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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

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eben Angriffen läßt sich dann meistens nur wieder durch Kanonenboote begeg¬
nen. Auch in anderer Hinsicht bedürfen Strandbatterien der Unterstützung
beweglicher Batterien. Die Kanonenboote haben die Ausgabe, die angreifenden
Schiffe ihrerseits von vorn oder hinten, d. h. von den schwachen Seiten je¬
des Schiffs anzugreifen und dadurch unter allen Umständen die Schiffe zu
nöthigen, ihr Feuer zu theilen. In größeren Divisionen vereinigt können die¬
selbin unter Anlehnung an größere Fahrzeuge selbst mit einer an Geschütz
überlegenen Flottille den Kampf selbständig aufnehmen.

Endlich sind die Kanonenboote wesentlich, um den Nachtdienst schon weit
vor der Küste zu übernehmen und durch zeitige Benachrichtigung von der Ge¬
fahr einer Landung die rasche Herbeiziehung sowo! von andern Kanonen¬
booten, als von Landtruppen zu ermöglichen.^)

Nur durch eine Küsteuflottille läßt sich demnach der Gefahr einer feindli¬
che" Landung und Invasion in einem französischen Kriege begegnen.

Bis jetzt entbehrt aber der Nordwesten Deutschlands noch jeglichen Schutzes.
Die Regierungen derjenigen Staaten, die denselben bilden, haben, obwol seit
einem Jahre die von preußischen Land- und Seeoffizieren ausgearbeiteten
Pläne zur Vertheidigung der Küste vorliegen, noch gar nichts zu diesem
Zwecke gethan.

Erst in diesen Tagen werden aus der Mitte der Bevölkerungen patriotische
Stimmen, namentlich in Hamburg, laut, welche die Regierungen zur Thätig¬
keit treiben.

Eine ebenso dringende Aufforderung, sofort eine Flotte herzustellen, ent¬
hält die Schleswig-holsteinsche Frage, eine Frage, die nicht bloß das Schick¬
sal der beiden von dem kleinen Dänenvolke vergewaltigten und wegen ihres
"^sthaltens an Deutschland niedergetretenen Herzogthümer. sondern, wie sie
sich einmal gestellt hat. das Schicksal Deutschlands selbst betrifft.' Es ist
'-'we Frage, über die in Deutschland gegenwärtig zwei verschiedene Meinungen
"icht mehr existiren. und welche daher um so mehr bestimmt ist zu zeigen,
was Deutschland in der europäischen Völkerfamilie zu bedeuten hat.

Die Entscheidung dieser Frage wird aus' dem einfachen Grunde jetzt nicht
folgen können, weil das große Deutschland dem kleinen Dänemark zur See
"übt überlegen ist. Diese Entscheidung wird sich aber nicht auf lange Zeit
büiausschieben lassen. Der Uebermuth Dänemarks wird nach den bisherigen
^rsabruugen nur wachse" und wird dasselbe zu Handlungen treiben, denen



') Im Obigen ist stets nur von Schrnubenkanonenbooten, welche mit den früheren Ruder-
anoneubooten nur den Namen und die geringe Zielflächc gemein haben, die Rede. Letztere
l "d nur unmittelbar an der Küste und gewissermaßen nur in festen Stellungen zu verwcn-
erstere find Fahrzeuge von i bis 6 und mehr schweren Geschrieen, welche, wenn sie mehr
eine Kanone führen, in die entferntesten Meere segeln können und daher auch zur Jagd
M Haudelsfahrzcugc dienen.
^renzbolen 11. I^nit. 47

eben Angriffen läßt sich dann meistens nur wieder durch Kanonenboote begeg¬
nen. Auch in anderer Hinsicht bedürfen Strandbatterien der Unterstützung
beweglicher Batterien. Die Kanonenboote haben die Ausgabe, die angreifenden
Schiffe ihrerseits von vorn oder hinten, d. h. von den schwachen Seiten je¬
des Schiffs anzugreifen und dadurch unter allen Umständen die Schiffe zu
nöthigen, ihr Feuer zu theilen. In größeren Divisionen vereinigt können die¬
selbin unter Anlehnung an größere Fahrzeuge selbst mit einer an Geschütz
überlegenen Flottille den Kampf selbständig aufnehmen.

Endlich sind die Kanonenboote wesentlich, um den Nachtdienst schon weit
vor der Küste zu übernehmen und durch zeitige Benachrichtigung von der Ge¬
fahr einer Landung die rasche Herbeiziehung sowo! von andern Kanonen¬
booten, als von Landtruppen zu ermöglichen.^)

Nur durch eine Küsteuflottille läßt sich demnach der Gefahr einer feindli¬
che» Landung und Invasion in einem französischen Kriege begegnen.

Bis jetzt entbehrt aber der Nordwesten Deutschlands noch jeglichen Schutzes.
Die Regierungen derjenigen Staaten, die denselben bilden, haben, obwol seit
einem Jahre die von preußischen Land- und Seeoffizieren ausgearbeiteten
Pläne zur Vertheidigung der Küste vorliegen, noch gar nichts zu diesem
Zwecke gethan.

Erst in diesen Tagen werden aus der Mitte der Bevölkerungen patriotische
Stimmen, namentlich in Hamburg, laut, welche die Regierungen zur Thätig¬
keit treiben.

