Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.für Demokraten auszugeben. Dies System hat völlig Bankerott gemacht; Es dürfte aber bereits in dieser Saison nothwendig sein mit der Reform Der Auftritt, der neulich in Kostin stattgefunden hat, ist bekannt. In Wir haben auf die häusigen Conflicte zwischen Militär und Civil nicht Vielleicht das allerbedenklichstc für den jetzigen Augenblick aber ist die Hal¬ Es sind in neuester Zeit einzelne Ereignisse eingetreten, die auf Besseres für Demokraten auszugeben. Dies System hat völlig Bankerott gemacht; Es dürfte aber bereits in dieser Saison nothwendig sein mit der Reform Der Auftritt, der neulich in Kostin stattgefunden hat, ist bekannt. In Wir haben auf die häusigen Conflicte zwischen Militär und Civil nicht Vielleicht das allerbedenklichstc für den jetzigen Augenblick aber ist die Hal¬ Es sind in neuester Zeit einzelne Ereignisse eingetreten, die auf Besseres <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0138" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110486"/> <p xml:id="ID_361" prev="#ID_360"> für Demokraten auszugeben. Dies System hat völlig Bankerott gemacht;<lb/> läßt man ihm aber die Majorität des Herrnhauses, so heißt das entweder Ab¬<lb/> dankung der Krone zu Gunsten des Junterthums, oder gesetzlich fixirte<lb/> Anarchie.</p><lb/> <p xml:id="ID_362"> Es dürfte aber bereits in dieser Saison nothwendig sein mit der Reform<lb/> zu beginnen. Wie man auch über die neue Heeresorganisation denken möge,<lb/> jedenfalls wird sie sehr vermehrte Kosten erfordern; diese wiederum in der<lb/> Weise decke» zu wollen, wie im laufenden Jahr, würde uns mit reißender<lb/> Schnelligkeit in die Bahn reißen, auf welcher die östreichischen Finanzen so<lb/> glänzende Erfahrungen gemacht haben. Das einzige Mittel aber in geord¬<lb/> neter Weise die Staatseinahmen zu erhöhen, verweigert die Aristokratie.</p><lb/> <p xml:id="ID_363"> Der Auftritt, der neulich in Kostin stattgefunden hat, ist bekannt. In<lb/> einer Ungezwungenheit, wie man sie sonst nur den Demokraten beilegte, macht<lb/> in einem geselligen Fest der Landadel gegen das Ministerium Front und<lb/> spielt ihm gegenüber die höhere Classe der Büreaukratie aus. die anerkannter<lb/> Weise gegen das Ministerium in offener Opposition steht. Wir ehren das<lb/> schonende Verfahren des Ministeriums gegen seine alten Gegner; wir begrei¬<lb/> fen, daß es gern vermeiden möchte, dem Staat durch Pensionen neue Lasten<lb/> aufzubürden, aber nachgerade wird es Zeit, den Conflict zu heben, wenn sich<lb/> nicht in einer Krisis die Erfahrungen von I80ki wiederholen sollen. Das<lb/> Beamtenthum soll nicht nach Parteirücksichten constituirt werden, aber wo das<lb/> leider bereits geschehn ist, muß Remedur eintreten.</p><lb/> <p xml:id="ID_364"> Wir haben auf die häusigen Conflicte zwischen Militär und Civil nicht<lb/> ganz das Gewicht gelegt, welches andere Blätter unserer Farbe darin finden<lb/> wollten; sehr bedenklich aber bleibt es immer, das; höhere Officiere jeden Sol¬<lb/> daten mit strenger Strafe bedrohn, der nicht in Conflicten mit dem Civil bis<lb/> aufs äußerste von seiner Waffe Gebrauch macht, wenn militärische Blätter<lb/> das Verhältniß des preußischen Militairs zum preußischen Civilstand ungefähr<lb/> so darstellen, wie der Feldmarschall Urban das Verhältniß des österreichischen<lb/> Militairs zu den Italienern, wenn die Kreuzzeitung sich als das öffentliche<lb/> Organ des Kricgsmimsteriums gerirt.</p><lb/> <p xml:id="ID_365"> Vielleicht das allerbedenklichstc für den jetzigen Augenblick aber ist die Hal¬<lb/> tung unserer Diplomatie an den auswärtigen und an den deutschen Höfen,<lb/> die, zum großen Theil der alten Schule augehörig, die Quelle ihres Wissens<lb/> in den Salons findet, in dieser Weise ihre Berichte abstattet und durch ihre<lb/> Sympathie die Stellung der Würzburgischen Minister gegen die preußische,,<lb/> entschieden begünstigt. Es ist ganz unglaublich, wie wenig die preußische Re¬<lb/> gierung ihre eigene Stärke und Schwäche in Deutschland kennt.</p><lb/> <p xml:id="ID_366" next="#ID_367"> Es sind in neuester Zeit einzelne Ereignisse eingetreten, die auf Besseres<lb/> hoffen lassen. Das „correcte" Verhalten des Grafen Perponch er in Gaöta wird</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0138]
für Demokraten auszugeben. Dies System hat völlig Bankerott gemacht;
läßt man ihm aber die Majorität des Herrnhauses, so heißt das entweder Ab¬
dankung der Krone zu Gunsten des Junterthums, oder gesetzlich fixirte
Anarchie.
