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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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"Als Spanien erwähnt wurde, bemerkte er -- ""das war eine Dynastie-
frage -- ^js n'z? suis plus -- so ist diese Frage entschieden.""

Er forschte, auf welchen Punkt hin die Bayern agiren würden. Meerseite
sagte ihm: ""auf den, welcher ihm am nachtheiligsten sein würde.""

"Dies sind die Hauptgegenstände, aber der genaue Bericht derselben. Meer-
seite wurde aufgefordert, über das Geschehene zu berichten und den Waffen¬
stillstand zu beantragen.

"Ich hörte ihn die Einzelheiten dem Fürsten Schwarzenberg mittheilen.
Während ich schreibe, sind dem Kaiser und dem Grafen Metternich die Vor¬
schläge noch nicht bekannt.

"Mecrfeldts Meinung ist, daß Bonaparte den Frieden wünscht, daß er
vielleicht als Vorbedingung in den Rückzug bis an den Rhein willigen würde.
Er sagt, er sehe abgespannt aus, aber erfreue sich sonst guter Gesundheit.

"Wir sind jetzt im Gefecht, aber wenn sich im Verlaufe des Tages nicht
etwas sehr Entscheidendes zuträgt, glaube ich, werden Unterhandlungen wegen
eines Waffenstillstands beginnen.

..Der Feind scheint sich zu halten, hat sich aber in eine Stellung hinter
Wachau zurückgezogen.

..Blücher und der Kronprinz (von Schweden) sollen gegen Tauchn zum
Angriff vorgehen."

Nachschrift. ..Ich habe eine Bemerkung Bonapartes vergessen. ",.Jm
Frühjahr werde ich's wol mit Oestreich zu thun haben. Gegen dieses allein
habe ich zum Kriege zu rüsten. Rußland wird kein Heer besitzen und Preußen
wird ebenso entblößt von militärischen Kräften sein.""

Dieses wichtige Actenstück, welches hier zum ersten Male deutsch gedruckt
erscheint, beseitigt ein für allemal die ganz falsch gefärbte Darstellung Fällt's,
die. von dem Cabinetssecretär Napoleons nach den politischen Stimmungen
Nach dem allgemeinen Friedensschluß zurechtgeschnitten, die Verbündeten als
Thoren darstellen möchte, die Napoleon nur stürzten, um unter die schlimmere
Obmacht Rußlands zu gelangen. Nicht dadurch versuchte Napoleon Oestreich
einzuschüchtern, daß er auf das zu fürchtende Uebergewicht Rußlands hinwies,
fondern daß er Rußland und Preußen als vollkommen unfähig darstellte, den
Krieg im nächsten Jahre fortzusetzen und Oestreich seine alsdann eintretende
Jsolirung. der napoleonischen Uebermacht gegenüber, zu Gemüthe führte. Lord
bürgerst)' Bericht wird dagegen in seinem wesentlichen Inhalt bestätigt und
nur vervollständigt hinsichtlich der Gegenconcessionen, zu denen sich Napoleon
"erstehen wollte. Auch hier hat Fällt über die Maaßen übertrieben, nach der
übenden Manier der Franzosen, die ihrem Kaiser nach seinem Sturz eine
Friedenssehnsucht andichten, die er nie besessen hat. Allerdings wollte er
diesmal viel weiter gehen als in Dresden, aber aufgeben wollte er im Grunde


„Als Spanien erwähnt wurde, bemerkte er — „„das war eine Dynastie-
frage — ^js n'z? suis plus — so ist diese Frage entschieden.""

Er forschte, auf welchen Punkt hin die Bayern agiren würden. Meerseite
sagte ihm: „„auf den, welcher ihm am nachtheiligsten sein würde.""

„Dies sind die Hauptgegenstände, aber der genaue Bericht derselben. Meer-
seite wurde aufgefordert, über das Geschehene zu berichten und den Waffen¬
stillstand zu beantragen.

„Ich hörte ihn die Einzelheiten dem Fürsten Schwarzenberg mittheilen.
Während ich schreibe, sind dem Kaiser und dem Grafen Metternich die Vor¬
schläge noch nicht bekannt.

„Mecrfeldts Meinung ist, daß Bonaparte den Frieden wünscht, daß er
vielleicht als Vorbedingung in den Rückzug bis an den Rhein willigen würde.
Er sagt, er sehe abgespannt aus, aber erfreue sich sonst guter Gesundheit.

„Wir sind jetzt im Gefecht, aber wenn sich im Verlaufe des Tages nicht
etwas sehr Entscheidendes zuträgt, glaube ich, werden Unterhandlungen wegen
eines Waffenstillstands beginnen.

..Der Feind scheint sich zu halten, hat sich aber in eine Stellung hinter
Wachau zurückgezogen.

..Blücher und der Kronprinz (von Schweden) sollen gegen Tauchn zum
Angriff vorgehen."

