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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

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sechs von 44 Kanonen erbauen, doch brachte man es nur zu sechs Schiffen,
vieren von 44 und zweien von 36 Geschützen. Besonderes Verdienst erwarb
sich um die Förderung der Marine der Präsident John Adams. Als die
Amerikaner 1S12 an England den Krieg erklärten, bestand ihre ganze See¬
macht aus vier Fregatten und acht Sloops zusammen mit 224 Kanonen und
einer Besatzung von 4000 Mann, indeß vermehrte man dieselbe rasch durch
Armirung von Kauffahrteischiffen, und es gelang gelegentlich Vortheile über
die Gegner zu erringen, freilich unter Vermeidung einer eigentlichen Seeschlacht.
Der Commodore Rogeres nahm bis Ende 1813 den Engländern 218 Schiffe
mit 574 Geschützen und 5106 Mann ab, und laut britischen Parlaments¬
ausweis büßte England vom 1. October 1812 bis zum 1. Mai 1813 im
Ganzen 382 Fahrzeuge ein. Wie viel die Amerikaner verloren haben, sagt
unsere Quelle nicht.

1850 bestand die amerikanische Flotte aus 11 Linienschiffen, Pennsylva¬
nia von 120 und Franklin, Columbus, Ohio, Nordcarolina, Delaware, Ala¬
bama, Vermont, Virginia, Neuyork und Neuorleans von je 74 Kanonen, fer¬
ner aus 12 Fregatten von 44, und 2 von je 36 Kanonen, aus einer Anzahl
kleiner Segelschiffe und 7 Dampfern, von denen der Mississippi mit 11 sehr
schweren Geschützen der größte war. Von den Linienschiffen waren nur 6
vollkommen brauchbar, von den Fregatten 4.

Eine Schiffsliste vom Juni 1858 führte 10 Linienschiffe, ebenso viele Fre¬
gatten, 21 Korvetten und 30 kleinere Fahrzeuge aus. Diese Schiffe hatten
zusammen 3301 Kanonen, und zwar kamen davon auf die Linienschiffe 872,
aus die Fregatten 500, aus die Korvetten 426 und auf die Dampfer 464.
Indeß war von den Linienschiffen, die sämmtlich Segler waren, kein einziges
diensttauglich, unter den Fregatten befanden sich nur drei, unter den 30 ganz
kleinen Fahrzeugen nur 18 zum Dienst verwendbare, nur die Corvetten waren
alle in gutem Stande. Seitdem sind einige neue Schiffe hinzugekommen, die
sehr gelobt werden. Man hat den Bau von Linienschiffen sehr beschränkt
und die Schraubcnfregatte zum Nornmlschiff erhoben, und zwar folgte man
dabei dem Grundsatz, daß es im Seekriege nicht sowol auf die Zahl der Ge¬
schütze, als auf die Schwere des Calibers ankomme. Wenn es klar ist, sagte
man, daß es nur einiger wohlgezielter Schüsse mit schweren Bombenkanonen
bedürfen wird, um das mächtigste Linienschiff zum Sinken zu bringen, so
würde man sich durch ferneres Bauen solcher theuern Schiffe der Verschwen¬
dung schuldig machen. Eigentlich hätte man nach diesem Princip der Korvette
den Vorzug geben sollen, die noch kleiner und wohlfeiler als die Fregatte ist.
Allein es kamen noch andere Umstände in Betracht, und zwar vor Allem der,
daß die Fregatte vermöge ihrer größeren Lange ein schnelleres Fahrzeug als
die Corvette ist.


sechs von 44 Kanonen erbauen, doch brachte man es nur zu sechs Schiffen,
vieren von 44 und zweien von 36 Geschützen. Besonderes Verdienst erwarb
sich um die Förderung der Marine der Präsident John Adams. Als die
Amerikaner 1S12 an England den Krieg erklärten, bestand ihre ganze See¬
macht aus vier Fregatten und acht Sloops zusammen mit 224 Kanonen und
einer Besatzung von 4000 Mann, indeß vermehrte man dieselbe rasch durch
Armirung von Kauffahrteischiffen, und es gelang gelegentlich Vortheile über
die Gegner zu erringen, freilich unter Vermeidung einer eigentlichen Seeschlacht.
Der Commodore Rogeres nahm bis Ende 1813 den Engländern 218 Schiffe
mit 574 Geschützen und 5106 Mann ab, und laut britischen Parlaments¬
ausweis büßte England vom 1. October 1812 bis zum 1. Mai 1813 im
Ganzen 382 Fahrzeuge ein. Wie viel die Amerikaner verloren haben, sagt
unsere Quelle nicht.

1850 bestand die amerikanische Flotte aus 11 Linienschiffen, Pennsylva¬
nia von 120 und Franklin, Columbus, Ohio, Nordcarolina, Delaware, Ala¬
bama, Vermont, Virginia, Neuyork und Neuorleans von je 74 Kanonen, fer¬
ner aus 12 Fregatten von 44, und 2 von je 36 Kanonen, aus einer Anzahl
kleiner Segelschiffe und 7 Dampfern, von denen der Mississippi mit 11 sehr
schweren Geschützen der größte war. Von den Linienschiffen waren nur 6
vollkommen brauchbar, von den Fregatten 4.

Eine Schiffsliste vom Juni 1858 führte 10 Linienschiffe, ebenso viele Fre¬
gatten, 21 Korvetten und 30 kleinere Fahrzeuge aus. Diese Schiffe hatten
zusammen 3301 Kanonen, und zwar kamen davon auf die Linienschiffe 872,
aus die Fregatten 500, aus die Korvetten 426 und auf die Dampfer 464.
Indeß war von den Linienschiffen, die sämmtlich Segler waren, kein einziges
diensttauglich, unter den Fregatten befanden sich nur drei, unter den 30 ganz
kleinen Fahrzeugen nur 18 zum Dienst verwendbare, nur die Corvetten waren
alle in gutem Stande. Seitdem sind einige neue Schiffe hinzugekommen, die
sehr gelobt werden. Man hat den Bau von Linienschiffen sehr beschränkt
und die Schraubcnfregatte zum Nornmlschiff erhoben, und zwar folgte man
dabei dem Grundsatz, daß es im Seekriege nicht sowol auf die Zahl der Ge¬
schütze, als auf die Schwere des Calibers ankomme. Wenn es klar ist, sagte
man, daß es nur einiger wohlgezielter Schüsse mit schweren Bombenkanonen
bedürfen wird, um das mächtigste Linienschiff zum Sinken zu bringen, so
würde man sich durch ferneres Bauen solcher theuern Schiffe der Verschwen¬
dung schuldig machen. Eigentlich hätte man nach diesem Princip der Korvette
den Vorzug geben sollen, die noch kleiner und wohlfeiler als die Fregatte ist.
Allein es kamen noch andere Umstände in Betracht, und zwar vor Allem der,
daß die Fregatte vermöge ihrer größeren Lange ein schnelleres Fahrzeug als
die Corvette ist.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/356>, abgerufen am 22.07.2024.