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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

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Schluß dieses Rechnungsjahres sind 2 regelmäßig ertheilte Unterstützungen wegfällig
geworden, weil 2 Offizieren eine Pension von der preußischen Regierung verliehen
worden ist, dagegen sind wieder 3 neue Anmeldungen eingegangen, von welchen 2
berücksichtigt werden müssen. Ziehen wir in Erwägung, daß das hohe Lebensalter
der meisten Familienväter auf keine anderweitige Anstellung mit Wahrscheinlichkeit
schließen läßt, durch dasselbe der etwaige Nebenverdienst, den sie auf allen möglichen
""ständigen Wegen aufsuchen, mit jedem Jahr geringer wird und außerdem in Folge
des seit mehreren Jahren eingetretenen hohen Preises der nothwendigsten Lebensbe¬
dürfnisse die Bedrängniß immer mehr sich steigern muß, so darf man mit Gewißheit
voraussagen, daß die Ausgaben des Vereins sich nicht verringern werden. Ferner
sind die Zustünde im Herzogthum Schleswig der Art, daß die Hilfe der deutschen
Patrioten im Süden in einem viel umfangreicheren Maaße als bisher in Anspruch
genommen werden wird, denn vielen Unterzeichnern der bekannten Adresse an die
dortige Ständeversammlung, sowie den Wählern der dcutschgefinnten Stände-Abge¬
ordneten sind nicht nur alle Erwerbszweige, welche vergeben werden, abgeschnitten,
an manchen Orten haben ihre politischen Gegner den Kaufleuten und Handwerkern
unter ihnen sogar ihre Kundschaft entzogen und die erforderlichen Bedürfnisse, sofern
sie solche nicht an Ort und Stelle von einem Gesinnungsgenossen beziehen können,
ans der Ferne sich kommen lassen.

"Manche dieser wackeren Familien/' so schließt der Verein seine Ansprache,
"sind dadurch in eine traurige Lage gerathen, und da nun viele Hilfsvereine im
Zutschen Vaterlande gegen uns den Wunsch ausgesprochen haben, dieselben ebenso-
b-'ol, wie die früher entlassenen Beamten, Geistlichen, Lehrer und Offiziere in unseren
Wirkungskreis zu ziehen, da sie gleichfalls wie diese für ihre deutsche Gesinnung und
sü'r ihr beharrliches Festhalten am deutschen Vaterlande der drückendsten Noth an¬
heimgefallen sind, und sogar von den eingesandten Hilfsgcldern einen Theil für ein¬
zelne derselben ausdrücklich bestimmt haben, so haben wir den Beschluß gefaßt,
U"s dieser Anforderung nicht zu entziehen, vielmehr derselben Folge zu leisten.
Dadurch aber wird unser Wirkungskreis ein sehr erweiterter werden und größere
Kräfte und Geldmittel in Anspruch nehmen, aber wir wollen dennoch im Vertrauen
"us die helfende und rettende Liebe Gottes und in der Hoffnung, welcher wir mit
getroster Zuversicht uns hingeben, daß die Sympathien unserer deutschen Brüder
jenseits der Elbe nicht erkalten, vielmehr wachsen und in gesteigerter thätiger Theil¬
nahme sich kundgeben werden, mit voller Freude dieser neuen Aufgabe für unsere
Wirksamkeit uns unterziehen und auch für die durch das mitgetheilte Verfahren der
^oth anheimgefallenen Schleswig'schen Landsleute Sorge tragen und, soweit wir es
durch die erprobte Opferwilligkeit unseres deutschen Volkes vermögen, ihnen eine
i°rgenfrcie Lebenscxistenz darzubieten versuchen."




Korrespondenzen.

Der Tod Ammon's. Den 18. starb hier nach schmerzlichem
^ankenlager Dr. von Ammon, als Arzt und Schriftsteller in weiten Kreisen wohl-


Schluß dieses Rechnungsjahres sind 2 regelmäßig ertheilte Unterstützungen wegfällig
geworden, weil 2 Offizieren eine Pension von der preußischen Regierung verliehen
worden ist, dagegen sind wieder 3 neue Anmeldungen eingegangen, von welchen 2
berücksichtigt werden müssen. Ziehen wir in Erwägung, daß das hohe Lebensalter
der meisten Familienväter auf keine anderweitige Anstellung mit Wahrscheinlichkeit
schließen läßt, durch dasselbe der etwaige Nebenverdienst, den sie auf allen möglichen
«»ständigen Wegen aufsuchen, mit jedem Jahr geringer wird und außerdem in Folge
des seit mehreren Jahren eingetretenen hohen Preises der nothwendigsten Lebensbe¬
dürfnisse die Bedrängniß immer mehr sich steigern muß, so darf man mit Gewißheit
voraussagen, daß die Ausgaben des Vereins sich nicht verringern werden. Ferner
sind die Zustünde im Herzogthum Schleswig der Art, daß die Hilfe der deutschen
Patrioten im Süden in einem viel umfangreicheren Maaße als bisher in Anspruch
genommen werden wird, denn vielen Unterzeichnern der bekannten Adresse an die
dortige Ständeversammlung, sowie den Wählern der dcutschgefinnten Stände-Abge¬
ordneten sind nicht nur alle Erwerbszweige, welche vergeben werden, abgeschnitten,
an manchen Orten haben ihre politischen Gegner den Kaufleuten und Handwerkern
unter ihnen sogar ihre Kundschaft entzogen und die erforderlichen Bedürfnisse, sofern
sie solche nicht an Ort und Stelle von einem Gesinnungsgenossen beziehen können,
ans der Ferne sich kommen lassen.

