Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.fleißiger Landwirthe den Säblern zum Gespött dienten, so daß Publius Scipio Wenn diese Auflösung nicht früher erfolgte, wenn der Abfall von der Fragen wir nun, wer die Vertreter des Handwerks in Rom waren, und fleißiger Landwirthe den Säblern zum Gespött dienten, so daß Publius Scipio Wenn diese Auflösung nicht früher erfolgte, wenn der Abfall von der Fragen wir nun, wer die Vertreter des Handwerks in Rom waren, und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0144" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110492"/> <p xml:id="ID_380" prev="#ID_379"> fleißiger Landwirthe den Säblern zum Gespött dienten, so daß Publius Scipio<lb/> Nasica es wagen durfte, an einen Ehrenmann, bei dem er sich auf die übliche<lb/> Art um die curulische Aedilität bewarb, die impertinente Frage zu richten, ob<lb/> er auf den Handen zu gehn pflege, als. um Raum zu gewinnen für Lust¬<lb/> garten und prächtige Landhäuser, sür Thierparks und Fischteiche. Berge durch-<lb/> graben und Meere abgedämmt wurden, als selbst der ältere Cato von andern<lb/> Unternehmungen höhere Einkünfte erwartete als von dem Landbau, über den<lb/> er schrieb, als Lucullus mit dem Grundbesitz und mit der Nobilität noch das<lb/> Capital verband, als Crassus zum Krösus wurde und kaum zweitausend Rö¬<lb/> mer im Staate zu finden waren, die über ein Eigenthum verfügten, als, um<lb/> es kurz zu bezeichnen, der Reichthum einer halben Welt nach Rom floß, als<lb/> aus allen Adern des großen Staatskörpers sich das Blut nach dem Herzen<lb/> drängte und, vom Gifthauch der Entartung angesteckt, zu der verderblichen<lb/> Eiterbeule zusammenzog, von welcher das gewaltige Reich nie genaß, da<lb/> war es zu spät auf die einfache Sitte der Väter hinzuweisen, und vergeblich<lb/> bemühte sich Augustus und mancher der nachfolgenden Kaiser, durch Hebung<lb/> der Erwerbsthätigkeit einen kräftigen, auf der Arbeit beruhenden Mittelstand<lb/> heranzubilden, an dein der Staat noch in der elften Stunde eine Stütze hätte<lb/> finden können, die ihn vor dem Zusammensturz bewahrte.</p><lb/> <p xml:id="ID_381"> Wenn diese Auflösung nicht früher erfolgte, wenn der Abfall von der<lb/> Sitte der Väter und die Entartung, deren Anfang sich an die unheilvollen<lb/> Namen Karthago, Korinth, Numantia knüpft, sich nicht schneller rächte, so<lb/> zeugt dies eben sür den soliden Bau des römischen Staatswesens, das noch<lb/> ein halbes Jahrtausend von der Kraft zehren konnte, welche aus der Arbeits¬<lb/> thätigkeit der alten ehrenwerthen Grundbesitzer erwachsen war. Daß aber der<lb/> Bauernstand, der einen Staat gegründet und mit Lebenskraft ausgestattet,<lb/> auch im Stande sei, ohne Mitwirkung andrer Factoren, die sich im Laufe der<lb/> Zeit bilden müssen, diesen Staat dauernd zu erhalten, und daß das Grund¬<lb/> eigentum ohne die Dazwischenkunft des Mittelstandes, oder besser des Stan¬<lb/> des der Handwerker und Gewerbtreibenden, überhaupt davor bewahrt werden<lb/> Sonne, in den Besitz weniger großer Grundherren zu gelangen, während die<lb/> Mehrzahl der kleinen Bauern zu Hausiern wird und endlich zu Besitzlosen<lb/> oder Hörigen, das zu bezweifeln berechtigt uns die Geschichte Roms in höhere»,<lb/> Grade noch als das Beispiel Spartas.</p><lb/> <p xml:id="ID_382" next="#ID_383"> Fragen wir nun, wer die Vertreter des Handwerks in Rom waren, und<lb/> wie diese es vertraten, so geben uns alte Schriftsteller hierüber nur dürftige<lb/> Andeutungen, eben weil es zu einer Constituirung der Handwerker als eines<lb/> geachteten in das Staats- und Culturleben wesentlich eingreifenden Standes<lb/> niemals kam. Manche Bedürfnisse des täglichen Lebens, deren Herstellung<lb/> trotz der Einfachheit der alten Sitte die schlichte Kunstfertigkeit des Landmanns</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0144]
