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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

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tüchtig sein; es ist im Jahre 1833 vom Stapel gelaufen, 1845 im Dock re-
parirt worden und ist also jetzt 27 Jahre alt.

Wahrscheinlich wird die effective seetüchtige Dampfflotte am Ende der
jetzt beginnenden Finanzperiode 1860- 62 aus 1 Linienschiffe, 3 Fregatten
und 3 Korvetten bestehen. Sie wird mit 238 3vPfündern bewaffnet sein.
Es ist das nicht viel mehr als der Kanoncnzahl der Segelschiffe, aber das
Kugelgewicht, welches diese Dampfflotte schießt, beträgt Vi- von demjenigen
der Segelschiffe. Hinsichtlich der Schnelligkeit, welche von allen Sachkundigen
als ein Hauptmoment für die Brauchbarkeit der Dampfkriegsschiffe als
solcher anerkannt wird, stehen diese Schiffe sehr zurück. Denn nur die 3
Korvetten und vielleicht die Fregatte "Jylland" werden sich dem Begriffe von
Vollkraftschiffen nähern, wie derselbe von der im Jahre 1857 niedergesetzten
Flottencommission definirt worden ist.

Zur Dampfflotte muß man der Vollständigkeit wegen noch 4 mit mehreren
Stücken schweren Geschützes bewaffnete Raddampfschiffe rechnen; aber auch
diese sind als Kriegschiffe schon veraltet, und obwol ihre Brauchbarkeit in
Kriegszeit nicht geleugnet werden kann, so ist dieselbe dennoch wegen der Ab¬
hängigkeit ihrer Kohlenvcrsorgung, bei sehr geringer Scgelfähigkeit, so be-
schränkt, und außerdem sind ihre Maschinen so unvollkommen gegen feindliche
Geschosse geschützt, daß sie in keinerlei Weise zur eigentlichen seetüchtigen
Kriegsflotte gerechnet werden können.

Die Vertheidigungsstärke besteht aus:

1) 50 Nuderkanonenschaluppen, wovon 23 mit je einer 60pfündiger Bom¬
benkanone und je einer 24pfündiger drehbaren Kugelkanone und 27 mit je
zwei 24pfündiger Kanonen bewaffnet sind. Von diesen Fahrzeugen gilt in
noch höherem Grade, als von den Segelschiffen, daß sie gänzlich veraltet sind.
Wenn man bedenkt, daß sie zu ihrer Bewegung und zur Bedienung von ein,
höchstens zwei Kanonen eine Bemannung von 64 Mann erfordern, daß sie
unter den günstigsten Umständen nur mit 4--5 Meilen Fahrt durch's Wasser
kommen, und daß sie gegen See und Wind fast gar nicht vorwärts kommen
können, so wird es klar, daß dieß eine Waffe ist, die nur in äußerster Noth
oder möglicher Weise auf solchen Stellen angewandt werden kann, wo die
Localverhältnisse es wahrscheinlich machen, daß einige der obenerwähnten
Schwierigkeiten wegfallen, während aus ihrer großen Bemannungszahl auf
andere Weise Vortheil gezogen werden kann.
2) 17 Kanonenjollen, bewaffnet mit je einer eopfündigen Bombenkanone
und 24 Mann Besatzung. Der Nutzen dieser Fahrzeuge als streng defensiver
unter den Kanonen einer Festung und von derselben bemannt, kann nicht be-
hendem werden, ungeachtet sie an demselben Fehler wie die Kanonenboote leiden,
daß sie mit Rudern und Hündekraft bewegt werden müssen und folglich im

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tüchtig sein; es ist im Jahre 1833 vom Stapel gelaufen, 1845 im Dock re-
parirt worden und ist also jetzt 27 Jahre alt.

Wahrscheinlich wird die effective seetüchtige Dampfflotte am Ende der
jetzt beginnenden Finanzperiode 1860- 62 aus 1 Linienschiffe, 3 Fregatten
und 3 Korvetten bestehen. Sie wird mit 238 3vPfündern bewaffnet sein.
Es ist das nicht viel mehr als der Kanoncnzahl der Segelschiffe, aber das
Kugelgewicht, welches diese Dampfflotte schießt, beträgt Vi- von demjenigen
der Segelschiffe. Hinsichtlich der Schnelligkeit, welche von allen Sachkundigen
als ein Hauptmoment für die Brauchbarkeit der Dampfkriegsschiffe als
solcher anerkannt wird, stehen diese Schiffe sehr zurück. Denn nur die 3
Korvetten und vielleicht die Fregatte „Jylland" werden sich dem Begriffe von
Vollkraftschiffen nähern, wie derselbe von der im Jahre 1857 niedergesetzten
Flottencommission definirt worden ist.

Zur Dampfflotte muß man der Vollständigkeit wegen noch 4 mit mehreren
Stücken schweren Geschützes bewaffnete Raddampfschiffe rechnen; aber auch
diese sind als Kriegschiffe schon veraltet, und obwol ihre Brauchbarkeit in
Kriegszeit nicht geleugnet werden kann, so ist dieselbe dennoch wegen der Ab¬
hängigkeit ihrer Kohlenvcrsorgung, bei sehr geringer Scgelfähigkeit, so be-
schränkt, und außerdem sind ihre Maschinen so unvollkommen gegen feindliche
Geschosse geschützt, daß sie in keinerlei Weise zur eigentlichen seetüchtigen
Kriegsflotte gerechnet werden können.

