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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

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Stellen und Scenen sind darin" u. s. w. Wie hängt das wieder zu¬
sammen?

An demselben Tage meldet er, daß Brockhaus den Verlag seiner Gedichte
abgelehnt.

1. Mai 1822 bringt er dem Professor Valentin Schmidt eine spanische
Gedichtsammlung, in welcher dieser das Original zu Schiller's Handschuh auf¬
findet.

Jan. 1822 schreibt er "Berliner Briefe" an den rheinisch - westfälischen
Anzeiger (die Geschichte vom Jungfcrnkranz u. s. w.), freut sich, 17. Juni,
über eine lobende Recension seiner Gedichte in diesem Blatt, die so schließt:
"Die Natur hat ihn zu ihrem Liebling gewählt, und ihn mit allen Fabig'
leiten ausgerüstet, die dazu gehören, einer "der größten Dichter Deutschlands
zu werden; es hängt von ihm ab, ob er es vorzieht, seinem Vaterlande ver¬
derblich zu sein als verlockendes Irrlicht oder als riesiger Giftbaum."

Im August 1822 ist er in Polen bei seinem Freund v. Beza, und schreibt
von da Buche in den "Gesellschafter."

Sept. 1824 ärgert er sich sehr über eine Recension in den Brockhausischen
Blättern; Juni 1827 freut er sich über eine von Immermann. u. s. w.

7. Juni 1826 spricht er sich in einem sehr höflichen, fast herzlichen Brief
an M. Müller lobend über A. W. Schlegel aus. Der Herausgeber erzählt
bei der Gelegenheit: "Heine, hatte während seines Aufenthaltes zu Bern die
erste Sammlung seiner Gedichte, die bei, Maurer 1827 erschien, zusammenge¬
stellt und übergab das Manuscript Schlegel zur Durchsicht. Derselbe unterzog
sich der sorgsamsten Durchsicht desselben und lud ihn zu sich ein, um mit ihm
gemeinschaftlich dieselbe Vers um Vers durchzugehen." Sind denn das die
Gedichte von 1827? Doch wohl von 1822! -- Die Notiz wäre interessant,
wenn man sich nur darauf verlassen könnte.

Nun folgen eine Reihe von Briefen aus Paris an einen Geschäftsfreund
in Deutschland. 1835--1842, unzweifelhaft echt. -- Wir theilen einige Notizen
über seine Frau mit.

Coudry, 3. Mai I83(i. "Mathilde sitzt neben mir vor einem großen
Kamin und arbeitet an meinen neuen Hemden, das Feuer übereilt sich nicht
im Brennen, ist durchaus nicht leidenschaftlich gestimmt und verkündet seine
Gegenwart nur durch einen geringen Rauch. Ich habe die letzte Zeit in
Paris sehr angenehm verlebt, und Mathilde erheitert mir das Leben ^durch
beständige Unbeständigkeit der Laune; nur höchst selten noch denke ich daran,
mich nebst sie zu vergiften oder zu asphixiren; wir werden uns wahrscheinlich
auf eine andere Art um's Leben bringen, etwa durch eine Lectüre, bei der
man vor-langer Weile stirbt. -- N. hatte ihr so viel Rühmliches von meinen
Schriften gesagt, daß sie keine Ruhe hatte, bis ich eine französische Ausgabe


Stellen und Scenen sind darin" u. s. w. Wie hängt das wieder zu¬
sammen?

An demselben Tage meldet er, daß Brockhaus den Verlag seiner Gedichte
abgelehnt.

1. Mai 1822 bringt er dem Professor Valentin Schmidt eine spanische
Gedichtsammlung, in welcher dieser das Original zu Schiller's Handschuh auf¬
findet.

Jan. 1822 schreibt er „Berliner Briefe" an den rheinisch - westfälischen
Anzeiger (die Geschichte vom Jungfcrnkranz u. s. w.), freut sich, 17. Juni,
über eine lobende Recension seiner Gedichte in diesem Blatt, die so schließt:
„Die Natur hat ihn zu ihrem Liebling gewählt, und ihn mit allen Fabig'
leiten ausgerüstet, die dazu gehören, einer »der größten Dichter Deutschlands
zu werden; es hängt von ihm ab, ob er es vorzieht, seinem Vaterlande ver¬
derblich zu sein als verlockendes Irrlicht oder als riesiger Giftbaum."

Im August 1822 ist er in Polen bei seinem Freund v. Beza, und schreibt
von da Buche in den „Gesellschafter."

Sept. 1824 ärgert er sich sehr über eine Recension in den Brockhausischen
Blättern; Juni 1827 freut er sich über eine von Immermann. u. s. w.

