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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

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Kansas (Hauptquartier Fort Lciramie), das vierte Texas (Hauptquartier San
Antonio), das fünfte Neumexico (Hauptquartier Santa F"), das sechste Utah
das Mormonenland (Hauptquartier Camp Flvyd), das. siebente Oregon und
das Territorium Washington (Hauptquartier Fort Vancouver), das achte end¬
lich Californien mit dem Hauptquartier San Francisco. In jedem Departe¬
ment commandirt ein Brigadcgeneral. Von einem Zusammenwirken der Trup¬
pen kann bei der ungeheuren Ausdehnung des Gebietes, über welches sie ver¬
theilt sind, nicht entfernt die Rede sein.

Das Kriegsdepartemcnt weicht'von unsern Einrichtungen der Art wesent¬
lich ab. Es besteht ein Quartiermeistcrstab, aus 1 Brigadier, 8 Stabsoffi¬
ziere" und 28 Capitalien, ein Lieferuugsdepartcment, aus 4 Stabsoffizieren
und 3 Capitäuen, ein Genie- und Artillerie-Departement, aus 41 Stabsoffi¬
zieren, 28 Hauptleuten und 43 Lieutnauts zusammengefegt. Dazu kommt ein
Kriegszahlineister-Departement, das aus 28 Oberbeamtcu besteht. Der ärzt¬
liche Stab umfaßt einen Generalstabsarzt mit Oberstenrang und 208 Dollars
Monatsgehalt, 26 Wundärzte und 81 Unterärzte, sodaß aus etwa 130 Mau"
in der Armee ein Arzt kommt.

Taktik und Exercitium des Heeres entsprechen den in England eingeführ¬
ten. Von einer Einübung der Truppen in großen Massen ist nicht die Rede.
Der gemeine Mann kann unter keinen Umständen sich zum Offizier ausdienen.
Die Offiziere werden in der Milinrakademie von Wesipoint am Hudson gebil¬
det. Zur Aufnahme in dieselbe ist die Bewilligung des Vaters oder Vormun¬
des, ein Alter von 14 Jahren, fertiges Lesen, Schreiben und Bekanntschaft des
Eadetten mit den Elementen der Arithmetik sowie die Erlaubniß des Unions-
prüsidenten erforderlich. Die Akademie ist für 250 Zöglinge eingerichtet, die
Studienzeit beträgt fünf Jahre. Alle Semester finden Prüfungen statt, die sehr
streng sein sollen. Verstehen sich die amerikanischen Offiziere wirklich alle auf
die höhere Mathematik, die sie nach dem Unterrichtsplan in Wcstpoint studiren
fallen, so stellt jeder Lieutnant von ihnen unsre preußischen Genie- und Artil¬
lerie-Overoffiziere i" Schatten, aber wir meinen, daß auch hier viel Schwin¬
del getrieben und unschicklich aufgeschnitten wird. Wie es mit ihrem sonstigen
militärischen Wissen steht, ist nicht wol zu sagen, doch möchten wir bezwei¬
fln, daß Viele von ihnen richtige Begriffe von der Führung großer Truppen-
Körper und von der Anwendung der verschiedenen Waffen auf das Terrain be-
setzen. Da die Zahl der Offiziere im Verhältniß zur Stärke der Armee sehr
^'oß ist, so mögen sie zum Theil zur Bildung von Stämmen für das bei jedem
äußeren Kriege nothwendige Freiwilligenheere bestimmt sein.

Die Uniform des amerikanischen Soldaten ist dunkelblau mit lichtblauen
"der grünen Aufschlägen, die Kopfbedeckung ein blauer Tschacko. das Niemen-
iwg weiß. Der Offizier erscheint nur vor der Front in Uniform. Als der


43*

Kansas (Hauptquartier Fort Lciramie), das vierte Texas (Hauptquartier San
Antonio), das fünfte Neumexico (Hauptquartier Santa F«), das sechste Utah
das Mormonenland (Hauptquartier Camp Flvyd), das. siebente Oregon und
das Territorium Washington (Hauptquartier Fort Vancouver), das achte end¬
lich Californien mit dem Hauptquartier San Francisco. In jedem Departe¬
ment commandirt ein Brigadcgeneral. Von einem Zusammenwirken der Trup¬
pen kann bei der ungeheuren Ausdehnung des Gebietes, über welches sie ver¬
theilt sind, nicht entfernt die Rede sein.

Das Kriegsdepartemcnt weicht'von unsern Einrichtungen der Art wesent¬
lich ab. Es besteht ein Quartiermeistcrstab, aus 1 Brigadier, 8 Stabsoffi¬
ziere» und 28 Capitalien, ein Lieferuugsdepartcment, aus 4 Stabsoffizieren
und 3 Capitäuen, ein Genie- und Artillerie-Departement, aus 41 Stabsoffi¬
zieren, 28 Hauptleuten und 43 Lieutnauts zusammengefegt. Dazu kommt ein
Kriegszahlineister-Departement, das aus 28 Oberbeamtcu besteht. Der ärzt¬
liche Stab umfaßt einen Generalstabsarzt mit Oberstenrang und 208 Dollars
Monatsgehalt, 26 Wundärzte und 81 Unterärzte, sodaß aus etwa 130 Mau»
in der Armee ein Arzt kommt.

