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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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beeren allein zu pflücken, würde Oestreich, wie wir bei Betrachtung des vori¬
gen Falles gezeigt zu haben glauben, zurückzuweisen im Stande sein. Oest¬
reich kann sogar seine Macht zeitig genug am Ticino concentriren, um dem
französischen Heer entgegenzugehen und den Krieg in das piemontesische Ge¬
biet hinüberzuspielen, und es würde sich dann das Schicksal des Krieges in
den Ebenen Piemonts entscheiden, wo schon so viele Schlachten zwischen Oest¬
reich und Frankreich geschlagen worden sind. Will sich aber Oestreich in Ita¬
lien nur auf eine kräftige Defensive beschränken, oder ist es im Fall eines
unglücklichen Ausganges seiner Offensive gezwungen zurückzugehn, so findet es
in dem Festungsviereck Verona, Mantua, Peschiera, Legnago eine Stütze, und
es wird dieses seinen Werth bewähren, die östreichische Armee wird un¬
ier diesen Umständen jenen großen Nutzen daraus zu ziehn im Stande sein,
den ein wohldurchdachtes Festungssystem zu bieten fähig ist. Innerhalb des
Raumes von einigen Quadratmeilen, den die vier Festungen einschließen, be¬
findet sich die Armee wie in einem Bollwerk, das ihre Stärke verdoppelt, frei
und sicher in allen ihren Bewegungen, stets im Besitz der innern Operations¬
linie, während der Feind sich auf dem äußern Umfang eines Kreises bewegen
"ob, dessen Mittelpunkt die Vertheidigungsarmee einnimmt. Das feindliche
Heer wird durck diese Stellung gefesselt und verliert dem Vertheidiger gegen¬
über alle seine bisherige Überlegenheit; greift es eine der Festungen an, so
Uluß es die Belagerung durch Corps gegen Unternehmungen der in dein Rayon
der Gruppe befindlichen feindlichen Armee schützen, und da die zwei Haupt¬
plätze des Systems, Mantua und Verona, nie vollständig eingeschlossen wer¬
den sonnen und immer nach der einen Seite hin ihre Verbindung offen be¬
halten, so hat der Angriff wenig Aussicht, den einen oder den andern der
Plätze bald zum Fall zu bringen. Oder greift die vom Westen gekommene
^Mee die östreichische im verschanzten Lager selbst an. so hat letztere alle
^theile für sich B. , die eine stark befestigte Stellung und der gesicherte Rückzug
unter die Kanonen einer Festung ersten Ranges zu bieten vermag.




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beeren allein zu pflücken, würde Oestreich, wie wir bei Betrachtung des vori¬
gen Falles gezeigt zu haben glauben, zurückzuweisen im Stande sein. Oest¬
reich kann sogar seine Macht zeitig genug am Ticino concentriren, um dem
französischen Heer entgegenzugehen und den Krieg in das piemontesische Ge¬
biet hinüberzuspielen, und es würde sich dann das Schicksal des Krieges in
den Ebenen Piemonts entscheiden, wo schon so viele Schlachten zwischen Oest¬
reich und Frankreich geschlagen worden sind. Will sich aber Oestreich in Ita¬
lien nur auf eine kräftige Defensive beschränken, oder ist es im Fall eines
unglücklichen Ausganges seiner Offensive gezwungen zurückzugehn, so findet es
in dem Festungsviereck Verona, Mantua, Peschiera, Legnago eine Stütze, und
es wird dieses seinen Werth bewähren, die östreichische Armee wird un¬
ier diesen Umständen jenen großen Nutzen daraus zu ziehn im Stande sein,
den ein wohldurchdachtes Festungssystem zu bieten fähig ist. Innerhalb des
Raumes von einigen Quadratmeilen, den die vier Festungen einschließen, be¬
findet sich die Armee wie in einem Bollwerk, das ihre Stärke verdoppelt, frei
und sicher in allen ihren Bewegungen, stets im Besitz der innern Operations¬
linie, während der Feind sich auf dem äußern Umfang eines Kreises bewegen
"ob, dessen Mittelpunkt die Vertheidigungsarmee einnimmt. Das feindliche
Heer wird durck diese Stellung gefesselt und verliert dem Vertheidiger gegen¬
über alle seine bisherige Überlegenheit; greift es eine der Festungen an, so
Uluß es die Belagerung durch Corps gegen Unternehmungen der in dein Rayon
der Gruppe befindlichen feindlichen Armee schützen, und da die zwei Haupt¬
plätze des Systems, Mantua und Verona, nie vollständig eingeschlossen wer¬
den sonnen und immer nach der einen Seite hin ihre Verbindung offen be¬
halten, so hat der Angriff wenig Aussicht, den einen oder den andern der
Plätze bald zum Fall zu bringen. Oder greift die vom Westen gekommene
^Mee die östreichische im verschanzten Lager selbst an. so hat letztere alle
^theile für sich B. , die eine stark befestigte Stellung und der gesicherte Rückzug
unter die Kanonen einer Festung ersten Ranges zu bieten vermag.




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[0157] beeren allein zu pflücken, würde Oestreich, wie wir bei Betrachtung des vori¬ gen Falles gezeigt zu haben glauben, zurückzuweisen im Stande sein. Oest¬ reich kann sogar seine Macht zeitig genug am Ticino concentriren, um dem französischen Heer entgegenzugehen und den Krieg in das piemontesische Ge¬ biet hinüberzuspielen, und es würde sich dann das Schicksal des Krieges in den Ebenen Piemonts entscheiden, wo schon so viele Schlachten zwischen Oest¬ reich und Frankreich geschlagen worden sind. Will sich aber Oestreich in Ita¬ lien nur auf eine kräftige Defensive beschränken, oder ist es im Fall eines unglücklichen Ausganges seiner Offensive gezwungen zurückzugehn, so findet es in dem Festungsviereck Verona, Mantua, Peschiera, Legnago eine Stütze, und es wird dieses seinen Werth bewähren, die östreichische Armee wird un¬ ier diesen Umständen jenen großen Nutzen daraus zu ziehn im Stande sein, den ein wohldurchdachtes Festungssystem zu bieten fähig ist. Innerhalb des Raumes von einigen Quadratmeilen, den die vier Festungen einschließen, be¬ findet sich die Armee wie in einem Bollwerk, das ihre Stärke verdoppelt, frei und sicher in allen ihren Bewegungen, stets im Besitz der innern Operations¬ linie, während der Feind sich auf dem äußern Umfang eines Kreises bewegen "ob, dessen Mittelpunkt die Vertheidigungsarmee einnimmt. Das feindliche Heer wird durck diese Stellung gefesselt und verliert dem Vertheidiger gegen¬ über alle seine bisherige Überlegenheit; greift es eine der Festungen an, so Uluß es die Belagerung durch Corps gegen Unternehmungen der in dein Rayon der Gruppe befindlichen feindlichen Armee schützen, und da die zwei Haupt¬ plätze des Systems, Mantua und Verona, nie vollständig eingeschlossen wer¬ den sonnen und immer nach der einen Seite hin ihre Verbindung offen be¬ halten, so hat der Angriff wenig Aussicht, den einen oder den andern der Plätze bald zum Fall zu bringen. Oder greift die vom Westen gekommene ^Mee die östreichische im verschanzten Lager selbst an. so hat letztere alle ^theile für sich B. , die eine stark befestigte Stellung und der gesicherte Rückzug unter die Kanonen einer Festung ersten Ranges zu bieten vermag. 19*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/157>, abgerufen am 24.07.2024.