7. Juni 1826 spricht er sich in einem sehr höflichen, fast herzlichen Brief
an M. Müller lobend über A. W. Schlegel aus. Der Herausgeber erzählt
bei der Gelegenheit: „Heine, hatte während seines Aufenthaltes zu Bern die
erste Sammlung seiner Gedichte, die bei, Maurer 1827 erschien, zusammenge¬
stellt und übergab das Manuscript Schlegel zur Durchsicht. Derselbe unterzog
sich der sorgsamsten Durchsicht desselben und lud ihn zu sich ein, um mit ihm
gemeinschaftlich dieselbe Vers um Vers durchzugehen." Sind denn das die
Gedichte von 1827? Doch wohl von 1822! — Die Notiz wäre interessant,
wenn man sich nur darauf verlassen könnte.

Nun folgen eine Reihe von Briefen aus Paris an einen Geschäftsfreund
in Deutschland. 1835—1842, unzweifelhaft echt. — Wir theilen einige Notizen
über seine Frau mit.

Coudry, 3. Mai I83(i. „Mathilde sitzt neben mir vor einem großen
Kamin und arbeitet an meinen neuen Hemden, das Feuer übereilt sich nicht
im Brennen, ist durchaus nicht leidenschaftlich gestimmt und verkündet seine
Gegenwart nur durch einen geringen Rauch. Ich habe die letzte Zeit in
Paris sehr angenehm verlebt, und Mathilde erheitert mir das Leben ^durch
beständige Unbeständigkeit der Laune; nur höchst selten noch denke ich daran,
mich nebst sie zu vergiften oder zu asphixiren; wir werden uns wahrscheinlich
auf eine andere Art um's Leben bringen, etwa durch eine Lectüre, bei der
man vor-langer Weile stirbt. — N. hatte ihr so viel Rühmliches von meinen
Schriften gesagt, daß sie keine Ruhe hatte, bis ich eine französische Ausgabe


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[0302] Stellen und Scenen sind darin" u. s. w. Wie hängt das wieder zu¬ sammen? An demselben Tage meldet er, daß Brockhaus den Verlag seiner Gedichte abgelehnt. 1. Mai 1822 bringt er dem Professor Valentin Schmidt eine spanische Gedichtsammlung, in welcher dieser das Original zu Schiller's Handschuh auf¬ findet. Jan. 1822 schreibt er „Berliner Briefe" an den rheinisch - westfälischen Anzeiger (die Geschichte vom Jungfcrnkranz u. s. w.), freut sich, 17. Juni, über eine lobende Recension seiner Gedichte in diesem Blatt, die so schließt: „Die Natur hat ihn zu ihrem Liebling gewählt, und ihn mit allen Fabig' leiten ausgerüstet, die dazu gehören, einer »der größten Dichter Deutschlands zu werden; es hängt von ihm ab, ob er es vorzieht, seinem Vaterlande ver¬ derblich zu sein als verlockendes Irrlicht oder als riesiger Giftbaum." Im August 1822 ist er in Polen bei seinem Freund v. Beza, und schreibt von da Buche in den „Gesellschafter." Sept. 1824 ärgert er sich sehr über eine Recension in den Brockhausischen Blättern; Juni 1827 freut er sich über eine von Immermann. u. s. w. 7. Juni 1826 spricht er sich in einem sehr höflichen, fast herzlichen Brief an M. Müller lobend über A. W. Schlegel aus. Der Herausgeber erzählt bei der Gelegenheit: „Heine, hatte während seines Aufenthaltes zu Bern die erste Sammlung seiner Gedichte, die bei, Maurer 1827 erschien, zusammenge¬ stellt und übergab das Manuscript Schlegel zur Durchsicht. Derselbe unterzog sich der sorgsamsten Durchsicht desselben und lud ihn zu sich ein, um mit ihm gemeinschaftlich dieselbe Vers um Vers durchzugehen." Sind denn das die Gedichte von 1827? Doch wohl von 1822! — Die Notiz wäre interessant, wenn man sich nur darauf verlassen könnte. Nun folgen eine Reihe von Briefen aus Paris an einen Geschäftsfreund in Deutschland. 1835—1842, unzweifelhaft echt. — Wir theilen einige Notizen über seine Frau mit. Coudry, 3. Mai I83(i. „Mathilde sitzt neben mir vor einem großen Kamin und arbeitet an meinen neuen Hemden, das Feuer übereilt sich nicht im Brennen, ist durchaus nicht leidenschaftlich gestimmt und verkündet seine Gegenwart nur durch einen geringen Rauch. Ich habe die letzte Zeit in Paris sehr angenehm verlebt, und Mathilde erheitert mir das Leben ^durch beständige Unbeständigkeit der Laune; nur höchst selten noch denke ich daran, mich nebst sie zu vergiften oder zu asphixiren; wir werden uns wahrscheinlich auf eine andere Art um's Leben bringen, etwa durch eine Lectüre, bei der man vor-langer Weile stirbt. — N. hatte ihr so viel Rühmliches von meinen Schriften gesagt, daß sie keine Ruhe hatte, bis ich eine französische Ausgabe

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/302>, abgerufen am 02.07.2024.