Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.künftigen Concil, in welchem ihnen ebenso gut Sitz und Stimme zukommt als Das war nicht ganz, was Leibnitz wollte. Wichtiger war ihm die Notiz, künftigen Concil, in welchem ihnen ebenso gut Sitz und Stimme zukommt als Das war nicht ganz, was Leibnitz wollte. Wichtiger war ihm die Notiz, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0186" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110534"/> <p xml:id="ID_502" prev="#ID_501"> künftigen Concil, in welchem ihnen ebenso gut Sitz und Stimme zukommt als<lb/> den übrigen Sonderkirchcn. Die Italiener und Spanier, die ganz auss<lb/> Aeußere gerichtet sind, haben in der Kirche, und namentlich in Trident, zu viel<lb/> Einfluß erlangt; die Deutschen hat man ausgeschlossen, sie haben deswegen pro-<lb/> testirt: die Franzosen waren die geeigneten Vermittler. O möchte doch Gott<lb/> das Herz des Einzigen rühren, der das Glück oder Unglück der Menschen in<lb/> seiner Hand zu haben scheint! Dieser Monarch ist sür sich allein das Schicksal<lb/> seines Jahrhunderts (am Rand: it <in xeut eauser 1e in'en et 1e mal), und<lb/> aus einigen glücklichen Momenten seines Denkens könnte das Heil des Ge¬<lb/> schlechts erblühen. Er hat nur nöthig, die Fülle seiner Macht zu kennen:<lb/> si cette pruäönee reservee et sei'upulsuss qu'it lÄit xs.lAiti'6 g.u Milieu des<lb/> plus g'iÄircls Lueeös aoud un Iromme est eaxAblg, lui avait permis Ac croire<lb/> gu'it depeuclait ac lui seul no renäre le gczni'e Irumain Ireureux, sans<lb/> quo <zsui >iue e<z soit ait ete en 6tat as l'empeelrei' ot ac I'intsr-<lb/> romxre (das war Leibnitz'Aufrichtige Meinung!), tiens <in'it ir'aurait Ms<lb/> bäumen un seul moment. I.es gateut les xrinees t^idles: MN8 es ZiÄrul<lb/> roi a dsLoiir av eompreirärs toute I'^tenclue ach Äons xour kirire ce «zu'it xeut<lb/> et xour eoims-lere tout ce gu'it xsut fAire. Welche würdige Aufgabe sür die<lb/> unvergleichliche Beredtsamkeit des Herrn Pellisson! — Dieser Herr ist mit seinem<lb/> Latein vorläufig zu Ende: er schreibt an Schwester Marie, 23. April 1691,<lb/> diese Heilige möge sür den Theuern beten; Gründe können nichts helfen, denn<lb/> die wisse er ja alle besser. Der Schreiber kenne diese Lage: auch er habe in<lb/> dem nämlichen Wendepunkt dem Freunde, der ihm belehren wollte, zugerufen:<lb/> ^lo us vous äsmanäe Ms ävL raisons, mai8 ach oraisons.</p><lb/> <p xml:id="ID_503" next="#ID_504"> Das war nicht ganz, was Leibnitz wollte. Wichtiger war ihm die Notiz,<lb/> König Ludwig habe seine Lobrede gelesen, sich nicht ungnädig darüber aus¬<lb/> gesprochen, ja sogar erlaubt, sie drucken zu lassen: denn Pellisson wollte die<lb/> interessante Controverse dem Publikum nicht vorenthalten. Bis dahin war<lb/> der Briefwechsel durch Schwester Mariens Hände gegangen: Galanterien, Citate<lb/> aus Romanen, Witze hatten die trockne Theologie gewürzt; nun (Juni 1691)<lb/> wagt sich endlich Leibnitz, dem großen Manne persönlich zu nahen. Der<lb/> Deutsche thut es mit Bücklingen, die uns wehe thun, über die selbst der<lb/> französische Herausgeber die Achsel zuckt. Er legt ihm seine Personalien<lb/> vor, bekennt sich als Verfasser der Schrift as i'ure supremaws (Pellissons<lb/> Ansichten darüber sehe man I S. 284 und 296), und bittet um literarische<lb/> Beihilfe. Pellisson verspricht jede Art der Unterstützung, läßt der Herzogin<lb/> seine Devotion vermelden: es wäre wirklich gut, wenn sie sich bekehrte. Die<lb/> Korrespondenz wird gedruckt, Leibnitz ist außer sich über die Ehre, die<lb/> seinen schwachen Versuchen widerfährt, neben den glänzenden Reden des be¬<lb/> rühmten Mannes zu stehn: — „O mein Herr!" schreibt Pellisson (23. October</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0186]
