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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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Adda. oder an einem andern der Flüsse, welche von den Alpen herabströmend
die Lombarde, bewässern und in den Po münden, nicht zu vergleichen mit
der sorgfältig vorbereiteten, außerordentlich festen Aufstellung in dem Festungs-
Viereck-
. Verona, Mantua, Peschiera. Legnago; hätten demnach nur mili¬
tärische Rücksichten Einfluß auf den Entschluß des Feldherrn, so winde dieser
^i erfolgter Kriegserklärung Mailand und die Lombardei räumen, sich bis
an den Mincio zurückziehn. dort seine Kräfte sammeln und entweder in diesem
Bollwerk, in welchem die beste Garantie für den Besitz Italiens liegt, den
Angriff des Feindes erwarten oder von dieser Operationsbasis aus selbst die
Offensive gegen denselben ergreifen, um-sich der für einige Zeit ausgegebenen
Lombardei wieder zu bemächtigen. Wie erwähnt, erscheint es aber wün¬
schenswert!), auch nicht einen TheU des Landes selbst nur sür kurze Zeit räu¬
men zu müssen; die Armee muß also Mailand halten und zu dem Ende, da
Mailand eine offene Stadt ist, eine Aufstellung am Ticino nehmen und an
dieser Linie den Feind aushalten. An eine der übrigen Linien zwischen Ticino
und Mincio ist nicht zu denken, weil die Aufstellung an einer derselben schon
ohnehin die Räumung Mailands bedingt, und weil es dann mehr als un¬
nütz wäre, diese halten zu wollen, wenn sich wenige Meilen rückwärts eine
°er besten Positionen der Welt vorfindet. Um Mailand gegen einen plötzlichen.
Mit überlegenen Streitkräften unternommenen Angriff Sardiniens zu decken,
dachte man einen Augenblick daran, die Stadt mittelst detachirtcr Forts zu
^festigen und so einen großen Waffenplatz an der Grenze, zu schaffen; man
kam aber von dieser Idee ab, theils wegen der Kosten, welche die Ausführung
^fordert hätte, theils deshalb, weil die Zahl der großen Festungen Oestreichs
"us dem kleinen Raum in Oberitalien zu sehr vermehrt worden wäre, und
endlich, weil dieses verschanzte Lager zu seiner Behauptung auch wieder eine
^deutende Armee erfordert Hütte. Hat Oestreich aber eine solche Armee bei
Mailand stehn, so braucht auch die Stadt nicht geräumt zu werden;
denn man kann alsdann bis zum Eintreffen der Verstärkungen versuchen, die
Ticinolinie zu vertheidigen. Die wesentliche Schwierigkeit für Oestreich be¬
geht nur darin, die Streitkräfte an der piemontesischen Grenze, welche den
"sten Stoß des Feindes gegen Mailand abzuwehren haben, zeitig genug auf
k'Ac solche Stärke zu bringen, daß eine Defensive am Ticino möglich ist.
dies zu erreichen, muß in die Städte der Lombardei stets ein großer
Theil der Armee verlegt bleiben, und man muß diese Orte, so wie auch die
Garnisonen im Venetianischen für einige Zeit ohne Gefahr räumen können,
UM die Truppen mit Hilfe der Eisenbahn in kürzester Frist an die Grenze disponiren
^' können. Wird der zwischen civilisirten Staaten übliche Termin von einigen
^en zwischen der Kriegserklärung und der Eröffnung der Feindseligkeiten
Machtet, so hat Oestreich Zeit, die Truppen aus dem Lande hcrbcizuziehn.


Adda. oder an einem andern der Flüsse, welche von den Alpen herabströmend
die Lombarde, bewässern und in den Po münden, nicht zu vergleichen mit
der sorgfältig vorbereiteten, außerordentlich festen Aufstellung in dem Festungs-
Viereck-
. Verona, Mantua, Peschiera. Legnago; hätten demnach nur mili¬
tärische Rücksichten Einfluß auf den Entschluß des Feldherrn, so winde dieser
^i erfolgter Kriegserklärung Mailand und die Lombardei räumen, sich bis
an den Mincio zurückziehn. dort seine Kräfte sammeln und entweder in diesem
Bollwerk, in welchem die beste Garantie für den Besitz Italiens liegt, den
Angriff des Feindes erwarten oder von dieser Operationsbasis aus selbst die
Offensive gegen denselben ergreifen, um-sich der für einige Zeit ausgegebenen
Lombardei wieder zu bemächtigen. Wie erwähnt, erscheint es aber wün¬
schenswert!), auch nicht einen TheU des Landes selbst nur sür kurze Zeit räu¬
men zu müssen; die Armee muß also Mailand halten und zu dem Ende, da
Mailand eine offene Stadt ist, eine Aufstellung am Ticino nehmen und an
dieser Linie den Feind aushalten. An eine der übrigen Linien zwischen Ticino
und Mincio ist nicht zu denken, weil die Aufstellung an einer derselben schon
ohnehin die Räumung Mailands bedingt, und weil es dann mehr als un¬
nütz wäre, diese halten zu wollen, wenn sich wenige Meilen rückwärts eine
°er besten Positionen der Welt vorfindet. Um Mailand gegen einen plötzlichen.
