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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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rechnung der Naturalgenüsse mit 40 Millionen nicht zu hoch veranschlagt sein.
Der orientalische Krieg kostete Frankreich nach Angabe des Finanzministers
1721 Millionen, wovon 1500 durch Anlehen und 22t durch Erhöhung der
Steuern aufgebracht sein sollten. In Wirklichkeit aber mühte man für 2100
Millionen Schuldscheine ausstellen, und die Gesammtkosten jenes Kriegs stiegen
somit auf 2322 Millionen Francs. Für den Krieg in Italien hat man circa
500 Millionen ausgegeben. Die Expedition nach Cochinchina soll bis zum
September 1859 bereits 40 Millionen gekostet haben. So hat Frankreich
allein für Kriege innerhalb acht Jahren fast drei Milliarden aufbringen müssen.

Betrachten wir die Budgets der letzten acht Jahre, so sehen wir, daß der
Staatsbedarf fortwährend gestiegen ist. Er betrug im Jahre 1815 nur halb
soviel als heute. Im Jahre 1853 stieg er auf 1487, im Jahre 1857 schon auf
1699, im lejztvcrflossnen Jahre auf 1825 Millionen. Schon vor dem Kriege mit
Rußland waren die Staatsschulden beträchtlich vermehrt, und außerdem war
das Activvermögen des Staats durch den Verkauf von Eisenbahnen und Do>
malten bedeutend vermindert worden. Betrachtet man die verschiedenen Jahrcs-
budgets. die alle mit einem Ueberschuß abschließen, so begreift man das nicht.
Die Sache erklärt sich jedoch aus den sogenannten Supplementarcreditcn.
Durch Ordonnanzen werden nach Feststellung des Budgets ungeheure Summen
als "unvorhergesehene Ausgaben" angewiesen. Nach dem Budget für 1856
sollten die Ausgaben circa 1600 Millionen betragen, nach dem Rechnungsab¬
schluß beliefen sie sich auf mehr als 2200 Millionen. Das belreffenoe Jahr
war allerdings ein Kriegsjahr, aber das wußte man. als das Budget aufge¬
stellt wurde, auch kamen die Überschreitungen nicht bloß in den Etats des
Kriegswesens vor, sondern sie betrugen in den andern Etats ebenfalls große
Summen, z. B. 185S über 175'/- Millionen.

Wir knüpfen hieran noch ein paar Notizen über die Leichtfertigkeit, mit
welcher man die ungeheuersten Luxusausgaben anordnet. Mit Bestimmtheit
wird behauptet, daß die Reise, die der Hof vor drei Jahren nach der Bretagne
Wachte, 15 Millionen verschlungen, daß die Jnscene-Setzung des Triuinph-
öUgs der aus Italien zurückkehrenden Armee 16 Millionen, die Bauten zur
Verbindung des Louvre mit den Tuilerien im Jahre 1856 schon fast 27. die
Umgestaltung des Stadthauses von Paris bis 1857 die ungeheure Summe
von 57 Millionen kosteten, daß serner die Expropriationen zum Behuf der
Verlängerung der Nivolistraße von 1852 bis Anfang 1857 nicht weniger als
!26.2n.549 Francs erheischten, und daß endlich die neue hundert Meterhöhe
^une, die auf dem Troccadero zu Ehren Napoleons des Dritten errichtet werden
^I. schon nach dem Voranschlag 18 Millionen kosten wird.
^ Ein Blick auf die Staatsschuld zeigt ein unvcrhältnihmäßiges Wachsthum
^selben. 1851 betrug die consolidirte Schuld 5,346 Millionen. 1855 war


Grenzboten III.- 1861. 25

rechnung der Naturalgenüsse mit 40 Millionen nicht zu hoch veranschlagt sein.
Der orientalische Krieg kostete Frankreich nach Angabe des Finanzministers
1721 Millionen, wovon 1500 durch Anlehen und 22t durch Erhöhung der
Steuern aufgebracht sein sollten. In Wirklichkeit aber mühte man für 2100
Millionen Schuldscheine ausstellen, und die Gesammtkosten jenes Kriegs stiegen
somit auf 2322 Millionen Francs. Für den Krieg in Italien hat man circa
500 Millionen ausgegeben. Die Expedition nach Cochinchina soll bis zum
September 1859 bereits 40 Millionen gekostet haben. So hat Frankreich
allein für Kriege innerhalb acht Jahren fast drei Milliarden aufbringen müssen.

Betrachten wir die Budgets der letzten acht Jahre, so sehen wir, daß der
Staatsbedarf fortwährend gestiegen ist. Er betrug im Jahre 1815 nur halb
soviel als heute. Im Jahre 1853 stieg er auf 1487, im Jahre 1857 schon auf
1699, im lejztvcrflossnen Jahre auf 1825 Millionen. Schon vor dem Kriege mit
Rußland waren die Staatsschulden beträchtlich vermehrt, und außerdem war
das Activvermögen des Staats durch den Verkauf von Eisenbahnen und Do>
malten bedeutend vermindert worden. Betrachtet man die verschiedenen Jahrcs-
budgets. die alle mit einem Ueberschuß abschließen, so begreift man das nicht.
Die Sache erklärt sich jedoch aus den sogenannten Supplementarcreditcn.
Durch Ordonnanzen werden nach Feststellung des Budgets ungeheure Summen
als „unvorhergesehene Ausgaben" angewiesen. Nach dem Budget für 1856
sollten die Ausgaben circa 1600 Millionen betragen, nach dem Rechnungsab¬
schluß beliefen sie sich auf mehr als 2200 Millionen. Das belreffenoe Jahr
war allerdings ein Kriegsjahr, aber das wußte man. als das Budget aufge¬
stellt wurde, auch kamen die Überschreitungen nicht bloß in den Etats des
Kriegswesens vor, sondern sie betrugen in den andern Etats ebenfalls große
Summen, z. B. 185S über 175'/- Millionen.

Wir knüpfen hieran noch ein paar Notizen über die Leichtfertigkeit, mit
welcher man die ungeheuersten Luxusausgaben anordnet. Mit Bestimmtheit
wird behauptet, daß die Reise, die der Hof vor drei Jahren nach der Bretagne
Wachte, 15 Millionen verschlungen, daß die Jnscene-Setzung des Triuinph-
öUgs der aus Italien zurückkehrenden Armee 16 Millionen, die Bauten zur
Verbindung des Louvre mit den Tuilerien im Jahre 1856 schon fast 27. die
Umgestaltung des Stadthauses von Paris bis 1857 die ungeheure Summe
von 57 Millionen kosteten, daß serner die Expropriationen zum Behuf der
Verlängerung der Nivolistraße von 1852 bis Anfang 1857 nicht weniger als
!26.2n.549 Francs erheischten, und daß endlich die neue hundert Meterhöhe
^une, die auf dem Troccadero zu Ehren Napoleons des Dritten errichtet werden
^I. schon nach dem Voranschlag 18 Millionen kosten wird.
^ Ein Blick auf die Staatsschuld zeigt ein unvcrhältnihmäßiges Wachsthum
^selben. 1851 betrug die consolidirte Schuld 5,346 Millionen. 1855 war


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/203>, abgerufen am 23.12.2024.