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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

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und Hochachtung in Rücksicht meines Vaters schuldig war; allein eine gewisse
unanständige Aufführung seinerseits: entweder aus Langerweile oder aus
Vorwitz sich um jeder meiner Handlungen zu bekümmern und mir in An¬
sehung meines Geldes unangenehme Auftritte zu machen, gaben nathür-
lich meinerseits zu Entfernung von ihm Anlaß: ich weiß sehr guts das Ver¬
hältniß, daß sich zwischen ihm und mir setzen kann, und daher werde ich mir
nie Vorwürfe über irgend einen gethanen Schritt machen: sondern so handeln,
daß es an ihm ist, das Vergangene vergessen zu machen und ich versichere
Ihnen, daß wenn er nur ein Wort gegen mir fallen läßt: ich gleich wieder
eben so werde, als wenn nie was vorgefallen: ich gebrauche ihn nicht und
er mich nicht, Geld kann ich so viel ich will bekommen und wenn mein Vater
mich durch keinen andern als ^oronees Vorwort will kennen lernen, so bin
ich fest versichert, daß es nie geschehen wird. So denke ich, allein ich weiß
auch schon, daß Sie schwerlich damit zufrieden sein werden: dennoch hoffe ich
von Ihrer Güthe, daß sie mich in vieler Rücksicht entschuldigen werden und
gewiß nicht verlangen werden, mich gegen ihn irgend etwas zu vergeben. Ihr
güthiger Rath wird mir gewiß bei allen Gelegenheiten willkommen seyn,
allein vorzüglich bei Handlungen die einen Einfluß auf meine künftige Lebens¬
zeit haben. Meinen Onkel in Öls zum Freunde zu haben, scheint für die
Zukunft von Wichtigkeit, daher unterrichte ich ihn von Zeit zu Zeit von denen
Sachen, die mich betreffen; dazu gehört denn auch mein gehabter Arrest, von
dem ich Ihnen durch meinen letzten Brief schon unterrichtet habe: ich hoffe
mich dadurch immer in einer gewissen Verbindung zu erhalten, und daß er
in seinem Lande keine Haupt ^Veränderungen vornehmen wird, ohne mir sol¬
ches wissen zu lassen.

Nun genug mit denen Sachen, welche nur mich betreffen, in meinem letz¬
ten Briefe schrieb ich Ihnen, daß die Weißenburger Linien angegriffen wer¬
den sollten, dies ist denn auch geschehen; allein ohne daß es den Österreichern
nur einen Mann gekostet und nehmlich ist es ihnen dadurch geglückt, daß
15 Reuter geschlossen, den Säbel in die Scheide und die Pistohlen im Halfter,
im stärksten Galopp auf das Verschantzungszcug losgejagt sind, wie die Haupt-
Attaque hat geschehen sollen; dort gaben sie sich für Deserteurs aus und in¬
dem viele Franzosen um sie standen und sie bewunderten und ausfragten:
hatten die Österreicher sich so heranzuschleichen gewußt, daß sie den Augen¬
blick benutzen konnten, und dadurch den Feind gänzlich aus seiner Position
vertrautem; die Bloquirung von Land an war die Folge dieser glücklichen
Expedition, solche geschieht gänzlich von preusche Truppen unter dem Com-
mando unsers Kronprinzen; allein man will behaupten, daß er solches nur
so lange behalten würde, bis die festgesetzte Anzahl von Schüssen nehmlich


und Hochachtung in Rücksicht meines Vaters schuldig war; allein eine gewisse
unanständige Aufführung seinerseits: entweder aus Langerweile oder aus
Vorwitz sich um jeder meiner Handlungen zu bekümmern und mir in An¬
sehung meines Geldes unangenehme Auftritte zu machen, gaben nathür-
lich meinerseits zu Entfernung von ihm Anlaß: ich weiß sehr guts das Ver¬
hältniß, daß sich zwischen ihm und mir setzen kann, und daher werde ich mir
nie Vorwürfe über irgend einen gethanen Schritt machen: sondern so handeln,
daß es an ihm ist, das Vergangene vergessen zu machen und ich versichere
Ihnen, daß wenn er nur ein Wort gegen mir fallen läßt: ich gleich wieder
eben so werde, als wenn nie was vorgefallen: ich gebrauche ihn nicht und
er mich nicht, Geld kann ich so viel ich will bekommen und wenn mein Vater
mich durch keinen andern als ^oronees Vorwort will kennen lernen, so bin
ich fest versichert, daß es nie geschehen wird. So denke ich, allein ich weiß
auch schon, daß Sie schwerlich damit zufrieden sein werden: dennoch hoffe ich
von Ihrer Güthe, daß sie mich in vieler Rücksicht entschuldigen werden und
gewiß nicht verlangen werden, mich gegen ihn irgend etwas zu vergeben. Ihr
güthiger Rath wird mir gewiß bei allen Gelegenheiten willkommen seyn,
allein vorzüglich bei Handlungen die einen Einfluß auf meine künftige Lebens¬
zeit haben. Meinen Onkel in Öls zum Freunde zu haben, scheint für die
Zukunft von Wichtigkeit, daher unterrichte ich ihn von Zeit zu Zeit von denen
Sachen, die mich betreffen; dazu gehört denn auch mein gehabter Arrest, von
dem ich Ihnen durch meinen letzten Brief schon unterrichtet habe: ich hoffe
mich dadurch immer in einer gewissen Verbindung zu erhalten, und daß er
in seinem Lande keine Haupt ^Veränderungen vornehmen wird, ohne mir sol¬
ches wissen zu lassen.

Nun genug mit denen Sachen, welche nur mich betreffen, in meinem letz¬
ten Briefe schrieb ich Ihnen, daß die Weißenburger Linien angegriffen wer¬
den sollten, dies ist denn auch geschehen; allein ohne daß es den Österreichern
nur einen Mann gekostet und nehmlich ist es ihnen dadurch geglückt, daß
15 Reuter geschlossen, den Säbel in die Scheide und die Pistohlen im Halfter,
im stärksten Galopp auf das Verschantzungszcug losgejagt sind, wie die Haupt-
Attaque hat geschehen sollen; dort gaben sie sich für Deserteurs aus und in¬
dem viele Franzosen um sie standen und sie bewunderten und ausfragten:
hatten die Österreicher sich so heranzuschleichen gewußt, daß sie den Augen¬
blick benutzen konnten, und dadurch den Feind gänzlich aus seiner Position
vertrautem; die Bloquirung von Land an war die Folge dieser glücklichen
Expedition, solche geschieht gänzlich von preusche Truppen unter dem Com-
mando unsers Kronprinzen; allein man will behaupten, daß er solches nur
so lange behalten würde, bis die festgesetzte Anzahl von Schüssen nehmlich


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/73>, abgerufen am 23.07.2024.