Mit überlegenen Streitkräften unternommenen Angriff Sardiniens zu decken,
dachte man einen Augenblick daran, die Stadt mittelst detachirtcr Forts zu
^festigen und so einen großen Waffenplatz an der Grenze, zu schaffen; man
kam aber von dieser Idee ab, theils wegen der Kosten, welche die Ausführung
^fordert hätte, theils deshalb, weil die Zahl der großen Festungen Oestreichs
"us dem kleinen Raum in Oberitalien zu sehr vermehrt worden wäre, und
endlich, weil dieses verschanzte Lager zu seiner Behauptung auch wieder eine
^deutende Armee erfordert Hütte. Hat Oestreich aber eine solche Armee bei
Mailand stehn, so braucht auch die Stadt nicht geräumt zu werden;
denn man kann alsdann bis zum Eintreffen der Verstärkungen versuchen, die
Ticinolinie zu vertheidigen. Die wesentliche Schwierigkeit für Oestreich be¬
geht nur darin, die Streitkräfte an der piemontesischen Grenze, welche den
"sten Stoß des Feindes gegen Mailand abzuwehren haben, zeitig genug auf
k'Ac solche Stärke zu bringen, daß eine Defensive am Ticino möglich ist.
dies zu erreichen, muß in die Städte der Lombardei stets ein großer
Theil der Armee verlegt bleiben, und man muß diese Orte, so wie auch die
Garnisonen im Venetianischen für einige Zeit ohne Gefahr räumen können,
UM die Truppen mit Hilfe der Eisenbahn in kürzester Frist an die Grenze disponiren
^' können. Wird der zwischen civilisirten Staaten übliche Termin von einigen
^en zwischen der Kriegserklärung und der Eröffnung der Feindseligkeiten
Machtet, so hat Oestreich Zeit, die Truppen aus dem Lande hcrbcizuziehn.


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[0151] Adda. oder an einem andern der Flüsse, welche von den Alpen herabströmend die Lombarde, bewässern und in den Po münden, nicht zu vergleichen mit der sorgfältig vorbereiteten, außerordentlich festen Aufstellung in dem Festungs- Viereck- . Verona, Mantua, Peschiera. Legnago; hätten demnach nur mili¬ tärische Rücksichten Einfluß auf den Entschluß des Feldherrn, so winde dieser ^i erfolgter Kriegserklärung Mailand und die Lombardei räumen, sich bis an den Mincio zurückziehn. dort seine Kräfte sammeln und entweder in diesem Bollwerk, in welchem die beste Garantie für den Besitz Italiens liegt, den Angriff des Feindes erwarten oder von dieser Operationsbasis aus selbst die Offensive gegen denselben ergreifen, um-sich der für einige Zeit ausgegebenen Lombardei wieder zu bemächtigen. Wie erwähnt, erscheint es aber wün¬ schenswert!), auch nicht einen TheU des Landes selbst nur sür kurze Zeit räu¬ men zu müssen; die Armee muß also Mailand halten und zu dem Ende, da Mailand eine offene Stadt ist, eine Aufstellung am Ticino nehmen und an dieser Linie den Feind aushalten. An eine der übrigen Linien zwischen Ticino und Mincio ist nicht zu denken, weil die Aufstellung an einer derselben schon ohnehin die Räumung Mailands bedingt, und weil es dann mehr als un¬ nütz wäre, diese halten zu wollen, wenn sich wenige Meilen rückwärts eine °er besten Positionen der Welt vorfindet. Um Mailand gegen einen plötzlichen. Mit überlegenen Streitkräften unternommenen Angriff Sardiniens zu decken, dachte man einen Augenblick daran, die Stadt mittelst detachirtcr Forts zu ^festigen und so einen großen Waffenplatz an der Grenze, zu schaffen; man kam aber von dieser Idee ab, theils wegen der Kosten, welche die Ausführung ^fordert hätte, theils deshalb, weil die Zahl der großen Festungen Oestreichs "us dem kleinen Raum in Oberitalien zu sehr vermehrt worden wäre, und endlich, weil dieses verschanzte Lager zu seiner Behauptung auch wieder eine ^deutende Armee erfordert Hütte. Hat Oestreich aber eine solche Armee bei Mailand stehn, so braucht auch die Stadt nicht geräumt zu werden; denn man kann alsdann bis zum Eintreffen der Verstärkungen versuchen, die Ticinolinie zu vertheidigen. Die wesentliche Schwierigkeit für Oestreich be¬ geht nur darin, die Streitkräfte an der piemontesischen Grenze, welche den "sten Stoß des Feindes gegen Mailand abzuwehren haben, zeitig genug auf k'Ac solche Stärke zu bringen, daß eine Defensive am Ticino möglich ist. dies zu erreichen, muß in die Städte der Lombardei stets ein großer Theil der Armee verlegt bleiben, und man muß diese Orte, so wie auch die Garnisonen im Venetianischen für einige Zeit ohne Gefahr räumen können, UM die Truppen mit Hilfe der Eisenbahn in kürzester Frist an die Grenze disponiren ^' können. Wird der zwischen civilisirten Staaten übliche Termin von einigen ^en zwischen der Kriegserklärung und der Eröffnung der Feindseligkeiten Machtet, so hat Oestreich Zeit, die Truppen aus dem Lande hcrbcizuziehn.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/151>, abgerufen am 24.07.2024.