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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

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Cupitol zurück, so nimmt sich dasselbe aus der Ferne gesehen, in der That
mit seinen weißen Quadermauern, seinen drei großen Kuppeln, seiner Breite
von 750 und seiner Höhe von 250 Fuß. seinen Terrassen und Balustraden
ungemein stattlich aus. Von nahe betrachtet, will es in Einzelnheiten weni¬
ger gefallen. Die Hauptfronte ist. die östliche. Dieselbe zeichnet sich durch
eine tiefe korinthische Säulenhalle aus. zu der eine doppelte Treppe hinauf¬
führt, und über der sich die große Hauptkuppel wölbt. Die Statuengruppen,
welche die Treppe und das Portal zieren, sind von sehr geringem künstlerischen
Werth. Dagegen macht die große Rotunde, in die man von hier aus ge¬
langt, und welche, von der Kuppel überwölbt und beleuchtet, sich über die
ganze Breite des Hauptgebäudes erstreckt, einen wirklich großartigen Eindruck.
Die perpendicularen Wände der Rotunde sind mit acht ziemlich mittelmäßigen
Gemälden bedeckt, welche die Hauptereignisse des Unabhängigkeitskriegs dar¬
stellen. Wenden wir uns nach dem Eintritt in diese Kuppelhalle links, so
gelangen wir durch eine Thür in das Repräsentantenhaus, einen halbkreis¬
förmigen Saal mit gewölbter Decke. An den Wänden befinden sich Säulen
von polirtem Stein, zwischen denen die Zuhörergalerien hinlaufen. Der Sitz
des Sprechers nimmt den Mittelpunkt der einen Wand ein und hat sich
gegenüber eine von kleineren Säulen getragene Galerie, die zur Aufnahme
solcher Personen bestimmt ist, welche von Mitgliedern des Hauses eingeführt
sind. Die Sitze der letzteren gehen vom Stuhl des Sprechers nach den gro¬
ßen Säulen hin, wodurch dem Tische des Clerks gegenüber ein offner halb¬
kreisförmiger Raum entsteht. Der Saal sieht gut aus, eignet sich aber übel
für seinen Zweck, da er viel zu groß ist, als daß ihn die Stimme der Red¬
ner ausfüllen könnte. Das auf der andern Seite der Rotunde gelegene
Zimmer des Senats gleicht im Allgemeinen dem Saal der Repräsentanten,
doch ist es Heller, und, da es weit kleinere Dimensionen hat, viel besser
geeignet, die Zwecke eines Raums für öffentliche Verhandlungen zu er¬
füllen.

Nicht unerwähnt darf bei einer Uebersicht über die Bauten Washingtons
das Smithsonsche Institut bleiben, welches auf einem Platze westlich vom
Capital und südlich von der Pennsylvania-Avenue steht. Dasselbe ist im
romanischen Styl aus rothem Sandstein erbaut, 450 Fuß lang. 140 Fuß
breit und mit neun Thürmen geschmückt, und verdient das Lob, ebenso zweck¬
mäßig als schön zu sein. Es enthält die berühmte Stiftung des Engländers
James Smithson. der 120.000 Pfd. Se. "zur Förderung und Ausbreitung des
Wissens unter den Menschen" anwies, eine Bildergalerie, ein naturhistorischcs
Museum, eine reiche Büchersammlung und einen Saal für Vorlesungen, der
gegen zweitausend Zuhörer saßt.

Die Bildhauerkunst hat zur Ausschmückung Washingtons sehr reichlich bei-


Cupitol zurück, so nimmt sich dasselbe aus der Ferne gesehen, in der That
mit seinen weißen Quadermauern, seinen drei großen Kuppeln, seiner Breite
von 750 und seiner Höhe von 250 Fuß. seinen Terrassen und Balustraden
ungemein stattlich aus. Von nahe betrachtet, will es in Einzelnheiten weni¬
ger gefallen. Die Hauptfronte ist. die östliche. Dieselbe zeichnet sich durch
eine tiefe korinthische Säulenhalle aus. zu der eine doppelte Treppe hinauf¬
führt, und über der sich die große Hauptkuppel wölbt. Die Statuengruppen,
welche die Treppe und das Portal zieren, sind von sehr geringem künstlerischen
Werth. Dagegen macht die große Rotunde, in die man von hier aus ge¬
langt, und welche, von der Kuppel überwölbt und beleuchtet, sich über die
ganze Breite des Hauptgebäudes erstreckt, einen wirklich großartigen Eindruck.
Die perpendicularen Wände der Rotunde sind mit acht ziemlich mittelmäßigen
Gemälden bedeckt, welche die Hauptereignisse des Unabhängigkeitskriegs dar¬
stellen. Wenden wir uns nach dem Eintritt in diese Kuppelhalle links, so
gelangen wir durch eine Thür in das Repräsentantenhaus, einen halbkreis¬
förmigen Saal mit gewölbter Decke. An den Wänden befinden sich Säulen
von polirtem Stein, zwischen denen die Zuhörergalerien hinlaufen. Der Sitz
des Sprechers nimmt den Mittelpunkt der einen Wand ein und hat sich
gegenüber eine von kleineren Säulen getragene Galerie, die zur Aufnahme
solcher Personen bestimmt ist, welche von Mitgliedern des Hauses eingeführt
sind. Die Sitze der letzteren gehen vom Stuhl des Sprechers nach den gro¬
ßen Säulen hin, wodurch dem Tische des Clerks gegenüber ein offner halb¬
kreisförmiger Raum entsteht. Der Saal sieht gut aus, eignet sich aber übel
für seinen Zweck, da er viel zu groß ist, als daß ihn die Stimme der Red¬
ner ausfüllen könnte. Das auf der andern Seite der Rotunde gelegene
Zimmer des Senats gleicht im Allgemeinen dem Saal der Repräsentanten,
doch ist es Heller, und, da es weit kleinere Dimensionen hat, viel besser
geeignet, die Zwecke eines Raums für öffentliche Verhandlungen zu er¬
füllen.

