Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.ohne Entscheidungskampf zum Rückzug und zum Aufgeben der Festungen mit Ware dagegen die östreichische Armee auf der zweiten Linie aufgestellt, Nach dem Vorstehenden glauben wir sagen zu können, daß eine franco- Es ist vielleicht nicht überflüssig zu wiederholen, daß diese subalpinische Diese Bemerkungen mögen genügen, auf die Schwäche des Raisonne- Die politische Lage mag gute oder schlechte Gründe zu der Meinung a.in der Verkennung dieses Umstandes. liegt für Oestreich die Gefahr, ohne Entscheidungskampf zum Rückzug und zum Aufgeben der Festungen mit Ware dagegen die östreichische Armee auf der zweiten Linie aufgestellt, Nach dem Vorstehenden glauben wir sagen zu können, daß eine franco- Es ist vielleicht nicht überflüssig zu wiederholen, daß diese subalpinische Diese Bemerkungen mögen genügen, auf die Schwäche des Raisonne- Die politische Lage mag gute oder schlechte Gründe zu der Meinung a.in der Verkennung dieses Umstandes. liegt für Oestreich die Gefahr, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0257" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/111151"/> <p xml:id="ID_885" prev="#ID_884"> ohne Entscheidungskampf zum Rückzug und zum Aufgeben der Festungen mit<lb/> ihrem Kriegsmaterial gezwungen.</p><lb/> <p xml:id="ID_886"> Ware dagegen die östreichische Armee auf der zweiten Linie aufgestellt,<lb/> und Venedig Feindesland, so würde die Sache wesentlich günstiger stehen. Oest¬<lb/> reich wäre hier von vorn herein angewiesen, seine Kräfte so zu disponiren.<lb/> daß sie unmittelbar od-r rasch die Küstenvertheidigung vom Jsonzv bis Fiume<lb/> übernehmen könnten. Wollte der Feind seine Hauptanstrengung auf eine<lb/> Landung richten, so würde auch Oestreich seine Hauptmacht dahin werfen<lb/> können, ohne in die Gefahr zu kommen, den Rücken preiszugeben oder weit¬<lb/> vorliegende kostbare Stapelpläke für den Krieg zu verlieren.</p><lb/> <p xml:id="ID_887"> Nach dem Vorstehenden glauben wir sagen zu können, daß eine franco-<lb/> italische Armee und Flotte Oestreich aus der Mincioposition einfach hinaus-<lb/> manövriren können. Bei der zweiten Linie ist ihnen dies unmöglich. Sie<lb/> werden es noch weniger können, wenn ein oder der andere Punkt derselben<lb/> nur mäßig dauernd befestigt wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_888"> Es ist vielleicht nicht überflüssig zu wiederholen, daß diese subalpinische<lb/> Linie ihren Werth theilweise oder ganz verliert, wenn Oestreich um die Miucio-<lb/> Unie schon einen verlustvollen Entscheidungskampf gekümpft hat. Alsdann<lb/> werden geschwächte und demoralrsirte Truppen in sie als Rückzugsposition ein¬<lb/> rücken, welche voraussichtlich an sich zu wenig zahlreich zur Vertheidigung sind<lb/> ""d denen Oestreich altes Nöthige zuzuführen nicht mehr die Mittel hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_889"> Diese Bemerkungen mögen genügen, auf die Schwäche des Raisonne-<lb/> wents hinzuweisen, daß Deutschland und Oestreich die Minciolinie unter allen Um¬<lb/> stünden um ihrer militärischen Stärke und Unentbehrlichkeit willen halten müssen..</p><lb/> <p xml:id="ID_890"> Die politische Lage mag gute oder schlechte Gründe zu der Meinung<lb/> bieten. Venetien müsse östreichisch sein und bleiben — militärische Gründe<lb/> tuot es nicht, welche Deutschlands Sicherheit im Süden unbedingt von diesem<lb/> Achse abhängig machen. Einem schwachen Feinde gegenüber ist das Viereck<lb/> überflüssig, einem überlegenen gegenüber unzulänglich.</p><lb/> <p xml:id="ID_891"> a.in der Verkennung dieses Umstandes. liegt für Oestreich die Gefahr,<lb/> bei einem späteren Kampfe der Fehler begangen wird, um die Erhaltung<lb/> Minciolinie, in ungünstiger Ferne von seinem Mittelpunkt. Alles aufs<lb/> ^p"l zu setzen und die großen strategischen Vortheile aller näherliegenden<lb/> Linien zu vernachlässigen oder zu verlieren: d. h. den Weg nach Wien zu<lb/> bffnen. ></p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0257]
ohne Entscheidungskampf zum Rückzug und zum Aufgeben der Festungen mit
ihrem Kriegsmaterial gezwungen.
Ware dagegen die östreichische Armee auf der zweiten Linie aufgestellt,
und Venedig Feindesland, so würde die Sache wesentlich günstiger stehen. Oest¬
reich wäre hier von vorn herein angewiesen, seine Kräfte so zu disponiren.
daß sie unmittelbar od-r rasch die Küstenvertheidigung vom Jsonzv bis Fiume
übernehmen könnten. Wollte der Feind seine Hauptanstrengung auf eine
Landung richten, so würde auch Oestreich seine Hauptmacht dahin werfen
können, ohne in die Gefahr zu kommen, den Rücken preiszugeben oder weit¬
vorliegende kostbare Stapelpläke für den Krieg zu verlieren.
Nach dem Vorstehenden glauben wir sagen zu können, daß eine franco-
italische Armee und Flotte Oestreich aus der Mincioposition einfach hinaus-
manövriren können. Bei der zweiten Linie ist ihnen dies unmöglich. Sie
werden es noch weniger können, wenn ein oder der andere Punkt derselben
nur mäßig dauernd befestigt wird.
Es ist vielleicht nicht überflüssig zu wiederholen, daß diese subalpinische
Linie ihren Werth theilweise oder ganz verliert, wenn Oestreich um die Miucio-
Unie schon einen verlustvollen Entscheidungskampf gekümpft hat. Alsdann
werden geschwächte und demoralrsirte Truppen in sie als Rückzugsposition ein¬
rücken, welche voraussichtlich an sich zu wenig zahlreich zur Vertheidigung sind
""d denen Oestreich altes Nöthige zuzuführen nicht mehr die Mittel hat.
Diese Bemerkungen mögen genügen, auf die Schwäche des Raisonne-
wents hinzuweisen, daß Deutschland und Oestreich die Minciolinie unter allen Um¬
stünden um ihrer militärischen Stärke und Unentbehrlichkeit willen halten müssen..
Die politische Lage mag gute oder schlechte Gründe zu der Meinung
bieten. Venetien müsse östreichisch sein und bleiben — militärische Gründe
tuot es nicht, welche Deutschlands Sicherheit im Süden unbedingt von diesem
Achse abhängig machen. Einem schwachen Feinde gegenüber ist das Viereck
überflüssig, einem überlegenen gegenüber unzulänglich.
a.in der Verkennung dieses Umstandes. liegt für Oestreich die Gefahr,
bei einem späteren Kampfe der Fehler begangen wird, um die Erhaltung
Minciolinie, in ungünstiger Ferne von seinem Mittelpunkt. Alles aufs
^p"l zu setzen und die großen strategischen Vortheile aller näherliegenden
Linien zu vernachlässigen oder zu verlieren: d. h. den Weg nach Wien zu
bffnen. >
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