„Manche dieser wackeren Familien/' so schließt der Verein seine Ansprache,
»sind dadurch in eine traurige Lage gerathen, und da nun viele Hilfsvereine im
Zutschen Vaterlande gegen uns den Wunsch ausgesprochen haben, dieselben ebenso-
b-'ol, wie die früher entlassenen Beamten, Geistlichen, Lehrer und Offiziere in unseren
Wirkungskreis zu ziehen, da sie gleichfalls wie diese für ihre deutsche Gesinnung und
sü'r ihr beharrliches Festhalten am deutschen Vaterlande der drückendsten Noth an¬
heimgefallen sind, und sogar von den eingesandten Hilfsgcldern einen Theil für ein¬
zelne derselben ausdrücklich bestimmt haben, so haben wir den Beschluß gefaßt,
U"s dieser Anforderung nicht zu entziehen, vielmehr derselben Folge zu leisten.
Dadurch aber wird unser Wirkungskreis ein sehr erweiterter werden und größere
Kräfte und Geldmittel in Anspruch nehmen, aber wir wollen dennoch im Vertrauen
"us die helfende und rettende Liebe Gottes und in der Hoffnung, welcher wir mit
getroster Zuversicht uns hingeben, daß die Sympathien unserer deutschen Brüder
jenseits der Elbe nicht erkalten, vielmehr wachsen und in gesteigerter thätiger Theil¬
nahme sich kundgeben werden, mit voller Freude dieser neuen Aufgabe für unsere
Wirksamkeit uns unterziehen und auch für die durch das mitgetheilte Verfahren der
^oth anheimgefallenen Schleswig'schen Landsleute Sorge tragen und, soweit wir es
durch die erprobte Opferwilligkeit unseres deutschen Volkes vermögen, ihnen eine
i°rgenfrcie Lebenscxistenz darzubieten versuchen."




Korrespondenzen.

Der Tod Ammon's. Den 18. starb hier nach schmerzlichem
^ankenlager Dr. von Ammon, als Arzt und Schriftsteller in weiten Kreisen wohl-


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[0369] Schluß dieses Rechnungsjahres sind 2 regelmäßig ertheilte Unterstützungen wegfällig geworden, weil 2 Offizieren eine Pension von der preußischen Regierung verliehen worden ist, dagegen sind wieder 3 neue Anmeldungen eingegangen, von welchen 2 berücksichtigt werden müssen. Ziehen wir in Erwägung, daß das hohe Lebensalter der meisten Familienväter auf keine anderweitige Anstellung mit Wahrscheinlichkeit schließen läßt, durch dasselbe der etwaige Nebenverdienst, den sie auf allen möglichen «»ständigen Wegen aufsuchen, mit jedem Jahr geringer wird und außerdem in Folge des seit mehreren Jahren eingetretenen hohen Preises der nothwendigsten Lebensbe¬ dürfnisse die Bedrängniß immer mehr sich steigern muß, so darf man mit Gewißheit voraussagen, daß die Ausgaben des Vereins sich nicht verringern werden. Ferner sind die Zustünde im Herzogthum Schleswig der Art, daß die Hilfe der deutschen Patrioten im Süden in einem viel umfangreicheren Maaße als bisher in Anspruch genommen werden wird, denn vielen Unterzeichnern der bekannten Adresse an die dortige Ständeversammlung, sowie den Wählern der dcutschgefinnten Stände-Abge¬ ordneten sind nicht nur alle Erwerbszweige, welche vergeben werden, abgeschnitten, an manchen Orten haben ihre politischen Gegner den Kaufleuten und Handwerkern unter ihnen sogar ihre Kundschaft entzogen und die erforderlichen Bedürfnisse, sofern sie solche nicht an Ort und Stelle von einem Gesinnungsgenossen beziehen können, ans der Ferne sich kommen lassen. „Manche dieser wackeren Familien/' so schließt der Verein seine Ansprache, »sind dadurch in eine traurige Lage gerathen, und da nun viele Hilfsvereine im Zutschen Vaterlande gegen uns den Wunsch ausgesprochen haben, dieselben ebenso- b-'ol, wie die früher entlassenen Beamten, Geistlichen, Lehrer und Offiziere in unseren Wirkungskreis zu ziehen, da sie gleichfalls wie diese für ihre deutsche Gesinnung und sü'r ihr beharrliches Festhalten am deutschen Vaterlande der drückendsten Noth an¬ heimgefallen sind, und sogar von den eingesandten Hilfsgcldern einen Theil für ein¬ zelne derselben ausdrücklich bestimmt haben, so haben wir den Beschluß gefaßt, U"s dieser Anforderung nicht zu entziehen, vielmehr derselben Folge zu leisten. Dadurch aber wird unser Wirkungskreis ein sehr erweiterter werden und größere Kräfte und Geldmittel in Anspruch nehmen, aber wir wollen dennoch im Vertrauen "us die helfende und rettende Liebe Gottes und in der Hoffnung, welcher wir mit getroster Zuversicht uns hingeben, daß die Sympathien unserer deutschen Brüder jenseits der Elbe nicht erkalten, vielmehr wachsen und in gesteigerter thätiger Theil¬ nahme sich kundgeben werden, mit voller Freude dieser neuen Aufgabe für unsere Wirksamkeit uns unterziehen und auch für die durch das mitgetheilte Verfahren der ^oth anheimgefallenen Schleswig'schen Landsleute Sorge tragen und, soweit wir es durch die erprobte Opferwilligkeit unseres deutschen Volkes vermögen, ihnen eine i°rgenfrcie Lebenscxistenz darzubieten versuchen." Korrespondenzen. Der Tod Ammon's. Den 18. starb hier nach schmerzlichem ^ankenlager Dr. von Ammon, als Arzt und Schriftsteller in weiten Kreisen wohl-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/369>, abgerufen am 02.07.2024.