Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.mehrt worden war, nicht ausreichten, so mußte man die Artilleristen verthei¬ Begannen die Schiffe ihr Feuer, so genügten in der Regel den Unsrigen Hätten die piemontischen Schiffe besser geschossen, so wären unsre Werke Ich hatte zwar am ersten Tage der Beschießung keine Gelegenheit, oben mehrt worden war, nicht ausreichten, so mußte man die Artilleristen verthei¬ Begannen die Schiffe ihr Feuer, so genügten in der Regel den Unsrigen Hätten die piemontischen Schiffe besser geschossen, so wären unsre Werke Ich hatte zwar am ersten Tage der Beschießung keine Gelegenheit, oben <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0419" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110767"/> <p xml:id="ID_1262" prev="#ID_1261"> mehrt worden war, nicht ausreichten, so mußte man die Artilleristen verthei¬<lb/> len und zur Aushilfe Freiwillige aus der Infanterie verwenden. Diese tra¬<lb/> ten bereitwillig hervor, und so hat die Infanterie an der I4tägigen Verthei¬<lb/> digung der Festung denselben Antheil als die braven Kanoniere. Unter den<lb/> Artillerie-Offizieren, die sich auszeichneten, nenne ich vorzugsweise den Capitän<lb/> Meyer, der im vorigen Jahre bei Solserino sich sehr hervorgethan hatte und<lb/> hier die Feldbatterie Ur. 9. commandirte, den Lieutenant Kraus, ebenfalls<lb/> ein Oestreicher. welcher mehreremale auf Monte Gardetto die feindlichen<lb/> Schiffe übel zurichtete, den Lieutenant Abbe (ein Preuße, im richtigen Schie¬<lb/> ßen der Beste), den Major Conte Chaini. der die Batterie Ur. 10 (eine<lb/> Parmesanische) befehligte, und den Oberlieutenant Weißmantel. der Comman¬<lb/> dant der Leuchtthurm- und Hafenbatterie war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1263"> Begannen die Schiffe ihr Feuer, so genügten in der Regel den Unsrigen<lb/> die ersten Schüsse der Erwiderung, um ihnen zu beweisen, daß unser altes<lb/> eisernes Geschütz nicht im Stande sei, sein Geschoß auch nur die Hälfte der<lb/> Entfernung zu schleudern; die ersten Kugeln schlugen ans dem blauen Meere<lb/> auf. machten dort einen weißen Punkt, die Kugel erhob sich noch 2—3 mal<lb/> und zeigte ihre Richtung durch Aufschlagen auf dem Wasser an, endlich<lb/> versank sie ohne Schaden gethan zu haben. Ueber uns hingegen sausten die<lb/> feindlichen Kanonen-Spitzkugeln mit fürchterlichem Getöse weg, da wo sie hin¬<lb/> fielen, beträchtliche Verwüstungen anrichtend.</p><lb/> <p xml:id="ID_1264"> Hätten die piemontischen Schiffe besser geschossen, so wären unsre Werke<lb/> stets mit Verwundeten angefüllt worden. Mag vielleicht die hohe Elevation<lb/> mit welcher sie schießen mußten, für ihre langen, hohlen, bolzensörmigen Spitz¬<lb/> kugeln, welche entweder schon im Fluge wie Granaten zersprangen oder erst<lb/> nach dem Einschlagen platzten und zündeten, nicht gut anwendbar sei» —<lb/> wenigstens °/° aller Schüsse gingen über unsre Werte in die unglückliche Stadt<lb/> oder oft noch über die jenseits der Stadt gelegenen Hauptwerke weit in das<lb/> Land hinein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1265"> Ich hatte zwar am ersten Tage der Beschießung keine Gelegenheit, oben<lb/> von den Werken aus das Gefecht mit anzusehen, denn meine Compagnie be¬<lb/> setzte damals das südliche Stadthor mit der anstoßenden crenelirten Mauer,<lb/> allein von dort aus sahen wir jeden Schuß von der Batterie des Moate<lb/> ^apuccino und Monte Gardetto und hörten die einzelnen Schüsse und Breit¬<lb/> seiten der Schiffe. Man konnte rechnen, daß zehn ihrer Schüsse nur durch<lb/> unen von uns beantwortet wurden. Nachdem sie eine Zeit lang unnütz ge¬<lb/> feuert hatten, zogen die Feinde es unkluger Weise vor bis dicht unter die<lb/> Werke vorzufahren, wo aber zwei von ihnen vom Monte Gardetto so ausge¬<lb/> zahlt wurden, daß sie eiligst das Weite suchten und südostwärts steuerten,<lb/> nachdem sie große Beschädigungen an dem Masten- und Segelwcrk erlitten hatten.