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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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höheren Adels, die großen Barone in die päpstliche und kaiserliche Partei.
Koni Ende des 10. bis etwa zum Ende des 13. Jahrhunderts und selbst bis
'us 14. bestand nun in Rom das System, daß man die großen antiken
Massiven Gebäude, so weit sie noch erhalten waren, als Festungen benutzte,
^de der großen adeligen Familien wußte sich entweder durch eigenmächtige
önvaltsame Usurpation, oder zuweilen auch durch päpstliche Verleihung in
Besitz eines oder mehrer solcher Gebäude zu setzen, brachte dann auch die
Zunächst liegenden Straßen und Stadttheile in ihre Gewalt, und suchte sich
"un hier so viel als möglich zu befestigen. So enthielt Rom im Mittelalter
"Uierhaib seiner Mauern eine Menge von einzelnen Raubburgen und Fe¬
stungen, welche sich alle gegenseitig bekämpften und befehdeten-

Vor allen andern ragte damals an Bedeutung das Geschlecht der Colonna
hervor. Bei diesem zeigt sich durchgehends eine antipäpstliche Gesinnung, und
^ waren stets eine Hauptstütze der kaiserliche" oder ghibelliuischen Partei in
Rom. Zu besonderem Glänze gelangte dieses Geschlecht durch Steffano Co-
^una. den Freund des Petrarca und von diesem vielfach gefeiert. Der
Mittelpunkt der Macht der Colonna und ihr hauptsächlichster Waffenplatz war
^"lestrinn (Prüneste); in Rom selbst erstreckten sich die befestigten Wohnungen
^ Colonna von der Piazza Se. Marcello bis nach Santi Apostoli gegen
ku Quirinal hin, da wo noch jetzt der Palazzo Colonna liegt. Auch scheint
^' daß sie sich in den Thermen des Konstantin verschanzt hatten, die in
^'Um Kämpfen wol meist verwüstet sein mögen. Anfangs besaßen sie auch
as Mausoleum des August ldamals ^.uAust-a, se. clomuö genannt); aber diese
'adlige Feste, die an Bedeutung allein dem Mausoleum des Hadrian oder
^ Engelsburg nachstand, ward zweimal von den Römern zerstört, im Jahr
und 1241. Jetzt wird die Grabstätte des ersten römischen Kaisers als
)eater benutzt, und gar oft erschallt darin der Musus, den sich Augustus
Erbend erbeten haben soll. -- Nächst den Colonna waren das wichtigste Ge-
)lebt die Orsini, die im Gegensatz zu den Colonna meistens zur päpst-
'chen guelsischen Partei gehörten. In Rom hatten diese ihre Wohnsitze auf
de^ ^""^ Giordano, einem aus altem Schutt und Trümmern in der Nähe
Ponte S. Angelo gebildeten Hügel (wo noch jetzt am Eingang des Pa-
ir ^ ^"brielli die beiden Bären als Wahrzeichen der Orsini stehn), ferner
ein seitdem zerstörten Theater des Pompejus, wo jetzt der Palazzo Pio
^. und überhaupt auf dem Campo ti siore. Auf dem rechten Tiberufer
^ ^u sie einen Palast bei Se. Peter, und außerdem war meistens die wich-
^ Engelsburg in ihrer Gewalt. Wie also die Colonna den Theil Roms
dem Corso bis nach Port" del Popolo hin beherrschten, so die Orsini
u Theil der Stadt, welcher sich vom Campo ti siore nach Ponte S. An-
" ^ehe und von da an den Weg nach Se. Peter. -- An Macht standen


höheren Adels, die großen Barone in die päpstliche und kaiserliche Partei.
Koni Ende des 10. bis etwa zum Ende des 13. Jahrhunderts und selbst bis
'us 14. bestand nun in Rom das System, daß man die großen antiken
Massiven Gebäude, so weit sie noch erhalten waren, als Festungen benutzte,
^de der großen adeligen Familien wußte sich entweder durch eigenmächtige
önvaltsame Usurpation, oder zuweilen auch durch päpstliche Verleihung in
Besitz eines oder mehrer solcher Gebäude zu setzen, brachte dann auch die
Zunächst liegenden Straßen und Stadttheile in ihre Gewalt, und suchte sich
"un hier so viel als möglich zu befestigen. So enthielt Rom im Mittelalter
"Uierhaib seiner Mauern eine Menge von einzelnen Raubburgen und Fe¬
stungen, welche sich alle gegenseitig bekämpften und befehdeten-

