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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

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Vaterhertz wird alsdann wieder kommen, und hundertfältig kan und wird Er
Ihnen wieder ersehen was Sie glauben anitzo durch Seine scheinbare Härte
und Ungnade, verlohren zu haben. Sie, gnädiger Herr! scheinen Moux zu
seyn auf einen andern Obrist lävutsrmirt. Der Fall ist gantz verschieden,
tieffen muß man in der ersten Jugend xoussiren, weil er nachmals nach
seiner tour lange genug warten muß bis Er zu einen svliclkn etadlissemsnt
kommen thut. Alles dieses ist der Fall nicht bey Ew. Hochfürstl. Durchl.
einmahl ernstlich ausgesöhnet mit Ihren Herrn Vater, Er, überzeugt, daß
Sie ihn in allen willig folgen und in allen Gelegenheiten zuverlässig sind,
so überspringen Sie bald alle die momentane Nachsetzung, ein Regiment und
deueig.1 machen alles dies gut was Sie nunmehr glauben verlohren zu
haben.

Dieses sind die Gebannten eines wahren Freundes der nicht schmeichelt,
der es aber gut mit Ihnen meynet, im Anfang werden Sie böse seyn, Sie
werden sagen der alte Schulmeister will mich zu einer Schlaf Mütze machen.
Aber nein. Gnädigster Herr, folgen Sie mir, Sie werden Sich gut dabey
stehen und mir cinstmahl baueten für deu Rath den ich Ihnen den 12. October
gegeben habe, und mit welchen ich sterbe


Ew. Hochfürstl. Durchl. :c. Riedesel, Mastricht, den 12. Oct. 1793.
xres: d. 20. Oct- 1793. Im Lager bei Doudweiler den
(?) Oct. 1793.*)

10) Diesen Brief empfangen Sie lieber Freund aus meinem Arrest den
ich seid den 12. October morgens schon habe; eine unschuldige Sache und
ein wahrscheinlich falscher Rapport sind Ursach davon: mit wenig Worten ist
dieß die Sache, nemlich Knobclsdorf wollte in der Nacht vom 9. zum 10. Oct.
8t. Imkert angreifen und ließ uns davon benachrichtigen zwar altert aber
nicht besorgt zu seyn; gegen Morgen geschahen in der That einige Kanonen¬
schüsse und ich ritte daher zu der sächsischen Cavalerie-Feldwache, so einen
Cartetschen Schuß von meinem Bataillon entfernt ist, dort erfuhr ich daß der
Obrist von Secouli") durch sein heftiges Rufen, es dahin gebracht, daß der
Feind nicht mehr schösse und er jetzt Willens sei mit dem französischen Officier
so den Vorposten commandire zu sprechen; sobald der Obrist mich sahe bath
er mich bei ihm zu bleiben und da er kein französisch könne möchte ich mit
dem Feinde reden: ein französischer Oil^Lseur der durch die Versicherung es
würde ihm auf Ehre nichts geschehen dreist gemacht war, kam endlich und
hörte mit Vergnügen die^Vorstellung: daß doch alles unnütze blankem ein-




') Die Zahl des Datums ist an diesem Briefe nusgerisscn; es soll wahrscheinlich heißen
am 14. October.
") Szukuly.
8*

Vaterhertz wird alsdann wieder kommen, und hundertfältig kan und wird Er
Ihnen wieder ersehen was Sie glauben anitzo durch Seine scheinbare Härte
und Ungnade, verlohren zu haben. Sie, gnädiger Herr! scheinen Moux zu
seyn auf einen andern Obrist lävutsrmirt. Der Fall ist gantz verschieden,
tieffen muß man in der ersten Jugend xoussiren, weil er nachmals nach
seiner tour lange genug warten muß bis Er zu einen svliclkn etadlissemsnt
kommen thut. Alles dieses ist der Fall nicht bey Ew. Hochfürstl. Durchl.
einmahl ernstlich ausgesöhnet mit Ihren Herrn Vater, Er, überzeugt, daß
Sie ihn in allen willig folgen und in allen Gelegenheiten zuverlässig sind,
so überspringen Sie bald alle die momentane Nachsetzung, ein Regiment und
deueig.1 machen alles dies gut was Sie nunmehr glauben verlohren zu
haben.