Es dürfte aber bereits in dieser Saison nothwendig sein mit der Reform
zu beginnen. Wie man auch über die neue Heeresorganisation denken möge,
jedenfalls wird sie sehr vermehrte Kosten erfordern; diese wiederum in der
Weise decke» zu wollen, wie im laufenden Jahr, würde uns mit reißender
Schnelligkeit in die Bahn reißen, auf welcher die östreichischen Finanzen so
glänzende Erfahrungen gemacht haben. Das einzige Mittel aber in geord¬
neter Weise die Staatseinahmen zu erhöhen, verweigert die Aristokratie.
Der Auftritt, der neulich in Kostin stattgefunden hat, ist bekannt. In
einer Ungezwungenheit, wie man sie sonst nur den Demokraten beilegte, macht
in einem geselligen Fest der Landadel gegen das Ministerium Front und
spielt ihm gegenüber die höhere Classe der Büreaukratie aus. die anerkannter
Weise gegen das Ministerium in offener Opposition steht. Wir ehren das
schonende Verfahren des Ministeriums gegen seine alten Gegner; wir begrei¬
fen, daß es gern vermeiden möchte, dem Staat durch Pensionen neue Lasten
aufzubürden, aber nachgerade wird es Zeit, den Conflict zu heben, wenn sich
nicht in einer Krisis die Erfahrungen von I80ki wiederholen sollen. Das
Beamtenthum soll nicht nach Parteirücksichten constituirt werden, aber wo das
leider bereits geschehn ist, muß Remedur eintreten.
Wir haben auf die häusigen Conflicte zwischen Militär und Civil nicht
ganz das Gewicht gelegt, welches andere Blätter unserer Farbe darin finden
wollten; sehr bedenklich aber bleibt es immer, das; höhere Officiere jeden Sol¬
daten mit strenger Strafe bedrohn, der nicht in Conflicten mit dem Civil bis
aufs äußerste von seiner Waffe Gebrauch macht, wenn militärische Blätter
das Verhältniß des preußischen Militairs zum preußischen Civilstand ungefähr
so darstellen, wie der Feldmarschall Urban das Verhältniß des österreichischen
Militairs zu den Italienern, wenn die Kreuzzeitung sich als das öffentliche
Organ des Kricgsmimsteriums gerirt.
Vielleicht das allerbedenklichstc für den jetzigen Augenblick aber ist die Hal¬
tung unserer Diplomatie an den auswärtigen und an den deutschen Höfen,
die, zum großen Theil der alten Schule augehörig, die Quelle ihres Wissens
in den Salons findet, in dieser Weise ihre Berichte abstattet und durch ihre
Sympathie die Stellung der Würzburgischen Minister gegen die preußische,,
entschieden begünstigt. Es ist ganz unglaublich, wie wenig die preußische Re¬
gierung ihre eigene Stärke und Schwäche in Deutschland kennt.
Es sind in neuester Zeit einzelne Ereignisse eingetreten, die auf Besseres
hoffen lassen. Das „correcte" Verhalten des Grafen Perponch er in Gaöta wird
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