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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

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Nachschrift der Redaction. Wir halten an dieser Leidensgeschichte
eines Offiziers des Garibaldischen Heeres nichts für zu schwarz gemalt.
Dieses Heer ist in der That nichts weniger als ein musterhaftes gewesen.
Es hat sehr viel mehr gekostet, als ein reguläres von gleicher Stärke. Es
mußte aufgelöst werden. Es unterliegt erheblichen Zweifeln, ob mit ihm die
Befreiung Italiens hätte vollendet werden können. Keinem Zweifel aber
unterliegt es, daß die Armee, die sich von solchen Truppen Sicilien, die
Hauptstadt des neapolitanischen Festlandes und zuletzt noch Capua nehmen
ließ, noch unvergleichlich viel weniger werth gewesen sein muß, und das ist
einer der Gründe, die uns veranlaßten, den Lesern diese Mittheilungen vor¬
zulegen.




Land und Volk in Virginien.
2.

Die Vertheilung des Grundbesitzes in Virginien ist von der im Norden
und Nordwesten üblichen völlig verschieden. Während hier große Landgüter
zu den Ausnahmen gehören, bilden sie dort die Regel. Allerdings gilt hier
wie dort die Regel, daß niemand mehr Land besitzen soll, als er zu bebauen
vermag; allein die socialen und politischen Einrichtungen sind verschieden, und
so müssen auch die Ergebnisse des Princips verschieden sein. Und hier finden
wir uns wieder aus die Sklaverei hingewiesen. Im ganzen Norden, wo das
Klima zur Arbeit, einladet, wo die Concurrenz groß ist, wo es vor Allem keine
Sklaven, ja nicht einmal Herren und Knechte in unserm Sinn gibt und Hand¬
arbeit nicht mit einem Makel behaftet ist, wird das Land in kleine Farmer
getheilt, so daß nur ein geringer Bruchtheil der Bevölkerung mehr davon be.
sitzt, als er selbst mit seiner Familie und einem oder zwei Gehilfen bewirth¬
schaften kann. Ganz anders verhält sich's mit ganz Ostvirginien und den
südlich an dasselbe grenzenden Staaten, das Land zerfällt hier fast nur in
große Besitzungen -- Plantagen -- welche bisweilen mehr als zehntausend
Acker umfassen und mit Hilfe von Sklaven bewirthschaftet werden. Die
Revolution hat in dem Besitzsystem dieser Staaten nur wenig geändert. Das


Nachschrift der Redaction. Wir halten an dieser Leidensgeschichte
eines Offiziers des Garibaldischen Heeres nichts für zu schwarz gemalt.
Dieses Heer ist in der That nichts weniger als ein musterhaftes gewesen.
Es hat sehr viel mehr gekostet, als ein reguläres von gleicher Stärke. Es
mußte aufgelöst werden. Es unterliegt erheblichen Zweifeln, ob mit ihm die
Befreiung Italiens hätte vollendet werden können. Keinem Zweifel aber
unterliegt es, daß die Armee, die sich von solchen Truppen Sicilien, die
Hauptstadt des neapolitanischen Festlandes und zuletzt noch Capua nehmen
ließ, noch unvergleichlich viel weniger werth gewesen sein muß, und das ist
einer der Gründe, die uns veranlaßten, den Lesern diese Mittheilungen vor¬
zulegen.




Land und Volk in Virginien.
2.

Die Vertheilung des Grundbesitzes in Virginien ist von der im Norden
und Nordwesten üblichen völlig verschieden. Während hier große Landgüter
zu den Ausnahmen gehören, bilden sie dort die Regel. Allerdings gilt hier
wie dort die Regel, daß niemand mehr Land besitzen soll, als er zu bebauen
vermag; allein die socialen und politischen Einrichtungen sind verschieden, und
so müssen auch die Ergebnisse des Princips verschieden sein. Und hier finden
wir uns wieder aus die Sklaverei hingewiesen. Im ganzen Norden, wo das
Klima zur Arbeit, einladet, wo die Concurrenz groß ist, wo es vor Allem keine
Sklaven, ja nicht einmal Herren und Knechte in unserm Sinn gibt und Hand¬
arbeit nicht mit einem Makel behaftet ist, wird das Land in kleine Farmer
getheilt, so daß nur ein geringer Bruchtheil der Bevölkerung mehr davon be.
sitzt, als er selbst mit seiner Familie und einem oder zwei Gehilfen bewirth¬
schaften kann. Ganz anders verhält sich's mit ganz Ostvirginien und den
südlich an dasselbe grenzenden Staaten, das Land zerfällt hier fast nur in
große Besitzungen — Plantagen — welche bisweilen mehr als zehntausend
Acker umfassen und mit Hilfe von Sklaven bewirthschaftet werden. Die
Revolution hat in dem Besitzsystem dieser Staaten nur wenig geändert. Das


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[0513] Nachschrift der Redaction. Wir halten an dieser Leidensgeschichte eines Offiziers des Garibaldischen Heeres nichts für zu schwarz gemalt. Dieses Heer ist in der That nichts weniger als ein musterhaftes gewesen. Es hat sehr viel mehr gekostet, als ein reguläres von gleicher Stärke. Es mußte aufgelöst werden. Es unterliegt erheblichen Zweifeln, ob mit ihm die Befreiung Italiens hätte vollendet werden können. Keinem Zweifel aber unterliegt es, daß die Armee, die sich von solchen Truppen Sicilien, die Hauptstadt des neapolitanischen Festlandes und zuletzt noch Capua nehmen ließ, noch unvergleichlich viel weniger werth gewesen sein muß, und das ist einer der Gründe, die uns veranlaßten, den Lesern diese Mittheilungen vor¬ zulegen. Land und Volk in Virginien. 2. Die Vertheilung des Grundbesitzes in Virginien ist von der im Norden und Nordwesten üblichen völlig verschieden. Während hier große Landgüter zu den Ausnahmen gehören, bilden sie dort die Regel. Allerdings gilt hier wie dort die Regel, daß niemand mehr Land besitzen soll, als er zu bebauen vermag; allein die socialen und politischen Einrichtungen sind verschieden, und so müssen auch die Ergebnisse des Princips verschieden sein. Und hier finden wir uns wieder aus die Sklaverei hingewiesen. Im ganzen Norden, wo das Klima zur Arbeit, einladet, wo die Concurrenz groß ist, wo es vor Allem keine Sklaven, ja nicht einmal Herren und Knechte in unserm Sinn gibt und Hand¬ arbeit nicht mit einem Makel behaftet ist, wird das Land in kleine Farmer getheilt, so daß nur ein geringer Bruchtheil der Bevölkerung mehr davon be. sitzt, als er selbst mit seiner Familie und einem oder zwei Gehilfen bewirth¬ schaften kann. Ganz anders verhält sich's mit ganz Ostvirginien und den südlich an dasselbe grenzenden Staaten, das Land zerfällt hier fast nur in große Besitzungen — Plantagen — welche bisweilen mehr als zehntausend Acker umfassen und mit Hilfe von Sklaven bewirthschaftet werden. Die Revolution hat in dem Besitzsystem dieser Staaten nur wenig geändert. Das

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/513>, abgerufen am 25.08.2024.