt, den Fischfang und
die Gründung von Niederlassungen im Bereich dieses unermeßlichen Oceans
verwehrten, durch den Nutka-Vertrag mit England 1790 aufgegeben worden
waren, und von den neuen Nachbarn der Japanesen und Chinesen in Oregon
und Californien zu handeln, und dann auf Japan""), seine Geschichte, Geo¬
graphie und Religion überzugehen. Er schildert die vergeblichen französischen
und amerikanischen Versuche, mit Japan in ein näheres Verhältniß zu treten,
die Niederträchtigkeiten, welche die Holländer in Nangasaki erdulden mußten,
bis endlich Commodore Perry 1854 an's Ziel gelangte. Auch mit England
und Rußland mußte Japan Handelsverträge schließen, und letzteres gibt wie¬
der Veranlassung, von den Beziehungen Rußlands zu China und Japan und
seiner Ausdehnung am Amur, desgleichen von dem Theil des Krieges der West'
machte gegen Nußland, der in Kamtschatka spielt, zu sprechen.

Mittlerweile aber steht schon der zweite englisch - chinesische Krieg vor der
Thür, zu welchem der den Engländern im Frieden von Nanking bewilligte
Zutritt in die eigentliche Stadt Canton die Handhabe bot. weil diese Beding'
ung bei der Stimmung der Volksmassen dieser Stadt niemals hatte ausge'
führt werden können. Den nächsten Anlaß aber gab die berüchtigt geworden^




*) Den Büchern und Evangelien der Taipings ist die dritte Beilage x. 516--523
met. Man vergleiche auch einen Aufsatz über die Toipings im evangelischen MissionsmagaS-
Juli 1861. " K s ists
") Das fast ausschweifende Lob der Japaner, aus dem Munde eines Engländer ^
p. 325 ff. zu lesen, und daraus erklärt sich, im Gegensatz zu den Chinesen, das J"^"^z.
Verfassers für das Inselreich und seine Einwohner. Aber warum ist der geschlechtliche" ^
schweifungen der Japaner mit keiner Silbe gedacht? Man vergleiche über die öffentlichen, ^
Männer, Frauen und Kinder gemeinschaftlichen Badehäuser außer W, Heine's bekannter ^
derung noch neuerdings das Werk des anglikanischen Bischofs von' Victoria, H- Smith,
vkeks in ^axs-n. angezeigt im Ausland 1861. p. 618 ff. Beiläufig übrigens bemeM.
dieses gemeinschaftliche Baden ohne alle Zucht und Scham auch in der erst neuerlich ^
ein Erdbeben zerstörten christlichen Stadt Mendoza am Fuß der Cordilleren gMieb"'^^-
Bericht aus der Feder eines Augenzeugen, eines Offiziers von der Marine der"Vereinigtet
ten, war vor wenigen Jahren im Ausland zu lesen.

geblieben, so hätte man wenigstens hoffen können, daß mit dem Sturz der
Mandschudynastie gesicherte Zustände allmälig zurückkehren würden, so aber
ging Hong aus einer Reihe innerer Kämpfe zwar siegreich, aber doch geschwächt
hervor, er verlor wieder Terrain gegen die Mandschu, und zur Stunde noch
ist kein Ende des unsäglichsten Elendes abzusehen").

Zu der gewaltsamen Eröffnung Chinas durch die Engländer bildet das
friedliche Gegenstück die Erschließung Japans durch die Vereinigten Staaten,
welche 1853 eine Flotte dahin sandten, um einen Handelsvertrag mit dem
Inselreich zu Stande zu bringen. Dies gibt dem Verfasser Veranlassung, in
einigen Capiteln, die Niemand ohne großes Interesse lesen wird, von den
Bewegungen und Veränderungen an den Küsten der Südsee, seit die spanischen
Ansprüche, welche allen anderen Nationen die Schifffahrt, den Fischfang und
die Gründung von Niederlassungen im Bereich dieses unermeßlichen Oceans
verwehrten, durch den Nutka-Vertrag mit England 1790 aufgegeben worden
waren, und von den neuen Nachbarn der Japanesen und Chinesen in Oregon
und Californien zu handeln, und dann auf Japan""), seine Geschichte, Geo¬
graphie und Religion überzugehen. Er schildert die vergeblichen französischen
und amerikanischen Versuche, mit Japan in ein näheres Verhältniß zu treten,
die Niederträchtigkeiten, welche die Holländer in Nangasaki erdulden mußten,
bis endlich Commodore Perry 1854 an's Ziel gelangte. Auch mit England
und Rußland mußte Japan Handelsverträge schließen, und letzteres gibt wie¬
der Veranlassung, von den Beziehungen Rußlands zu China und Japan und
seiner Ausdehnung am Amur, desgleichen von dem Theil des Krieges der West'
machte gegen Nußland, der in Kamtschatka spielt, zu sprechen.

