Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Theil langwierigen Formalitäten einer Zollcontrole unterzogen werden? Wenn
dieselben beendigt sind, und das nunmehr in den freien Verkehr gesetzte Faß
auf dem Walle ankommt, werden die Vertheidiger desselben längst verdurstet sein.

Oder, sieht man auch nur auf den täglichen Verkehr des Friedens! Die
Militärcommission des Bundes, eine unverdächtige Quelle, betonte mit leb¬
haftem Bedauern diese Uebelstände. Hier sei nur einer als Beispiel an¬
geführt. Je nach wechselnden localen Bedürfnissen aus militärisch und ad¬
ministrativen Rücksichten kann es nothwendig werden, Proviantartikel -- selbst
zu wiederholten Malen -- von einem Magazin in der Festung in ein anderes
zu schaffen. Da diese Magazine ohne Rücksicht auf das getrennte Territorium
nur nach den Bedürfnissen des durchaus einheitlich zu führenden, auch in
Wirklichkeit untrennbaren Festungsdienstes angelegt werden mußten, dieselben
sich also theils auf der bayrischen. theils auf der würtembergischen Seite der
Festung befinden, so kann es geschehen, daß bei solchen Transporten von einem
Magazin in das andere die beiderseitige Gebietsgrenze wiederholt überschritten
werden muß. --

Der Bund wird doch wol sofort bei der Anlage Fürsorge getroffen haben,
daß die von dem einen in das andere Magazin übergehenden Proviantartikcl
nicht Abgaben bezahlen, und daß die Bundescasse. mit deren Mitteln man für
Bayern und Würtemberg diese Festung qebauet hat, nicht noch obendrein Wür-
/ .,!"!",> /
mnbcrg und Bayern bereichere?
,Ien'<'

"iii<0^
Wer so denkt, der irrt um Vieles und Alles.

Oder die betreffenden Staaten selbst werden doch, als man Ulm zu bauen
anfing, sofort die Zollgrenze aus dem Fcstungsrayon entfernt haben?

Sie waren weit entfernt davon. Diese Staaten sind nicht mächtig genug,
""> die zu ihrer und des Gesammtvaterlandes Vertheidigung dienenden
Festungen selbst zu bauen und zu vertheidigen, aber sie sind souverän und
luiben das Recht, an ihren Grenzen Zolle zu erheben. Und darauf haben sie
Neulich gehalten.

Die Bundesversammlung hatte aber seit ihrer Restauration viel wichtigere
Dinge zu lium. als sich um solche Specialitäten zu bekümmern. Die Presse
war zu überwachen und vor allem waren die Verfassungen Deutschlands zu
M'idiven."-tt'''

,5llNNV5KUUU^t)KttUN-t?->i1Ah> IlljllUIl 1"5>U!numrj.?
<vo kam das Jahr 185V und mit ihm die Gefahr eines Bundeskriegs.

Man wird glauben, daß die deutsche Bundesversammlung sofort jene
6ollgvenze innerhalb der zweitwichtigsten Bundesfestung aufhob. Auch noch
Med geschah daS. nicht.

Zu den Zeiten des Neichsministeriums, welches man jeht als revolutio¬
näre Behörde gern mit Verachtung behandelt, hatte man einem Militär die
Oberleitung des BnndeskriegöwesenS übertragen. Die rcactivirte Bundes-
lI')')UUll!l">!>lltI')ZI'I>kli'illllllsi^hiM.


Tl
11 *

Theil langwierigen Formalitäten einer Zollcontrole unterzogen werden? Wenn
dieselben beendigt sind, und das nunmehr in den freien Verkehr gesetzte Faß
auf dem Walle ankommt, werden die Vertheidiger desselben längst verdurstet sein.

Oder, sieht man auch nur auf den täglichen Verkehr des Friedens! Die
Militärcommission des Bundes, eine unverdächtige Quelle, betonte mit leb¬
haftem Bedauern diese Uebelstände. Hier sei nur einer als Beispiel an¬
geführt. Je nach wechselnden localen Bedürfnissen aus militärisch und ad¬
ministrativen Rücksichten kann es nothwendig werden, Proviantartikel — selbst
zu wiederholten Malen — von einem Magazin in der Festung in ein anderes
zu schaffen. Da diese Magazine ohne Rücksicht auf das getrennte Territorium
nur nach den Bedürfnissen des durchaus einheitlich zu führenden, auch in
Wirklichkeit untrennbaren Festungsdienstes angelegt werden mußten, dieselben
sich also theils auf der bayrischen. theils auf der würtembergischen Seite der
Festung befinden, so kann es geschehen, daß bei solchen Transporten von einem
Magazin in das andere die beiderseitige Gebietsgrenze wiederholt überschritten
werden muß. —

Der Bund wird doch wol sofort bei der Anlage Fürsorge getroffen haben,
daß die von dem einen in das andere Magazin übergehenden Proviantartikcl
nicht Abgaben bezahlen, und daß die Bundescasse. mit deren Mitteln man für
Bayern und Würtemberg diese Festung qebauet hat, nicht noch obendrein Wür-
/ .,!"!«,> /
mnbcrg und Bayern bereichere?
,Ien'<'

»iii<0^
Wer so denkt, der irrt um Vieles und Alles.