Dieses sind die Gebannten eines wahren Freundes der nicht schmeichelt,
der es aber gut mit Ihnen meynet, im Anfang werden Sie böse seyn, Sie
werden sagen der alte Schulmeister will mich zu einer Schlaf Mütze machen.
Aber nein. Gnädigster Herr, folgen Sie mir, Sie werden Sich gut dabey
stehen und mir cinstmahl baueten für deu Rath den ich Ihnen den 12. October
gegeben habe, und mit welchen ich sterbe


Ew. Hochfürstl. Durchl. :c. Riedesel, Mastricht, den 12. Oct. 1793.
xres: d. 20. Oct- 1793. Im Lager bei Doudweiler den
(?) Oct. 1793.*)

10) Diesen Brief empfangen Sie lieber Freund aus meinem Arrest den
ich seid den 12. October morgens schon habe; eine unschuldige Sache und
ein wahrscheinlich falscher Rapport sind Ursach davon: mit wenig Worten ist
dieß die Sache, nemlich Knobclsdorf wollte in der Nacht vom 9. zum 10. Oct.
8t. Imkert angreifen und ließ uns davon benachrichtigen zwar altert aber
nicht besorgt zu seyn; gegen Morgen geschahen in der That einige Kanonen¬
schüsse und ich ritte daher zu der sächsischen Cavalerie-Feldwache, so einen
Cartetschen Schuß von meinem Bataillon entfernt ist, dort erfuhr ich daß der
Obrist von Secouli") durch sein heftiges Rufen, es dahin gebracht, daß der
Feind nicht mehr schösse und er jetzt Willens sei mit dem französischen Officier
so den Vorposten commandire zu sprechen; sobald der Obrist mich sahe bath
er mich bei ihm zu bleiben und da er kein französisch könne möchte ich mit
dem Feinde reden: ein französischer Oil^Lseur der durch die Versicherung es
würde ihm auf Ehre nichts geschehen dreist gemacht war, kam endlich und
hörte mit Vergnügen die^Vorstellung: daß doch alles unnütze blankem ein-




') Die Zahl des Datums ist an diesem Briefe nusgerisscn; es soll wahrscheinlich heißen
am 14. October.
") Szukuly.
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[0071] Vaterhertz wird alsdann wieder kommen, und hundertfältig kan und wird Er Ihnen wieder ersehen was Sie glauben anitzo durch Seine scheinbare Härte und Ungnade, verlohren zu haben. Sie, gnädiger Herr! scheinen Moux zu seyn auf einen andern Obrist lävutsrmirt. Der Fall ist gantz verschieden, tieffen muß man in der ersten Jugend xoussiren, weil er nachmals nach seiner tour lange genug warten muß bis Er zu einen svliclkn etadlissemsnt kommen thut. Alles dieses ist der Fall nicht bey Ew. Hochfürstl. Durchl. einmahl ernstlich ausgesöhnet mit Ihren Herrn Vater, Er, überzeugt, daß Sie ihn in allen willig folgen und in allen Gelegenheiten zuverlässig sind, so überspringen Sie bald alle die momentane Nachsetzung, ein Regiment und deueig.1 machen alles dies gut was Sie nunmehr glauben verlohren zu haben. Dieses sind die Gebannten eines wahren Freundes der nicht schmeichelt, der es aber gut mit Ihnen meynet, im Anfang werden Sie böse seyn, Sie werden sagen der alte Schulmeister will mich zu einer Schlaf Mütze machen. Aber nein. Gnädigster Herr, folgen Sie mir, Sie werden Sich gut dabey stehen und mir cinstmahl baueten für deu Rath den ich Ihnen den 12. October gegeben habe, und mit welchen ich sterbe Ew. Hochfürstl. Durchl. :c. Riedesel, Mastricht, den 12. Oct. 1793. xres: d. 20. Oct- 1793. Im Lager bei Doudweiler den (?) Oct. 1793.*) 10) Diesen Brief empfangen Sie lieber Freund aus meinem Arrest den ich seid den 12. October morgens schon habe; eine unschuldige Sache und ein wahrscheinlich falscher Rapport sind Ursach davon: mit wenig Worten ist dieß die Sache, nemlich Knobclsdorf wollte in der Nacht vom 9. zum 10. Oct. 8t. Imkert angreifen und ließ uns davon benachrichtigen zwar altert aber nicht besorgt zu seyn; gegen Morgen geschahen in der That einige Kanonen¬ schüsse und ich ritte daher zu der sächsischen Cavalerie-Feldwache, so einen Cartetschen Schuß von meinem Bataillon entfernt ist, dort erfuhr ich daß der Obrist von Secouli") durch sein heftiges Rufen, es dahin gebracht, daß der Feind nicht mehr schösse und er jetzt Willens sei mit dem französischen Officier so den Vorposten commandire zu sprechen; sobald der Obrist mich sahe bath er mich bei ihm zu bleiben und da er kein französisch könne möchte ich mit dem Feinde reden: ein französischer Oil^Lseur der durch die Versicherung es würde ihm auf Ehre nichts geschehen dreist gemacht war, kam endlich und hörte mit Vergnügen die^Vorstellung: daß doch alles unnütze blankem ein- ') Die Zahl des Datums ist an diesem Briefe nusgerisscn; es soll wahrscheinlich heißen am 14. October. ") Szukuly. 8*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/71>, abgerufen am 23.07.2024.