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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

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gestellt werden mögte; besonders da es so manchen Mann zum Dienste un¬
tauglich machte; so sehr zufrieden er daran war, so sagte er doch müßte er
es dein Officier melden, dieser kam und so angenehm es ihm auch war, ver¬
langte er dennoch seinem General Vir?Lud solches zu melden. In wenig
Augenblicken kam dieser; ich war allein beim Obristen und er sagte ich werde
Sie für meinen Adjudanten ausgeben, er trug mir hierauf auf dem General
seine Vorstellung mitzutheilen, der es sich aber schriftlich ausbath, Secouli
dictirte mir hierauf auf deutsch oben gesagtes und mit dem Zusatz, daß seine
Patrouillen weder die Saar noch Blies passiren sollten. Diese Sache war
ausgemacht; dies übersehte ich ins französische und da Kalkreuth kam bemerkte
ich, daß der Oberist den General von der Sache keine Lust hatte zu unterrichten; ich
hielt es daher für meine Pflicht, dieser wunderte sich sehr bis Secouli solches be¬
stätigte: das Papier wurde zurückgegeben und Kalkreuth machte hieraus seinen
Rapport an den Herzog als wenn ich alles eigenmächtig gethan. Die Folgen
waren mein Arrest, jetzt beschäftige ich mich den Herzog und das Corps von
meiner Unschuld zu überführen; alle meine hierin gemachten Demarschcn
werde ich schon mittheilen, doch muß erst alles geendigt sein. Die Weißen¬
burger Linien haben abermals gestern am 13. October von Wurmser attaquirt
werden sollen, und der Herzog ist deswegen etwas vorgerückt, gestern haben
wir kein Schießen gehört, doch heute desto mehr. Jetzt kann ich es Ihnen
mit aller Gewißheit sagen, daß wir in 8 Tagen unsere ersten Cantonnirungs-
quartiere beziehen werden, und dann der größte Theil der Regimenter nach
Hause gehen werdeu, indem man es gänzlich den Österreichern überlassen wird
fernere Eroberungen zu machen. Der Kaiser soll noch nicht die Bcsitznehmung
von Pohlen permittirt haben und da man weiß daß er mit Pohlen unter
einer Decke steckt sind dieß die Folgen der genommenen Maßregeln. Man
spricht sehr vom Kriege mit Österreich und jeder Preuscher Freud sich aus
diese Epoque. Empfehlen Sie mich gütigst Ihrer Frau Gemahlin und Fräu¬
lein Töchter und sein Sie überzeugt daß sobald meine Sache entschieden ich
Ihnen ausführlich die Sache mittheilen werde: mit den Gesinnungen der
größten Hochachtung und Freundschaft, verharre ich lieber Freund


W.
xi-of: 8. Nov: 1793. Im Lager bei Doudweiler den Oct:
1793.

11) Nichts ist weniger meinem Caracter angemessen, als zu kriechen oder
mich um die Freundschaft von Leuten zu bewerben, die mir zwar dienen son¬
nen, aber zu viel Ehrgeiz oder Stolz besitzen: um aus eigener Überzeugung
fremder zu dienen. Dies scheint mir die Lage zwischen I'Lrcmee") und mir
zu seyn; mit ihm ging ich sonst eben so wie mit jedem um, den ich Dank



Bmunschweig'scher Minister.

gestellt werden mögte; besonders da es so manchen Mann zum Dienste un¬
tauglich machte; so sehr zufrieden er daran war, so sagte er doch müßte er
es dein Officier melden, dieser kam und so angenehm es ihm auch war, ver¬
langte er dennoch seinem General Vir?Lud solches zu melden. In wenig
Augenblicken kam dieser; ich war allein beim Obristen und er sagte ich werde
Sie für meinen Adjudanten ausgeben, er trug mir hierauf auf dem General
seine Vorstellung mitzutheilen, der es sich aber schriftlich ausbath, Secouli
dictirte mir hierauf auf deutsch oben gesagtes und mit dem Zusatz, daß seine
Patrouillen weder die Saar noch Blies passiren sollten. Diese Sache war
ausgemacht; dies übersehte ich ins französische und da Kalkreuth kam bemerkte
ich, daß der Oberist den General von der Sache keine Lust hatte zu unterrichten; ich
hielt es daher für meine Pflicht, dieser wunderte sich sehr bis Secouli solches be¬
stätigte: das Papier wurde zurückgegeben und Kalkreuth machte hieraus seinen
Rapport an den Herzog als wenn ich alles eigenmächtig gethan. Die Folgen
waren mein Arrest, jetzt beschäftige ich mich den Herzog und das Corps von
meiner Unschuld zu überführen; alle meine hierin gemachten Demarschcn
werde ich schon mittheilen, doch muß erst alles geendigt sein. Die Weißen¬
burger Linien haben abermals gestern am 13. October von Wurmser attaquirt
werden sollen, und der Herzog ist deswegen etwas vorgerückt, gestern haben
wir kein Schießen gehört, doch heute desto mehr. Jetzt kann ich es Ihnen
mit aller Gewißheit sagen, daß wir in 8 Tagen unsere ersten Cantonnirungs-
quartiere beziehen werden, und dann der größte Theil der Regimenter nach
Hause gehen werdeu, indem man es gänzlich den Österreichern überlassen wird
fernere Eroberungen zu machen. Der Kaiser soll noch nicht die Bcsitznehmung
von Pohlen permittirt haben und da man weiß daß er mit Pohlen unter
einer Decke steckt sind dieß die Folgen der genommenen Maßregeln. Man
spricht sehr vom Kriege mit Österreich und jeder Preuscher Freud sich aus
diese Epoque. Empfehlen Sie mich gütigst Ihrer Frau Gemahlin und Fräu¬
lein Töchter und sein Sie überzeugt daß sobald meine Sache entschieden ich
Ihnen ausführlich die Sache mittheilen werde: mit den Gesinnungen der
größten Hochachtung und Freundschaft, verharre ich lieber Freund