Die Vertheidigungsstärke besteht aus:

1) 50 Nuderkanonenschaluppen, wovon 23 mit je einer 60pfündiger Bom¬
benkanone und je einer 24pfündiger drehbaren Kugelkanone und 27 mit je
zwei 24pfündiger Kanonen bewaffnet sind. Von diesen Fahrzeugen gilt in
noch höherem Grade, als von den Segelschiffen, daß sie gänzlich veraltet sind.
Wenn man bedenkt, daß sie zu ihrer Bewegung und zur Bedienung von ein,
höchstens zwei Kanonen eine Bemannung von 64 Mann erfordern, daß sie
unter den günstigsten Umständen nur mit 4—5 Meilen Fahrt durch's Wasser
kommen, und daß sie gegen See und Wind fast gar nicht vorwärts kommen
können, so wird es klar, daß dieß eine Waffe ist, die nur in äußerster Noth
oder möglicher Weise auf solchen Stellen angewandt werden kann, wo die
Localverhältnisse es wahrscheinlich machen, daß einige der obenerwähnten
Schwierigkeiten wegfallen, während aus ihrer großen Bemannungszahl auf
andere Weise Vortheil gezogen werden kann.
2) 17 Kanonenjollen, bewaffnet mit je einer eopfündigen Bombenkanone
und 24 Mann Besatzung. Der Nutzen dieser Fahrzeuge als streng defensiver
unter den Kanonen einer Festung und von derselben bemannt, kann nicht be-
hendem werden, ungeachtet sie an demselben Fehler wie die Kanonenboote leiden,
daß sie mit Rudern und Hündekraft bewegt werden müssen und folglich im

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[0413] tüchtig sein; es ist im Jahre 1833 vom Stapel gelaufen, 1845 im Dock re- parirt worden und ist also jetzt 27 Jahre alt. Wahrscheinlich wird die effective seetüchtige Dampfflotte am Ende der jetzt beginnenden Finanzperiode 1860- 62 aus 1 Linienschiffe, 3 Fregatten und 3 Korvetten bestehen. Sie wird mit 238 3vPfündern bewaffnet sein. Es ist das nicht viel mehr als der Kanoncnzahl der Segelschiffe, aber das Kugelgewicht, welches diese Dampfflotte schießt, beträgt Vi- von demjenigen der Segelschiffe. Hinsichtlich der Schnelligkeit, welche von allen Sachkundigen als ein Hauptmoment für die Brauchbarkeit der Dampfkriegsschiffe als solcher anerkannt wird, stehen diese Schiffe sehr zurück. Denn nur die 3 Korvetten und vielleicht die Fregatte „Jylland" werden sich dem Begriffe von Vollkraftschiffen nähern, wie derselbe von der im Jahre 1857 niedergesetzten Flottencommission definirt worden ist. Zur Dampfflotte muß man der Vollständigkeit wegen noch 4 mit mehreren Stücken schweren Geschützes bewaffnete Raddampfschiffe rechnen; aber auch diese sind als Kriegschiffe schon veraltet, und obwol ihre Brauchbarkeit in Kriegszeit nicht geleugnet werden kann, so ist dieselbe dennoch wegen der Ab¬ hängigkeit ihrer Kohlenvcrsorgung, bei sehr geringer Scgelfähigkeit, so be- schränkt, und außerdem sind ihre Maschinen so unvollkommen gegen feindliche Geschosse geschützt, daß sie in keinerlei Weise zur eigentlichen seetüchtigen Kriegsflotte gerechnet werden können. Die Vertheidigungsstärke besteht aus: 1) 50 Nuderkanonenschaluppen, wovon 23 mit je einer 60pfündiger Bom¬ benkanone und je einer 24pfündiger drehbaren Kugelkanone und 27 mit je zwei 24pfündiger Kanonen bewaffnet sind. Von diesen Fahrzeugen gilt in noch höherem Grade, als von den Segelschiffen, daß sie gänzlich veraltet sind. Wenn man bedenkt, daß sie zu ihrer Bewegung und zur Bedienung von ein, höchstens zwei Kanonen eine Bemannung von 64 Mann erfordern, daß sie unter den günstigsten Umständen nur mit 4—5 Meilen Fahrt durch's Wasser kommen, und daß sie gegen See und Wind fast gar nicht vorwärts kommen können, so wird es klar, daß dieß eine Waffe ist, die nur in äußerster Noth oder möglicher Weise auf solchen Stellen angewandt werden kann, wo die Localverhältnisse es wahrscheinlich machen, daß einige der obenerwähnten Schwierigkeiten wegfallen, während aus ihrer großen Bemannungszahl auf andere Weise Vortheil gezogen werden kann. 2) 17 Kanonenjollen, bewaffnet mit je einer eopfündigen Bombenkanone und 24 Mann Besatzung. Der Nutzen dieser Fahrzeuge als streng defensiver unter den Kanonen einer Festung und von derselben bemannt, kann nicht be- hendem werden, ungeachtet sie an demselben Fehler wie die Kanonenboote leiden, daß sie mit Rudern und Hündekraft bewegt werden müssen und folglich im 51*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/413>, abgerufen am 02.07.2024.