Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.einem gewissen Grade gelingen konnte. Der Metzger, welche das Fleisch in Durch Livius erfahren wir, daß etwa um das Jahr 530 der Stadt ein einem gewissen Grade gelingen konnte. Der Metzger, welche das Fleisch in Durch Livius erfahren wir, daß etwa um das Jahr 530 der Stadt ein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0147" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110495"/> <p xml:id="ID_387" prev="#ID_386"> einem gewissen Grade gelingen konnte. Der Metzger, welche das Fleisch in<lb/> Buden seil boten, wird schon in der Geschichte der Virginia gedacht; da aber<lb/> die meisten und namentlich die größern Grundbesitzer ihren Bedarf an Fleisch<lb/> von ihrem Landgute erhielten, so werden die Schlächter anfänglich nur unter<lb/> dem geringen Volke ihre Kunden und wol selten einen glänzenden Verdienst<lb/> gehabt haben. Wenn trotzdem der Vater des Terentius Varro, desselben der<lb/> bei Cannä die Schlacht verlor und das Leben rettete, in dem genannten Ge¬<lb/> schäft em bedeutendes Vermögen erworben hatte, so war dies in jener Zeit<lb/> eben eine Ausnahme, ganz abgesehn davon, in wie weit der Vater wirklich<lb/> nur Schlächter war und nicht etwa Grund- und Heerdenbesitzer, der seinen<lb/> Viehstand vorzugsweise an der Metzgcrbank verwerthete. Denn daß der pa-<lb/> tricische Stolz auf den „Fleischersohn", der Prätor und Consul wurde, allen<lb/> möglichen Uuglimpf zu häufen suchte, dürfen wir mit Recht vermuthen, und<lb/> daß die plebejischen Standesgenossen des Terentius'Varro kein Interesse hatten,<lb/> für diesen irgendwie einzutreten, werden wir natürlich finden. Indessen mag<lb/> es in dem letzten Jahrhundert der Republik und namentlich in der Kaiserzeit<lb/> oft genug vorgekommen sein, daß Handwerker und Söhne von Handwerkern<lb/> zu Amt und Würden, zum Consulat und Triumph und zu solchem Vermögen<lb/> gelangten, daß sie dem Volke mit seinem Lieblingsvergnügen, mit Fechterspielcn<lb/> und sonstigen Spenden aufwarten konnten; auch würden wir Unrecht thun,<lb/> wollten wir leugnen, daß aus ihrer Mitte Männer Hütten hervorgehn können,<lb/> welche an Sittenreinheit vor Sallust und an Beherztheit vor Cicero den Vorrang<lb/> verdienten. Dennoch müssen wir annehmen, daß die Urtheile der genannten<lb/> Schriftsteller über das Gesinde!, xledes, das ohne Habe und Credit auf seine<lb/> Arme angewiesen war, im Allgemeinen richtig sind, daß in den Werkstätten,<lb/> wie sie damals waren, die Freisinnigkeit einer geringen, der größten Pflege<lb/> hingegen die Gemeinheit genoß.</p><lb/> <p xml:id="ID_388" next="#ID_389"> Durch Livius erfahren wir, daß etwa um das Jahr 530 der Stadt ein<lb/> Gesetz an das Volk gebracht wurde, welches die Walker, tuUones, betraf und<lb/> vermuthlich den Preis und die Güte ihrer Arbeit bestimmte. Daß der Staat<lb/> sich veranlaßt fand, die Regelung dieses Handwerks selbst zu übernehmen, er¬<lb/> klärt sich wol ans der Wichtigkeit, welche grade der Walker für das Volk,<lb/> das in weißen wollnen Togen feierlich einherzuschreiten liebte, haben mußte.<lb/> Denn wenn auch der arme Handwerker bei seinem Geschäfte mit der Tunica<lb/> oder wol gar mit noch Wenigerem sich begnügte, so mag es doch dem tuni-<lb/> es-tus xorMus einen nicht geringen Genuß gewährt haben, wenn es an Fest¬<lb/> tagen das weiße Feierkleid in kunstgerechten Wurfe umthun und fühlen durfte,<lb/> welch' erhabner Unterschied doch eigentlich sei zwischen ihm und zwischen dem<lb/> Fremden und Sklaven. Wie wesentlich hierbei die Mitwirkung der Walker<lb/> war, liegt auf der Hand, und man möchte fast vermuthen, daß die alte Zunft</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0147]
