Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.im gesellschaftlichen" Verkehre. Die Negierung wurde durch die Polizei vsu im gesellschaftlichen" Verkehre. Die Negierung wurde durch die Polizei vsu <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0013" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110907"/> <p xml:id="ID_7" prev="#ID_6" next="#ID_8"> im gesellschaftlichen" Verkehre. Die Negierung wurde durch die Polizei vsu<lb/> den Vorgängen wie üblich unterrichtet. „Einige Feinde der gegenwärtigen<lb/> Ordnung der Dinge baden unter dem Vorwande einer angeblichen Gesetzlich¬<lb/> feit die Gemüther aufgeregt. Die Aufwiegler geben vor, daß in den Gesehen<lb/> und dem Verwaltuugssysteme Aenderungen nöthig seien und haben an ver¬<lb/> schiedene Behörden Eingaben gerichtet, welche nicht nur unverhüllte Anschul¬<lb/> digungen willkürlicher und fehlerhafter Verwaltung gegen unsere Regierung<lb/> enthalten, sondern auch so maßlose Aenderungen verlangen, daß die Regierung<lb/> ihre Souveränetät über diese Provinzen aufgeben müßte, wenn sie dieselben<lb/> gewähren wollte u. s. w. — (Bericht des^ Polizeidirectors Call in Venedig,<lb/> !8. Januar 1848)". Es wurden nun die, der scharfsichtigen Diagnose ent¬<lb/> sprechenden Heilmittel angewendet: Einkerkerungen. Jnternirungen, Prügel,<lb/> Standrecht. Um die bewährte Praxis auch in den Nachbarländern ausüben zu<lb/> dürfen, waren am 24. Decetnbcr die Verträge mit den Herzogen von Modena<lb/> und Parma abgeschlossen worden, und die beiden Fürsten säumten nicht, den nö¬<lb/> thigen Beistand zu verlangen. Schlag auf Schlag folgten nun die Ereignisse in<lb/> Paris und Wien. Der Schwulst in dem Manifeste des Herrn von Lamar¬<lb/> tine vom 4. März war ein Frevel an Italien. „Wir sagen es laut, wenn die<lb/> Stunde der Wiederherstellung einer Nationalität uns geschlagen zu haben<lb/> schiene in den Beschlüssen der Vorsehung .... wenn die unabhängigen<lb/> Staaten Italiens besetzt würden, weren man ihren inneren Umgestaltungen<lb/> Schranken ziehen oder Hindernisse in den Weg legen sollte, wenn man ihnen<lb/> mit gewaffneter Hand das Recht streitig machen wollte, sich mit einander zu<lb/> verbünden, um ein italienisches Vaterland zu begründen, so würde die fran¬<lb/> zösische Republik sich für berechtigt halten, ihrerseits zu den Waffen zu greisen,<lb/> um diese legitimen Bewegungen des Wachsthums und der Nationalität zu<lb/> beschützen u. s. w." — Die Wirkung zeigte sich alsbald. In Venedig ver¬<lb/> sprach der Gouverneur die Berufung der Landesvertretung, Preßfreiheit, und<lb/> genehmigte die Errichtung einer Nationalgarde. Das Volk befreite Mamin<lb/> aus dem Gefängnisse, er übernahm das Commando der Nationalgarde und —<lb/> proclamirte die Republik. Wir erfahren jetzt, daß der sardinische Generalcon-<lb/> sul Facccmoni zuerst zu diesem Schritte gerathen, welcher übrigens nicht als<lb/> eine Nachahmung von Paris oder als ein Sie.g der Mnzzinisten, sondern als<lb/> eine Restauration der alten Staatsform, als eine Handlung des Particularis-<lb/> mus aufzufassen ist, indem die Erinnerung an eine große Vergangenheit in<lb/> dem Rufe San Marco die Venetianer mehr als der Einheitsgedanke begeisterte.<lb/> Die provisorische Regierung (Mamin Präsident) notificirte ihren Eintritt dem<lb/> Papst und den Regierungen von Sardinien, Neapel und Toscana. Gleich¬<lb/> zeitig marschirte Carl Albert in die Lombardei und erließ die Proclamation<lb/> (23. März) mit der berühmt gewordenen Stelle, er vertraue auf Gott, der</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0013]
