Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

gerichtet und diese Geschütze sind von größerem Kaliber; während das große
Schiff eine schwer zu verfehlende Zielscheibe darbietet, sind die kleinem Kano¬
nenboote schwer zu treffen und da ihre Schüsse das Schiff der Länge nach be-
streichen. ihr Feuer von einer besonders zerstörenden Wirkung. Das größere
Schiff wird freilich versuchen, den Angreifern seine Breitseiten mit ihrer über¬
legenen Bewaffnung zuzukehren , und hat in den Ankern und dem Anziehen
derselben ein Mittel dazu, indessen zeigen vielfache Beispiele, daß diese Mittel
keineswegs ausreichen', das Schiff genügend zu bewegen, namentlich dann
nicht, wenn Strömung und Wind entgegenstehen.

Wenn schon früher die Nuderkanonenboote bei jeder Windstille ein Gegen¬
stand ernster Besorgnis; für jedes Blockadegeschwadcr oder überhaupt für alle
in der Nähe einer feindlichen Küste befindlichen Schiffe waren, so ist die Ge¬
fahr, welche denselben von Schraubenkanonenbooten droht, eine viel größere.

Die Rudcrkanonenboote müssen bei einigermaßen starkem Winde d. h.
regelmäßig den Schutz der Häfen suchen und sie können sich, wenn sie gebraucht
werden sollen, nur langsam auf den oft entfernten Kampfplatz begeben. D>e
Schraubenboote sind dagegen selbst wirkliche Segelschiffe, die gegen den Wind
angehen und nöthigenfalls noch von ihrer Schraube Gebrauch machen können.
Sie können daher, wenn das Fahrwasser es erlaubt, bei geringem Tiefgang
von etwa 7 Fuß in möglichster Nähe das Blockadegeschwader beobachten,
sich, wenn die Gelegenheit günstig wird, rasch zum Angriff in Bewegung setzen und
daher in möglichst kurzer Zeit jeden Vortheil benutzen.

Es ist daher für ein Segelschiff nicht möglich die Blockade eines Hafens,
in welchem sich etwa 6-10 Schraubenboote befinden, zu bewirken. Selbst
wenn gar keine Windstille eintreten sollte, sind die Schraubenboote im Stande,
das Segelgeschwader unausgesetzt zu belästigen. Wie die leichte Reiterei für
die Infanterie in der Ebene unerreichbar ist. aber stets den günstigen Augen¬
blick zum Angriff benutzen kann, so stellt sich auch das Verhältniß Zwilchen
Segelschiffen und Schraubenbooten; es ist dabei nicht zu überjehen. daß man
die Bewaffnung der letzteren so schwer einrichtet, daß ihre Geschütze regel¬
mäßig weiter tragen, als die der größeren Schiffe,

An den deutschen Nordseeküsten sind die Schraubenboote noch von einer
besonderen Wirksamkeit. Vor die Küste legen sich hier auf Meilenweite, bei
Ebbe zum Theil unbedeckte Untiefen. Watten genannt, zwischen denen sich
tiefe aber enge Fahrwasser durchziehen. Dem größeren Schiffe bleibt wegen
seines Tiefganges von 16 bis 30 Fuß nur das enge Fahrwasser zur Bewe¬
gung übrig, das Schrnubenboot kann bei 4-7 Fuß Tiefgang bei Fluth
meistens über die Watten weggehen und auch bei Ebbe bleiben noch Fahr¬
wasser genug übrig, die sich dem größeren Schiffe versagen.

Soll verhindert werden, daß die mecklenburgischen und Nord,eehüfen


gerichtet und diese Geschütze sind von größerem Kaliber; während das große
Schiff eine schwer zu verfehlende Zielscheibe darbietet, sind die kleinem Kano¬
nenboote schwer zu treffen und da ihre Schüsse das Schiff der Länge nach be-
streichen. ihr Feuer von einer besonders zerstörenden Wirkung. Das größere
Schiff wird freilich versuchen, den Angreifern seine Breitseiten mit ihrer über¬
legenen Bewaffnung zuzukehren , und hat in den Ankern und dem Anziehen
derselben ein Mittel dazu, indessen zeigen vielfache Beispiele, daß diese Mittel
keineswegs ausreichen', das Schiff genügend zu bewegen, namentlich dann
nicht, wenn Strömung und Wind entgegenstehen.

Wenn schon früher die Nuderkanonenboote bei jeder Windstille ein Gegen¬
stand ernster Besorgnis; für jedes Blockadegeschwadcr oder überhaupt für alle
in der Nähe einer feindlichen Küste befindlichen Schiffe waren, so ist die Ge¬
fahr, welche denselben von Schraubenkanonenbooten droht, eine viel größere.

