Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.Anforderungen, welche in beiden Beziehungen gestellt werden. In der Erfül¬ Ein Kapitel ans der Geschichte des Tabaks. Eine türkische Legende erzählt Folgendes: Mohammed fand einst im Die ungläubige Welt erzählt die Sache anders. Sie meint, daß der Anforderungen, welche in beiden Beziehungen gestellt werden. In der Erfül¬ Ein Kapitel ans der Geschichte des Tabaks. Eine türkische Legende erzählt Folgendes: Mohammed fand einst im Die ungläubige Welt erzählt die Sache anders. Sie meint, daß der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0383" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/111815"/> <p xml:id="ID_1277" prev="#ID_1276"> Anforderungen, welche in beiden Beziehungen gestellt werden. In der Erfül¬<lb/> lung derselben wird aber zugleich die Grundlage zu einer ferneren maritimen<lb/> Entwickelung gelegt sein, welche dem Seehandel und der Weltstellung Deutsch¬<lb/> lands entspricht.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Ein Kapitel ans der Geschichte des Tabaks.</head><lb/> <p xml:id="ID_1278"> Eine türkische Legende erzählt Folgendes: Mohammed fand einst im<lb/> Winter eine vor Frost erstarrte Schlange. Mitleidigen Herzens hob er sie<lb/> auf und schob sie in seinen Aermel, wo die Wärme seines heiligen Leibes<lb/> sie nach kurzer Zeit wieder aufleben ließ. Aber kaum fühlte das Kind des<lb/> Ibus sich wieder gesund, als es seinen Kopf aus dem Aermel hervorstreckte<lb/> und sagte: „O Prophet Gottes, ich werde Dich stechen!" — „Nenne mir einen<lb/> vernünftigen Grund dafür, o Schlange, und ich Werdemir es gefallen lassen." —<lb/> „Es ist Krieg zwischen meinem und Deinem Samen." — „Aber ich habe Dir<lb/> Gutes gethan." — „Aber Du könntest mir Böses thun." — „Sei nicht un¬<lb/> dankbar gegen den Gastfreund^ o Schlange." — „Ich will es; denn ich habe<lb/> es beim Namen des Allerhöchsten geschworen." — „Nun so stich zu im<lb/> Namen Gottes," sagte der Prophet, dessen Frömmigkeit nicht wünschte, daß die<lb/> Schlange meineidig werde. Sie stach ihn in die Hand. Er schüttelt'e sie ab,<lb/> sog das Gift sammt seinem Blut aus der Wunde und spie es ans den<lb/> Boden, und siehe da, sofort entsproßte an dieser Stelle der Erde eine wun¬<lb/> derbare Pflanze, die in ihren Eigenschaften die Bitterkeit des Schlangenzahns<lb/> mit der Milde des Prophetenblutcs mischt — der Tabak, noch heute der<lb/> Tröster und Sorgenbrecher aller Rechtgläubigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1279" next="#ID_1280"> Die ungläubige Welt erzählt die Sache anders. Sie meint, daß der<lb/> Tabak ein Einwandrer aus Amerika sei, wo schon die ersten Entdecker Ein-<lb/> goborne rauchen sahen, wo man in Grabhügeln, die lange vor dem Prophc-<lb/> von Mekka aufgeschichtet sein müssen, angerauchte Pfeifenköpfe gefunden<lb/> hat, und wo das Rauchen nicht bloß Vergnügen, sondern zugleich eine diplo¬<lb/> matische Ceremonie, ja ein gottesdienstliches Werk, ein Opfer war. Aus der<lb/> neuen Welt brachten heimkehrende Soldaten und Seeleute die Sitte, sich die<lb/> Lebensluft zu würzen, noch dem westlichen Europa, von wo sie mit einer</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0383]
Anforderungen, welche in beiden Beziehungen gestellt werden. In der Erfül¬
lung derselben wird aber zugleich die Grundlage zu einer ferneren maritimen
Entwickelung gelegt sein, welche dem Seehandel und der Weltstellung Deutsch¬
lands entspricht.
Ein Kapitel ans der Geschichte des Tabaks.
Eine türkische Legende erzählt Folgendes: Mohammed fand einst im
Winter eine vor Frost erstarrte Schlange. Mitleidigen Herzens hob er sie
auf und schob sie in seinen Aermel, wo die Wärme seines heiligen Leibes
sie nach kurzer Zeit wieder aufleben ließ. Aber kaum fühlte das Kind des
Ibus sich wieder gesund, als es seinen Kopf aus dem Aermel hervorstreckte
und sagte: „O Prophet Gottes, ich werde Dich stechen!" — „Nenne mir einen
vernünftigen Grund dafür, o Schlange, und ich Werdemir es gefallen lassen." —
„Es ist Krieg zwischen meinem und Deinem Samen." — „Aber ich habe Dir
Gutes gethan." — „Aber Du könntest mir Böses thun." — „Sei nicht un¬
dankbar gegen den Gastfreund^ o Schlange." — „Ich will es; denn ich habe
es beim Namen des Allerhöchsten geschworen." — „Nun so stich zu im
Namen Gottes," sagte der Prophet, dessen Frömmigkeit nicht wünschte, daß die
Schlange meineidig werde. Sie stach ihn in die Hand. Er schüttelt'e sie ab,
sog das Gift sammt seinem Blut aus der Wunde und spie es ans den
Boden, und siehe da, sofort entsproßte an dieser Stelle der Erde eine wun¬
derbare Pflanze, die in ihren Eigenschaften die Bitterkeit des Schlangenzahns
mit der Milde des Prophetenblutcs mischt — der Tabak, noch heute der
Tröster und Sorgenbrecher aller Rechtgläubigen.
Die ungläubige Welt erzählt die Sache anders. Sie meint, daß der
Tabak ein Einwandrer aus Amerika sei, wo schon die ersten Entdecker Ein-
goborne rauchen sahen, wo man in Grabhügeln, die lange vor dem Prophc-
von Mekka aufgeschichtet sein müssen, angerauchte Pfeifenköpfe gefunden
hat, und wo das Rauchen nicht bloß Vergnügen, sondern zugleich eine diplo¬
matische Ceremonie, ja ein gottesdienstliches Werk, ein Opfer war. Aus der
neuen Welt brachten heimkehrende Soldaten und Seeleute die Sitte, sich die
Lebensluft zu würzen, noch dem westlichen Europa, von wo sie mit einer
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |