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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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lirten (im Zickzack oder scheerenförmig gezogenen) Walle und verschiedenen käse-
mattirten Gebäuden besteht, und an die sich rechts über dem Golf das Bastion
Daun anschließt.

Ueber dem Hügelkamm, den die genannten Werke vertheidigen, erhebt
sich der Monte Orlando, der aus seinem Gipfel die Ruine eines alten Römer¬
baus hat, den das Volk Tone d'Orlando (Rolandsthurm) nennt. Nicht weit
davon steht eine Redoute mit einem emaillirter Walle, die ziemlich unschädlicl,
sein wird, und, etwas weiter abwärts nach der See hin, das Hauptpulver¬
magazin der Festung. Dann folgt, immer noch auf dem Monte Orlando,
aber aus der dem zweiten Berge der Landzunge zugekehrten Abdachung desselben
ein zweites System von Thürmen, welche durch ihr Feuer zunächst Landungs¬
versuche hindern, sodann aber auch den Monte Orlando vertheidigen können,
wenn jener zweite, äußerste Theil der Festung genommen wäre.

Gehen wir vom Torre d'Orlando gerade südöstlich, so gelangen wir zuerst
in eine Terrainsenkung und daun wieder aufwärts steigend nach dem Castell,
einem vierseitigen, an den Ecken von Thürmen flankirtcn. große tasemattirte
Kasernen enthaltenden Bau. Am Fuß des Castellhügels krümmt sich d>e
Spitze der Landzunge nach rechts, so daß ihr äußerstes Ende, auf weichem sich
ein Leuchtthurm erhebt, nur einen starken Büchsenschuß vom Fuß jenes Hügels
liegt. Aus der Seeseite ist die Landzunge allenthalben steil und unzugänglich,
auf der Golfseite aber liegt unter den 'erwähnten beiden Bergen schon vom
Leuchtthurm an ein mehr oder minder breites Vorland. Dieses tragt den
größern Theil der Stadt und ist durch eine Enceinte geschützt, welche mehrere
Batterien und Bastionen vertheidigen. Am Leuchtthurm befindet sich die Bat¬
terie Santa Maria, dann folgt an jener Krümmung der Halbinsel das Bastion
Bico, >dünn treffen wir die Batterie Posto della Foglia und das Bastion Bi-
ieras. zär Deckung des hier befindlichen kleinen Hafens bestimmt, dann weiter
nach Nordwesten das Bastion Annunziata, endlich etwa 200 Schritt von der
schon erwähnten Bastion Daun, der letzten an der Golflinie, das Bastion L an
Antonio. *

Wir sehen sofort, daß die Stärke Gaetas vorzüglich auf der Landseite zu
suchen ist. Allerdings sind die jetzt von den piemontesischen Batterien bedeckten
Höhenzüge im Nordwesten des Isthmus der Einschließung der Festung günstig.
Aber der Umstand. daß der Belagerer bei weiterem Vorschreiten ein schmales,
nach der Festung zu sich heulendes, fast allenthalben felsiges Terrain zu pas-
siren genöthigt ist, bildet eine sehr wesentliche Erschwerung seiner Arbeiten,
Und über den flachen sandigen Isthmus zu gelangen, wird ihm nur dann ge¬
lingen, wenn der größte Theil der Geschütze jener vierfachen ^ertheidigungs-
^ant an den Borhöhen des Monte Orlando zerstört ist oder die Festung,
die jetzt isle Munition zu sparen scheint, sich verschossen hat.


lirten (im Zickzack oder scheerenförmig gezogenen) Walle und verschiedenen käse-
mattirten Gebäuden besteht, und an die sich rechts über dem Golf das Bastion
Daun anschließt.

Ueber dem Hügelkamm, den die genannten Werke vertheidigen, erhebt
sich der Monte Orlando, der aus seinem Gipfel die Ruine eines alten Römer¬
baus hat, den das Volk Tone d'Orlando (Rolandsthurm) nennt. Nicht weit
davon steht eine Redoute mit einem emaillirter Walle, die ziemlich unschädlicl,
sein wird, und, etwas weiter abwärts nach der See hin, das Hauptpulver¬
magazin der Festung. Dann folgt, immer noch auf dem Monte Orlando,
aber aus der dem zweiten Berge der Landzunge zugekehrten Abdachung desselben
ein zweites System von Thürmen, welche durch ihr Feuer zunächst Landungs¬
versuche hindern, sodann aber auch den Monte Orlando vertheidigen können,
wenn jener zweite, äußerste Theil der Festung genommen wäre.

Gehen wir vom Torre d'Orlando gerade südöstlich, so gelangen wir zuerst
in eine Terrainsenkung und daun wieder aufwärts steigend nach dem Castell,
einem vierseitigen, an den Ecken von Thürmen flankirtcn. große tasemattirte
Kasernen enthaltenden Bau. Am Fuß des Castellhügels krümmt sich d>e
Spitze der Landzunge nach rechts, so daß ihr äußerstes Ende, auf weichem sich
ein Leuchtthurm erhebt, nur einen starken Büchsenschuß vom Fuß jenes Hügels
liegt. Aus der Seeseite ist die Landzunge allenthalben steil und unzugänglich,
auf der Golfseite aber liegt unter den 'erwähnten beiden Bergen schon vom
Leuchtthurm an ein mehr oder minder breites Vorland. Dieses tragt den
größern Theil der Stadt und ist durch eine Enceinte geschützt, welche mehrere
Batterien und Bastionen vertheidigen. Am Leuchtthurm befindet sich die Bat¬
terie Santa Maria, dann folgt an jener Krümmung der Halbinsel das Bastion
Bico, >dünn treffen wir die Batterie Posto della Foglia und das Bastion Bi-
ieras. zär Deckung des hier befindlichen kleinen Hafens bestimmt, dann weiter
nach Nordwesten das Bastion Annunziata, endlich etwa 200 Schritt von der
schon erwähnten Bastion Daun, der letzten an der Golflinie, das Bastion L an
Antonio. *

Wir sehen sofort, daß die Stärke Gaetas vorzüglich auf der Landseite zu
suchen ist. Allerdings sind die jetzt von den piemontesischen Batterien bedeckten
Höhenzüge im Nordwesten des Isthmus der Einschließung der Festung günstig.
Aber der Umstand. daß der Belagerer bei weiterem Vorschreiten ein schmales,
nach der Festung zu sich heulendes, fast allenthalben felsiges Terrain zu pas-
siren genöthigt ist, bildet eine sehr wesentliche Erschwerung seiner Arbeiten,
Und über den flachen sandigen Isthmus zu gelangen, wird ihm nur dann ge¬
lingen, wenn der größte Theil der Geschütze jener vierfachen ^ertheidigungs-
^ant an den Borhöhen des Monte Orlando zerstört ist oder die Festung,
die jetzt isle Munition zu sparen scheint, sich verschossen hat.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/321>, abgerufen am 15.01.2025.