im gesellschaftlichen" Verkehre. Die Negierung wurde durch die Polizei vsu
den Vorgängen wie üblich unterrichtet. „Einige Feinde der gegenwärtigen
Ordnung der Dinge baden unter dem Vorwande einer angeblichen Gesetzlich¬
feit die Gemüther aufgeregt. Die Aufwiegler geben vor, daß in den Gesehen
und dem Verwaltuugssysteme Aenderungen nöthig seien und haben an ver¬
schiedene Behörden Eingaben gerichtet, welche nicht nur unverhüllte Anschul¬
digungen willkürlicher und fehlerhafter Verwaltung gegen unsere Regierung
enthalten, sondern auch so maßlose Aenderungen verlangen, daß die Regierung
ihre Souveränetät über diese Provinzen aufgeben müßte, wenn sie dieselben
gewähren wollte u. s. w. — (Bericht des^ Polizeidirectors Call in Venedig,
!8. Januar 1848)". Es wurden nun die, der scharfsichtigen Diagnose ent¬
sprechenden Heilmittel angewendet: Einkerkerungen. Jnternirungen, Prügel,
Standrecht. Um die bewährte Praxis auch in den Nachbarländern ausüben zu
dürfen, waren am 24. Decetnbcr die Verträge mit den Herzogen von Modena
und Parma abgeschlossen worden, und die beiden Fürsten säumten nicht, den nö¬
thigen Beistand zu verlangen. Schlag auf Schlag folgten nun die Ereignisse in
Paris und Wien. Der Schwulst in dem Manifeste des Herrn von Lamar¬
tine vom 4. März war ein Frevel an Italien. „Wir sagen es laut, wenn die
Stunde der Wiederherstellung einer Nationalität uns geschlagen zu haben
schiene in den Beschlüssen der Vorsehung .... wenn die unabhängigen
Staaten Italiens besetzt würden, weren man ihren inneren Umgestaltungen
Schranken ziehen oder Hindernisse in den Weg legen sollte, wenn man ihnen
mit gewaffneter Hand das Recht streitig machen wollte, sich mit einander zu
verbünden, um ein italienisches Vaterland zu begründen, so würde die fran¬
zösische Republik sich für berechtigt halten, ihrerseits zu den Waffen zu greisen,
um diese legitimen Bewegungen des Wachsthums und der Nationalität zu
beschützen u. s. w." — Die Wirkung zeigte sich alsbald. In Venedig ver¬
sprach der Gouverneur die Berufung der Landesvertretung, Preßfreiheit, und
genehmigte die Errichtung einer Nationalgarde. Das Volk befreite Mamin
aus dem Gefängnisse, er übernahm das Commando der Nationalgarde und —
proclamirte die Republik. Wir erfahren jetzt, daß der sardinische Generalcon-
sul Facccmoni zuerst zu diesem Schritte gerathen, welcher übrigens nicht als
eine Nachahmung von Paris oder als ein Sie.g der Mnzzinisten, sondern als
eine Restauration der alten Staatsform, als eine Handlung des Particularis-
mus aufzufassen ist, indem die Erinnerung an eine große Vergangenheit in
dem Rufe San Marco die Venetianer mehr als der Einheitsgedanke begeisterte.
Die provisorische Regierung (Mamin Präsident) notificirte ihren Eintritt dem
Papst und den Regierungen von Sardinien, Neapel und Toscana. Gleich¬
zeitig marschirte Carl Albert in die Lombardei und erließ die Proclamation
(23. März) mit der berühmt gewordenen Stelle, er vertraue auf Gott, der
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