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0419]
mehrt worden war, nicht ausreichten, so mußte man die Artilleristen verthei¬
len und zur Aushilfe Freiwillige aus der Infanterie verwenden. Diese tra¬
ten bereitwillig hervor, und so hat die Infanterie an der I4tägigen Verthei¬
digung der Festung denselben Antheil als die braven Kanoniere. Unter den
Artillerie-Offizieren, die sich auszeichneten, nenne ich vorzugsweise den Capitän
Meyer, der im vorigen Jahre bei Solserino sich sehr hervorgethan hatte und
hier die Feldbatterie Ur. 9. commandirte, den Lieutenant Kraus, ebenfalls
ein Oestreicher. welcher mehreremale auf Monte Gardetto die feindlichen
Schiffe übel zurichtete, den Lieutenant Abbe (ein Preuße, im richtigen Schie¬
ßen der Beste), den Major Conte Chaini. der die Batterie Ur. 10 (eine
Parmesanische) befehligte, und den Oberlieutenant Weißmantel. der Comman¬
dant der Leuchtthurm- und Hafenbatterie war.
Begannen die Schiffe ihr Feuer, so genügten in der Regel den Unsrigen
die ersten Schüsse der Erwiderung, um ihnen zu beweisen, daß unser altes
eisernes Geschütz nicht im Stande sei, sein Geschoß auch nur die Hälfte der
Entfernung zu schleudern; die ersten Kugeln schlugen ans dem blauen Meere
auf. machten dort einen weißen Punkt, die Kugel erhob sich noch 2—3 mal
und zeigte ihre Richtung durch Aufschlagen auf dem Wasser an, endlich
versank sie ohne Schaden gethan zu haben. Ueber uns hingegen sausten die
feindlichen Kanonen-Spitzkugeln mit fürchterlichem Getöse weg, da wo sie hin¬
fielen, beträchtliche Verwüstungen anrichtend.
Hätten die piemontischen Schiffe besser geschossen, so wären unsre Werke
stets mit Verwundeten angefüllt worden. Mag vielleicht die hohe Elevation
mit welcher sie schießen mußten, für ihre langen, hohlen, bolzensörmigen Spitz¬
kugeln, welche entweder schon im Fluge wie Granaten zersprangen oder erst
nach dem Einschlagen platzten und zündeten, nicht gut anwendbar sei» —
wenigstens °/° aller Schüsse gingen über unsre Werte in die unglückliche Stadt
oder oft noch über die jenseits der Stadt gelegenen Hauptwerke weit in das
Land hinein.
Ich hatte zwar am ersten Tage der Beschießung keine Gelegenheit, oben
von den Werken aus das Gefecht mit anzusehen, denn meine Compagnie be¬
setzte damals das südliche Stadthor mit der anstoßenden crenelirten Mauer,
allein von dort aus sahen wir jeden Schuß von der Batterie des Moate
^apuccino und Monte Gardetto und hörten die einzelnen Schüsse und Breit¬
seiten der Schiffe. Man konnte rechnen, daß zehn ihrer Schüsse nur durch
unen von uns beantwortet wurden. Nachdem sie eine Zeit lang unnütz ge¬
feuert hatten, zogen die Feinde es unkluger Weise vor bis dicht unter die
Werke vorzufahren, wo aber zwei von ihnen vom Monte Gardetto so ausge¬
zahlt wurden, daß sie eiligst das Weite suchten und südostwärts steuerten,
nachdem sie große Beschädigungen an dem Masten- und Segelwcrk erlitten hatten.
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