Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.zusammengeschmolzenen östreichischen Schwadron Cnvalleggu'ri schlug sich Wäre es dem Generat nicht gelungen in die Festung zu gelangen, so Lamoriciöre hätte es für eine Schande erachtet, seinen Vertheidignugs- So trat denn die letzte Epoche des kurzen Kriegs ein, die Belagerung Ancona, im Halbkreis um seinen Hase" gelegen, hat an Festungswerken Da Referent die nur beginnende Belagerungscpoche selbst mit durchlebt Seit der ersten Nachricht vom Einbruch der Piemontesen, welchen die zusammengeschmolzenen östreichischen Schwadron Cnvalleggu'ri schlug sich Wäre es dem Generat nicht gelungen in die Festung zu gelangen, so Lamoriciöre hätte es für eine Schande erachtet, seinen Vertheidignugs- So trat denn die letzte Epoche des kurzen Kriegs ein, die Belagerung Ancona, im Halbkreis um seinen Hase» gelegen, hat an Festungswerken Da Referent die nur beginnende Belagerungscpoche selbst mit durchlebt Seit der ersten Nachricht vom Einbruch der Piemontesen, welchen die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0416" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110764"/> <p xml:id="ID_1248" prev="#ID_1247"> zusammengeschmolzenen östreichischen Schwadron Cnvalleggu'ri schlug sich<lb/> auf einem unwegsamen Seitenpfa^e durch die Feinde durch und kam »ach<lb/> zweistündigem Ritt über Stock und Stein nach Ancona, welches an diesem Tage<lb/> grade das erste Bombardement seitens des aus zwei Fregatten und acht Cor-<lb/> vetten bestehenden feindlichen Geschwaders auszuhalten hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1249"> Wäre es dem Generat nicht gelungen in die Festung zu gelangen, so<lb/> würden vermuthlich zu Castelfidardo die legten Schüsse gefallen gewesen sein; die<lb/> Garnison unter Geueral de Courten hätte vielleicht schon damals capitulirt,<lb/> da sie auf keine Unterstützung rechnen konnte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1250"> Lamoriciöre hätte es für eine Schande erachtet, seinen Vertheidignugs-<lb/> puntt viae Schwertstreich dein Feinde zu übergeben, umsomehr als er mit<lb/> großer Bestimmtheit auf eine Intervention Frankreichs rechnete, in welchem<lb/> Sinne er auch vier Tage vorher eine Proclamation an die Bürger in Ancona<lb/> hatte anschlagen lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1251"> So trat denn die letzte Epoche des kurzen Kriegs ein, die Belagerung<lb/> von Ancona.</p><lb/> <p xml:id="ID_1252"> Ancona, im Halbkreis um seinen Hase» gelegen, hat an Festungswerken<lb/> folgende: Zur Vertheidigung der Seeseite längs der Küste die Leuchtthurm-<lb/> und Hasenbatterie, den Monte Marano, den Monte Capuccino und Monte<lb/> Gardetto. — Zur Vertheidigung gegen die Land- wie gegen die Seeseite im<lb/> Süden der Stadt den Monte Pulito, Monte Pclago und die Lünette San<lb/> Stefano. — Das Hauptwerk bildet das Campo trinccrato (verschanztes Lager)<lb/> mit dem darin enthaltenen Castell. Bon hier ließ sowohl die West- und Nord¬<lb/> seite als der Hafen der Stadt sich vertheidigen. Eine directe gedeckte Verbindung<lb/> zwischen den Werken czistivte nichr, nud ist nnr von den Päpstlichen an eini¬<lb/> gen Stellen bewirkt worden, wie z, B. zwischen Monte Capuccino und Monte<lb/> Gardetto.