Nachschrift. ..Ich habe eine Bemerkung Bonapartes vergessen. „,.Jm
Frühjahr werde ich's wol mit Oestreich zu thun haben. Gegen dieses allein
habe ich zum Kriege zu rüsten. Rußland wird kein Heer besitzen und Preußen
wird ebenso entblößt von militärischen Kräften sein.""

Dieses wichtige Actenstück, welches hier zum ersten Male deutsch gedruckt
erscheint, beseitigt ein für allemal die ganz falsch gefärbte Darstellung Fällt's,
die. von dem Cabinetssecretär Napoleons nach den politischen Stimmungen
Nach dem allgemeinen Friedensschluß zurechtgeschnitten, die Verbündeten als
Thoren darstellen möchte, die Napoleon nur stürzten, um unter die schlimmere
Obmacht Rußlands zu gelangen. Nicht dadurch versuchte Napoleon Oestreich
einzuschüchtern, daß er auf das zu fürchtende Uebergewicht Rußlands hinwies,
fondern daß er Rußland und Preußen als vollkommen unfähig darstellte, den
Krieg im nächsten Jahre fortzusetzen und Oestreich seine alsdann eintretende
Jsolirung. der napoleonischen Uebermacht gegenüber, zu Gemüthe führte. Lord
bürgerst)' Bericht wird dagegen in seinem wesentlichen Inhalt bestätigt und
nur vervollständigt hinsichtlich der Gegenconcessionen, zu denen sich Napoleon
"erstehen wollte. Auch hier hat Fällt über die Maaßen übertrieben, nach der
übenden Manier der Franzosen, die ihrem Kaiser nach seinem Sturz eine
Friedenssehnsucht andichten, die er nie besessen hat. Allerdings wollte er
diesmal viel weiter gehen als in Dresden, aber aufgeben wollte er im Grunde


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[0311] „Als Spanien erwähnt wurde, bemerkte er — „„das war eine Dynastie- frage — ^js n'z? suis plus — so ist diese Frage entschieden."" Er forschte, auf welchen Punkt hin die Bayern agiren würden. Meerseite sagte ihm: „„auf den, welcher ihm am nachtheiligsten sein würde."" „Dies sind die Hauptgegenstände, aber der genaue Bericht derselben. Meer- seite wurde aufgefordert, über das Geschehene zu berichten und den Waffen¬ stillstand zu beantragen. „Ich hörte ihn die Einzelheiten dem Fürsten Schwarzenberg mittheilen. Während ich schreibe, sind dem Kaiser und dem Grafen Metternich die Vor¬ schläge noch nicht bekannt. „Mecrfeldts Meinung ist, daß Bonaparte den Frieden wünscht, daß er vielleicht als Vorbedingung in den Rückzug bis an den Rhein willigen würde. Er sagt, er sehe abgespannt aus, aber erfreue sich sonst guter Gesundheit. „Wir sind jetzt im Gefecht, aber wenn sich im Verlaufe des Tages nicht etwas sehr Entscheidendes zuträgt, glaube ich, werden Unterhandlungen wegen eines Waffenstillstands beginnen. ..Der Feind scheint sich zu halten, hat sich aber in eine Stellung hinter Wachau zurückgezogen. ..Blücher und der Kronprinz (von Schweden) sollen gegen Tauchn zum Angriff vorgehen." Nachschrift. ..Ich habe eine Bemerkung Bonapartes vergessen. „,.Jm Frühjahr werde ich's wol mit Oestreich zu thun haben. Gegen dieses allein habe ich zum Kriege zu rüsten. Rußland wird kein Heer besitzen und Preußen wird ebenso entblößt von militärischen Kräften sein."" Dieses wichtige Actenstück, welches hier zum ersten Male deutsch gedruckt erscheint, beseitigt ein für allemal die ganz falsch gefärbte Darstellung Fällt's, die. von dem Cabinetssecretär Napoleons nach den politischen Stimmungen Nach dem allgemeinen Friedensschluß zurechtgeschnitten, die Verbündeten als Thoren darstellen möchte, die Napoleon nur stürzten, um unter die schlimmere Obmacht Rußlands zu gelangen. Nicht dadurch versuchte Napoleon Oestreich einzuschüchtern, daß er auf das zu fürchtende Uebergewicht Rußlands hinwies, fondern daß er Rußland und Preußen als vollkommen unfähig darstellte, den Krieg im nächsten Jahre fortzusetzen und Oestreich seine alsdann eintretende Jsolirung. der napoleonischen Uebermacht gegenüber, zu Gemüthe führte. Lord bürgerst)' Bericht wird dagegen in seinem wesentlichen Inhalt bestätigt und nur vervollständigt hinsichtlich der Gegenconcessionen, zu denen sich Napoleon "erstehen wollte. Auch hier hat Fällt über die Maaßen übertrieben, nach der übenden Manier der Franzosen, die ihrem Kaiser nach seinem Sturz eine Friedenssehnsucht andichten, die er nie besessen hat. Allerdings wollte er diesmal viel weiter gehen als in Dresden, aber aufgeben wollte er im Grunde

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/311>, abgerufen am 28.09.2024.