einem gewissen Grade gelingen konnte. Der Metzger, welche das Fleisch in
Buden seil boten, wird schon in der Geschichte der Virginia gedacht; da aber
die meisten und namentlich die größern Grundbesitzer ihren Bedarf an Fleisch
von ihrem Landgute erhielten, so werden die Schlächter anfänglich nur unter
dem geringen Volke ihre Kunden und wol selten einen glänzenden Verdienst
gehabt haben. Wenn trotzdem der Vater des Terentius Varro, desselben der
bei Cannä die Schlacht verlor und das Leben rettete, in dem genannten Ge¬
schäft em bedeutendes Vermögen erworben hatte, so war dies in jener Zeit
eben eine Ausnahme, ganz abgesehn davon, in wie weit der Vater wirklich
nur Schlächter war und nicht etwa Grund- und Heerdenbesitzer, der seinen
Viehstand vorzugsweise an der Metzgcrbank verwerthete. Denn daß der pa-
tricische Stolz auf den „Fleischersohn", der Prätor und Consul wurde, allen
möglichen Uuglimpf zu häufen suchte, dürfen wir mit Recht vermuthen, und
daß die plebejischen Standesgenossen des Terentius'Varro kein Interesse hatten,
für diesen irgendwie einzutreten, werden wir natürlich finden. Indessen mag
es in dem letzten Jahrhundert der Republik und namentlich in der Kaiserzeit
oft genug vorgekommen sein, daß Handwerker und Söhne von Handwerkern
zu Amt und Würden, zum Consulat und Triumph und zu solchem Vermögen
gelangten, daß sie dem Volke mit seinem Lieblingsvergnügen, mit Fechterspielcn
und sonstigen Spenden aufwarten konnten; auch würden wir Unrecht thun,
wollten wir leugnen, daß aus ihrer Mitte Männer Hütten hervorgehn können,
welche an Sittenreinheit vor Sallust und an Beherztheit vor Cicero den Vorrang
verdienten. Dennoch müssen wir annehmen, daß die Urtheile der genannten
Schriftsteller über das Gesinde!, xledes, das ohne Habe und Credit auf seine
Arme angewiesen war, im Allgemeinen richtig sind, daß in den Werkstätten,
wie sie damals waren, die Freisinnigkeit einer geringen, der größten Pflege
hingegen die Gemeinheit genoß.
Durch Livius erfahren wir, daß etwa um das Jahr 530 der Stadt ein
Gesetz an das Volk gebracht wurde, welches die Walker, tuUones, betraf und
vermuthlich den Preis und die Güte ihrer Arbeit bestimmte. Daß der Staat
sich veranlaßt fand, die Regelung dieses Handwerks selbst zu übernehmen, er¬
klärt sich wol ans der Wichtigkeit, welche grade der Walker für das Volk,
das in weißen wollnen Togen feierlich einherzuschreiten liebte, haben mußte.
Denn wenn auch der arme Handwerker bei seinem Geschäfte mit der Tunica
oder wol gar mit noch Wenigerem sich begnügte, so mag es doch dem tuni-
es-tus xorMus einen nicht geringen Genuß gewährt haben, wenn es an Fest¬
tagen das weiße Feierkleid in kunstgerechten Wurfe umthun und fühlen durfte,
welch' erhabner Unterschied doch eigentlich sei zwischen ihm und zwischen dem
Fremden und Sklaven. Wie wesentlich hierbei die Mitwirkung der Walker
war, liegt auf der Hand, und man möchte fast vermuthen, daß die alte Zunft
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