Mittlerweile aber steht schon der zweite englisch - chinesische Krieg vor der
Thür, zu welchem der den Engländern im Frieden von Nanking bewilligte
Zutritt in die eigentliche Stadt Canton die Handhabe bot. weil diese Beding'
ung bei der Stimmung der Volksmassen dieser Stadt niemals hatte ausge'
führt werden können. Den nächsten Anlaß aber gab die berüchtigt geworden^




*) Den Büchern und Evangelien der Taipings ist die dritte Beilage x. 516—523
met. Man vergleiche auch einen Aufsatz über die Toipings im evangelischen MissionsmagaS-
Juli 1861. » K s ists
") Das fast ausschweifende Lob der Japaner, aus dem Munde eines Engländer ^
p. 325 ff. zu lesen, und daraus erklärt sich, im Gegensatz zu den Chinesen, das J"^"^z.
Verfassers für das Inselreich und seine Einwohner. Aber warum ist der geschlechtliche» ^
schweifungen der Japaner mit keiner Silbe gedacht? Man vergleiche über die öffentlichen, ^
Männer, Frauen und Kinder gemeinschaftlichen Badehäuser außer W, Heine's bekannter ^
derung noch neuerdings das Werk des anglikanischen Bischofs von' Victoria, H- Smith,
vkeks in ^axs-n. angezeigt im Ausland 1861. p. 618 ff. Beiläufig übrigens bemeM.
dieses gemeinschaftliche Baden ohne alle Zucht und Scham auch in der erst neuerlich ^
ein Erdbeben zerstörten christlichen Stadt Mendoza am Fuß der Cordilleren gMieb"'^^-
Bericht aus der Feder eines Augenzeugen, eines Offiziers von der Marine der„Vereinigtet
ten, war vor wenigen Jahren im Ausland zu lesen.
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[0344] geblieben, so hätte man wenigstens hoffen können, daß mit dem Sturz der Mandschudynastie gesicherte Zustände allmälig zurückkehren würden, so aber ging Hong aus einer Reihe innerer Kämpfe zwar siegreich, aber doch geschwächt hervor, er verlor wieder Terrain gegen die Mandschu, und zur Stunde noch ist kein Ende des unsäglichsten Elendes abzusehen"). Zu der gewaltsamen Eröffnung Chinas durch die Engländer bildet das friedliche Gegenstück die Erschließung Japans durch die Vereinigten Staaten, welche 1853 eine Flotte dahin sandten, um einen Handelsvertrag mit dem Inselreich zu Stande zu bringen. Dies gibt dem Verfasser Veranlassung, in einigen Capiteln, die Niemand ohne großes Interesse lesen wird, von den Bewegungen und Veränderungen an den Küsten der Südsee, seit die spanischen Ansprüche, welche allen anderen Nationen die Schifffahrt, den Fischfang und die Gründung von Niederlassungen im Bereich dieses unermeßlichen Oceans verwehrten, durch den Nutka-Vertrag mit England 1790 aufgegeben worden waren, und von den neuen Nachbarn der Japanesen und Chinesen in Oregon und Californien zu handeln, und dann auf Japan""), seine Geschichte, Geo¬ graphie und Religion überzugehen. Er schildert die vergeblichen französischen und amerikanischen Versuche, mit Japan in ein näheres Verhältniß zu treten, die Niederträchtigkeiten, welche die Holländer in Nangasaki erdulden mußten, bis endlich Commodore Perry 1854 an's Ziel gelangte. Auch mit England und Rußland mußte Japan Handelsverträge schließen, und letzteres gibt wie¬ der Veranlassung, von den Beziehungen Rußlands zu China und Japan und seiner Ausdehnung am Amur, desgleichen von dem Theil des Krieges der West' machte gegen Nußland, der in Kamtschatka spielt, zu sprechen. Mittlerweile aber steht schon der zweite englisch - chinesische Krieg vor der Thür, zu welchem der den Engländern im Frieden von Nanking bewilligte Zutritt in die eigentliche Stadt Canton die Handhabe bot. weil diese Beding' ung bei der Stimmung der Volksmassen dieser Stadt niemals hatte ausge' führt werden können. Den nächsten Anlaß aber gab die berüchtigt geworden^ *) Den Büchern und Evangelien der Taipings ist die dritte Beilage x. 516—523 met. Man vergleiche auch einen Aufsatz über die Toipings im evangelischen MissionsmagaS- Juli 1861. » K s ists ") Das fast ausschweifende Lob der Japaner, aus dem Munde eines Engländer ^ p. 325 ff. zu lesen, und daraus erklärt sich, im Gegensatz zu den Chinesen, das J"^"^z. Verfassers für das Inselreich und seine Einwohner. Aber warum ist der geschlechtliche» ^ schweifungen der Japaner mit keiner Silbe gedacht? Man vergleiche über die öffentlichen, ^ Männer, Frauen und Kinder gemeinschaftlichen Badehäuser außer W, Heine's bekannter ^ derung noch neuerdings das Werk des anglikanischen Bischofs von' Victoria, H- Smith, vkeks in ^axs-n. angezeigt im Ausland 1861. p. 618 ff. Beiläufig übrigens bemeM. dieses gemeinschaftliche Baden ohne alle Zucht und Scham auch in der erst neuerlich ^ ein Erdbeben zerstörten christlichen Stadt Mendoza am Fuß der Cordilleren gMieb"'^^- Bericht aus der Feder eines Augenzeugen, eines Offiziers von der Marine der„Vereinigtet ten, war vor wenigen Jahren im Ausland zu lesen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/344>, abgerufen am 22.07.2024.