</p><lb/> <p xml:id="ID_1253"> Da Referent die nur beginnende Belagerungscpoche selbst mit durchlebt<lb/> hat, so erlaubt er sich, seine eigne Person zum Mittelpunkt der Erzählung<lb/> zu machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1254" next="#ID_1255"> Seit der ersten Nachricht vom Einbruch der Piemontesen, welchen die<lb/> Städte wenigstens vornns gewußt haben mußten, war die unter dem Volle<lb/> gegen uns herrschende Stimmung wesentlich schlimmer geworden. Waren wir<lb/> früher gcchaßt. so waren wir es gegenwärtig, wo unser Untergang fast sicher<lb/> erschien, noch viel mehr. Das ließ sieu deutlich erkenne». Mehr aber wußten<lb/> wir nicht. Von niemand war zu erfahren, was draußen vor den Thoren vor¬<lb/> ging. War uns bekannt, daß die Piemontesen im Lande, daß Pesaro genom¬<lb/> men , so hatten wir es nur aus Berichten einiger nach Ancona geflüchteten<lb/> Soldaten gehört. Fragten wir Leute, welche von Norden nach der Festung<lb/> herreinkamen, so sagten sie uns im beruhigendsten Tone, der Feind habe sich</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0416]
zusammengeschmolzenen östreichischen Schwadron Cnvalleggu'ri schlug sich
auf einem unwegsamen Seitenpfa^e durch die Feinde durch und kam »ach
zweistündigem Ritt über Stock und Stein nach Ancona, welches an diesem Tage
grade das erste Bombardement seitens des aus zwei Fregatten und acht Cor-
vetten bestehenden feindlichen Geschwaders auszuhalten hatte.
Wäre es dem Generat nicht gelungen in die Festung zu gelangen, so
würden vermuthlich zu Castelfidardo die legten Schüsse gefallen gewesen sein; die
Garnison unter Geueral de Courten hätte vielleicht schon damals capitulirt,
da sie auf keine Unterstützung rechnen konnte.
Lamoriciöre hätte es für eine Schande erachtet, seinen Vertheidignugs-
puntt viae Schwertstreich dein Feinde zu übergeben, umsomehr als er mit
großer Bestimmtheit auf eine Intervention Frankreichs rechnete, in welchem
Sinne er auch vier Tage vorher eine Proclamation an die Bürger in Ancona
hatte anschlagen lassen.
So trat denn die letzte Epoche des kurzen Kriegs ein, die Belagerung
von Ancona.
Ancona, im Halbkreis um seinen Hase» gelegen, hat an Festungswerken
folgende: Zur Vertheidigung der Seeseite längs der Küste die Leuchtthurm-
und Hasenbatterie, den Monte Marano, den Monte Capuccino und Monte
Gardetto. — Zur Vertheidigung gegen die Land- wie gegen die Seeseite im
Süden der Stadt den Monte Pulito, Monte Pclago und die Lünette San
Stefano. — Das Hauptwerk bildet das Campo trinccrato (verschanztes Lager)
mit dem darin enthaltenen Castell. Bon hier ließ sowohl die West- und Nord¬
seite als der Hafen der Stadt sich vertheidigen. Eine directe gedeckte Verbindung
zwischen den Werken czistivte nichr, nud ist nnr von den Päpstlichen an eini¬
gen Stellen bewirkt worden, wie z, B. zwischen Monte Capuccino und Monte
Gardetto.
Da Referent die nur beginnende Belagerungscpoche selbst mit durchlebt
hat, so erlaubt er sich, seine eigne Person zum Mittelpunkt der Erzählung
zu machen.
Seit der ersten Nachricht vom Einbruch der Piemontesen, welchen die
Städte wenigstens vornns gewußt haben mußten, war die unter dem Volle
gegen uns herrschende Stimmung wesentlich schlimmer geworden. Waren wir
früher gcchaßt. so waren wir es gegenwärtig, wo unser Untergang fast sicher
erschien, noch viel mehr. Das ließ sieu deutlich erkenne». Mehr aber wußten
wir nicht. Von niemand war zu erfahren, was draußen vor den Thoren vor¬
ging. War uns bekannt, daß die Piemontesen im Lande, daß Pesaro genom¬
men , so hatten wir es nur aus Berichten einiger nach Ancona geflüchteten
Soldaten gehört. Fragten wir Leute, welche von Norden nach der Festung
herreinkamen, so sagten sie uns im beruhigendsten Tone, der Feind habe sich
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