Die Rudcrkanonenboote müssen bei einigermaßen starkem Winde d. h.
regelmäßig den Schutz der Häfen suchen und sie können sich, wenn sie gebraucht
werden sollen, nur langsam auf den oft entfernten Kampfplatz begeben. D>e
Schraubenboote sind dagegen selbst wirkliche Segelschiffe, die gegen den Wind
angehen und nöthigenfalls noch von ihrer Schraube Gebrauch machen können.
Sie können daher, wenn das Fahrwasser es erlaubt, bei geringem Tiefgang
von etwa 7 Fuß in möglichster Nähe das Blockadegeschwader beobachten,
sich, wenn die Gelegenheit günstig wird, rasch zum Angriff in Bewegung setzen und
daher in möglichst kurzer Zeit jeden Vortheil benutzen.

Es ist daher für ein Segelschiff nicht möglich die Blockade eines Hafens,
in welchem sich etwa 6-10 Schraubenboote befinden, zu bewirken. Selbst
wenn gar keine Windstille eintreten sollte, sind die Schraubenboote im Stande,
das Segelgeschwader unausgesetzt zu belästigen. Wie die leichte Reiterei für
die Infanterie in der Ebene unerreichbar ist. aber stets den günstigen Augen¬
blick zum Angriff benutzen kann, so stellt sich auch das Verhältniß Zwilchen
Segelschiffen und Schraubenbooten; es ist dabei nicht zu überjehen. daß man
die Bewaffnung der letzteren so schwer einrichtet, daß ihre Geschütze regel¬
mäßig weiter tragen, als die der größeren Schiffe,

An den deutschen Nordseeküsten sind die Schraubenboote noch von einer
besonderen Wirksamkeit. Vor die Küste legen sich hier auf Meilenweite, bei
Ebbe zum Theil unbedeckte Untiefen. Watten genannt, zwischen denen sich
tiefe aber enge Fahrwasser durchziehen. Dem größeren Schiffe bleibt wegen
seines Tiefganges von 16 bis 30 Fuß nur das enge Fahrwasser zur Bewe¬
gung übrig, das Schrnubenboot kann bei 4-7 Fuß Tiefgang bei Fluth
meistens über die Watten weggehen und auch bei Ebbe bleiben noch Fahr¬
wasser genug übrig, die sich dem größeren Schiffe versagen.