Vor allen andern ragte damals an Bedeutung das Geschlecht der Colonna
hervor. Bei diesem zeigt sich durchgehends eine antipäpstliche Gesinnung, und
^ waren stets eine Hauptstütze der kaiserliche» oder ghibelliuischen Partei in
Rom. Zu besonderem Glänze gelangte dieses Geschlecht durch Steffano Co-
^una. den Freund des Petrarca und von diesem vielfach gefeiert. Der
Mittelpunkt der Macht der Colonna und ihr hauptsächlichster Waffenplatz war
^"lestrinn (Prüneste); in Rom selbst erstreckten sich die befestigten Wohnungen
^ Colonna von der Piazza Se. Marcello bis nach Santi Apostoli gegen
ku Quirinal hin, da wo noch jetzt der Palazzo Colonna liegt. Auch scheint
^' daß sie sich in den Thermen des Konstantin verschanzt hatten, die in
^'Um Kämpfen wol meist verwüstet sein mögen. Anfangs besaßen sie auch
as Mausoleum des August ldamals ^.uAust-a, se. clomuö genannt); aber diese
'adlige Feste, die an Bedeutung allein dem Mausoleum des Hadrian oder
^ Engelsburg nachstand, ward zweimal von den Römern zerstört, im Jahr
und 1241. Jetzt wird die Grabstätte des ersten römischen Kaisers als
)eater benutzt, und gar oft erschallt darin der Musus, den sich Augustus
Erbend erbeten haben soll. — Nächst den Colonna waren das wichtigste Ge-
)lebt die Orsini, die im Gegensatz zu den Colonna meistens zur päpst-
'chen guelsischen Partei gehörten. In Rom hatten diese ihre Wohnsitze auf
de^ ^""^ Giordano, einem aus altem Schutt und Trümmern in der Nähe
Ponte S. Angelo gebildeten Hügel (wo noch jetzt am Eingang des Pa-
ir ^ ^"brielli die beiden Bären als Wahrzeichen der Orsini stehn), ferner
ein seitdem zerstörten Theater des Pompejus, wo jetzt der Palazzo Pio
^. und überhaupt auf dem Campo ti siore. Auf dem rechten Tiberufer
^ ^u sie einen Palast bei Se. Peter, und außerdem war meistens die wich-
^ Engelsburg in ihrer Gewalt. Wie also die Colonna den Theil Roms
dem Corso bis nach Port« del Popolo hin beherrschten, so die Orsini
u Theil der Stadt, welcher sich vom Campo ti siore nach Ponte S. An-
" ^ehe und von da an den Weg nach Se. Peter. — An Macht standen


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[0233] höheren Adels, die großen Barone in die päpstliche und kaiserliche Partei. Koni Ende des 10. bis etwa zum Ende des 13. Jahrhunderts und selbst bis 'us 14. bestand nun in Rom das System, daß man die großen antiken Massiven Gebäude, so weit sie noch erhalten waren, als Festungen benutzte, ^de der großen adeligen Familien wußte sich entweder durch eigenmächtige önvaltsame Usurpation, oder zuweilen auch durch päpstliche Verleihung in Besitz eines oder mehrer solcher Gebäude zu setzen, brachte dann auch die Zunächst liegenden Straßen und Stadttheile in ihre Gewalt, und suchte sich "un hier so viel als möglich zu befestigen. So enthielt Rom im Mittelalter "Uierhaib seiner Mauern eine Menge von einzelnen Raubburgen und Fe¬ stungen, welche sich alle gegenseitig bekämpften und befehdeten- Vor allen andern ragte damals an Bedeutung das Geschlecht der Colonna hervor. Bei diesem zeigt sich durchgehends eine antipäpstliche Gesinnung, und ^ waren stets eine Hauptstütze der kaiserliche» oder ghibelliuischen Partei in Rom. Zu besonderem Glänze gelangte dieses Geschlecht durch Steffano Co- ^una. den Freund des Petrarca und von diesem vielfach gefeiert. Der Mittelpunkt der Macht der Colonna und ihr hauptsächlichster Waffenplatz war ^"lestrinn (Prüneste); in Rom selbst erstreckten sich die befestigten Wohnungen ^ Colonna von der Piazza Se. Marcello bis nach Santi Apostoli gegen ku Quirinal hin, da wo noch jetzt der Palazzo Colonna liegt. Auch scheint ^' daß sie sich in den Thermen des Konstantin verschanzt hatten, die in ^'Um Kämpfen wol meist verwüstet sein mögen. Anfangs besaßen sie auch as Mausoleum des August ldamals ^.uAust-a, se. clomuö genannt); aber diese 'adlige Feste, die an Bedeutung allein dem Mausoleum des Hadrian oder ^ Engelsburg nachstand, ward zweimal von den Römern zerstört, im Jahr und 1241. Jetzt wird die Grabstätte des ersten römischen Kaisers als )eater benutzt, und gar oft erschallt darin der Musus, den sich Augustus Erbend erbeten haben soll. — Nächst den Colonna waren das wichtigste Ge- )lebt die Orsini, die im Gegensatz zu den Colonna meistens zur päpst- 'chen guelsischen Partei gehörten. In Rom hatten diese ihre Wohnsitze auf de^ ^""^ Giordano, einem aus altem Schutt und Trümmern in der Nähe Ponte S. Angelo gebildeten Hügel (wo noch jetzt am Eingang des Pa- ir ^ ^"brielli die beiden Bären als Wahrzeichen der Orsini stehn), ferner ein seitdem zerstörten Theater des Pompejus, wo jetzt der Palazzo Pio ^. und überhaupt auf dem Campo ti siore. Auf dem rechten Tiberufer ^ ^u sie einen Palast bei Se. Peter, und außerdem war meistens die wich- ^ Engelsburg in ihrer Gewalt. Wie also die Colonna den Theil Roms dem Corso bis nach Port« del Popolo hin beherrschten, so die Orsini u Theil der Stadt, welcher sich vom Campo ti siore nach Ponte S. An- " ^ehe und von da an den Weg nach Se. Peter. — An Macht standen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/233>, abgerufen am 28.06.2024.