W.
xi-of: 8. Nov: 1793. Im Lager bei Doudweiler den Oct:
1793.

11) Nichts ist weniger meinem Caracter angemessen, als zu kriechen oder
mich um die Freundschaft von Leuten zu bewerben, die mir zwar dienen son¬
nen, aber zu viel Ehrgeiz oder Stolz besitzen: um aus eigener Überzeugung
fremder zu dienen. Dies scheint mir die Lage zwischen I'Lrcmee") und mir
zu seyn; mit ihm ging ich sonst eben so wie mit jedem um, den ich Dank



Bmunschweig'scher Minister.
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[0072] gestellt werden mögte; besonders da es so manchen Mann zum Dienste un¬ tauglich machte; so sehr zufrieden er daran war, so sagte er doch müßte er es dein Officier melden, dieser kam und so angenehm es ihm auch war, ver¬ langte er dennoch seinem General Vir?Lud solches zu melden. In wenig Augenblicken kam dieser; ich war allein beim Obristen und er sagte ich werde Sie für meinen Adjudanten ausgeben, er trug mir hierauf auf dem General seine Vorstellung mitzutheilen, der es sich aber schriftlich ausbath, Secouli dictirte mir hierauf auf deutsch oben gesagtes und mit dem Zusatz, daß seine Patrouillen weder die Saar noch Blies passiren sollten. Diese Sache war ausgemacht; dies übersehte ich ins französische und da Kalkreuth kam bemerkte ich, daß der Oberist den General von der Sache keine Lust hatte zu unterrichten; ich hielt es daher für meine Pflicht, dieser wunderte sich sehr bis Secouli solches be¬ stätigte: das Papier wurde zurückgegeben und Kalkreuth machte hieraus seinen Rapport an den Herzog als wenn ich alles eigenmächtig gethan. Die Folgen waren mein Arrest, jetzt beschäftige ich mich den Herzog und das Corps von meiner Unschuld zu überführen; alle meine hierin gemachten Demarschcn werde ich schon mittheilen, doch muß erst alles geendigt sein. Die Weißen¬ burger Linien haben abermals gestern am 13. October von Wurmser attaquirt werden sollen, und der Herzog ist deswegen etwas vorgerückt, gestern haben wir kein Schießen gehört, doch heute desto mehr. Jetzt kann ich es Ihnen mit aller Gewißheit sagen, daß wir in 8 Tagen unsere ersten Cantonnirungs- quartiere beziehen werden, und dann der größte Theil der Regimenter nach Hause gehen werdeu, indem man es gänzlich den Österreichern überlassen wird fernere Eroberungen zu machen. Der Kaiser soll noch nicht die Bcsitznehmung von Pohlen permittirt haben und da man weiß daß er mit Pohlen unter einer Decke steckt sind dieß die Folgen der genommenen Maßregeln. Man spricht sehr vom Kriege mit Österreich und jeder Preuscher Freud sich aus diese Epoque. Empfehlen Sie mich gütigst Ihrer Frau Gemahlin und Fräu¬ lein Töchter und sein Sie überzeugt daß sobald meine Sache entschieden ich Ihnen ausführlich die Sache mittheilen werde: mit den Gesinnungen der größten Hochachtung und Freundschaft, verharre ich lieber Freund W. xi-of: 8. Nov: 1793. Im Lager bei Doudweiler den Oct: 1793. 11) Nichts ist weniger meinem Caracter angemessen, als zu kriechen oder mich um die Freundschaft von Leuten zu bewerben, die mir zwar dienen son¬ nen, aber zu viel Ehrgeiz oder Stolz besitzen: um aus eigener Überzeugung fremder zu dienen. Dies scheint mir die Lage zwischen I'Lrcmee") und mir zu seyn; mit ihm ging ich sonst eben so wie mit jedem um, den ich Dank Bmunschweig'scher Minister.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/72>, abgerufen am 23.07.2024.