Soll verhindert werden, daß die mecklenburgischen und Nord,eehüfen


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0033" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112003"/>
            <p xml:id="ID_102" prev="#ID_101"> gerichtet und diese Geschütze sind von größerem Kaliber; während das große<lb/>
Schiff eine schwer zu verfehlende Zielscheibe darbietet, sind die kleinem Kano¬<lb/>
nenboote schwer zu treffen und da ihre Schüsse das Schiff der Länge nach be-<lb/>
streichen. ihr Feuer von einer besonders zerstörenden Wirkung. Das größere<lb/>
Schiff wird freilich versuchen, den Angreifern seine Breitseiten mit ihrer über¬<lb/>
legenen Bewaffnung zuzukehren , und hat in den Ankern und dem Anziehen<lb/>
derselben ein Mittel dazu, indessen zeigen vielfache Beispiele, daß diese Mittel<lb/>
keineswegs ausreichen', das Schiff genügend zu bewegen, namentlich dann<lb/>
nicht, wenn Strömung und Wind entgegenstehen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_103"> Wenn schon früher die Nuderkanonenboote bei jeder Windstille ein Gegen¬<lb/>
stand ernster Besorgnis; für jedes Blockadegeschwadcr oder überhaupt für alle<lb/>
in der Nähe einer feindlichen Küste befindlichen Schiffe waren, so ist die Ge¬<lb/>
fahr, welche denselben von Schraubenkanonenbooten droht, eine viel größere.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_104"> Die Rudcrkanonenboote müssen bei einigermaßen starkem Winde d. h.<lb/>
regelmäßig den Schutz der Häfen suchen und sie können sich, wenn sie gebraucht<lb/>
werden sollen, nur langsam auf den oft entfernten Kampfplatz begeben. D&gt;e<lb/>
Schraubenboote sind dagegen selbst wirkliche Segelschiffe, die gegen den Wind<lb/>
angehen und nöthigenfalls noch von ihrer Schraube Gebrauch machen können.<lb/>
Sie können daher, wenn das Fahrwasser es erlaubt, bei geringem Tiefgang<lb/>
von etwa 7 Fuß in möglichster Nähe das Blockadegeschwader beobachten,<lb/>
sich, wenn die Gelegenheit günstig wird, rasch zum Angriff in Bewegung setzen und<lb/>
daher in möglichst kurzer Zeit jeden Vortheil benutzen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_105"> Es ist daher für ein Segelschiff nicht möglich die Blockade eines Hafens,<lb/>
in welchem sich etwa 6-10 Schraubenboote befinden, zu bewirken. Selbst<lb/>
wenn gar keine Windstille eintreten sollte, sind die Schraubenboote im Stande,<lb/>
das Segelgeschwader unausgesetzt zu belästigen. Wie die leichte Reiterei für<lb/>
die Infanterie in der Ebene unerreichbar ist. aber stets den günstigen Augen¬<lb/>
blick zum Angriff benutzen kann, so stellt sich auch das Verhältniß Zwilchen<lb/>
Segelschiffen und Schraubenbooten; es ist dabei nicht zu überjehen. daß man<lb/>
die Bewaffnung der letzteren so schwer einrichtet, daß ihre Geschütze regel¬<lb/>
mäßig weiter tragen, als die der größeren Schiffe,</p><lb/>
            <p xml:id="ID_106"> An den deutschen Nordseeküsten sind die Schraubenboote noch von einer<lb/>
besonderen Wirksamkeit. Vor die Küste legen sich hier auf Meilenweite, bei<lb/>
Ebbe zum Theil unbedeckte Untiefen. Watten genannt, zwischen denen sich<lb/>
tiefe aber enge Fahrwasser durchziehen. Dem größeren Schiffe bleibt wegen<lb/>
seines Tiefganges von 16 bis 30 Fuß nur das enge Fahrwasser zur Bewe¬<lb/>
gung übrig, das Schrnubenboot kann bei 4-7 Fuß Tiefgang bei Fluth<lb/>
meistens über die Watten weggehen und auch bei Ebbe bleiben noch Fahr¬<lb/>
wasser genug übrig, die sich dem größeren Schiffe versagen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_107" next="#ID_108"> Soll verhindert werden, daß die mecklenburgischen und Nord,eehüfen</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0033] gerichtet und diese Geschütze sind von größerem Kaliber; während das große Schiff eine schwer zu verfehlende Zielscheibe darbietet, sind die kleinem Kano¬ nenboote schwer zu treffen und da ihre Schüsse das Schiff der Länge nach be- streichen. ihr Feuer von einer besonders zerstörenden Wirkung. Das größere Schiff wird freilich versuchen, den Angreifern seine Breitseiten mit ihrer über¬ legenen Bewaffnung zuzukehren , und hat in den Ankern und dem Anziehen derselben ein Mittel dazu, indessen zeigen vielfache Beispiele, daß diese Mittel keineswegs ausreichen', das Schiff genügend zu bewegen, namentlich dann nicht, wenn Strömung und Wind entgegenstehen. Wenn schon früher die Nuderkanonenboote bei jeder Windstille ein Gegen¬ stand ernster Besorgnis; für jedes Blockadegeschwadcr oder überhaupt für alle in der Nähe einer feindlichen Küste befindlichen Schiffe waren, so ist die Ge¬ fahr, welche denselben von Schraubenkanonenbooten droht, eine viel größere. Die Rudcrkanonenboote müssen bei einigermaßen starkem Winde d. h. regelmäßig den Schutz der Häfen suchen und sie können sich, wenn sie gebraucht werden sollen, nur langsam auf den oft entfernten Kampfplatz begeben. D>e Schraubenboote sind dagegen selbst wirkliche Segelschiffe, die gegen den Wind angehen und nöthigenfalls noch von ihrer Schraube Gebrauch machen können. Sie können daher, wenn das Fahrwasser es erlaubt, bei geringem Tiefgang von etwa 7 Fuß in möglichster Nähe das Blockadegeschwader beobachten, sich, wenn die Gelegenheit günstig wird, rasch zum Angriff in Bewegung setzen und daher in möglichst kurzer Zeit jeden Vortheil benutzen. Es ist daher für ein Segelschiff nicht möglich die Blockade eines Hafens, in welchem sich etwa 6-10 Schraubenboote befinden, zu bewirken. Selbst wenn gar keine Windstille eintreten sollte, sind die Schraubenboote im Stande, das Segelgeschwader unausgesetzt zu belästigen. Wie die leichte Reiterei für die Infanterie in der Ebene unerreichbar ist. aber stets den günstigen Augen¬ blick zum Angriff benutzen kann, so stellt sich auch das Verhältniß Zwilchen Segelschiffen und Schraubenbooten; es ist dabei nicht zu überjehen. daß man die Bewaffnung der letzteren so schwer einrichtet, daß ihre Geschütze regel¬ mäßig weiter tragen, als die der größeren Schiffe, An den deutschen Nordseeküsten sind die Schraubenboote noch von einer besonderen Wirksamkeit. Vor die Küste legen sich hier auf Meilenweite, bei Ebbe zum Theil unbedeckte Untiefen. Watten genannt, zwischen denen sich tiefe aber enge Fahrwasser durchziehen. Dem größeren Schiffe bleibt wegen seines Tiefganges von 16 bis 30 Fuß nur das enge Fahrwasser zur Bewe¬ gung übrig, das Schrnubenboot kann bei 4-7 Fuß Tiefgang bei Fluth meistens über die Watten weggehen und auch bei Ebbe bleiben noch Fahr¬ wasser genug übrig, die sich dem größeren Schiffe versagen. Soll verhindert werden, daß die mecklenburgischen und Nord,eehüfen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/33
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/33>, abgerufen am 22.07.2024.