Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.Die architektonischen Bestrebungen unserer Zeit. 'A'^ ii>'^nzn"Kölet^'^i.'- Die Renaissance erscheint als das architektonische Resultat jener in der Früh- Die architektonischen Bestrebungen unserer Zeit. 'A'^ ii>'^nzn»Kölet^'^i.'- Die Renaissance erscheint als das architektonische Resultat jener in der Früh- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0158" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/187109"/> </div> <div n="1"> <head> Die architektonischen Bestrebungen unserer Zeit.</head><lb/> <div n="2"> <head> 'A'^ </head><lb/> <p xml:id="ID_463"> ii>'^nzn»Kölet^'^i.'-<lb/> Zwei Entwürfe: „Lu^e <lui8<iun! k01tun.1v kadsr" und „Leinxor üm-va-t<lb/> al-elüteeturu", denen als dritter im Bunde der Plan: „Lini voluere kirtg." an¬<lb/> zureihen wäre, gehören der dresdner Schule an. Gründer und Meister dieser<lb/> Schule ist Gottfried Semper, von dessen Berufung nach Dresden im Jahre<lb/> 1834 dieselbe datirt. An Stelle der Wcinbrennerschen Schule,'die bis dahin<lb/> die herrschende in Dresden gewesen, legte Semper seinen Schöpfungen den<lb/> Renaissancestil zu Grunde. Die gewonnene Ueberzeugung, daß der Renais¬<lb/> sancestil als der architektonische Ausdruck einer unseren Tagen geistig ver-<lb/> wandten Zeit auch den Ausgangspunkt für die modernen Bestrebungen bilden<lb/> müsse, wird ihn hierbei geleitet haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_464" next="#ID_465"> Die Renaissance erscheint als das architektonische Resultat jener in der Früh-<lb/> zeit des 15. Jahrhunderts vollzogenen Sinneswandlung, die sich gleichmäßig<lb/> über alle Gebiete des Lebens, über Kirche und Staat, Wissenschaft und Kunst<lb/> erstreckte. — Das Mittelalter war eine Zeit des unvermittelter Gegensatzes einer<lb/> rohen, gewaltsamen Sinnlichkeit auf der einen, eines überschwenglichen, welt¬<lb/> vernichtenden Spiritualismus auf der andern Seite. Im ruhelosen Kampfe<lb/> bäumte sich die niedergetretene Natur gegen die Herrschaft eines in starrer Ob¬<lb/> jektivität sich selbst äußerlich gewordenen Geistes auf, ohne daß das Zeitalter<lb/> in sich selbst die Kraft zur Ueberwindung dieses Dualismus gesunden hätte.<lb/> Der dem germanischen Geiste ureigene Individualismus tritt in Widerspruch<lb/> theils mit sich selbst, theils mit dem Staat. In freier, genossenschaftlicher<lb/> Vereinigung sucht er die Macht zu energischer Vertretung gleicher Interessen<lb/> zu gewinnen, in Mönchswesen, Ritterthum und Zünften. Der Staat selbst<lb/> aber baut sich solcher Gestalt aus einzelnen freien Gliedern aus, die, weil<lb/> ohne einheitliche Staatsgewalt, im permanenten Kampfe aufeinander pralle».<lb/> „Ueberal! finden wir den Geist des Individualismus in seiner mächtige»'<lb/> gruppenbildenden, isolirenden Thätigkeit, stets neu und unerschöpflich in seine»<lb/> Gestaltungen. Aber diese Gruppen stehn dem tiefer Blickenden nicht lose u»d<lb/> vereinzelt nebeneinander. Ein gemeinsames Bewußtsein, dasselbe Gcsammt-<lb/> ziel verbindet die scheinbar Getrennten nur um so inniger, und über das Ge¬<lb/> wirr luftig und kühn aufsteigender Glieder und Theile legt sich vor allem l»</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0158]
Die architektonischen Bestrebungen unserer Zeit.
'A'^
ii>'^nzn»Kölet^'^i.'-
Zwei Entwürfe: „Lu^e <lui8<iun! k01tun.1v kadsr" und „Leinxor üm-va-t
al-elüteeturu", denen als dritter im Bunde der Plan: „Lini voluere kirtg." an¬
zureihen wäre, gehören der dresdner Schule an. Gründer und Meister dieser
Schule ist Gottfried Semper, von dessen Berufung nach Dresden im Jahre
1834 dieselbe datirt. An Stelle der Wcinbrennerschen Schule,'die bis dahin
die herrschende in Dresden gewesen, legte Semper seinen Schöpfungen den
Renaissancestil zu Grunde. Die gewonnene Ueberzeugung, daß der Renais¬
sancestil als der architektonische Ausdruck einer unseren Tagen geistig ver-
wandten Zeit auch den Ausgangspunkt für die modernen Bestrebungen bilden
müsse, wird ihn hierbei geleitet haben.
Die Renaissance erscheint als das architektonische Resultat jener in der Früh-
zeit des 15. Jahrhunderts vollzogenen Sinneswandlung, die sich gleichmäßig
über alle Gebiete des Lebens, über Kirche und Staat, Wissenschaft und Kunst
erstreckte. — Das Mittelalter war eine Zeit des unvermittelter Gegensatzes einer
rohen, gewaltsamen Sinnlichkeit auf der einen, eines überschwenglichen, welt¬
vernichtenden Spiritualismus auf der andern Seite. Im ruhelosen Kampfe
bäumte sich die niedergetretene Natur gegen die Herrschaft eines in starrer Ob¬
jektivität sich selbst äußerlich gewordenen Geistes auf, ohne daß das Zeitalter
in sich selbst die Kraft zur Ueberwindung dieses Dualismus gesunden hätte.
Der dem germanischen Geiste ureigene Individualismus tritt in Widerspruch
theils mit sich selbst, theils mit dem Staat. In freier, genossenschaftlicher
Vereinigung sucht er die Macht zu energischer Vertretung gleicher Interessen
zu gewinnen, in Mönchswesen, Ritterthum und Zünften. Der Staat selbst
aber baut sich solcher Gestalt aus einzelnen freien Gliedern aus, die, weil
ohne einheitliche Staatsgewalt, im permanenten Kampfe aufeinander pralle».
„Ueberal! finden wir den Geist des Individualismus in seiner mächtige»'
gruppenbildenden, isolirenden Thätigkeit, stets neu und unerschöpflich in seine»
Gestaltungen. Aber diese Gruppen stehn dem tiefer Blickenden nicht lose u»d
vereinzelt nebeneinander. Ein gemeinsames Bewußtsein, dasselbe Gcsammt-
ziel verbindet die scheinbar Getrennten nur um so inniger, und über das Ge¬
wirr luftig und kühn aufsteigender Glieder und Theile legt sich vor allem l»
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