Oder die betreffenden Staaten selbst werden doch, als man Ulm zu bauen
anfing, sofort die Zollgrenze aus dem Fcstungsrayon entfernt haben?

Sie waren weit entfernt davon. Diese Staaten sind nicht mächtig genug,
"»> die zu ihrer und des Gesammtvaterlandes Vertheidigung dienenden
Festungen selbst zu bauen und zu vertheidigen, aber sie sind souverän und
luiben das Recht, an ihren Grenzen Zolle zu erheben. Und darauf haben sie
Neulich gehalten.

Die Bundesversammlung hatte aber seit ihrer Restauration viel wichtigere
Dinge zu lium. als sich um solche Specialitäten zu bekümmern. Die Presse
war zu überwachen und vor allem waren die Verfassungen Deutschlands zu
M'idiven."-tt'''

,5llNNV5KUUU^t)KttUN-t?->i1Ah> IlljllUIl 1«5>U!numrj.?
<vo kam das Jahr 185V und mit ihm die Gefahr eines Bundeskriegs.

Man wird glauben, daß die deutsche Bundesversammlung sofort jene
6ollgvenze innerhalb der zweitwichtigsten Bundesfestung aufhob. Auch noch
Med geschah daS. nicht.

Zu den Zeiten des Neichsministeriums, welches man jeht als revolutio¬
näre Behörde gern mit Verachtung behandelt, hatte man einem Militär die
Oberleitung des BnndeskriegöwesenS übertragen. Die rcactivirte Bundes-
lI')')UUll!l»>!>lltI')ZI'I>kli'illllllsi^hiM.


