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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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fung der sehr schwierig gewordenen Actuar begreiflich. Aber nicht blos die in leben¬
diger Handlung vor uns erscheinenden Persönlichkeiten der Geschichte hat Herr
Rossjgnol als Zeugen vorgeführt; erruft auch die stummen Schatten der Gräber
auf, ^un gegen das Luftgebilde der Herrn Delacroix und Quicherat Verwah¬
rung einzulegen. Mit Sachkenntniß und Geschick führt er uns unter den Trümmern
des alten Alcsia umher, zeigt und erläutert Denkmäler, Inschriften. Gefäße,
Waffen und Werkzeuges. Wir erfahren bei dieser Gelegenheit, daß auf einer
erhaltenen keltischen Inschrift der Name von Alesia mit dem Worte Alisija
gegeben ist. dem das griechische ^^i" beim Plutarch vollkommen entspricht.**)
Mit einer Wiederholung der Hauptpunkte führt der Verfasser den letzten Schlag.

Aber so tödtlich auch die Wunde war. welche Herr Rossignol seinem Geg¬
ner versetzte -- es gibt Schriftsteller, welche wie die Heiligen Felix. Regula
und Exuperantius sich immer wieder aufraffen, und mit abgehauenen Kopfe
noch umher wandeln, ehe sie völlig zu Boden sinken. Es ist unendlich schwer
einem Triumph zu entsagen, auf welchen die Eitelkeit ihre Berechnung ge¬
baut hat. Man wollte das letzte Wort behaupten, und da dies in der Haupt¬
sache nicht möglich war, so fing man an zu Scharmützeln und zu necken, fremde
Dinge herbcizuziehn. persönliche Angriffe zu machen, und Seitenangriffe zu
versuchen. Aber erst als man den Vorwurf wagte, daß Herr Rossignol den
Käsar falsch verstanden, antwortete dieser in seiner Schrift: Lxameu eritiyue
6v 1a trüäueticm et'un texte tonänmontal anus In (luostion ä'^uso, mit Um-
sicht auf den übel gerathenen Querwurf. Ich sage: übel gerathen! Denn
wenn man den Zustand der Wissenschaften in Frankreich nach der Art und
Weise, in welcher die Herrn Delacroix und Quicherat dieselben vertreten, be¬
urtheilen wollte, so müßte man glauben, daß es damit zu Ende gehe, und
daß weder in Behar^on noch in Paris irgend jemand noch lateinisch ver¬
gehe. Während dieses Geplänkels hatte sich Herr Quicherat zu einem neuen
^ersuche aufgerafft, und veröffentlichte eine Abhandlung, die er zuerst in der
Gesellschaft der Alterthumsforscher von Frankreich vorgelesen hatte, unter dem
zuversichtlichen Titel: I/^lüsia. de veslU' ieuäuv 5 ig. ?i'laeue-come6, r<M-
^lion at tous les in6moll-Ls sur ^uso." Der Zweck wurde wiederum ver-
sM; denn die Akademie der Inschriften, aus deren Zustimmung es zunächst
^gesehen war. erkannte in ihrer Sitzung vom V.August 1857 der Denkschrift
Rossignol den Preis zu. Von dieser Seite zurückgeworfen, wendete sich
Herr Quicherat von neuem zur Oeffentlichkeit zurück und ließ seine Denk-
^rise in einer Reihe von Zeitungen verherrlichen. Der unerschrockene
Rossignol aber schleuderte eine neue Streitschrift gegen den wiedererstan¬
den Kämpen, die durch ihre Nüchternheit fast noch größere Verwüstungen




') Rossignol. Alise. i>. 223--2b0.
) Rossignol. Alisc. i>. 282,

fung der sehr schwierig gewordenen Actuar begreiflich. Aber nicht blos die in leben¬
diger Handlung vor uns erscheinenden Persönlichkeiten der Geschichte hat Herr
Rossjgnol als Zeugen vorgeführt; erruft auch die stummen Schatten der Gräber
auf, ^un gegen das Luftgebilde der Herrn Delacroix und Quicherat Verwah¬
rung einzulegen. Mit Sachkenntniß und Geschick führt er uns unter den Trümmern
des alten Alcsia umher, zeigt und erläutert Denkmäler, Inschriften. Gefäße,
Waffen und Werkzeuges. Wir erfahren bei dieser Gelegenheit, daß auf einer
erhaltenen keltischen Inschrift der Name von Alesia mit dem Worte Alisija
gegeben ist. dem das griechische ^^i« beim Plutarch vollkommen entspricht.**)
Mit einer Wiederholung der Hauptpunkte führt der Verfasser den letzten Schlag.

Aber so tödtlich auch die Wunde war. welche Herr Rossignol seinem Geg¬
ner versetzte — es gibt Schriftsteller, welche wie die Heiligen Felix. Regula
und Exuperantius sich immer wieder aufraffen, und mit abgehauenen Kopfe
noch umher wandeln, ehe sie völlig zu Boden sinken. Es ist unendlich schwer
einem Triumph zu entsagen, auf welchen die Eitelkeit ihre Berechnung ge¬
baut hat. Man wollte das letzte Wort behaupten, und da dies in der Haupt¬
sache nicht möglich war, so fing man an zu Scharmützeln und zu necken, fremde
Dinge herbcizuziehn. persönliche Angriffe zu machen, und Seitenangriffe zu
versuchen. Aber erst als man den Vorwurf wagte, daß Herr Rossignol den
Käsar falsch verstanden, antwortete dieser in seiner Schrift: Lxameu eritiyue
6v 1a trüäueticm et'un texte tonänmontal anus In (luostion ä'^uso, mit Um-
sicht auf den übel gerathenen Querwurf. Ich sage: übel gerathen! Denn
wenn man den Zustand der Wissenschaften in Frankreich nach der Art und
Weise, in welcher die Herrn Delacroix und Quicherat dieselben vertreten, be¬
urtheilen wollte, so müßte man glauben, daß es damit zu Ende gehe, und
daß weder in Behar^on noch in Paris irgend jemand noch lateinisch ver¬
gehe. Während dieses Geplänkels hatte sich Herr Quicherat zu einem neuen
^ersuche aufgerafft, und veröffentlichte eine Abhandlung, die er zuerst in der
Gesellschaft der Alterthumsforscher von Frankreich vorgelesen hatte, unter dem
zuversichtlichen Titel: I/^lüsia. de veslU' ieuäuv 5 ig. ?i'laeue-come6, r<M-
^lion at tous les in6moll-Ls sur ^uso." Der Zweck wurde wiederum ver-
sM; denn die Akademie der Inschriften, aus deren Zustimmung es zunächst
^gesehen war. erkannte in ihrer Sitzung vom V.August 1857 der Denkschrift
Rossignol den Preis zu. Von dieser Seite zurückgeworfen, wendete sich
Herr Quicherat von neuem zur Oeffentlichkeit zurück und ließ seine Denk-
^rise in einer Reihe von Zeitungen verherrlichen. Der unerschrockene
Rossignol aber schleuderte eine neue Streitschrift gegen den wiedererstan¬
den Kämpen, die durch ihre Nüchternheit fast noch größere Verwüstungen




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/311>, abgerufen am 24.07.2024.