Eine ebenso dringende Aufforderung, sofort eine Flotte herzustellen, ent¬
hält die Schleswig-holsteinsche Frage, eine Frage, die nicht bloß das Schick¬
sal der beiden von dem kleinen Dänenvolke vergewaltigten und wegen ihres
«^sthaltens an Deutschland niedergetretenen Herzogthümer. sondern, wie sie
sich einmal gestellt hat. das Schicksal Deutschlands selbst betrifft.' Es ist
'-'we Frage, über die in Deutschland gegenwärtig zwei verschiedene Meinungen
"icht mehr existiren. und welche daher um so mehr bestimmt ist zu zeigen,
was Deutschland in der europäischen Völkerfamilie zu bedeuten hat.

Die Entscheidung dieser Frage wird aus' dem einfachen Grunde jetzt nicht
folgen können, weil das große Deutschland dem kleinen Dänemark zur See
"übt überlegen ist. Diese Entscheidung wird sich aber nicht auf lange Zeit
büiausschieben lassen. Der Uebermuth Dänemarks wird nach den bisherigen
^rsabruugen nur wachse» und wird dasselbe zu Handlungen treiben, denen



') Im Obigen ist stets nur von Schrnubenkanonenbooten, welche mit den früheren Ruder-
anoneubooten nur den Namen und die geringe Zielflächc gemein haben, die Rede. Letztere
l "d nur unmittelbar an der Küste und gewissermaßen nur in festen Stellungen zu verwcn-
erstere find Fahrzeuge von i bis 6 und mehr schweren Geschrieen, welche, wenn sie mehr
eine Kanone führen, in die entferntesten Meere segeln können und daher auch zur Jagd
M Haudelsfahrzcugc dienen.
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[0379] eben Angriffen läßt sich dann meistens nur wieder durch Kanonenboote begeg¬ nen. Auch in anderer Hinsicht bedürfen Strandbatterien der Unterstützung beweglicher Batterien. Die Kanonenboote haben die Ausgabe, die angreifenden Schiffe ihrerseits von vorn oder hinten, d. h. von den schwachen Seiten je¬ des Schiffs anzugreifen und dadurch unter allen Umständen die Schiffe zu nöthigen, ihr Feuer zu theilen. In größeren Divisionen vereinigt können die¬ selbin unter Anlehnung an größere Fahrzeuge selbst mit einer an Geschütz überlegenen Flottille den Kampf selbständig aufnehmen. Endlich sind die Kanonenboote wesentlich, um den Nachtdienst schon weit vor der Küste zu übernehmen und durch zeitige Benachrichtigung von der Ge¬ fahr einer Landung die rasche Herbeiziehung sowo! von andern Kanonen¬ booten, als von Landtruppen zu ermöglichen.^) Nur durch eine Küsteuflottille läßt sich demnach der Gefahr einer feindli¬ che» Landung und Invasion in einem französischen Kriege begegnen. Bis jetzt entbehrt aber der Nordwesten Deutschlands noch jeglichen Schutzes. Die Regierungen derjenigen Staaten, die denselben bilden, haben, obwol seit einem Jahre die von preußischen Land- und Seeoffizieren ausgearbeiteten Pläne zur Vertheidigung der Küste vorliegen, noch gar nichts zu diesem Zwecke gethan. Erst in diesen Tagen werden aus der Mitte der Bevölkerungen patriotische Stimmen, namentlich in Hamburg, laut, welche die Regierungen zur Thätig¬ keit treiben. Eine ebenso dringende Aufforderung, sofort eine Flotte herzustellen, ent¬ hält die Schleswig-holsteinsche Frage, eine Frage, die nicht bloß das Schick¬ sal der beiden von dem kleinen Dänenvolke vergewaltigten und wegen ihres «^sthaltens an Deutschland niedergetretenen Herzogthümer. sondern, wie sie sich einmal gestellt hat. das Schicksal Deutschlands selbst betrifft.' Es ist '-'we Frage, über die in Deutschland gegenwärtig zwei verschiedene Meinungen "icht mehr existiren. und welche daher um so mehr bestimmt ist zu zeigen, was Deutschland in der europäischen Völkerfamilie zu bedeuten hat. Die Entscheidung dieser Frage wird aus' dem einfachen Grunde jetzt nicht folgen können, weil das große Deutschland dem kleinen Dänemark zur See "übt überlegen ist. Diese Entscheidung wird sich aber nicht auf lange Zeit büiausschieben lassen. Der Uebermuth Dänemarks wird nach den bisherigen ^rsabruugen nur wachse» und wird dasselbe zu Handlungen treiben, denen ') Im Obigen ist stets nur von Schrnubenkanonenbooten, welche mit den früheren Ruder- anoneubooten nur den Namen und die geringe Zielflächc gemein haben, die Rede. Letztere l "d nur unmittelbar an der Küste und gewissermaßen nur in festen Stellungen zu verwcn- erstere find Fahrzeuge von i bis 6 und mehr schweren Geschrieen, welche, wenn sie mehr eine Kanone führen, in die entferntesten Meere segeln können und daher auch zur Jagd M Haudelsfahrzcugc dienen. ^renzbolen 11. I^nit. 47

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/379>, abgerufen am 02.07.2024.