Tl
11 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0093" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110987"/>
          <p xml:id="ID_253" prev="#ID_252"> Theil langwierigen Formalitäten einer Zollcontrole unterzogen werden? Wenn<lb/>
dieselben beendigt sind, und das nunmehr in den freien Verkehr gesetzte Faß<lb/>
auf dem Walle ankommt, werden die Vertheidiger desselben längst verdurstet sein.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_254"> Oder, sieht man auch nur auf den täglichen Verkehr des Friedens! Die<lb/>
Militärcommission des Bundes, eine unverdächtige Quelle, betonte mit leb¬<lb/>
haftem Bedauern diese Uebelstände. Hier sei nur einer als Beispiel an¬<lb/>
geführt. Je nach wechselnden localen Bedürfnissen aus militärisch und ad¬<lb/>
ministrativen Rücksichten kann es nothwendig werden, Proviantartikel &#x2014; selbst<lb/>
zu wiederholten Malen &#x2014; von einem Magazin in der Festung in ein anderes<lb/>
zu schaffen. Da diese Magazine ohne Rücksicht auf das getrennte Territorium<lb/>
nur nach den Bedürfnissen des durchaus einheitlich zu führenden, auch in<lb/>
Wirklichkeit untrennbaren Festungsdienstes angelegt werden mußten, dieselben<lb/>
sich also theils auf der bayrischen. theils auf der würtembergischen Seite der<lb/>
Festung befinden, so kann es geschehen, daß bei solchen Transporten von einem<lb/>
Magazin in das andere die beiderseitige Gebietsgrenze wiederholt überschritten<lb/>
werden muß. &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_255"> Der Bund wird doch wol sofort bei der Anlage Fürsorge getroffen haben,<lb/>
daß die von dem einen in das andere Magazin übergehenden Proviantartikcl<lb/>
nicht Abgaben bezahlen, und daß die Bundescasse. mit deren Mitteln man für<lb/>
Bayern und Würtemberg diese Festung qebauet hat, nicht noch obendrein Wür-<lb/>
/ .,!"!«,&gt; /<lb/>
mnbcrg und Bayern bereichere?<lb/>
,Ien'&lt;'</p><lb/>
          <p xml:id="ID_256"> »iii&lt;0^<lb/>
Wer so denkt, der irrt um Vieles und Alles.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_257"> Oder die betreffenden Staaten selbst werden doch, als man Ulm zu bauen<lb/>
anfing, sofort die Zollgrenze aus dem Fcstungsrayon entfernt haben?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_258"> Sie waren weit entfernt davon. Diese Staaten sind nicht mächtig genug,<lb/>&gt; die zu ihrer und des Gesammtvaterlandes Vertheidigung dienenden<lb/>
Festungen selbst zu bauen und zu vertheidigen, aber sie sind souverän und<lb/>
luiben das Recht, an ihren Grenzen Zolle zu erheben. Und darauf haben sie<lb/>
Neulich gehalten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_259"> Die Bundesversammlung hatte aber seit ihrer Restauration viel wichtigere<lb/>
Dinge zu lium. als sich um solche Specialitäten zu bekümmern. Die Presse<lb/>
war zu überwachen und vor allem waren die Verfassungen Deutschlands zu<lb/>
M'idiven."-tt'''</p><lb/>
          <p xml:id="ID_260"> ,5llNNV5KUUU^t)KttUN-t?-&gt;i1Ah&gt;  IlljllUIl 1«5&gt;U!numrj.?<lb/>
&lt;vo kam das Jahr 185V und mit ihm die Gefahr eines Bundeskriegs.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_261"> Man wird glauben, daß die deutsche Bundesversammlung sofort jene<lb/>
6ollgvenze innerhalb der zweitwichtigsten Bundesfestung aufhob. Auch noch<lb/>
Med geschah daS. nicht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_262" next="#ID_263"> Zu den Zeiten des Neichsministeriums, welches man jeht als revolutio¬<lb/>
näre Behörde gern mit Verachtung behandelt, hatte man einem Militär die<lb/>
Oberleitung des BnndeskriegöwesenS übertragen.  Die rcactivirte Bundes-<lb/>
lI')')UUll!l»&gt;!&gt;lltI')ZI'I&gt;kli'illllllsi^hiM.</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Tl<lb/>
11 *</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0093] Theil langwierigen Formalitäten einer Zollcontrole unterzogen werden? Wenn dieselben beendigt sind, und das nunmehr in den freien Verkehr gesetzte Faß auf dem Walle ankommt, werden die Vertheidiger desselben längst verdurstet sein. Oder, sieht man auch nur auf den täglichen Verkehr des Friedens! Die Militärcommission des Bundes, eine unverdächtige Quelle, betonte mit leb¬ haftem Bedauern diese Uebelstände. Hier sei nur einer als Beispiel an¬ geführt. Je nach wechselnden localen Bedürfnissen aus militärisch und ad¬ ministrativen Rücksichten kann es nothwendig werden, Proviantartikel — selbst zu wiederholten Malen — von einem Magazin in der Festung in ein anderes zu schaffen. Da diese Magazine ohne Rücksicht auf das getrennte Territorium nur nach den Bedürfnissen des durchaus einheitlich zu führenden, auch in Wirklichkeit untrennbaren Festungsdienstes angelegt werden mußten, dieselben sich also theils auf der bayrischen. theils auf der würtembergischen Seite der Festung befinden, so kann es geschehen, daß bei solchen Transporten von einem Magazin in das andere die beiderseitige Gebietsgrenze wiederholt überschritten werden muß. — Der Bund wird doch wol sofort bei der Anlage Fürsorge getroffen haben, daß die von dem einen in das andere Magazin übergehenden Proviantartikcl nicht Abgaben bezahlen, und daß die Bundescasse. mit deren Mitteln man für Bayern und Würtemberg diese Festung qebauet hat, nicht noch obendrein Wür- / .,!"!«,> / mnbcrg und Bayern bereichere? ,Ien'<' »iii<0^ Wer so denkt, der irrt um Vieles und Alles. Oder die betreffenden Staaten selbst werden doch, als man Ulm zu bauen anfing, sofort die Zollgrenze aus dem Fcstungsrayon entfernt haben? Sie waren weit entfernt davon. Diese Staaten sind nicht mächtig genug, "»> die zu ihrer und des Gesammtvaterlandes Vertheidigung dienenden Festungen selbst zu bauen und zu vertheidigen, aber sie sind souverän und luiben das Recht, an ihren Grenzen Zolle zu erheben. Und darauf haben sie Neulich gehalten. Die Bundesversammlung hatte aber seit ihrer Restauration viel wichtigere Dinge zu lium. als sich um solche Specialitäten zu bekümmern. Die Presse war zu überwachen und vor allem waren die Verfassungen Deutschlands zu M'idiven."-tt''' ,5llNNV5KUUU^t)KttUN-t?->i1Ah> IlljllUIl 1«5>U!numrj.? <vo kam das Jahr 185V und mit ihm die Gefahr eines Bundeskriegs. Man wird glauben, daß die deutsche Bundesversammlung sofort jene 6ollgvenze innerhalb der zweitwichtigsten Bundesfestung aufhob. Auch noch Med geschah daS. nicht. Zu den Zeiten des Neichsministeriums, welches man jeht als revolutio¬ näre Behörde gern mit Verachtung behandelt, hatte man einem Militär die Oberleitung des BnndeskriegöwesenS übertragen. Die rcactivirte Bundes- lI')')UUll!l»>!>lltI')ZI'I>kli'illllllsi^hiM. Tl 11 *

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/93
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/93>, abgerufen am 28.08.2024.