Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.Lande Zinsen und Steuern ab, die er für sich verwendete, und wollte sie so¬ So steht der Streit noch jetzt. Es sind vom Gegner Herrn Sörensens Der Fuß wird sich erheben, der Tritt kommen, und es wird vorbei sein Das neue Wahlprogramm und die Demokratie. Daß bei den bevorstehenden Wahlen das Stichwort "ministeriell" nicht Lande Zinsen und Steuern ab, die er für sich verwendete, und wollte sie so¬ So steht der Streit noch jetzt. Es sind vom Gegner Herrn Sörensens Der Fuß wird sich erheben, der Tritt kommen, und es wird vorbei sein Das neue Wahlprogramm und die Demokratie. Daß bei den bevorstehenden Wahlen das Stichwort „ministeriell" nicht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0524" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/111956"/> <p xml:id="ID_2044" prev="#ID_2043"> Lande Zinsen und Steuern ab, die er für sich verwendete, und wollte sie so¬<lb/> gar zwingen, sich ebenfalls Sörensen zu nennen, wofür er ihnen die Aussicht<lb/> eröffnete, sich ebenfalls das Prädicat Herr beilegen zu dürfen. Jene wollten<lb/> nicht, sie wollten einfach heißen, wie sie getauft waren, wollten Recht und<lb/> Gerechtigkeit. Herr Sörensen antwortete, die sollten sie haben, gab ihnen<lb/> aber nur sein Recht und seine Gerechtigkeit. Sie forderten Wahrheit, und er<lb/> gab ihnen „Wahrheit mit Modification", wie er sich die Lüge zu bezeichnen<lb/> gewöhnt hatte. Der Streit wurde zum Skandal, und der Vater des Mannes,<lb/> dem das Land eigentlich gehörte, sah sich genöthigt, Notiz von der Sache zu<lb/> nehmen. Er schrieb an Herrn Sörensen mehre lange Schreibebriefe, die diesem<lb/> auf höfliche Weise zu Gemüth führten, daß er sich aller Ungebührlichkeiten zu<lb/> enthalten habe. Herr Sörensen erwiderte, das thue er, worauf jener, das thue<lb/> er nicht, worauf dieser wieder, das thue er allerdings, und so fort etliche Jahre<lb/> lang, bis die ganze Welt vor Ueberdruß und Langeweile zu gähnen anfing.</p><lb/> <p xml:id="ID_2045"> So steht der Streit noch jetzt. Es sind vom Gegner Herrn Sörensens<lb/> etliche Beschlüsse, aber noch kein Entschluß gefaßt worden, und wenn wir recht<lb/> sehen, so wird es noch eine Weile so bleiben. Der kleine Herr Sörensen ist<lb/> wirklich ein großer Herr Sörensen geworden, wenn auch nur dadurch, daß der<lb/> große Vetter Michel sich betragen hat, als ob er ein kleiner Better Michel<lb/> wäre. Da das gegen die Natur ist, so dürfen wir allerdings hoffen, daß es<lb/> einmal anders kommen wird. Herr Sörensen hilft jetzt mit Geschichte machen,<lb/> da seine hohen Absätze es ihm ermöglichen, auf den Tisch zu reichen, an dem<lb/> sie gemacht wird. Aber wir sehen schon den Schatten des Fußes, der ihm<lb/> den Tritt appliciren wird, der ihm gebührt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2046"> Der Fuß wird sich erheben, der Tritt kommen, und es wird vorbei sein<lb/> mit dem Stelzengehen und der Größe des kleinen Gernegroß. Er wird wieder<lb/> thun, wozu er von der Vorsehung ursprünglich bestimmt war. er wird Hand¬<lb/> schuhe machen und mit Fettwaaren handeln. Er wird dann nicht mehr Herr<lb/> Sörensen heißen, aber als ein nützlicher kleiner Mann und getreuer Nachbar<lb/> geachtet sein und, wenn er sich recht gut aufführt, vielleicht sogar zum Ge¬<lb/> vatter gebeten werden, wenn wir die deutsche Einheit aus der Taufe heben.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Das neue Wahlprogramm und die Demokratie.</head><lb/> <p xml:id="ID_2047" next="#ID_2048"> Daß bei den bevorstehenden Wahlen das Stichwort „ministeriell" nicht<lb/> mehr ausreichen kann, darüber ist alle Welt einig. Schon vor drei Jahren<lb/> bezeichneten wir es als übereilt, sich als unbedingten Anhänger des Ministe-<lb/> '</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0524]
Lande Zinsen und Steuern ab, die er für sich verwendete, und wollte sie so¬
gar zwingen, sich ebenfalls Sörensen zu nennen, wofür er ihnen die Aussicht
eröffnete, sich ebenfalls das Prädicat Herr beilegen zu dürfen. Jene wollten
nicht, sie wollten einfach heißen, wie sie getauft waren, wollten Recht und
Gerechtigkeit. Herr Sörensen antwortete, die sollten sie haben, gab ihnen
aber nur sein Recht und seine Gerechtigkeit. Sie forderten Wahrheit, und er
gab ihnen „Wahrheit mit Modification", wie er sich die Lüge zu bezeichnen
gewöhnt hatte. Der Streit wurde zum Skandal, und der Vater des Mannes,
dem das Land eigentlich gehörte, sah sich genöthigt, Notiz von der Sache zu
nehmen. Er schrieb an Herrn Sörensen mehre lange Schreibebriefe, die diesem
auf höfliche Weise zu Gemüth führten, daß er sich aller Ungebührlichkeiten zu
enthalten habe. Herr Sörensen erwiderte, das thue er, worauf jener, das thue
er nicht, worauf dieser wieder, das thue er allerdings, und so fort etliche Jahre
lang, bis die ganze Welt vor Ueberdruß und Langeweile zu gähnen anfing.
So steht der Streit noch jetzt. Es sind vom Gegner Herrn Sörensens
etliche Beschlüsse, aber noch kein Entschluß gefaßt worden, und wenn wir recht
sehen, so wird es noch eine Weile so bleiben. Der kleine Herr Sörensen ist
wirklich ein großer Herr Sörensen geworden, wenn auch nur dadurch, daß der
große Vetter Michel sich betragen hat, als ob er ein kleiner Better Michel
wäre. Da das gegen die Natur ist, so dürfen wir allerdings hoffen, daß es
einmal anders kommen wird. Herr Sörensen hilft jetzt mit Geschichte machen,
da seine hohen Absätze es ihm ermöglichen, auf den Tisch zu reichen, an dem
sie gemacht wird. Aber wir sehen schon den Schatten des Fußes, der ihm
den Tritt appliciren wird, der ihm gebührt.
Der Fuß wird sich erheben, der Tritt kommen, und es wird vorbei sein
mit dem Stelzengehen und der Größe des kleinen Gernegroß. Er wird wieder
thun, wozu er von der Vorsehung ursprünglich bestimmt war. er wird Hand¬
schuhe machen und mit Fettwaaren handeln. Er wird dann nicht mehr Herr
Sörensen heißen, aber als ein nützlicher kleiner Mann und getreuer Nachbar
geachtet sein und, wenn er sich recht gut aufführt, vielleicht sogar zum Ge¬
vatter gebeten werden, wenn wir die deutsche Einheit aus der Taufe heben.
Das neue Wahlprogramm und die Demokratie.
Daß bei den bevorstehenden Wahlen das Stichwort „ministeriell" nicht
mehr ausreichen kann, darüber ist alle Welt einig. Schon vor drei Jahren
bezeichneten wir es als übereilt, sich als unbedingten Anhänger des Ministe-
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