künftigen Concil, in welchem ihnen ebenso gut Sitz und Stimme zukommt als
den übrigen Sonderkirchcn. Die Italiener und Spanier, die ganz auss
Aeußere gerichtet sind, haben in der Kirche, und namentlich in Trident, zu viel
Einfluß erlangt; die Deutschen hat man ausgeschlossen, sie haben deswegen pro-
testirt: die Franzosen waren die geeigneten Vermittler. O möchte doch Gott
das Herz des Einzigen rühren, der das Glück oder Unglück der Menschen in
seiner Hand zu haben scheint! Dieser Monarch ist sür sich allein das Schicksal
seines Jahrhunderts (am Rand: it <in xeut eauser 1e in'en et 1e mal), und
aus einigen glücklichen Momenten seines Denkens könnte das Heil des Ge¬
schlechts erblühen. Er hat nur nöthig, die Fülle seiner Macht zu kennen:
si cette pruäönee reservee et sei'upulsuss qu'it lÄit xs.lAiti'6 g.u Milieu des
plus g'iÄircls Lueeös aoud un Iromme est eaxAblg, lui avait permis Ac croire
gu'it depeuclait ac lui seul no renäre le gczni'e Irumain Ireureux, sans
quo <zsui >iue e<z soit ait ete en 6tat as l'empeelrei' ot ac I'intsr-
romxre (das war Leibnitz'Aufrichtige Meinung!), tiens <in'it ir'aurait Ms
bäumen un seul moment. I.es gateut les xrinees t^idles: MN8 es ZiÄrul
roi a dsLoiir av eompreirärs toute I'^tenclue ach Äons xour kirire ce «zu'it xeut
et xour eoims-lere tout ce gu'it xsut fAire. Welche würdige Aufgabe sür die
unvergleichliche Beredtsamkeit des Herrn Pellisson! — Dieser Herr ist mit seinem
Latein vorläufig zu Ende: er schreibt an Schwester Marie, 23. April 1691,
diese Heilige möge sür den Theuern beten; Gründe können nichts helfen, denn
die wisse er ja alle besser. Der Schreiber kenne diese Lage: auch er habe in
dem nämlichen Wendepunkt dem Freunde, der ihm belehren wollte, zugerufen:
^lo us vous äsmanäe Ms ävL raisons, mai8 ach oraisons.
Das war nicht ganz, was Leibnitz wollte. Wichtiger war ihm die Notiz,
König Ludwig habe seine Lobrede gelesen, sich nicht ungnädig darüber aus¬
gesprochen, ja sogar erlaubt, sie drucken zu lassen: denn Pellisson wollte die
interessante Controverse dem Publikum nicht vorenthalten. Bis dahin war
der Briefwechsel durch Schwester Mariens Hände gegangen: Galanterien, Citate
aus Romanen, Witze hatten die trockne Theologie gewürzt; nun (Juni 1691)
wagt sich endlich Leibnitz, dem großen Manne persönlich zu nahen. Der
Deutsche thut es mit Bücklingen, die uns wehe thun, über die selbst der
französische Herausgeber die Achsel zuckt. Er legt ihm seine Personalien
vor, bekennt sich als Verfasser der Schrift as i'ure supremaws (Pellissons
Ansichten darüber sehe man I S. 284 und 296), und bittet um literarische
Beihilfe. Pellisson verspricht jede Art der Unterstützung, läßt der Herzogin
seine Devotion vermelden: es wäre wirklich gut, wenn sie sich bekehrte. Die
Korrespondenz wird gedruckt, Leibnitz ist außer sich über die Ehre, die
seinen schwachen Versuchen widerfährt, neben den glänzenden Reden des be¬
rühmten Mannes zu stehn: — „O mein Herr!" schreibt Pellisson (23. October
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Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
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