Taktik und Exercitium des Heeres entsprechen den in England eingeführ¬
ten. Von einer Einübung der Truppen in großen Massen ist nicht die Rede.
Der gemeine Mann kann unter keinen Umständen sich zum Offizier ausdienen.
Die Offiziere werden in der Milinrakademie von Wesipoint am Hudson gebil¬
det. Zur Aufnahme in dieselbe ist die Bewilligung des Vaters oder Vormun¬
des, ein Alter von 14 Jahren, fertiges Lesen, Schreiben und Bekanntschaft des
Eadetten mit den Elementen der Arithmetik sowie die Erlaubniß des Unions-
prüsidenten erforderlich. Die Akademie ist für 250 Zöglinge eingerichtet, die
Studienzeit beträgt fünf Jahre. Alle Semester finden Prüfungen statt, die sehr
streng sein sollen. Verstehen sich die amerikanischen Offiziere wirklich alle auf
die höhere Mathematik, die sie nach dem Unterrichtsplan in Wcstpoint studiren
fallen, so stellt jeder Lieutnant von ihnen unsre preußischen Genie- und Artil¬
lerie-Overoffiziere i» Schatten, aber wir meinen, daß auch hier viel Schwin¬
del getrieben und unschicklich aufgeschnitten wird. Wie es mit ihrem sonstigen
militärischen Wissen steht, ist nicht wol zu sagen, doch möchten wir bezwei¬
fln, daß Viele von ihnen richtige Begriffe von der Führung großer Truppen-
Körper und von der Anwendung der verschiedenen Waffen auf das Terrain be-
setzen. Da die Zahl der Offiziere im Verhältniß zur Stärke der Armee sehr
^'oß ist, so mögen sie zum Theil zur Bildung von Stämmen für das bei jedem
äußeren Kriege nothwendige Freiwilligenheere bestimmt sein.

Die Uniform des amerikanischen Soldaten ist dunkelblau mit lichtblauen
"der grünen Aufschlägen, die Kopfbedeckung ein blauer Tschacko. das Niemen-
iwg weiß. Der Offizier erscheint nur vor der Front in Uniform. Als der


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[0349] Kansas (Hauptquartier Fort Lciramie), das vierte Texas (Hauptquartier San Antonio), das fünfte Neumexico (Hauptquartier Santa F«), das sechste Utah das Mormonenland (Hauptquartier Camp Flvyd), das. siebente Oregon und das Territorium Washington (Hauptquartier Fort Vancouver), das achte end¬ lich Californien mit dem Hauptquartier San Francisco. In jedem Departe¬ ment commandirt ein Brigadcgeneral. Von einem Zusammenwirken der Trup¬ pen kann bei der ungeheuren Ausdehnung des Gebietes, über welches sie ver¬ theilt sind, nicht entfernt die Rede sein. Das Kriegsdepartemcnt weicht'von unsern Einrichtungen der Art wesent¬ lich ab. Es besteht ein Quartiermeistcrstab, aus 1 Brigadier, 8 Stabsoffi¬ ziere» und 28 Capitalien, ein Lieferuugsdepartcment, aus 4 Stabsoffizieren und 3 Capitäuen, ein Genie- und Artillerie-Departement, aus 41 Stabsoffi¬ zieren, 28 Hauptleuten und 43 Lieutnauts zusammengefegt. Dazu kommt ein Kriegszahlineister-Departement, das aus 28 Oberbeamtcu besteht. Der ärzt¬ liche Stab umfaßt einen Generalstabsarzt mit Oberstenrang und 208 Dollars Monatsgehalt, 26 Wundärzte und 81 Unterärzte, sodaß aus etwa 130 Mau» in der Armee ein Arzt kommt. Taktik und Exercitium des Heeres entsprechen den in England eingeführ¬ ten. Von einer Einübung der Truppen in großen Massen ist nicht die Rede. Der gemeine Mann kann unter keinen Umständen sich zum Offizier ausdienen. Die Offiziere werden in der Milinrakademie von Wesipoint am Hudson gebil¬ det. Zur Aufnahme in dieselbe ist die Bewilligung des Vaters oder Vormun¬ des, ein Alter von 14 Jahren, fertiges Lesen, Schreiben und Bekanntschaft des Eadetten mit den Elementen der Arithmetik sowie die Erlaubniß des Unions- prüsidenten erforderlich. Die Akademie ist für 250 Zöglinge eingerichtet, die Studienzeit beträgt fünf Jahre. Alle Semester finden Prüfungen statt, die sehr streng sein sollen. Verstehen sich die amerikanischen Offiziere wirklich alle auf die höhere Mathematik, die sie nach dem Unterrichtsplan in Wcstpoint studiren fallen, so stellt jeder Lieutnant von ihnen unsre preußischen Genie- und Artil¬ lerie-Overoffiziere i» Schatten, aber wir meinen, daß auch hier viel Schwin¬ del getrieben und unschicklich aufgeschnitten wird. Wie es mit ihrem sonstigen militärischen Wissen steht, ist nicht wol zu sagen, doch möchten wir bezwei¬ fln, daß Viele von ihnen richtige Begriffe von der Führung großer Truppen- Körper und von der Anwendung der verschiedenen Waffen auf das Terrain be- setzen. Da die Zahl der Offiziere im Verhältniß zur Stärke der Armee sehr ^'oß ist, so mögen sie zum Theil zur Bildung von Stämmen für das bei jedem äußeren Kriege nothwendige Freiwilligenheere bestimmt sein. Die Uniform des amerikanischen Soldaten ist dunkelblau mit lichtblauen "der grünen Aufschlägen, die Kopfbedeckung ein blauer Tschacko. das Niemen- iwg weiß. Der Offizier erscheint nur vor der Front in Uniform. Als der 43*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/349>, abgerufen am 19.10.2024.