Nicht unerwähnt darf bei einer Uebersicht über die Bauten Washingtons
das Smithsonsche Institut bleiben, welches auf einem Platze westlich vom
Capital und südlich von der Pennsylvania-Avenue steht. Dasselbe ist im
romanischen Styl aus rothem Sandstein erbaut, 450 Fuß lang. 140 Fuß
breit und mit neun Thürmen geschmückt, und verdient das Lob, ebenso zweck¬
mäßig als schön zu sein. Es enthält die berühmte Stiftung des Engländers
James Smithson. der 120.000 Pfd. Se. „zur Förderung und Ausbreitung des
Wissens unter den Menschen" anwies, eine Bildergalerie, ein naturhistorischcs
Museum, eine reiche Büchersammlung und einen Saal für Vorlesungen, der
gegen zweitausend Zuhörer saßt.

Die Bildhauerkunst hat zur Ausschmückung Washingtons sehr reichlich bei-


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[0422] Cupitol zurück, so nimmt sich dasselbe aus der Ferne gesehen, in der That mit seinen weißen Quadermauern, seinen drei großen Kuppeln, seiner Breite von 750 und seiner Höhe von 250 Fuß. seinen Terrassen und Balustraden ungemein stattlich aus. Von nahe betrachtet, will es in Einzelnheiten weni¬ ger gefallen. Die Hauptfronte ist. die östliche. Dieselbe zeichnet sich durch eine tiefe korinthische Säulenhalle aus. zu der eine doppelte Treppe hinauf¬ führt, und über der sich die große Hauptkuppel wölbt. Die Statuengruppen, welche die Treppe und das Portal zieren, sind von sehr geringem künstlerischen Werth. Dagegen macht die große Rotunde, in die man von hier aus ge¬ langt, und welche, von der Kuppel überwölbt und beleuchtet, sich über die ganze Breite des Hauptgebäudes erstreckt, einen wirklich großartigen Eindruck. Die perpendicularen Wände der Rotunde sind mit acht ziemlich mittelmäßigen Gemälden bedeckt, welche die Hauptereignisse des Unabhängigkeitskriegs dar¬ stellen. Wenden wir uns nach dem Eintritt in diese Kuppelhalle links, so gelangen wir durch eine Thür in das Repräsentantenhaus, einen halbkreis¬ förmigen Saal mit gewölbter Decke. An den Wänden befinden sich Säulen von polirtem Stein, zwischen denen die Zuhörergalerien hinlaufen. Der Sitz des Sprechers nimmt den Mittelpunkt der einen Wand ein und hat sich gegenüber eine von kleineren Säulen getragene Galerie, die zur Aufnahme solcher Personen bestimmt ist, welche von Mitgliedern des Hauses eingeführt sind. Die Sitze der letzteren gehen vom Stuhl des Sprechers nach den gro¬ ßen Säulen hin, wodurch dem Tische des Clerks gegenüber ein offner halb¬ kreisförmiger Raum entsteht. Der Saal sieht gut aus, eignet sich aber übel für seinen Zweck, da er viel zu groß ist, als daß ihn die Stimme der Red¬ ner ausfüllen könnte. Das auf der andern Seite der Rotunde gelegene Zimmer des Senats gleicht im Allgemeinen dem Saal der Repräsentanten, doch ist es Heller, und, da es weit kleinere Dimensionen hat, viel besser geeignet, die Zwecke eines Raums für öffentliche Verhandlungen zu er¬ füllen. Nicht unerwähnt darf bei einer Uebersicht über die Bauten Washingtons das Smithsonsche Institut bleiben, welches auf einem Platze westlich vom Capital und südlich von der Pennsylvania-Avenue steht. Dasselbe ist im romanischen Styl aus rothem Sandstein erbaut, 450 Fuß lang. 140 Fuß breit und mit neun Thürmen geschmückt, und verdient das Lob, ebenso zweck¬ mäßig als schön zu sein. Es enthält die berühmte Stiftung des Engländers James Smithson. der 120.000 Pfd. Se. „zur Förderung und Ausbreitung des Wissens unter den Menschen" anwies, eine Bildergalerie, ein naturhistorischcs Museum, eine reiche Büchersammlung und einen Saal für Vorlesungen, der gegen zweitausend Zuhörer saßt. Die Bildhauerkunst hat zur Ausschmückung Washingtons sehr reichlich bei-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/422>, abgerufen am 19.10.2024.