fleißiger Landwirthe den Säblern zum Gespött dienten, so daß Publius Scipio
Nasica es wagen durfte, an einen Ehrenmann, bei dem er sich auf die übliche
Art um die curulische Aedilität bewarb, die impertinente Frage zu richten, ob
er auf den Handen zu gehn pflege, als. um Raum zu gewinnen für Lust¬
garten und prächtige Landhäuser, sür Thierparks und Fischteiche. Berge durch-
graben und Meere abgedämmt wurden, als selbst der ältere Cato von andern
Unternehmungen höhere Einkünfte erwartete als von dem Landbau, über den
er schrieb, als Lucullus mit dem Grundbesitz und mit der Nobilität noch das
Capital verband, als Crassus zum Krösus wurde und kaum zweitausend Rö¬
mer im Staate zu finden waren, die über ein Eigenthum verfügten, als, um
es kurz zu bezeichnen, der Reichthum einer halben Welt nach Rom floß, als
aus allen Adern des großen Staatskörpers sich das Blut nach dem Herzen
drängte und, vom Gifthauch der Entartung angesteckt, zu der verderblichen
Eiterbeule zusammenzog, von welcher das gewaltige Reich nie genaß, da
war es zu spät auf die einfache Sitte der Väter hinzuweisen, und vergeblich
bemühte sich Augustus und mancher der nachfolgenden Kaiser, durch Hebung
der Erwerbsthätigkeit einen kräftigen, auf der Arbeit beruhenden Mittelstand
heranzubilden, an dein der Staat noch in der elften Stunde eine Stütze hätte
finden können, die ihn vor dem Zusammensturz bewahrte.
Wenn diese Auflösung nicht früher erfolgte, wenn der Abfall von der
Sitte der Väter und die Entartung, deren Anfang sich an die unheilvollen
Namen Karthago, Korinth, Numantia knüpft, sich nicht schneller rächte, so
zeugt dies eben sür den soliden Bau des römischen Staatswesens, das noch
ein halbes Jahrtausend von der Kraft zehren konnte, welche aus der Arbeits¬
thätigkeit der alten ehrenwerthen Grundbesitzer erwachsen war. Daß aber der
Bauernstand, der einen Staat gegründet und mit Lebenskraft ausgestattet,
auch im Stande sei, ohne Mitwirkung andrer Factoren, die sich im Laufe der
Zeit bilden müssen, diesen Staat dauernd zu erhalten, und daß das Grund¬
eigentum ohne die Dazwischenkunft des Mittelstandes, oder besser des Stan¬
des der Handwerker und Gewerbtreibenden, überhaupt davor bewahrt werden
Sonne, in den Besitz weniger großer Grundherren zu gelangen, während die
Mehrzahl der kleinen Bauern zu Hausiern wird und endlich zu Besitzlosen
oder Hörigen, das zu bezweifeln berechtigt uns die Geschichte Roms in höhere»,
Grade noch als das Beispiel Spartas.
Fragen wir nun, wer die Vertreter des Handwerks in Rom waren, und
wie diese es vertraten, so geben uns alte Schriftsteller hierüber nur dürftige
Andeutungen, eben weil es zu einer Constituirung der Handwerker als eines
geachteten in das Staats- und Culturleben wesentlich eingreifenden Standes
niemals kam. Manche Bedürfnisse des täglichen Lebens, deren Herstellung
trotz der Einfachheit der alten Sitte die schlichte Kunstfertigkeit des Landmanns
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